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Tiere und Pflanzen

Jahresbericht 2023: Themen, Erfolge, Finanzen

Was unternimmt der BUND Naturschutz für Bayerns Natur? Welche Erfolge hat er erzielt? Wie finanziert er seine Arbeit? Antworten finden Sie im Jahresbericht.

Das Jahr 2023 war geprägt durch eine starke Polarisierung der uns wichtigen Themen des Natur- und Umweltschutzes. Ob Heizungsgesetz und Atomausstieg, Ernährung oder der Umgang mit dem Wolf. Diese Themen wurden hoch emotional aufgeladen und teilweise kursierten Halbwahrheiten und Lügen. Dieser ENtwicklung wollen wir zukünftig auf allen Ebenen noch stärker entgegentreten.

Erfreulich sind die vielen Erfolge, die wir im letzten Jahr vor Gericht verzeichnen konnten, zum Beispiel zum Schutz der Kampanwand und des Innstals. Der größte Erfolg im vergangenen Jahr war jedoch das endgültige Aus der letzten deutschen Atomkraftwerke. Ein über fünf Jahrzehnte dauernder gesellschaftlicher Großkonflikt wurde auch federführend von unserem Verband befriedet. Am Ende - und das hat der Atomausstieg gezeigt - ist die Durchsetzung unserer Forderungen richtig. Denn ein Jahr ohne Atomkraft zeigt, dass die Versorgungssicherheit gegeben ist, der Strompreis weiter gefallen ist und wir so wenig Kohlestrom im Netz haben wie seit Ende der 1950er-Jahre nicht mehr.

Mit 268.000 Mitgliedern konnten wir Ende des Jahres 2023 einen neuen Höchststand verzeichnen.


Themen und Erfolge für Bayerns Natur im Jahr 2023

Tiere, Pflanzen, Pilze: Sie alle spielen für unser Überleben eine zentrale Rolle. Natur und Umwelt können sich aber nicht alleine schützen, sie brauchen unsere Hilfe. Der BUND Naturschutz setzt sich deshalb dafür ein, die natürlichen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten.

Seit mehr als 100 Jahren setzt sich der BUND Naturschutz für die biologische Vielfalt in Bayern ein. Auch wenn über die Jahrzehnte seine Tätigkeitsfelder immer zahlreicher wurden: Der klassische Arten- und Biotopschutz – der Schutz von Tieren, Pflanzen und deren Lebensräumen – ist und bleibt das zentrale Anliegen des BN.

Der BUND Naturschutz will gefährdete Arten schützen. So gab es auch 2023 wieder viele Aktionen und Projekte, um genau dies zu erreichen und die Öffentlichkeit für Tiere und Pflanzen zu sensibilisieren. Der BN betreute und organisierte um die 50 Naturschutzprojekte und stellte zum Beispiel den Gartenschläfer, die Wildkatze, den Feuersalamander, aber auch Blühflächen und Niedermoore in den Mittelpunkt. Neben Mitmach- Aktionen wie Krautschau und Hummel-Challenge waren viele freiwillige Helfer*innen unterwegs, um auch 2023 wieder Hunderttausenden von Fröschen, Kröten und Molchen das Leben zu retten.

Ein großer Aufgabenbereich umfasste 2023 auch die Fach- und politische Arbeit, um viele Themen wie die Renaturierung von Mooren, Flüssen und Auen oder die Umsetzung des Volksbegehrens in Bayern voranzubringen. 2023 erarbeiteten die Expert*innen des BN im Naturschutzreferat eine Arbeitshilfe für die Ausweisung der Windenergie-Vorranggebiete. Dem BN ist es nach wie vor ein großes Anliegen, die Energiewende und den Schutz der Lebensräume gemeinsam voranzubringen.

Ein schützenswerter Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen ist das Grüne Band Europas. Dem BUND Naturschutz ist es bereits gelungen, vier Fünftel des 1393 Kilometer langen Lebensraumverbundes als Nationales Naturmonument zu schützen. 2023 zahlte sich die langjährige Arbeit des BN weiter aus: Das Grüne Band ist als UNESCO-Weltnaturerbe vorgeschlagen worden. So sehr man sich über den Erfolg freut, das nächste Ziel hat man bereits vor Augen: eine Nominierung als gemischte Natur- und Kulturerbestätte der UNESCO.

Ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen sind auch die Alpen. Einst waren hier große Beutegreifer wie Luchs, Wolf und Braunbär zu Hause. Die Rückkehr des Wolfes sorgt allerdings für heftige Kontroversen. Statt als Bestandteil des Ökosystems wird er als Bedrohung und Gefahr wahrgenommen. Ausgelöst durch die Debatte um den Wolf erklärte der Arbeitskreis Alpen den Bereich »Alm-/Alpwirtschaft und Naturschutz« zum Schwerpunktthema 2023. Da die Staatsregierung im Wahlkampf vor der Landtagswahl eine Verordnung zum Abschuss von Wölfen erlassen hat, die weder für Weidetierhalter*innen hilfreich noch mit dem Naturschutzrecht vereinbar ist, hat der BN erfolgreich dagegen geklagt.

Neben der erfolgreichen Durchführung laufender Projekte startete der BN 2023 auch neue. An den Start ging zum Beispiel das Beratungsprojekt »KomBi«, das zur Stärkung der Biodiversität in Kommunen beitragen will. Gebietsbetreuungen und die Biberberatung Bayern können für fünf Jahre fortgeführt werden.
Grünes Licht gab es auch für ein großes Streuobstwiesen-Projekt.

Am 15. April 2023 war es endlich soweit: Das Atomkraftwerk Isar 2 bei Landshut ging als eines der drei letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz – allerdings nicht ohne Spannungen. Wegen der anhaltenden Energiekrise gab es viele Stimmen für einen Weiterbetrieb. Der BN hielt dagegen.

Eigentlich hätte Isar 2 schon längst Geschichte sein sollen. Doch in Folge der Energiekrise verlängerte die Regierung die Laufzeit nochmals, der Atommeiler lief im sogenannten Streckbetrieb weiter. Immer lauter wurden auch Stimmen, die 2023 einen regulären Weiterbetrieb des Atomwerks einforderten, gar die Reaktivierung alter Atommeiler forderten, untermauert mit unzutreffenden Aussagen wie »Atomkraftwerke sind klimaneutral« oder »Nur mit Atomstrom ist die Energieversorgung in Deutschland gesichert«. Wie gut, dass der BN mit sachlichen und handfesten Fakten dagegenhalten konnte und die Öffentlichkeit aufklärte. Im Vergleich zu Strom aus Erneuerbaren Energien gibt es kein Argument, das für Atomkraft spricht. Sie ist zu gefährlich, zu teuer und produziert radioaktiven Müll. Reaktorunfälle wie Tschernobyl und zuletzt Fuku­shima haben gezeigt, dass es keine sichere Atomenergie gibt. Hinzu kommt die ungelöste Frage nach der Endlagerung, die das ganze Land noch lange beschäftigen wird.

Seit Jahrzehnten ist Atomenergie ein großes Thema im BN. Seit 1975 hat der Verband den Atomausstieg gefordert – lange bevor irgendeine politische Partei dies formulierte. Umso größer war die Freude, als das jahrzehntelange Engagement zum Ziel führte. Mit einem »Abschaltfest« in München feierten viele Aktivist*innen allen Alters, darunter auch viele von der ersten Stunde des zivilen Widerstands gegen die Atomkraft, deren Ende in Deutschland.

Doch mit der Abschaltung und dem Rückbau der Atommeiler sind noch lange nicht alle Probleme gelöst. Bis ein Endlager gefunden ist, müssen die strahlenden Altlasten in speziellen Containern für Atommüll, den sogenannten Castoren, zwischengelagert werden, was ebenfalls mit hohen Risiken verbunden ist. Außerdem muss die Energiewende in Bayern weiter vorangetrieben werden. Deshalb standen die Landtagswahl und die anschließenden Koalitionsverhandlungen in Bayern in der zweiten Jahreshälfte im Fokus des BUND Naturschutz, denn allen war klar: »Landtagswahl ist Klimawahl«.

Deshalb hat der BN die Landtagskandidat*innen im Wahlkampf immer wieder mit energie- und klimapolitischen Forderungen konfrontiert und die Wähler*innen für diese Themen sensibilisiert. Vor allem in Sachen Wärmepumpennutzung und Stromgewinnung aus Windenergie leisteten die BN-Fachleute viel Aufklärungsarbeit, legten Konzepte zum naturverträglichen Ausbau von Windenergie vor. Für die Kreisgruppen erstellte man Handreichungen, mit denen die Ausweisung von Wind-Vorranggebieten kritisch und konstruktiv begleitet werden kann und vor Ort im Sinne des Klimaschutzes auf Bauleitplanungen einwirken können.

Bei Landtagswahlen werden die Weichen für die Politik der nächsten fünf Jahre gestellt. Die Wahl war deshalb 2023 ein Schwerpunkt der politischen Arbeit des BN. Nicht nur der Wahlkampf wurde mit verschiedenen Aktionen begleitet, auch die darauffolgenden Koalitionsverhandlungen.

