Mobilität statt Stau, ohne Mensch und Natur zu belasten
Der BN will die Verkehrswende: Mobilitätsbedürfnisse zu befriedigen, ohne neue Straßen, Start- und Landebahnen zu bauen, ohne Flächenverbrauch, Luftverschmutzung, Lärm und ausufernde Kosten in Kauf zu nehmen, das ist Ziel des BUND Naturschutz in Bayern.
Wohlstand und Mobilität ohne neue Straßen ist das Leitziel des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN). Verkehrsprojekte, die Mensch, Umwelt und öffentliche Haushalte belasten, müssen vermieden werden. Ebenso wichtig ist die Verlagerung auf umwelt- und klimafreundliche Verkehrsmittel: von A wie (fußgänger- und fahrradfreundliche) Ampelschaltung bis Z wie Zugverkehr. Denn Verkehr schafft zahlreiche Probleme.
Warum sich der BN für die Verkehrswende einsetzt
Benzin und Diesel für Autos und Lastwagen werden zum größten Teil aus Erdöl gewonnen, ihre Verbrennung heizt das Klima an. In Bayern ist der Verkehrsbereich der größte Verursacher energiebedingter CO2-Emissionen (Stand 2016). Rund 40 Prozent gehen auf das Konto des Verkehrs, den größten Anteil daran hat der Straßenverkehr. Und die Emissionen nehmen weiter zu, für das zuletzt ermittelte Jahr 2016 auf über 30 Mio. Tonnen CO2.
Ohne Verkehrswende kann Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreichen, selbst wenn mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind. Denn auch die Energie für diese Antriebsform muss bereitgestellt werden, regenerative Energie für ineffiziente Fortbewegungsformen zu verschwenden ist nicht nachhaltig. Hinzu kommen die Emissionen für Straßenbau und Instandhaltung: Für den Klimaschutz muss der motorisierte Individualverkehr verringert werden.
Der negative Einfluss des Verkehrs auf die Artenvielfalt ist nicht nur an toten Insekten auf der Windschutzscheibe abzulesen. Vielmehr stehen Flächenversiegelung, Zersiedelung und die Zerschneidung von Landschaften im Fokus. Die Lebensräume von Tieren und Pflanzen werden fragmentiert, Straßen werden zu tödlichen Barrieren, der genetische Austausch ist unterbrochen. Die Natur wird durch Abfälle, Abgase, Licht und Lärm beeinträchtigt, tierisches Verhalten wird gestört. Und schließlich wirken sich aufgrund globalisierter Waren- und Reiseströme eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten negativ auf die heimischen Bestände ganzer Populationen aus. Mehr zum Thema Artenschutz
Rund ein Viertel des bayerischen Flächenverbrauchs entsteht durch Verkehrsflächen. Ob Autobahnerweiterung, Ortsumgehung oder Parkplatz: Neue Straßen brauchen Platz und führen meist zu noch mehr Verkehr, sei es in Form mehr gefahrener Kilometer, sei es durch Zersiedelung oder durch Neubau- und Gewerbegebiete „auf der grünen Wiese“. Mehr zu Flächenverbrauch und Verkehr
Insbesondere der motorisierte Straßenverkehr beeinträchtigt die Menschen durch Lärm, Feinstaub und Abgase. Nicht nur in dichtbesiedelten Städten wirkt sich dies auf die Gesundheit aus. Nach einer Umfrage des Umweltbundesamts fühlten sich 2018 drei Viertel der Deutschen von Straßenverkehr in ihrem Wohnumfeld belastet, rund 42 Prozent von Fluglärm. Eine ständige Geräuschbelastung verursacht Stress und kann krank machen. Besonders in Ballungsräumen führen darüber hinaus Feinstaub- und NOx-Emissionen zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislaufproblemen, wie es die aktuelle Debatte zur Überschreitung von Grenzwerten und möglichen Fahrverboten thematisiert. Und schließlich sehen Forscher auch einen Zusammenhang von Lichtverschmutzung und gesundheitlichen Problemen, die gerade in Städten zum Teil auf den Verkehr zurückzuführen sind.
Der motorisierte Verkehr nutzt nahezu ausschließlich fossile Energiequellen und trägt zum Klimawandel bei. Für Straßen und Parkplätze werden wertvolle Flächen versiegelt und Lebensräume zerschnitten, der Lärm etwa in Flughafennähe macht Anwohner krank, Abgase führen zu schlechter Luft. Dies sind nur einige Beispiele, die Liste ließe sich fortsetzen. Mit einer Verkehrswende müssen die Belastungen für Mensch und Natur gestoppt werden, doch bislang bleibt es bei Lippenbekenntnissen der Politiker: Auf die Vorhersagen einer Verkehrszunahme folgen regelmäßig Ausbaumaßnahmen, anstatt gegenzusteuern und zukunftsfähige Mobilitätskonzepte zu entwickeln.
