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Tiere und Pflanzen

Alpenpflanzen: mehr als Edelweiß und Enzian

In den Bergen konnten viele Pflanzenarten überleben, die es im europäischen Flachland nicht mehr gibt. Doch die breite Vielfalt darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch hier von vielen Arten nur kleine Vorkommen gibt, die von Bergwirtschaft, Siedlungs- und Straßenbau sowie nicht zuletzt vom Klimawandel bedroht sind.

In den Alpen begegnen sich mediterrane, mitteleuropäische, pannonische und illyrische Florenelemente. Von 13.000 in den Alpen vorkommenden Pflanzenarten sind 4.491 Gefäßpflanzen, die 39 Prozent der gesamten Flora Europas abdecken. Darüber hinaus sind 70 Prozent der europäischen Moosarten in der Alpenflora zu finden. Doch der Artenreichtum ist regional sehr unterschiedlich und in den verschiedenen Vegetationsstufen verteilt – eine Alpenpflanze ist meist ein spezieller Charakter. 

Ein Alpen-Edelweiß mit mehreren Blüten wächst im Schutz von Steinen: Viele Alpenpflanzen sind gefährdet!

Alpenblumen als Liebesbeweis

Der Legende nach erhört die Geliebte den Jüngling erst, wenn er ihr vom höchsten Gipfel eine Alpenblume gebracht hat: das Edelweiß. Tatsache ist jedenfalls, dass die ohnehin seltene Pflanze als Symbol für die Alpen häufig als Souvenir missbraucht wurde und die Art heute stark gefährdet ist (Rote Liste Kat. 2).

Von den 400 endemischen Pflanzenarten sind einige durch den Klimawandel vom Aussterben bedroht. Typische Pflanzenarten sind Alpenblumen und Zwergsträucher. Besonders bekannt sind verschiedene Enziane (Gentiana), das Edelweiß, das Alpenglöckchen oder die Latschenkiefer. Einige davon – beziehungsweise ihre gezüchteten Verwandten – sind regelmäßig in Steingärten oder als Zimmerpflanzen anzutreffen. Darüber hinaus gibt es in niederen Lagen zahlreiche Baumarten, die den Bergwald bilden und wichtige Funktionen zum Schutz gegen Lawinen und Erosion sowie als Lebensraum für Tiere übernehmen.

Bitte keine Souvenirs!

Bitte keine Pflanzen in den Bergen ausgraben um sie daheim anzusiedeln, dies ist kein Beitrag zum Artenschutz und bei geschützten oder gefährdeten Arten darüber hinaus verboten. Das Interesse von Hobbygärtnern, die sich mit wildwachsenden Pflanzen versorgen, bedroht immer mehr Arten in ihrer Existenz – nicht nur in den Alpen. Kaufen Sie Pflanzen für Garten, Balkon oder Zimmer stets aus Züchtungen von vertrauensvollen Gärtnereien, diese Arten sind in der Regel auch besser an die veränderten Lebensbedingungen angepasst.

Eine Besonderheit der Alpenflora ist ganz allgemein ihre hohe Widerstandsfähigkeit, mit der sie den herausfordernden Lebensumständen trotzt. Die kürzeren Vegetationsperioden sind bei Bäumen zum Beispiel an einem langsamen Wachstum abzulesen, ihr Holz ist am Ende vergleichsweise härter. Auch das Alter der Pflanzen ist zum Teil rekordverdächtig: Schweizer Forscher wiesen mithilfe von Molekulartechnik nach, dass die Alpengrasart Krumm-Segge (Carex curvula) bis zu 5000 Jahre alt werden kann. 

Berühmt oder unbekannt? Steckbriefe Alpenpflanzen

Im Gegensatz zum Gewöhnlichen Fettkraut (Pinguicula vulgaris) mit violetten Blüten sind diese beim Alpen-Fettkraut (P. alpina) weiß. Mit den klebrigen Blättern werden kleine Insekten angelockt, die dann kleben bleiben. Bei der Verdauung rollen sich die Blattenden leicht ein.

Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina) wurde von den Bergbewohnern als Heil- und Nutzpflanze gesammelt. Er sollte entzündungshemmend wirken und wurde zum Beispiel bei Hautkrankheiten eingesetzt. Als (Frühjahrs-)Gemüse wurde die Alpenpflanze roh verzehrt. Da sie auch als milchflusssteigernd galt, wurde sie regelmäßig als Viehfutter verwendet – daher stammt ihr Name. Sie wird bis zu 150 cm groß und ist in Lagen zwischen 1000 und 2000 Metern relativ häufig, hat aber heute als Nutzpflanze keine Bedeutung mehr.

Das Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale) gilt als stark gefährdet (Rote Liste Status 2), sein Ausgraben, Pflücken oder Beschädigen ist seit langem streng verboten und mit hohen Strafen belegt. In Österreich wurde es schon 1886 unter Naturschutz gestellt. Leider hat dies bisher nicht dazu geführt, dass sich die Bestände der Art erholt haben. Interessant: Oft werden die sternförmigen weißen Hochblätter für die Blüte gehalten, in Wirklichkeit umgeben diese jedoch nur die 60 bis 80 gelben Röhrenblüten in der Mitte.

Die Bergkiefer (Pinus mugo subsp. mugo) ist vielen Wanderern auch als Berg- oder Legföhre, als Latschen- oder Krüppelkiefer bekannt. Sie wächst eher strauchartig und wird in der Regel nur einen bis drei Meter hoch. Für das Leben in den Bergen wendet sie einen Trick an: Ihr Stamm ist zwar lang, schlängelt sich aber in Bodennähe über viele Meter, die Äste bilden dann ein dichtes Netz an Ausläufern. Daneben gibt es zwei Schwesternarten, die Aufrechte Bergkiefer (P.m. subsp. uncinata) sowie die Moorspirke (P.m. subsp. rotundata).

Fichtenwälder haben einen schlechten Ruf, da sie als „Brotbaum“ der Forstwirtschaft in tiefere Lagen gebracht und dort zwei Jahrhunderte lang in Monokulturen angebaut wurden – zur Wiederbewaldung und als Holzlieferant. Dadurch wurden an vielen Orten die standortheimischen und  klimawandelangepassteren Mischwälder mit Fichte, Buche, Tanne und Bergahorn ersetzt.

Nach maximal einhundert Jahren gilt eine Fichte als hiebsreif, ließe man sie wachsen, kann ein Baum mehrere hundert Jahre alt werden, wie ein Fund in Schweden aus dem Jahr 2008 belegt.

Natürlicherweise ist die Gemeine Fichte (Picea abies) in Höhenlagen verbreitet, hierzulande ohne menschlichen Einfluss nur in den Alpen und Mittelgebirgen zu finden. Auf dem Berg genügen ihr geringe Nährstoffe und winterkaltes Gebirgsklima, sie stellt nur an die Wasserversorgung höhere Ansprüche. Dies macht ihr in der warmen, trockenen Ebene besonders angesichts des Klimawandels zu schaffen.

Weitere typische Alpenpflanzen

Rostblättrige Alpenrose (Rhododendron ferrugineum), zu den Heidekrautgewächsen zählend
Alpen-Aster (Aster alpinus): von Westsibirien bis in die meisten Gebirge Europas vertreten
Alpen-Nelke (Dianthus alpinus)
Arnika (Arnica montana): bekannte Heilpflanze
Steinbrecharten (Saxifraga)
Trollblume (Trollius europaeus)
Clusius-Primel auch Jägerblut (Primula clusiana)
Aurikel auch Petergstamm (Primula auricula)
Weißer Germer (Veratrum album)
Mannsschildarten (Androsace)
Gämsheide (Loiseleuria procumbens)
Hauswurze (Sempervivum montanum, Sempervivum arachnoideum, Sempervivum tectorum)
 

Weitere typische Bäume und Sträucher im Alpenraum

Zirbelkiefer (Pinus cembra)
Bergkiefer (Pinus mugo, Legföhre, Latsche)
Spirke (Pinus uncinata)
Europäische Lärche (Larix decidua)
Wacholder (Juniperus)
Bergahorn (Acer pseudoplatanus)