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Partnachklamm: Staumauer im Reintal verhindert

Nach dem Zweiten Weltkrieg mangelte es in Bayern an Strom. Um dem zu begegnen, wurde sogar ein Wasserkraftwerk in der beeindruckenden Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen geplant. Doch die Naturschützer schlugen Alarm: Die vermutlich erste Unterschriftensammlung des BUND Naturschutz (BN) wurde auch von prominenten Unterstützern unterzeichnet – und sie hatte Erfolg!

Eine Staumauer in der Partnachklamm – was heute völlig unvorstellbar erscheint, war vor gut 70 Jahren konkrete Planung. 110 Meter hoch und 130 Meter breit sollte die Betonmauer am oberen Ende der Klamm das darüberliegende Reintal in einen Stausee verwandeln und die Energie des Wildwassers in wertvollen Strom verwandeln, statt sie spektakulär aber „nutzlos“ verpuffen zu lassen.

30 Meter der Klamm sollten dafür gesprengt werden. Der Pegel dieses "Partnachsees" sollte im Jahresverlauf um bis zu 56 Meter schwanken. Nicht nur Prof. Otto Kraus, der erste amtliche bayerische Naturschützer, sah darin "eine völlige Entstellung der dortigen Landschaft".

Die Bauarbeiten hatten bereits begonnen. Noch Jahre später waren in der berühmten Klamm die Reste von Verbauungen zu sehen, bis sich die Natur 1991 in einem gewaltigen Felssturz ihrer entledigte, erinnert sich der seit 2005 amtierende Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen Axel Doering (Stand 2024).


Ohne Kohle kein Strom: nach dem Zweiten Weltkrieg suchte Bayern nach Lösungen

Unvorstellbar sind für uns heute nicht nur solche Pläne, unvorstellbar sind auch die Bedingungen, die damals herrschten. Weil nach dem Zweiten Weltkrieg die Kohleversorgung um 70 Prozent gegenüber 1936 einbrach, herrschte in Bayern extremer Strommangel. Wie die Umwelthistorikerin Ute Hasenöhrl recherchiert hat, fiel nicht nur häufig der Strom aus, es mussten sogar Einrichtungen höchster Priorität wie Molkereien und Kühlhäuser immer wieder abgeschaltet werden. Das macht verständlicher, weshalb man damals buchstäblich ohne Rücksicht auf Verluste die "Stromlücke" zu schließen suchte.

Doch was zu viel war, war zu viel. Als die Pläne 1946 bekannt wurden, erhob sich ein Proteststurm. Einheimische, Naturfreunde, Alpinisten bekämpften das Vorhaben. Die Garmischer Sektion des Deutschen Alpenvereins brachte eine Protestschrift "Die Partnachklamm ist in Gefahr" heraus, die Befürworter konterten postwendend mit einer Broschüre "Eine sachliche und zeitgemäße Beurteilung des Projektes Kraftwerk Werdenfels".

Der BUND Naturschutz, damals noch ein staatsnaher Honoratiorenverein, bearbeitete hinter den Kulissen Ministeriale und Behörden, um die Zerstörung abzuwenden. Und er sammelte Unterschriften – wohl zum ersten Mal in seiner Geschichte. Viele Prominente unterzeichneten, darunter auch der hochbetagte Komponist Richard Strauss und der Volksmusiker Kiem Pauli. Trotzdem dauerte es noch bis 1949, bis das Vorhaben fallen gelassen wurde.


Unsichtbare Erfolge in der Partnachklamm: intakter Natur sieht man die Bedrohung nicht an

Von alledem sieht man heute nichts mehr – und man erfährt auch so gut wie nichts davon. Selbst Ortskundige schütteln ungläubig den Kopf, wenn sie von der Geschichte erfahren. Das ist die Tragik von Naturschutzerfolgen: Dass man sie nicht sieht. Man sieht nur wilde, unzerstörte Natur – und kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass sie jemals bedroht gewesen sein könnte. Umso wichtiger ist, in Erinnerung zu halten, dass selbst der Bestand von Naturdenkmälern wie der Partnachklamm keine Selbstverständlichkeit ist.

Der Weg erfordert keine Beschreibung, denn die Klamm darf nur flussaufwärts durchwandert werden. Mit steilem Anstieg geht es über den Eckbauer nach Garmisch zurück. Wegen des Touristenandrangs empfiehlt es sich, Wochenenden und Ferienzeiten zu meiden, und früh aufzubrechen.

  • Ausgangspunkt: Olympiastadion Garmisch-Partenkirchen (ca. 1,5 km vom Bahnhof)
  • Länge / Gehzeit: 8 km / ca. 2 - 3 Stunden, ca. 500 Höhenmeter
  • Wegcharakter: befestigte Wege (in der Klamm auch Tunnels und Galerien)