Im Wahlkampf versuchen alle Parteien, die Gunst der Wähler*innen für sich zu gewinnen. Dem BUND Naturschutz ging es deshalb darum, Umweltthemen und Klimaschutz in der öffentlichen Diskussion zu stärken und mögliche Lösungswege aufzuzeigen, wie die Politik auf die Herausforderungen dieser Zeit reagieren kann und welche Weichen jetzt in der Umweltpolitik gestellt werden müssen, um unsere Lebensgrundlagen zu bewahren. Schon Monate vor der Wahl machte der BN konkrete Vorschläge für die Energie- und Wärmewende, die Verkehrswende, für Artenschutz und Landwirtschaft, Gewässer und Alpen, den Flächenschutz, den Walderhalt sowie für eine starke Zivilgesellschaft.

Den Wahlkampf flankierte der BUND Naturschutz mit einer Reihe von Positionierungen, Materialien und Veranstaltungen. Den Startschuss bildete eine Podiumsdiskussion beim Naturschutztag in Nürnberg mit den Spitzenkandidat*innen der demokratischen Parteien. In Würzburg diskutierten über 120 Menschen mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbänden über die Klimakrise und Wassernot. Für große Aufmerksamkeit und viele positive Rückmeldungen sorgte die »Rollende Podiumsdiskussion« in einem gecharterten Linienbus, der durch den Landkreis Günzburg fuhr. Thema der Fahrt: »Mobilität im ländlichen Raum«. Auch die groß angelegte Fotoaktion zum Wald­sterben im Frankenwald erreichte viele Menschen.

Wie wichtig und wertvoll die Stimme der BN-Expert*innen im Wahlkampf war, zeigte sich bei den Umweltthemen. Parteien schürten Stadt-Land-Konflikte und bauten Feindbilder auf. Zurückkehrende Tiere wie Fischotter oder Wolf wurden zu Sündenböcken stilisiert und als Teil eines heraufziehenden Kulturkampfs instrumentalisiert. Der BN hielt mit sachlichen Argumenten dagegen und stellte falsche Behauptungen richtig. BN-Landes­vorsitzender Richard Mergner forderte die Politiker*innen mehrfach auf, zur Sachpolitik zurückzukehren. Als das Wahlergebnis in Bayern feststand, gab er ihnen für die darauffolgenden Koalitionsverhandlungen mit auf den Weg: »Wir können Umwelt- und Klimaprobleme nur unter Beachtung von sozialer Gerechtigkeit lösen. Natur- und Umweltschutz sind zentrale Aufgaben und müssen für ein zukunftsfähiges Bayern in einem ausgewogenen Koalitionsvertrag und in der kommenden Legislaturperiode angemessen berücksichtigt werden. Eine regionale ökologische Landwirtschaft, die Ausweisung von Schutzgebieten wie Nationalparks und eine bürgerbeteiligte Energiewende sind nicht nur Notwendigkeiten, sondern auch Chancen für alle Bürgerinnen und Bürger.«

Der Flächenverbrauch in Bayern ist nach wie vor ungebremst hoch. Der BN setzt sich dafür ein, dass der immensen Versiegelung von Boden Einhalt geboten wird. Aber nicht nur Gewerbe und Wohnraum verschlingen einen großen Teil der Natur, auch viele Verkehrsprojekte. Deshalb setzt sich der BN vehement für eine naturverträgliche Mobilitätswende ein.

Der Landesarbeitskreis Flächenschutz hatte sich Ende 2022 mit dem Ziel gegründet, den BN-Landesverband bei dieser Thematik noch besser unterstützen zu können – und hat seitdem viel zu tun. Der Öffentlichkeit und auch den Verantwortlichen in Rathäusern, in den Bezirken und Regierungen ist noch immer nicht bewusst, was es für die Natur bedeutet, täglich mehrere Hektar Erdboden zu versiegeln. Mögliche Alternativen werden kaum oder gar nicht in Betracht gezogen. Deshalb hat der BN seine Arbeit in diesem Bereich verstärkt.

So hat der BN die Erweiterungspläne des Automobilkonzerns BMW kritisch begleitet. Nicht nur, dass die Verantwortlichen mögliche Alternativen zum Neubau eines Batteriewerks viel zu schnell verworfen haben, ausgerechnet mitten im fruchtbaren Gäuboden, der Kornkammer Bayerns, wird BMW in Straßkirchen-Irlbach im Landkreis Straubing-Bogen auf über 100 Hektar wertvollstem Ackerboden ein Montagewerk bauen. Dabei hatte die BN-Kreisgruppe Dingolfing-Landau bereits 2022 gegen einen Neubau eines neuen Industriewerks gekämpft und die Öffentlichkeit über die Folgen informiert. Doch die Verantwortlichen in der Politik vertraten einseitig die Interessen der Industrie.

