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BN FORDERT: MODERNE VERKEHRSPOLITIK STATT STRASSENBAUORGIEN

FORTSCHREIBUNG DES BUNDESVERKEHRSWEGEPLANS:

SCHLECHTES ZEUGNIS FÜR BAYERISCHE BEDARFSMELDUNG

17.05.2013

Anlässlich einer Veranstaltung in Krumbach zum Bundesverkehswegeplan und zu Planungen zu 19 neuen Umgehungsstraßen in Mittelschwaben forderte der Landesbeauftragte des BUND Naturschutz, Richard Mergner, die bayerische Staatsregierung zu einer Wende in der Verkehrspolitik auf: „Die aktuellen Vorschläge des bayerischen Innenministeriums zum Bundesverkehrswegeplan werden den Herausforderungen einer zukunftsfähigen und aus Sicht des Klima-, Flächen- und Gesundheitsschutzes verantwortbaren Infrastrukturplanung in keinster Weise gerecht. Wir brauchen eine moderne Verkehrspolitik  für Mensch und Natur statt  Straßenbauorgien und Flächenfraß.“

Das bayerische Kabinett unter Ministerpräsident Horst Seehofer und „Straßenbauminister“ Joachim Herrmann hatte im März seine Wunschliste mit knapp 400 Straßenbauprojekten nach Berlin gemeldet, davon allein 19 neue Umgehungsstraßen an B16 und B300 in Mittelschwaben.

Der BUND Bundesverband hat die Meldungen der Bundesländer nach Berlin ausgewertet und der bayerischen Bedarfsmeldung ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Vom Bundesverkehrsministerium aufgestellte Kriterien wurden nicht beachtet. Weder der Natur- und Landschaftsschutz, noch die Finanzierbarkeit oder die Einbindung in ein Verkehrsgesamtkonzept wurden berücksichtigt.

Die BUND-Studie platziert die bayerische Bedarfsmeldung in seinem Ranking der Bundesländer am Ende der Skala, da die Meldung einer willkürlichen Sammlung der lokalen Wünsche und keinem verkehrlich wirksamen Gesamtkonzept gleicht. Die Kosten wirken zusammengenommen unglaublich: Die knapp 400 Straßen haben ein finanziellen Gesamtbedarf von 17 Milliarden Euro. Dies bedeutet gemäß der jetzigen Finanzierungslinie, dass die gesamten Bedarfsplanmittel des BVWP 2015-2030 nach Bayern fließen müssten.

120 Personen waren der Einladung des BUND Naturschutz am Donnerstag Abend, den 16. Mai 2013 nach Krumbach gefolgt, um über eine zukunftsfähige Verkehrspolitik zu diskutieren. Der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner machte klar, dass es bei der Bundesverkehrswegeplanung kein „weiter so“ geben darf, wie es die bayerische Staatsregierung und die Bundesregierung momentan vorsehen. Notwendig ist eine deutliche Umschichtung der Finanzmittel aus dem Straßenneubau in Richtung Erhalt der bestehenden Straßeninfrastruktur und zu Gunsten eines Ausbaus der Schieneninfrastruktur in Bayern. Statistiken zeigen, dass gerade im ländlichen Raum das Verkehrsaufkommen in den letzten Jahren schon gesunken ist und auch in Zukunft wegen weiter steigender Benzinpreise und des demographischen Wandels weiter sinken wird.

Der Sprecher des BN-Landesarbeitskreises Verkehr, Gernot Hartwig, stellt klar, dass es kaum noch einen zusätzlichen Nutzen neuer Straßen gibt, da das Netz jetzt schon sehr gut ausgebaut ist. „Neue Straßen zerstören meist nur noch, sie täuschen eine Entlastung vor, sind in der Summe gesehen aber mehr Belastung – ökologisch wie ökonomisch“, so Hartwig.

Ein drastisches Beispiel von vielen unsinnigen Umgehungsstraßen ist die derzeit in Planung befindliche B16 - Ortsumfahrung Ichenhausen im Landkreis Günzburg, so RitaJubt, Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Günzburg. Für die Ortsdurchfahrt wird nur eine Entlastung von ca 20% erwartet, was für Anlieger kaum spürbar ist. Dafür soll aber massiv in die ökologisch äußerst hochwertigen Günzauen eingegriffen werden. Die Kosten sollen bei knapp 50 Mio Euro liegen.

Eine Auswertung des BN von bisher im Bundesverkehrswegeplan enthaltenen Umgehungsstraßenprojekten zeigt, dass nur ca. 20% der Vorhaben auch eine hohe Entlastungswirkung für die Ortsdurchfahrten entfalten können. Auch die neue bayerische Meldung zum Bundesverkehrswegeplan hat die Entlastungswirkung nicht als Auswahlkriterium berücksichtigt.

Viele in Mittelschwaben geplante Umfahrungen liegen zudem an Orten, die gerade mal eine Verkehrbelastung von 3000-5000 Kraftfahrzeugen pro Tag aufweisen, eine Zahl, die für Durchgangsstraßen im ländlichen Raum absolut üblich ist und weit unter Verkehrszahlen in Städten liegt. Ein Bedarf ist also nicht vorhanden.

Für Rückfragen:
Thomas Frey
BN-Regionalreferent für Schwaben
Tel. 0160-95501313
E-Mail: thomas.frey@bund-naturschutz.de

 

Anlage:

Eine ausführliche Stellungnahme des BUND Naturschutz zur bayerischen Meldung zum Bundesverkehrswegeplan finden Sie unter: <link fakten verkehr index.html>www.bund-naturschutz.de/fakten/verkehr/index.html

Die BUND-Studie zu den Meldungen der Bundesländer zum Bundesverkehrswegeplan finden  Sie unter:
http://www.mobil-statt-verplant.de/

Die bayernweite Meldung des bayerischen Innenministeriums zum Bundesverkehrswegeplan finden Sie unter:
http://www.innenministerium.bayern.de/bauen/strassenbau/veroeffentlichungen/17620/

 

Folgende Straßenneubauprojekte sind in der Meldeliste des Bayerischen Innenministeriums an das Bundesverkehrsministerium an der B300 zwischen Augsburg, Krumbach und Memmingen und an der B16 zwischen  Mindelheim, Krumbach und Günzburg enthalten:

B300 Umfahrung Heimertingen

B16 Umfahrung Mindeheim

B300 Umfahrung Boos/Niederrieden

B16 Umfahrung Hausen

B300 Umfahrung Winterrieden

B16 Umfahrung Pfaffenhausen

B300 Umfahrung Babenhausen

B16 Umfahrung Loppenhausen

B300 Umfahrung Kettershausen

B16 Umfahrung Aletshausen

B300 Umfahrung Ebershausen

B16 Umfahrung Niederraunau

B300 Umfahrung Krumbach

B16 Umfahrung Wattenweiler/Höselhurst

B300 Umfahrung  Ried/Breitenbronn

B16 Umfahrung Ichenhausen/Kötz

B300 Umfahrung Ustersbach

 

B300 Umfahrung Gessertshausen

 

B300 Umfahrung Diedorf/Vogelsang