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Wir stecken in der Klimakrise: Was sind die Folgen? Was können wir tun?

Im Freistaat sind die Folgen des Klimawandels bereits heute deutlich wahrzunehmen und sie werden in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Extremwetterereignisse mit schweren Schäden, höhere Temperaturen und Trockenheit beeinträchtigen die Land- und Forstwirtschaft, es kommt häufiger zu warmen Wintern ohne Schnee und die Gletscher schmelzen immer weiter.
Wo ist der BN aktiv und was können Sie tun?

Der Klimawandel ist in vollem Gange. 2015 wurde auf der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbart, die menschengemachte globale Erwärmung stärker als zuvor zu begrenzen: auf unter 2 Grad, bestenfalls sogar unter 1,5 Grad gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung – und das aus gutem Grund.

  • Die global zehn wärmsten Jahre seit 1881 liegen im Zeitraum 2005-2020.
  • Die globale Durchschnittstemperatur liegt 1,1° C über dem Niveau vor der Industrialisierung. In Bayern ist der Anstieg fast doppelt so hoch, weil sich das Land stärker erwärmt als die Ozeane (+ 1,9° C von 1951 bis 2019).
  • In den Sommermonaten Juni bis August haben etwa die Niederschlagssummen in Bayern über den Zeitraum 1951 bis 2019 um 13 Prozent abgenommen.
  • Die Folgen des Klimawandels können regional sehr unterschiedlich ausfallen, die Alpen sind beispielsweise besonders stark betroffen (siehe Klimawandel in den Alpen).

Weltweit hat durch die Klimaerwärmung die Zahl der wetterbedingten Katastrophen zugenommen, zwischen 1970 und 2012 sind hierdurch fast zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. In der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen von 1992 ist klar festgelegt, was mit einem Klimavertrag erreicht werden soll: Ernährungssicherheit inklusive Wasserversorgung sowie das Vermeiden von Störungen der Ökosysteme, die diese beiden Ziele infrage stellen würden. Die Ozeanversauerung, der Meeresspiegelanstieg, Ernteausfälle, Hitzewellen und Dürren müssen verringert und gestoppt werden. 

Die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen unserer Lebensbereiche wahrzunehmen. Die Landwirtschaft, die unsere Ernährung sichert, ist ebenso betroffen wie der Wald, die Artenvielfalt und unsere Natur und Landschaft. Und empfindliche Gebiete wie die Alpen reagieren ganz besonders empfindlich auf die globale Erwärmung. Dabei können intakte Lebensräume wie Moore auch zum Klimaschutz beitragen und uns vor Hochwasserkatastrophen bewahren: Wenn wir sie denn schützen und erhalten.

Klimakrise kurz erklärt

Im Laufe der Erdgeschichte hat sich das Klima immer wieder verändert, der Klimawandel ist also ein altes Phänomen. Allerdings geschahen die Veränderungen in der Vergangenheit in der Regel über sehr lange Zeiträume – anders als heute. Der in den vergangenen 100 Jahren gemessene Temperaturanstieg war derart steil, dass sich die Wissenschaft einig ist: Dieser Klimawandel ist auf menschliche Aktivität zurückzuführen, allen voran den Ausstoß von sogenannten Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2). Es entsteht zum Beispiel, wenn fossile Brennstoffe wie Erdöl, Kohle und Erdgas verbrannt werden, wie es seit Beginn der Industrialisierung in einem zuvor nie gekannten Ausmaß – und immer schneller – erfolgt.

Die Emissionen der Treibhausgase CO2, Methan (CH4) und Wasserdampf erhöhen den sogenannten Treibhauseffekt auf dem Globus. Unser Planet ist von der Atmosphäre umgeben, einer Lufthülle, die aus den oben genannten Gasen besteht. Sonnenstrahlen werden von der Erdoberfläche reflektiert und ins Weltall zurückgestrahlt, einige jedoch können die Lufthülle nicht passieren und erwärmen die Erde. Je höher der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre ist, desto weniger Strahlung gelangt ins All zurück und erwärmt stattdessen die Erde: der sogenannte Treibhauseffekt.