Auch für den Straßenbau wurden 2023 wieder zahlreiche Flächen unter Asphalt begraben oder sollen noch überbaut werden, so zum Beispiel die B11 mit der Ortsumfahrung Schweinhütt und Ortsumfahrung Ruhmannsfelden, die B15 neu mit der geplanten Isarquerung bei Landshut und der sechsspurige Ausbau der A3 bei Deggendorf. Einen Teilerfolg erreichte der BN mit der Klage gegen den autobahngleichen Ausbau der B12 zwischen Buchloe und Kempten: Hier muss der Klimaschutz im Verfahren beachtet werden.

Die Aktiven und die Fachleute des BN haben auch 2023 wieder mit Aktionen auf Missstände in der Verkehrspolitik hingewiesen. So wurde am Rande der IAA in München zusammen mit einem großen Bündnis für weniger Autobahn- und mehr Bahnausbau geworben. Auch das Pilotprojekt »Verkehrsberuhigung statt Ortsumfahrungen« wurde weitergeführt. Die Mobilitätsexpert*innen des BN führten zudem das Projekt »Reform des Zuschusswesens für den Kommunalstraßenbau« unter dem Titel »Zerstört die Heimat nicht durch Zuschüsse!« weiter. Inzwischen zeichnen sich erste Erfolge ab.

Alles Bio, oder was? Der Anteil an Lebensmitteln aus ökologischer Landwirtschaft könnte größer sein, finden die Fachleute des BN und haben deshalb eine Kampagne gestartet. Doch können in Zukunft überhaupt noch Bio-Lebensmittel produziert werden, wenn auf dem Nachbarfeld bald gentechnikveränderte Pflanzen wachsen?

Auch wenn das bayerische Landwirtschaftsministerium 2023 neun neue Ökomodellregionen eingerichtet hat, könnte der Anteil an produzierten Bio-Lebensmitteln längst höher sein. Gemeinsam mit der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau und der Andechser Molkerei Scheitz hat der BN deshalb die Kampagne »Bio für alle« an vielen Orten in Bayern durchgeführt. Den fulminanten Schlusspunkt setzte die Veranstaltung im September in Berlin. Formuliert wurden dabei drei Forderungen an die Politik: Null Prozent Steuer auf Bioprodukte, 50 Prozent Bio in öffentlichen Einrichtungen und keine Gentechnik.

Letzteres bereitet den Expert*innen des BN große Sorgen. Das Ziel, Natur und Landwirtschaft vor Gentechnik zu bewahren, ist in Gefahr. Die EU-Kommission legte im Juli 2023 einen Vorschlag zur Deregulierung des EU-Gentechnikrechts vor. Danach soll es eine Kategorie  der gentechnisch veränderten Pflanzen geben, die herkömmlich gezüchteten als gleichwertig gelten und praktisch ohne Regeln auf den Markt kommen sollen. Konkret bedeutet das: Für über 90 Prozent dieser neuen, gentechnisch veränderten Organismen würden Zulassungsverfahren mit Sicherheitsprüfung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung komplett entfallen, lediglich Saatgut wäre kennzeichnungspflichtig. Im Bioanbau wäre Gentechnik weiterhin verboten. Ob allerdings Biolebensmittel und gentechnikveränderte Pflanzen Seite an Seite in der freien Natur wachsen können, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen und zu beeinflussen, kann niemand sagen.

Der BN stemmt sich mit voller Kraft gegen die geplante Deregulierung und hat deshalb das Bündnis für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft in Bayern reaktiviert. Dem Bündnis gehören rund 30 Organisationen aus Natur- und Landwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft an. Die Wiedergründung des Bündnisses wurde von der Politik und Öffentlichkeit als starkes Zeichen für den Widerstand gegen die EU-Pläne wahrgenommen. Unter anderem fand in Rosenheim eine Großveranstaltung gegen Gentechnik statt, ebenso eine Kundgebung vor dem europäischen Patentamt in München. Noch hat die EU keine endgültige Entscheidung getroffen, sodass der BN seinen Kampf für ein gentechnikfreies Bayern auch 2024 fortführen wird.

