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Tiere und Pflanzen

Feldhamster: Wehrhafter Einzelgänger in Gefahr

Obwohl er ein Sympathieträger ist, steht der Feldhamster europaweit vor dem Aussterben. In Bayern kommt er noch zwischen Würzburg, Kitzingen, Schweinfurt und dem angrenzenden Mittelfranken vor.

Im Gegensatz zum syrischen Goldhamster ist unser Feldhamster ein bulliges Kerlchen. Er wird bis zu 34 Zentimeter lang und wiegt zwischen 200 und 500 Gramm. Angst zeigt er nicht. Wenn er in Gefahr ist, stellt er sich auf die Hinterbeine und klappert wütend mit den Zähnen, faucht und bläst seine Backen auf. Zu Gesicht bekommt man Hamster selten, denn die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv.

Zudem gibt es sie kaum mehr: In Bayern kommt der Feldhamster nur noch zwischen Würzburg, Kitzingen, Schweinfurt und dem angrenzenden Mittelfranken vor. Die einstigen Vorkommen am Main von Miltenberg bis Aschaffenburg, in Schwaben und Oberfranken existieren nicht mehr. Der Feldhamster steht in Bayern auf der Roten Liste als stark gefährdete Tierart. Die Besiedlungsdichten sind innerhalb der vergangenen Jahrzehnte überall stark zurückgegangen. Auch heute noch nimmt seine Zahl deutlich ab.


Steckbrief

Feldhamster

Lebensraum: Wo lebt der Feldhamster? Der Feldhamster bewohnte ursprünglich die kontinentalen Steppen. Heute ist er in Ackerbaugebieten mit vorwiegend Löß- und Lehmböden und bis zu 400 Metern Seehöhe zu finden.

Lebensweise: Wie lebt der Feldhamster? Feldhamster sind Einzelgänger und meiden nach Möglichkeit das Zusammentreffen mit ihren Artgenossen. Im Umkreis seines Baus markiert der Feldhamster sein Revier mit einem Sekret aus seinen Flankendrüsen.

Ernährung: Was frisst der Feldhamster? Der Feldhamster lebt überwiegend vegetarisch. Er frisst Getreide, Klee, Kartoffeln, Zuckerrüben, Kraut, Wildkräuter und ihre Samen, verschmäht aber auch Feldmäuse, Würmer und Insekten nicht. Zwei bis fünf Kilogramm Futter trägt er im Spätherbst als Wintervorrat zusammen. Von Oktober bis März überwintert er in seinem Bau. Dabei schläft er nicht die ganze Zeit, sondern genehmigt sich etwa einmal pro Woche eine Mahlzeit aus seiner Speisekammer.

Der Bau: Wie wohnt der Feldhamster? Der Feldhamster legt seinen Bau eineinhalb bis zwei Meter unter der Erde an. Dieser besteht aus einer Vorratskammer, einem Wohnraum (Lager) und einem Kotplatz. Über eine senkrechte Fallröhre lässt sich der Feldhamster bei Gefahr in den Bau plumpsen.

Fortpflanzung: Wie oft vermehren sich Feldhamster? Feldhamster sind ausgeprägte Einzelgänger. Nur zwei- bis dreimal im Jahr verschafft sich das Männchen zur Paarung Zutritt zum Weibchenrevier. Es wird gefaucht und gebissen. Nach einer Woche trennen sich die Streithamster und das Weibchen bringt fünf bis zehn Junge zur Welt. Mit vier Wochen verlassen diese das Nest. Ein Feldhamsterweibchen wirft zwei- bis dreimal pro Jahr.

Feinde: Wen muss der Feldhamster fürchten? Zu den natürlichen Feinden des Feldhamsters zählen Wiesel, Iltis, Fuchs, Katze, aber auch Bussard und Eulen.