Weitere Infos zu Klimawandel und Treibhauseffekt

Das Klima in Bayern gehört zur warmgemäßigten Klimazone, die Auswirkungen des Klimawandels sind hierzulande weniger stark zu spüren als in anderen Regionen der Erde. Doch auch Bayern und Deutschland sind betroffen, selbst kleinere Veränderungen können größere Auswirkungen haben, als zunächst angenommen. Zu den möglichen Folgen gehören: 

  • katastrophale Starkregenereignisse mit Sturzfluten und Hochwasser
  • mehr Hitzetage
  • mögliche Winterschwankungen oder teilweiser Ausfall der „kalten Jahreszeit“
  • ein früherer Frühlingsbeginn mit Austreiben und Blühen von Fruchtpflanzen, dies erhöht das Risiko dramatischer Schäden bei einzelnen Spätfrösten 
  • Windhosen und Tornados 
  • verstärkte Verbreitung einiger tropischen Krankheiten in Mitteleuropa 
  • längere Trockenperioden und Wassermangel im Mittelmeerraum. Durch den Wegfall ihrer Lebensgrundlagen könnten sich Millionen von Menschen aus Südeuropa und Nordafrika gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen
  • Meeresspiegelanstieg: nach aktuellen Modellen zwischen 0,5 bis zwei Meter. Auch dies könnte Millionen von Menschen aus Belgien, den Niederlanden, Dänemark und Norddeutschland zwingen, in höher gelegene Gebiete zu ziehen 

Auch Sicherheitsexpertinnen und Militärstrategen warnen inzwischen vor einem ungebremsten Klimawandel. Dürren, Ernteausfälle und Wassermangel verschärfen das Konfliktpotenzial in vielen Regionen der Welt. Der Unterschied zwischen 1,5 und 2 Grad Erwärmung ist für das Klima ein Unterschied ums Ganze, die Welt steuert momentan jedoch immer noch auf 3 Grad Celsius-Erwärmung zu. 

Die Klimawissenschaft stellte 2009 die Idee eines maximalen Treibhausgasbudgets vor. Dahinter steckt die Idee, die maximale Menge an Treibhausgasen zu errechnen, die von der Menschheit noch in die Atmosphäre entlassen werden darf. Wenn wir so weiterwirtschaften wie bisher, wird nach diesem Modell das für das Einhalten des 1,5-Grad-Limits verfügbare CO2-Budget bereits weit vor 2030 aufgebraucht sein. Der Umstieg auf Erneuerbare Energien ist daher schnell notwendig. 

Es führt kein Weg daran vorbei: Die Energiewende muss voran gebracht werden! Und es gibt weitere Herausforderungen für wirksamen Klimaschutz, etwa in den Bereichen Mobilität oder Landwirtschaft.


Drei Hotspots für den Klimaschutz in Bayern

Bayern muss Klimaschutz ernst nehmen und in Maßnahmen umsetzen – das sind wir uns sowie aktuellen und zukünftigen Generationen schuldig. Die gesamte Staatsregierung in Bayern muss Verantwortung für Klimaschutz übernehmen, gemeinsam mit Kommunen und Bürgerinnen und Bürgern. Nicht nur Klimaschutz und Energiewende sind miteinander verbunden, auch eine nachhaltige Sozial-, Gesundheits- und Friedenspolitik sind untrennbare Bestandteile wirksamer Maßnahmen gegen den Klimawandel.