Weitere Themen in der Landwirtschaft waren unter anderem die Wiederzulassung von Glyphosat, die Weiterentwicklung der Tierschutzrichtlinie und die damit verbundene Verbesserung der Haltungsbedingungen für Tiere sowie eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik und bayerischen Landwirtschaftspolitik.

Die Klimakrise bedroht das Leben unserer Wälder. Die Fachleute des BN sprechen sogar vom „Waldsterben 2.0“ und haben deshalb 2023 viel Zeit und Energie darauf verwendet, Politik und Öffentlichkeit wachzurütteln. Die Zeit drängt.

Hitze und Trockenheit machen unseren Wäldern schwer zu schaffen. Viele Bäume in Bayern sind bereits geschädigt, mancherorts sogar abgestorben. Besonders schlimm ist das »Waldsterben 2.0« im Frankenwald. Dort sind bereits rund 10 000 Hektar kahl! Wenn die Klimakrise weiter ungebremst fortschreitet, droht das auch vielen anderen Wäldern im Freistaat. Mit einer beeindruckenden Fotoaktion hat der BN im August 2023 im oberfränkischen Landkreis Kronach auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht und vor den immensen Folgeschäden gewarnt. Die Bemühungen, die Klimakrise abzufedern, müssen oberste Priorität haben. Sonst sterben bald nicht nur einzelne Bäume, sondern ganze Wälder ab und damit wertvolle Lebensräume für viele Arten. Darüber hinaus werden dem Waldsterben auch massive Erosionen und Überflutungen folgen. Mit der Überhitzung der Erde droht der Verlust des einzigen Netto-Kohlenstoffspeichers, den wir mit den Wäldern hierzulande bislang haben.

Der BN fordert deshalb von den Verantwortlichen in Bayern mehr Klimaschutz, mehr natürliche und naturnahe Wiederbewaldung und Waldverjüngung. Beispielsweise zeigten die Fachleute des BN bei einer Pressefahrt bei Mauth im Bayerischen Wald auf, wie wichtig eine waldfreundliche Jagd für die Verjüngung der labilen Fichtenwälder mit Weißtanne ist, die als klimastabilste heimische Nadelbaumart Bayerns gilt.

Den Recherchen des BUND Naturschutz ist es zu verdanken, dass 2023 auch ein Skandal aufgedeckt werden konnte: Seit etwa 20 Jahren wurden im Fürstlich Löwenstein’schen Park im Landkreis Main-Spessart 327 Hektar alte Laubwälder kahlgeschlagen, was eindeutig gegen das Bundesnaturschutzgesetz und die Vogelschutzrichtlinie verstößt. Damit solche Exzesse verhindert und geahndet werden können, fordert der BN eine Verträglichkeitsprüfung und ein Kahlschlagsverbot im bayerischen Waldgesetz.

Die Expertise der BN-Fachleute ist aber auch bei vielen anderen Themen rund um den Wald gefragt, so zum Beispiel bei der Frage nach Windkraftanlagen im Wald, Heizen mit Holz, Jagd und Staatswaldbewirtschaftung.

Von Anfang an war der BUND Naturschutz in seiner über 100-jährigen Geschichte ein starker Anwalt für Bayerns Gewässer und die Arten, die im und am Wasser leben. Doch durch Verbauung, Verschmutzung und die Folgen der Klimakrise besteht hier mehr Handlungsbedarf als je zuvor.

Ohne Wasser kein Leben. Sauberes Trinkwasser ist das wichtigste Lebensmittel schlechthin. Auch die Natur braucht Wasser. Doch zu viel Wasser auf einmal ist genauso gefährlich wie zu wenig davon. Dürresommer und Hochwasser­ereignisse sind Folgen der Klimakrise. Die Menschen müssen deshalb umdenken, statt Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.

Deshalb hat der BUND Naturschutz 2023 eine Kampagne zur Bewahrung einer frei fließenden Salzach ins Leben gerufen. Bis heute ist die Salzach der einzige Voralpenfluss, der nicht durch Staustufen unterbrochen ist. Dass dies so bleibt, ist seit vielen Jahren fraglich. Die Bayerische Staatsregierung hat sich im Dezember 2022 erneut dafür ausgesprochen, dass an der Salzach im Tittmoninger Becken ein Wasserkraftwerk gebaut werden soll. Dieses würde jedoch der Salzach erheblich schaden. Wertvoller Lebensraum für viele Arten ginge verloren, die Jahrhundertchance einer Renaturierung wäre dahin. Dieser Flussabschnitt ist eine der artenreichsten Landschaften der Voralpen. Deshalb setzt sich der BUND Naturschutz für die Bewahrung und Renaturierung dieses einzigartigen und europäisch geschützten Naturschatzes ohne Wasserkraft ein.