Definition Mobilität
Bedürfnisse durch Raumveränderung zu befriedigen ist Mobilität. Ob zum Einkauf, zur Arbeitsstelle, zur Sport- oder Kulturstätte, für Bildung oder Erholung – Mobilität schafft Möglichkeiten zur Entfaltung. Der Begriff Verkehr umfasst dagegen die Summe der Instrumente dazu, etwa Fahrräder und Fahrzeuge, Infrastruktur oder die Verkehrsordnung. Ein nachhaltiges und zugleich zukunftsorientiertes Ziel ist somit größtmögliche Mobilität mit weniger Verkehr.
Die neuen Straßenbauprojekte sollen Staus vermeiden und führen am Ende zu noch mehr Autoverkehr, dasselbe gilt für Gewerbe- und Neubaugebiete „auf der grünen Wiese“. Die Pläne für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen sind immer noch nicht abschließend aufgegeben. Der Ausbau eines attraktiven Bus- und Bahnnetzes kommt in Bayern kaum voran. Und trotz anhaltend schlechter Luft etwa in München, Würzburg, Nürnberg oder Augsburg bleiben wirksame Maßnahmen bislang aus – Stichwort Dieselskandal.
Der BN setzt sich auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichsten Mitteln für eine Verkehrswende in Bayern ein, die den Namen verdient. Neben sozialen und ökologischen Argumenten spielen dabei auch die Kosten eine wichtige Rolle: Die aktuelle Entwicklung macht volkswirtschaftlich keinen Sinn, mit neuer Infrastruktur, Wohnvierteln auf der grünen Wiese und der weiterhin dominierenden Ausrichtung auf das Auto wird ein System geschaffen, das nachfolgende Generationen vor wachsende Probleme stellt.
Bessere Mobilität – für Mensch, Umwelt, Bayern
Mehr Mobilität und weniger Verkehr – unter diesem Motto setzt sich der BUND Naturschutz seit vielen Jahren für eine nachhaltige Mobilität ein. Wenn wir tatsächlich eine umweltverträgliche und bezahlbare Mobilität auch für kommende Generationen sichern wollen, müssen wir aus der Sackgasse des „immer weiter“ und „immer schneller“ im Personen- und Güterverkehr herausfinden. Der BN fordert daher sektorenübergreifende „Mobilitätsämter“ statt Straßenbauämter. Einen Überblick gibt das BN-Positionspapier: „Bessere Mobilität – für die Menschen, für die Umwelt, für Bayern“ sowie „Kommunalpolitische Forderungen zur Verkehrswende“.
Forderungen an die Kommunalpolitik (PDF)
Positionspapier Kurzversion (PDF)
Positionspapier Langversion (PDF)
FAQ zum Verkehr in Bayern
Über 30 Mio. t CO2 verursachte der Verkehr in Bayern 2016, wie das Landesamt für Statistik im Januar 2019 veröffentlichte. Der Verkehrssektor ist damit der mit Abstand größte Verursacher (siehe Grafik), gegenüber dem Vorjahr stiegen die CO2-Emissionen an und ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht in Sicht.
Den Anteil verschiedener Verkehrsmittel am gesamten Verkehrsaufkommen bezeichnet man als Modal Split. Dabei wird in die Anzahl der zurückgelegten Wege oder die Zahl der zurückgelegten Kilometer unterschieden. 2017 verteilten sich die zurückgelegten Wege in Bayern wie folgt auf die verschiedenen Verkehrsmittel:
45 % Pkw
14 % Pkw-Mitfahrer
20 % Fußwege
11 % Fahrrad
10 % öffentlicher Verkehr einschließlich Fernverkehr
In jüngster Zeit erhöhte sich die Verkehrsleistung – das ist die Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer – für das Fahrrad und den öffentlichen Verkehr, aber auch für das Auto. Pkw-Mitfahrer legten hingegen weniger Kilometer als Beifahrer zurück.
(Quelle: Mobilität in Deutschland. Kurzreport Bayern: Verkehrsaufkommen – Struktur – Trends; Mai 2019)
In Bayern gibt es über 140.000 km Straßen:
- 2.500 km Autobahnen,
- 6.500 km Bundesstraßen,
- 14.000 km Staatsstraßen,
- 18.800 km Kreisstraßen und
- 100.000 km Gemeindestraßen.
