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Sumpf-Gladiole: die seltene Schönheit
Im frühen Hochsommer bezaubert ein Meer von purpurroten Blüten der Sumpf-Gladiole den Besucher: Am Mesnerbichl und in der Magnetsrieder Hardt finden sich große Vorkommen. Der BUND Naturschutz trägt seit den 1960er-Jahren maßgeblich zu ihrem Schutz bei.
Die Sumpf-Gladiole, auch Sumpf-Siegwurz genannt, zählt aufgrund ihrer eleganten Gestalt und der schön gefärbten purpurroten Blüten zu den attraktivsten einheimischen Wildpflanzen. Zugleich gehört sie zu den Seltenheiten der bayerischen Flora.
Vorkommen in Deutschland
In Deutschland kommen nur zwei Arten der Gattung Gladiolus vor, die Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris) und die Wiesen-Siegwurz (Gladiolus imbricatus), letztere nur in Thüringen und Sachsen. Die Sumpf-Gladiole hingegen konzentriert ihre deutschen Bestände zu etwa 99 Prozent auf Bayern, weshalb der Freistaat in Deutschland auch die Hauptverantwortung für den Erhalt dieser Art trägt. Über Bayern hinaus sind nur wenige Fundorte in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bekannt.
Sumpfgladiole
Bestände
zu 99 % in Bayern
Bei der Sumpf-Gladiole handelt es sich um eine "Ökotonpflanze". Das heißt, sie kommt im Übergangsbereich zweier Biotope vor. Im Fall der Sumpf-Gladiole ist das der Übergangsbereich von feuchten zu trockenen, nährstoffarmen Wiesen. Im Alpenvorland fühlt sie sich in Lebensraum-Komplexen wohl, in denen Kalk-Halbtrockenrasen und kalkreiche Niedermoore nebeneinander vorkommen und über kalkreiche Pfeifengraswiesen miteinander verbunden sind. Hier stehen ihr immer diejenigen Wuchsorte zur Verfügung, die ihr vom Wasserhaushalt her gerade zusagen.
Die Wuchsortlage ist wohl vor allem für die Jungpflanzen von Bedeutung, die sich wahrscheinlich nur in einem passenden hydrologischen Milieu erfolgreich entwickeln können. In Abhängigkeit von der Witterung kann der optimale Wuchsort für die Verjüngung von Jahr zu Jahr woanders im Ökoton liegen.
Vorkommen in Bayern
Ungestörte Ökotone aus Kalkmagerrasen und kalkreichen Niedermooren sind heute außerordentlich selten, weshalb es wohl auch die Sumpf-Gladiole ist. In Bayern ist die Pflanze in der Südhälfte einschließlich des Donauraums beheimatet. Es gibt einige kleinere Vorkommen auf Flußschotterheiden entlang der Donau zwischen Neuburg und Ingolstadt, entlang der unteren Isar (Sammerner Heide), nördlich von München (Dachauer Moos) sowie in den Kocheler und Berchtesgadener Alpen.
Die Schwerpunktvorkommen der Sumpf-Gladiole konzentrieren sich aber auf das Ostallgäuer Alpenvorland im Füssener Winkel, entlang des Lechs in der Lech-Wertach-Ebene mit der Königsbrunner Heide, die das individuenreichste Vorkommen der Art in Bayern beherbergt, im östlichen Murnauer Moos, in den südwestlichen Loisach-Kochelseemooren sowie in den Alpentälern im Umland von Garmisch-Partenkirchen, in der Magnetsrieder Hardt östlich von Weilheim und im Mesnerbichl-Gebiet südlich von Andechs.
Langjähriges BN-Engagement
Der BUND Naturschutz setzt sich seit langem für den Erhalt der Sumpf-Gladiole ein. In der Magnetsrieder Hardt begann der Verband bereits im Jahr 1966 damit, die wichtigsten Kernflächen zu kaufen. Seither konnten die Besitz- und Pachtflächen ständig erweitert werden. Die Magnetsrieder Hardt beherbergt mit etwa 24.000 Individuen (eigene Zählung im Jahr 2012) einen der großen bayerischen Gladiolen-Bestände. 1982 wurde das Gebiet unter Naturschutz gestellt. Ohne das Engagement des BUND Naturschutz hätte es seine enorme naturkundliche Bedeutung nicht behaupten können.
Im Mesnerbichlgebiet südlich von Andechs haben Experten 2012 die Gladiolen-Vorkommen im Rahmen eines Glücksspiralen-Projekts erfasst. Sie zählten einen Bestand von rund 17.000 Individuen. Auch das ein Erfolg des BN, der sich hier schon seit über 30 Jahren engagiert.
Der BN-Sumpf-Gladiolen-Spezialist empfiehlt, sich die Art unbedingt einmal in natura anzusehen: "Wer nur eine Fotoabbildung von ihr kennt, sollte nicht glauben, ihre Schönheit bereits erfasst zu haben." Am schönsten seien die Sumpf-Gladiolen in der tiefstehenden Abendsonne. "Dann sehen sie fast märchenhaft aus."