Die Fachleute des BN beschäftigten sich 2023 auch intensiv mit dem Schutz unseres Grundwassers. Wasserknappheit und die Verschmutzung von Trinkwasserressourcen sind zentrale Herausforderungen für die Zukunft. Wie viel Grundwasser kann entnommen werden? Wie kann eine ortsnahe Wasserversorgung gesichert werden? Wie kann Tiefengrundwasser geschützt werden?

Auch mit Fragen um die Abwasserbeseitigung beschäftigten sich die Expert*innen. Wie kann verhindert werden, dass schädliche Stoffe in unseren Gewässern landen? Wie können die Nährstoffe im Abwasser im Sinne einer Kreislaufwirtschaft genutzt werden? Welche Lösungen
gibt es für die Verwertung von Klärschlamm? Zur letzten Frage präsentierten die BN-Fachleute im Oktober 2023 eine Studie über die Klimawirkungen verschiedener Verfahren der Klärschlammbehandlung. Außerdem arbeitet man an der Klagebegründung gegen die Monoverbrennungsanlage für Klärschlamm in Gersthofen bei Augsburg mit.

Nur wer die Chancen und Risiken unserer Lebensweise kennt und um Handlungsalternativen weiß, kann einen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung unserer Zukunft leisten. Deshalb bietet der BUND Naturschutz ein vielfältiges Bildungsangebot für Kinder und Erwachsene an. Damit ist der Verband einer der größten außerschulischen Umweltbildungsträger in Bayern.

Das BN-Bildungswerk versteht es, mit abwechslungsreichen Bildungsangeboten bei Klein und Groß die Begeisterung für die Natur zu wecken und Kompetenzen für die Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes zu vermitteln. Das Team bietet zum Beispiel Exkursionen, Mitmach-Programme sowie eine Reihe an Info- und Workshops zu bestimmten Themen an. 2023 war ein Schwerpunktthema „Wasser“.

Weil die Kenntnisse über heimische Arten in der Bevölkerung dramatisch abnehmen und damit die Artenkenner*innen quasi selbst auf der Roten Liste stehen, hat das BN-Bildungswerk 2021 das Format »Artenkenntnis für Einsteiger« ins Leben gerufen. Was mit Online-Abenden über Vogelarten begann, ist mittlerweile zu einer vielfältigen und vielbeachteten Reihe angewachsen. Ob Informationen über Spinnen, putzige Tiere wie die Haselmaus oder Gräser und Laubbäume, die Abendtermine fanden auch weit über Bayern hinaus ein interessiertes Publikum. Die Teilnahmezahlen jedenfalls haben sich in der zweiten Runde der Artenkennerreihe verdoppelt. Der BN erreichte mit diesem Bildungsangebot über 4100 Menschen, ein beachtlicher Erfolg.

Zusammen mit den Fachleuten für Landwirtschaft und Wasser hat das Bildungswerk eine fünfteilige Reihe zum Thema »Wasser und Klima: zwischen Dürre und Land unter« konzipiert; ein Angebot, das fast 600 Menschen erreicht hat und vor allem Landnutzer*innen Handlungs- und Bewirtschaftungsoptionen aufzeigte.

»Wasser« war auch das Jahresthema des Naturschutz- und Jugendzentrums Wartaweil. Der Schwerpunkt »Wasser in Zeiten des Klimawandels« lockte viele Teilnehmer*innen an. Während des gesamten Jahres wurden Ausstellungen zu diesem Thema gezeigt, ergänzt unter ­anderem durch eine Online-Diskussion über Hochwasser oder Filmabende mit anschließendem Gespräch. Auch das zweite Nachhaltigkeitsfest war mit dem Thema »Wasser« überschrieben. Etwa ­250 Gäste konnten bei einem bunten Markt der Möglichkeiten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, vieles dazu ausprobieren und experimentieren.

Allein die Bildungseinrichtung in Wartaweil hat 2023 über 200 Bildungsangebote mit etwa 4000 Kindern durchgeführt. Zusätzlich gab es drei mehrtägige Ferienprogramme. Für Bundesfreiwillige, Lehrkräfte und Landwirt*innen gab es Seminare und Weiterbildungsangebote, die auf die besonderen Bedürfnisse der Teilnehmenden zugeschnitten waren. Ein Höhepunkt im Programmjahr waren im Herbst die »Wartaweiler Gespräche« zum Thema »Die grüne Kommune der Zukunft – Eine Chance für den Naturschutz?!«

Das Team des BN-Bildungswerks überrascht mit immer neuen und kreativen Ideen, um Menschen jeden Alters für die Natur zu begeistern, auf Umweltprobleme hinzuweisen und Handlungsoptionen zum Thema zu machen. So wurde 2023 ein neues Ausstellungskonzept zum Thema »Planet Plastik« erarbeitet. Dabei entstanden drei Ausstellungstürme aus Wabenkarton, die ab 2024 ausgeliehen werden können.