Bedrohungen: Was dem Feldhamster zusetzt

Dass der Feldhamster heute vom Aussterben bedroht ist, liegt vor allem an der intensiven Landwirtschaft. Mit den neuen Maschinen werden die Äcker immer noch schneller und gründlicher abgeerntet. Da bleiben kaum noch Körner als Futter und Wintervorrat für den Feldhamster liegen.

Außerdem findet die Getreideernte wegen des Klimawandels heute nicht mehr im August, sondern bereits im Juli oder Ende Juni statt. Durch die großen Ackerflächen sind dann weite Gebiete innerhalb weniger Wochen abgeerntet und der Hamster steht mitten in der Jungenaufzucht ohne Deckung und Futter da – von den fehlenden Wintervorräten ganz zu schweigen.

22

Baue pro Hektar

2017

5

Baue pro Hektar

2019

Selbst auf Flächen, auf denen das vom Bayerischen Landesamt für Umwelt entwickelte Feldhamster-Hilfsprogramm greift, ist die Anzahl der Baue pro Hektar von 22 in 2017 auf fünf in 2019 zurückgegangen. Wenn diese Entwicklung sich fortsetzt, wird der Feldhamster in Bayern aussterben, befürchten die BN-Experten.

Wo kommt der Feldhamster in Bayern noch vor? In Bayern kommt der Feldhamster nur noch zwischen Würzburg, Kitzingen, Schweinfurt und dem angrenzenden Mittelfranken vor.

Warum wirkt das Feldhamster-Hilfsprogramm nicht? Auf den Hilfsprogramm-Flächen bleibt das Getreide zwar bis Ende September stehen, aber die Flächen sind zu klein und zu weit verstreut. Sie liegen isoliert irgendwo in der Landschaft, sodass der Feldhamster auf der Suche nach Deckung umherirrt und dabei oft von Beutegreifern gefressen oder von einem Auto überfahren wird.

Was würde dem Feldhamster jetzt helfen? Um den negativen Trend zu drehen, müsste die Politik dort, wo der Feldhamster heute noch vorhanden ist, eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung in deutlich größerem Umfang vorschreiben und entsprechend honorieren. Die BN-Experten rechnen vor, dass zehn bis 15 Prozent des Feldhamster-Lebensraums mindestens feldhamsterfreundlich bewirtschaftet werden müssten. Im Moment gibt es nur etwa 100 Hektar in den angesprochenen Landkreisen in Bayern. Es müssten aber einige Tausend Hektar sein.

Es geht um viele Tiere des Offenlandes. Außerdem sollte die Politik die »gute landwirtschaftliche Praxis« neu definieren. Vieles, was heute als normale und gesetzestreue Landwirtschaft gilt, gefährdet massiv die Artenvielfalt. Letztendlich geht es bei dieser Frage ja nicht nur um den Feldhamster, sondern auch um andere Offenlandarten wie Feldlerche, Rebhuhn, Wachtel oder Feldhase. Sie alle sind gleichermaßen bedroht.


Was der BUND Naturschutz für den Feldhamster macht

Der Feldhamster ist eine europarechtlich streng geschützte Art. Trotzdem kommt die Bundesrepublik Deutschland, insbesondere das Land Bayern und die Regierung von Unterfranken, der daraus resultierenden Verantwortung nicht nach. Sie unternehmen nicht genug, um den Erhalt des Feldhamsters zu sichern. Der BUND Naturschutz Würzburg hat deswegen Beschwerde bei der EU eingereicht, um einen besseren Schutz für den Feldhamster zu erreichen.

Über die Beschwerde hinaus setzt sich der BN bei allen Eingriffsvorhaben (etwa Baugebiete oder Straßenbau) im Feldhamsterlebensraum für den Schutz des kleinen Nagers ein. Der Verband fordert einen kompletten Stopp derartiger Eingriffe, was auch eine dringend notwendige Reduktion des Flächenverbrauchs zur Folge hätte. Auch Klimaschutz und mehr Biodiversität, für die sich der BN einsetzt, kommen den Feldhamstern zugute.