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Muss die Bahn schneller werden?

„Nur wenn die Bahn deutlich schneller wird, kann sie Flugzeug und Auto Kundschaft abjagen.“ Dabei senkt die Bahn die Geschwindigkeiten ihrer ICEs ...

Das Totschlagargument: Nur die schnellsten ICEs sind konkurrenzfähig

„Die Bahn muss extrem schnell werden. Nur so kann sie Flugzeug und Auto die Kundschaft abjagen.“ Mit diesem Argument wurden die Warnungen des BN vor Naturzerstörung, Kostenexplosion und überproportionalem Energieverbrauch weggewischt. DB-Chef Rainer Maria Gohlke erklärte nach einer ICE-Weltrekordfahrt im ICE mit 406,9 km/h: „Heute hat ein neues Zeitalter auf der Schiene begonnen.“

Zig Milliarden wurden daraufhin in Hochgeschwindigkeitsstrecken investiert. Für Tempo 300 wurden Strecken wie Frankfurt – Köln, Nürnberg – Ingolstadt oder Ebensfeld – Erfurt quer durch die Landschaft geschlagen. Mit unzähligen Tunneln und Talbrücken, Dämmen und Einschnitten sowie minimalen Steigungen und maximalen Kurvenradien.

Die Wirklichkeit: Neue Züge sind wieder bei 250 Stundenkilometern

Jetzt, nachdem zig Milliarden Euro in diese extrem teuren Hochgeschwindigkeitsstrecken verbaut sind, bekommen die Kritiker recht. Zum 25 jährigen Jubiläum des ICE, erklärt die DB im Juni 2016, „der ICE 4 wird das Rückgrat des zukünftigen DB-Fernverkehrs“. Bei Siemens habe man bereits 130 Züge bestellt. Die Höchstgeschwindigkeit der neuen ICE werde bei 250 km/h liegen.

Das unangenehme Quadrat der Geschwindigkeit

Die künftigen ICE werden damit wieder langsamer als das Vorgängermodell ICE 3 mit einer serienmäßigen Spitze von 300 km/h. Eine vernünftige Entwicklung, denn je höher die Geschwindigkeit, umso überproportional größer ist ja bekanntlich der Energieverbrauch. Denn der Luftwiderstand, und damit der wesentliche Teil des Energieverbrauchs, steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit. Kleines Rechenbeispiel: Ein ICE verbraucht bei Tempo 100 pro Kilometer 100 Energieeinheiten (Ee), bei Tempo 200 sind es 400 Ee, bei Tempo 250 sind es 625 Ee und bei Tempo 300 sind es  bereits 900 Ee.

Das hätte man gleich haben können

Der Hochgeschwindigkeitswahn findet also erfreulicherweise eine erste Korrektur. Was sich freilich nicht mehr korrigieren lässt, sind die vielen Neu- und Ausbaustrecken, die für Geschwindigkeiten von 300 km/h oder mehr durch die Landschaft geschlagen wurden. Der finanzielle Aufwand und hauptsächlich das Ausmaß der Naturzerstörung wäre ungleich niedriger gewesen, hätte man von vornherein für niedrigere Geschwindigkeiten geplant.

Fazit: Von Zukunftsplanung verstehen wir mehr.

Wir müssen auf solche Beispiele verweisen, wenn wir uns künftig gegen überdimensionierte Vorhaben – in welchem Bereich auch immer - zur Wehr setzen. Nicht weil wir sture Rechthaberei betreiben, sondern weil wir mehr von Zukunftsplanung verstehen, als mancher „Experte“, der meist doch nur das Geschäft der Bauindustrie im Kopf hat.

Text und Redaktion: Heiner Müller-Ermann (Sprecher BN-Arbeitskreis Wirtschaft)