Finanzen des BUND Naturschutz im Jahr 2023

Die Aufgaben des BN werden ständig mehr: Die Sicherung der Energiewende, das Engagement für Klimaschutz, die Bereitstellung von digitalen Angeboten sowie die Unterstützung unserer Basisgruppen erfordern große Anstrengungen. Diese konnten nur bewältigt werden, weil sich immer mehr Menschen für eine Mitgliedschaft im BN entscheiden.

Steigende Mitgliederzahlen und Spendeneinnahmen sichern die finanzielle Unabhängigkeit des BUND Naturschutz. Der BUND Naturschutz konnte erneut seine Einnahmen gegenüber dem Vorjahr steigern – auch dank seiner wachsenden Zahl von Mitgliedern und Förderern, die dem Verband über viele Jahre treu sind.

Der BUND Naturschutz lässt seinen Jahresabschluss – über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus – von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer unter die Lupe nehmen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Küffner & Partner prüfte die Zahlen im Frühjahr 2024 und bestätigte sie uneingeschränkt.

Ohne Mitglieder und Förderer wäre die wichtige Arbeit des BUND Naturschutz nicht möglich. Deshalb war es auch 2023 eines der zentralen Anliegen des BN, weitere Menschen von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Mit Erfolg!

Zum 31. Dezember 2023 hatte der BUND Naturschutz 268.725 Mitglieder und Förderer – ein neuer Höchststand.

Über die Website www.bund-naturschutz.de sowie über die zahlreichen Aktionen und Aktivitäten des Landesverbands und der Kreisgruppen kamen 1989 Menschen neu zum BN. Die professionelle Mitgliederwerbung der BUND Naturschutz Marketing GmbH (BNM) gewann 7283 neue Mitglieder.

Über unseren langjährigen Partner HSP kamen 6379 Menschen als Mitglieder und Förderer zum BN. Bei der Durchführung der Werbung wurden die Kreisgruppen intensiv unterstützt. 2023 führte der BN Telefonaktionen durch, bei denen die Mitglieder gefragt wurden, ob sie ihren Beitrag freiwillig erhöhen möchten. Damit beauftragt wurde die BN Service GmbH und die HSP Serviceline. Bis Ende des Jahres kamen so rund 52 500 Euro zusätzliche Beiträge pro Jahr zusammen. Die Telefonaktionen werden 2024 fortgesetzt.

Als größter Natur- und Umweltschutzverband Bayerns kann der BUND Naturschutz auf seine Mitglieder und Förderer zählen. Auch 2023 zeigten sich die Unterstützerinnen und Unterstützer wieder großzügig. Die Haus- und Straßensammlung konnte nach den Einschränkungen der Pandemie wieder in vollem Umfang stattfinden.

Die Haus- und Straßensammlung, bei der Mitglieder und Schüler*innen eine Woche lang an der Haustür oder in den Innenstädten freundlich nach einer Spende für Bayerns Natur fragen, ist ein wichtiges Standbein der Einnahmen für den Verband. Nach den Corona-Jahren fand die Sammelwoche für Bayerns Natur wieder in den meisten der 76 Kreisgruppen statt. Insgesamt konnte der BN 299 935 Euro an Spenden sammeln. Zudem wurde ein interner Workshop organisiert, der zum dem Austausch und der Weiterentwicklung der Haus- und Straßensammlung gewidmet war.

Auf dem erfreulichen Niveau des Vorjahres blieben die allgemeinen sowie die zweckgebundenen Spenden. Die Einkünfte aus Geldauflagen sind 2023 auf niedrigem Niveau geblieben. Die Richterinnen und Richter lassen Einnahmen aus Geldauflagen eher bundesweit tätigen Verbänden zukommen.
Eine gute und intensive Betreuung seiner Spender liegt dem BUND Naturschutz besonders am Herzen.

Die kompetente und freundliche Telefonkommunikation sowie die schnelle Bearbeitung der schriftlichen Anfragen rund um das Thema Spenden bilden das Herzstück des umfangreichen Service in der Landesgeschäftsstelle.

Allen Spenderinnen und Spendern sagt der BUND Naturschutz ein herzliches »Vergelt's Gott«.