100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2040

Energiewende hin zu einer dezentralen Versorgung

Verkehrswende mit ÖPNV-Ausbau und Elektrifizierung

Bezahlbare Energie, Reduktion von Umweltbelastungen und die Unabhängigkeit von Energieimporten stärken regionale Produzenten und Verbraucher. Nicht zuletzt bietet ein (eingeschränkter) Konsum viele Möglichkeiten, das Klima zu schützen (siehe auch Ökologisch leben).

Der BN fordert:

  • Das bayerische Klimaschutzgesetz muss überarbeitet werden und einer strikten Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels dienen. Dazu muss ein maximales CO2-Budget von 650 Millionen Tonnen CO2 ab jetzt und die Klimaneutralität ab dem Jahr 2035 festgelegt werden.
  • Klimaschutz braucht Verbindlichkeit: Das angekündigte bayerische Klimaschutzgesetz muss jährliche Klimaziele für alle Wirtschaftssektoren verbindlich vorgeben. Werden sie verfehlt, müssen Klimaschutzmaßnahmen jährlich schärfer werden. 
  • Versorgung mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien durch Zubau von Windkraft und Photovoltaik. Dazu fordern wir die Abschaffung der 10-H-Regel und die Ausweisung von Vorrangflächen im Umfang von 2 Prozent der Landesfläche für Windenergie. Weiterhin fordern wir eine Solarpflicht für Neu- und Umbauten, die Nutzung aller staatlichen Einrichtungen und eine Ausweisung von 1 Prozent der Landesfläche als Vorrangflächen für Freiflächenphotovoltaik mit ökologischen Standards.
  • Ein Programm für Energieffizienz und Energieeinsparung. Der Primärenergiebedarf muss bis 2040 auf 50 Prozent des Standes von 2020 sinken.
  • Mit klaren Regeln aus Kohle, Öl und Gas aussteigen: durch einen Kohleausstieg bis spätestens 2030, das sofortige Verbot neuer Ölheizungen und den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor
  • Ein CO2-Preis muss jetzt wirken und darf nicht durch einen Emissionshandel auf Jahre verzögert werden. Es braucht deshalb auch bei Wärme und Verkehr ab sofort einen CO2-Preis von mindestens 50 Euro die Tonne, der bis 2030 auf 180 Euro steigt.
  • Den Geldhahn für Öl, Gas und Kohle zudrehen, indem klimaschädliche Subventionen wie die steuerliche Begünstigung von Diesel und Kerosin gestrichen werden und die Förderung neuer Gasinfrastruktur beendet wird.
  • Zum Klimaschutz gehört die Verkehrs- und Agrarwende, den Umbau hin zu Bahn, ÖPNV und eine Elektrifizierung. Es braucht mehr Raum für öffentlichen Verkehr, Radfahrer*innen und Fußgänger*innen und ein Moratorium für den Aus- und Neubau von Straßen und Flughäfen.

Aus der Studie „100% erneuerbare Energien für Bayern“ der Technischen Universität München und dem Bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) im Auftrag des BN leiten sich für Bayern folgende Ausbauziele ab, um die Ziele für 2035 zu erreichen:

  • ca. 66 GW installierte elektrische Leistung Photovoltaik (entspricht einer Versechsfachung im Vergleich zu 2021)
  • ca. 32 GW installierte elektrische Leistung Windenergie (entspricht einer Verzwölffachung im Vergleich zu 2021)

BUND-Forderungen: Die dringlichen Dreißig – Wirksame Klimapolitik jetzt beschließen 

Der BUND Naturschutz (BN) hatte schon lange ein Bayerisches Klimaschutzgesetz gefordert. Im November 2020 wurde der Gesetzesvorschlag der bayerischen Staatsregierung vom Landtag beschlossen und das Gesetz trat am 01. Januar 2021 in Kraft.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem April 2021 stellte jedoch fest, dass die Klimaschutzpolitik bislang unzureichend war und Freiheits- und Grundrechte zukünftiger Generationen beeinträchtigte. Das Bundesklimaschutzgesetz von 2019 wurde damit in weiten Teilen für verfassungswidrig erklärt und musste entsprechend nachgebessert werden. Die Bayerische Staatsregierung sah auch das gerade erst in Kraft getretene Bayerische Klimaschutzgesetz als nicht ausreichend an und kündigte an, das Gesetz bis Ende 2022 zu novellieren. Der Entwurf der Novellierung wurde Ende 2021 veröffentlicht und der BN um eine Stellungnahme gebeten.

