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Sind Erneuerbare Energien zu teuer?

Die Energiewende und mit ihr die Erneuerbaren Energien sieht sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert, etwa „Wind und Sonne sind viel zu teuer. Die Stromkunden müssen Milliarden für die Förderung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) zahlen. Eine derartig massive Förderung hat es zu Zeiten der fossilen Stromerzeugung nie gegeben.“ Doch das ist falsch.

Das Totschlagargument: Wind und Sonne machen die Verbraucher arm

„Wind und Sonne sind viel zu teuer. Die Stromkunden müssen Milliarden für die Förderung nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) zahlen. Eine derartig massive Förderung hat es zu Zeiten der fossilen Stromerzeugung nie gegeben." Diese Behauptung wird immer wieder in Zusammenhang mit der EEG-Umlage erhoben. Im Jahr 2019 - so die Kritiker - müssten die Verbraucher bereits 6,4 Cent für jede verbrauchte KWh Strom bezahlen.

Die Wirklichkeit: Die Subventionen für die Konventionellen müssen die Steuerzahler tragen

Richtig an dem Totschlagargument ist nur das eine: Direkt über die Stromrechnung wurde in Deutschland in der Vergangenheit tatsächlich noch keine Energieart so stark gefördert wie die Erneuerbaren. Falsch ist jedoch die Behauptung, die Förderung an sich sei ein Novum. Im Gegenteil. Die konventionellen Energien wurden weit stärker gefördert als die Erneuerbaren. Dies lässt sich aus einer Reihe von Untersuchungen sowie aus den Haushaltstiteln früherer Bundes- und auch Länderhaushalten ersehen.

Atomkraft und Kohle sind viel stärker subventioniert

Besonders genau hat dies eine Studie des "Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft" im Herbst 2017 zusammengefasst. Unter dem Titel "Was Strom wirklich kostet", haben Rupert Wronski und Swantje Fiedler die gesamten Summen aufgelistet, die von 1970 bis 2016 sowohl in die fossilen als auch in die erneuerbaren Energien geflossen sind. Dabei zeigt sich: Während die Förderung der Erneuerbaren als EEG-Umlage alljährlich auf der Stromrechnung deutlich sichtbar ausgedruckt ist, sind die Subventionen für die fossilen Energieträger in öffentlichen Haushalten versteckt, nur die wenigsten Steuerzahler wissen davon. Dabei wurden und werden die Milliarden als direkte Finanzhilfen gegeben, als Steuervergünstigung, als Forschungsgelder oder - was bei der Atomenergie eine wichtige Rolle spielt - als steuerfreie Rückstellungen.

Demnach wurden in Deutschland zwischen 1970 und 2016 insgesamt, zu realen Preisen, die Steinkohle mit 337 Mrd. Euro und die Atomkraft mit 237 Mrd. Euro gefördert. Auf Platz Drei kommen die Erneuerbaren mit 146 Mrd. Euro, was größtenteils durch das EEG verursacht wird. Die Braunkohle schlägt mit 100 Mrd. Euro zu Buche. Zusammengerechnet wurde also die Fossilen mit 674 Mrd. Euro gefördert, die Erneuerbaren mit 146 Mrd. Euro.

Die externen Kosten sind hier noch gar nicht eingerechnet

Und dies sind, wohlgemerkt, die realen Subventionen. Die externen Effekte, also die Kosten für Klima, Umwelt, Gesundheit und anderes sind in diesen Summen nicht enthalten. Es sind auch keine Kosten, beispielsweise für Betrieb und Bewachung von Atommülllagern gerechnet, da dies für einen nicht mehr kalkulierbar langen Zeitraum gilt. Auch eine andere "Ewigkeitslast", nämlich das Abpumpen von belastetem Grubenwasser zum Schutz des Grundwassers, kostet allein im Ruhrgebiet derzeit 100 Mio. Euro pro Jahr. Würde man also all diese "zukünftigen Subventionen" auch mit einbeziehen, würde sich noch deutlicher zeigen, wie vergleichsweise gering die Subventionen im Rahmen der EEG-Umlage sind.

Fazit: Das Fördermodell bei den Regenerativen hat funktioniert

Wenn die Förderung der Erneuerbaren wegen der EEG-Umlage kritisiert werden, muss man erwidern: Die Fossilen wurden ungleich höher bezuschusst. Dazu kommt, dass die konventionellen Kraftwerke Folgekosten in nicht kalkulierbarer Höhe verursachen. Und zwar auf extrem lange Dauer. Wer also die EEG-Umlage auf der Stromrechnung beklagt, sollte bedenken, wie hoch eine "fossile Umlage" wäre, stünde sie korrekt auf der Stromrechnung.

Ohne Förderung hätte die Stromerzeugung durch Sonne, Wind, Biogas und andere auf dem Markt nie eine Chance gehabt. Nur Dank des EEG konnten sie sich durchsetzen und kontinuierlich billiger werden. Im Jahr 2000 kostete die Produktion einer kWh Solarstrom beispielsweise 50 Cent. Heute im Jahr 2020, kann laut Fraunhofer Institut in solaren Großkraftwerken (MW-Bereich) für 4 - 6 Cent produziert werden.

Text und Redaktion: Heiner Müller-Ermann (Sprecher BN-Arbeitskreis Wirtschaft)