Mit der BUND Naturschutz Service GmbH (BNS) hat der BUND Naturschutz einen starken Service-Partner an seiner Seite. Als Tochtergesellschaft des BN übernimmt sie viele Aufgaben jenseits der praktischen Naturschutzarbeit und unterstützt den Verband so mit einem breit gefächerten Dienstleistungs-Portfolio.

Für die drei BN-Geschäftsstellen und die BN-Gruppen ist das breite Dienstleistungsangebot der BN Service GmbH eine wertvolle Unterstützung, die im vergangenen
Jahr wieder gerne und zahlreich in Anspruch genommen wurde. Beim Druck von Info- und Aktionsmaterialien wie Bannern oder Broschüren, der Erstellung individueller Geschäftsausstattung wie Kuverts und Visitenkarten oder der Durchführung von Versandaktionen stand die BNS dem Verband wie gewohnt als professioneller Partner zur Seite.

Der Ende 2020 neu aufgesetzte BN- Onlineshop konnte seine positive Entwicklung fortsetzen und sein Bestellaufkommen gegenüber dem Vorjahr erneut deutlich steigern. Neben Klassikern wie Kleidungsstücken mit BN-Logo oder kostenlosen BN-Broschüren fanden sich wieder ökologische und nachhaltige Neuheiten im Sortiment: Das große Schwerpunktthema »naturnaher Garten« wurde durch das stabile, wetterfeste Schild »insektenfreundlicher Garten« erweitert und passend zur Energie-und Verkehrswende gibt es für kleine und große Bastler die Solarbausätze »Windrad« und »Radfahrer« neu im Sortiment.

Wichtig und wertvoll waren 2023 die persönlichen Gespräche an den Info- und Verkaufsständen der BNS bei der Delegiertenversammlung, dem traditionellen Reichswaldfest am Nürnberger Schmaußenbuck und der jährlichen Tagung für BN-Mitarbeiter*innen. Wertvolle persönliche Gespräche führte auch das hauseigene Telefonkampagnenteam. Es telefonierte in knapp 20 Kampagnen erfolgreich für den BN und den BUND und ist auf diesem Kanal als wichtiges Bindeglied zwischen Verband und Mitgliedern nicht mehr wegzudenken.

Die Aufgabe der BUND Naturschutz Stiftung ist es, Zuwendungen dauerhaft zu erhalten und aus den Erträgen ihres Vermögens Projekte für Erhalt und Schutz unserer Umwelt zu finanzieren. Somit bietet die BUND Naturschutz Stiftung allen Naturfreundinnen und Naturfreunden die Sicherheit, dass Zuwendungen nicht kurzfristig ausgegeben werden, sondern langfristig zur Finanzierung wichtiger Projekte beitragen.

Stiftungen sind auf »ewig« angelegt. Dies bedeutet, dass das Stiftungskapital auf Dauer erhalten bleiben muss und der einmal festgelegte Stiftungszweck nicht mehr geändert werden darf. Der in der Satzung der BUND Naturschutz Stiftung festgelegte Stiftungszweck ist der Erhalt und die Wiederherstellung unserer Lebensgrundlagen auf vielfältige Weise und mit verschiedenen Schwerpunkten.

Die BUND Naturschutz Stiftung wurde im Jahr 2007 gegründet und startete im Jahr 2009 mit einem Stiftungskapital von 50 000 Euro.
Seither wird ihr Bekanntheitsgrad durch gezielte Maßnahmen kontinuierlich erhöht. Hierzu zählen die Erstellung einer eigenen Homepage, einer ausführlichen Broschüre und eines Flyers. Broschüre und Flyer wurden bereits häufig angefordert und verschickt.

Durch regelmäßige Zustiftungen konnte das Stiftungskapital auf rund 1,6 Millionen Euro erhöht werden. Seit dem Jahr 2012 sind Ausschüttungen erfolgt, wenn auch in noch überschaubarem Rahmen. Diese Ausschüttungen gingen zum Beispiel nach Wartaweil oder an Umweltprojekte in Nürnberg, Passau und Kulmbach, die alle mit dem BUND Naturschutz in Verbindung stehen, oder auch in den Artenschutz.

Auch einige Unterstiftungen wurden gegründet und unterstützen unsere Arbeit.
Wir hoffen, dass wir durch weitere Zustiftungen die Erträge und damit die Ausschüttungen in den nächsten Jahren deutlich erhöhen und damit sinnvolle Projekte für Natur und Umwelt unterstützen und die Ziele des BN auch auf diesem Wege umsetzen können.