Im Entwurf finden sich einzelne Verbesserungen, insbesondere wurden die Reduktionsziele der Treibhausgasemissionen je Einwohner erhöht, bezogen auf das Jahr 1990 bis zum Jahr 2030 um nun mindestens 65 Prozent, außerdem wurde die Klimaneutralität auf 2040 vorgezogen. Viele bereits kritisierte Defizite des Bayerischen Klimaschutzgesetzes wurden jedoch nicht behoben. Vor allem findet sich weiterhin kein klares Bekenntnis zum 1,5-Grad-Ziel, zu dem sich Deutschland und auch die neue Bundesregierung völkerrechtlich verpflichtet haben. Auch der Windkraftausbau wird weiterhin mittels der 10-H Regelung so stark eingeschränkt, dass eine echte Energiewende nicht möglich ist, der wichtige Sektor Mobilität findet überhaupt keine Beachtung. Weiterhin fehlen klare Maßnahmen und echte – auch finanzielle – Verpflichtungen der Staatsregierung, gerade auch bei der Unterstützung der Kommunen. Der Vorschlag enthält fast nur Appelle, und schließlich ist das Gesetz nicht einklagbar: Der BN wird weiter für eine verbesserte gesetzliche Verankerung des Klimaschutzes in Bayern kämpfen. 

Mehr Informationen:
BN-Pressemitteilung: Breites Bündnis legt Forderungskatalog für effektiven und raschen Klimaschutz in Bayern vor 
BN-aktuell: Neun dringende Punkte um das Klimaschutzgesetz wirksam zu machen (pdf) 
BN-Pressemitteilung: BUND Naturschutz fordert wirksames Klimaschutzgesetz statt weichgespültes Placebo-Gesetz 
BN-Stellungnahme zum Bayerischen Klimaschutzgesetz 
Das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) zum Bayerischen Klimaschutzgesetz 

Von Rio bis Fridays for Future: Aktionen des BN zur Klimakrise

Die Sorge um das Weltklima hat der BN schon früh auf seine Agenda gesetzt: So reisten BN-Delegierte beispielsweise 1992 zum Erdgipfel in Rio de Janeiro. Auf dieser Konferenz wurden Ziele zur nachhaltigen Entwicklung und zur Klimaschutzpolitik vereinbart. Hier gründeten die Industrienationen die Klimarahmenkonvention und verpflichteten sich, ihre Treibhausgasemissionen zu verringern. Doch seitdem ist viel zu wenig passiert, ein Versäumnis, dessen Konsequenzen vor allem die jüngeren Generationen in Zukunft zu ertragen haben.

Was können Sie selbst für den Klimaschutz tun? Drei Beispiele

Energie effizient nutzen: der erste Schritt zum Klimaschutz – mit unseren Tipps geht das ganz einfach! Zum Energiesparen

Bio-Produkte und verringerter Fleischkonsum helfen CO2-Emissionen vermeiden: Ökologisch essen und trinken!

Der Klimaschutz gehört auf die höchste politische Ebene! Helfen Sie dem BN bei seinem Einsatz mit Ihrer Spende

Daher macht der BN immer wieder mit Kundgebungen und Aktionen auf die Problematik der Erderwärmung aufmerksam, und richtet Forderungen an die Politik – auf allen Ebenen. Der BN unterstützt daher seit den ersten Demonstrationen die Klimaschutzbewegung „Fridays for future“ und hat eine entsprechende Solidaritätserklärung abgegeben.