In der Folge gibt es nur noch 86 große unzerschnittene verkehrsarme Räume (> 100 km²), dabei sind diese wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Erholungsqualität der Landschaft.
Anfang 2019 waren in Bayern knapp 8 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen, bei einer jährlichen Zunahme von etwa 2 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren aktuelle Zahlen vom Bayerischen Landesamt für Statistik. Im Durchschnitt verfügt damit jeder bayerische Haushalt über mehr als ein Auto. 80 Prozent der bayerischen Einwohner verfügen außerdem über mindestens ein fahrbereites Fahrrad, 21 Prozent besitzen eine Monats- oder Streckenkarte für den ÖPNV.
Bezogen auf ganz Deutschland erhöhte sich die Zahl der sogenannten SUVs um über 20 Prozent von 2016 auf 2017 (Quelle: Kraftfahrtbundesamt). Im ersten Quartal 2019 machten SUVs bereits über 30 Prozent der Neuzulassungen aus.
1,39 Mrd. Fahrgäste nutzten 2017 Schienennahverkehr und gewerblichen Straßenpersonennahverkehr in Bayern, dabei legten sie knapp 10,2 Mrd. sogenannte Personenkilometer zurück, im Durchschnitt fuhr jeder von ihnen 7,9 Kilometer weit. (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik)
Durch effizientere Fahrzeuge sind die CO2-Emissionen pro Kilometer deutschlandweit zwischen 1995 und 2021 gesunken: bei Pkw um 12 %, bei Lkw um 8,5 % (Quelle: Umweltbundesamt). Die wachsende Fahrzeugflotte und eine höhere Fahrleistung machen den positiven Effekt jedoch völlig zunichte, insbesondere durch wachsenden Liefer- und Güterverkehr. Die vom Lkw-Verkehr verursachten CO2-Emissionen erhöhten sich im genannten Zeitraum um 34,5 %.
BN informiert: Güterverkehr reduzieren! Beispiele für regionale Kreislaufwirtschaft und unsinnige Transporte
Klimakrise, Artensterben, Energie- und Ressourcenverbrauch, Bodenversiegelung, Luftschadstoffe, Lärm- und Lichtemission, Landschaftszerschneidung sowie Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sind zu einem beträchtlichen Anteil auf den Verkehr zurückzuführen. Der BN ist in allen diesen Bereichen aktiv. Seine Arbeit zielt darauf, die negativen Auswirkungen des Verkehrs zu verringern und eine zukunftsfähige, umweltverträgliche Mobilität für alle zu erreichen.
Entwicklung des Personen- und Güterverkehrs
Was die Staatsregierung als „Prognose“ von Personenverkehr (s.o.) und Güterverkehr verschleiert, ist vielmehr politisches Ziel: Die für 2025 geschätzten zusätzlichen Flugzeuge und Autos brauchen Startbahnen und Straßen und müssen betankt werden. Hier heißt es gegensteuern, nicht zuletzt um Kindern und Enkeln keine unbezahlbaren Hypotheken zu hinterlassen.
Schritte zur nachhaltigen Mobilität
Für die Zukunft müssen die Weichen grundlegend neu gestellt werden: Der BN fordert, dass die Straßenbauämter durch regionale Mobilitätsämter mit ganzheitlichem Ansatz abgelöst werden. So kann die Verantwortung für den regionalen Schienen-, Straßen-, Bus-, Rad- und Fußgängerverkehr gebündelt und die Ziele Verkehrsvermeidung und -verlagerung können effizient verfolgt werden. Mobilitätsämter sollen außerdem dabei helfen, „niedriger“ angeordnete Verkehrsmittel wie Bürgerbus oder Anruf-Sammel-Taxi einzuführen, Carsharing zu fördern und bei der Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene zu unterstützen.
- Verbesserung von Bus- und Bahnnetz, eine bessere Vernetzung und Anbindung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sowie CarSharing-Angebote um die Zahl der Autos und den Autoverkehr zu verringern
- Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger, womit nicht nur neue Wege, sondern insbesondere der Abbau von Hürden gemeint ist
- Ein Umsteuern in Siedlungspolitik und Infrastrukturplanung in Richtung „Stadt der kurzen Wege“, weg von Zersiedelung und erzwungenen Pendlerstrecken.
- Verlagerung von Transporten auf die Schiene als effiziente und verfügbare Form der Elektromobilität
- Verkürzen und Verringern von Transportwegen durch regionale Produkte und Wertschöpfungsketten
BN informiert: Güterverkehr reduzieren! Beispiele für regionale Kreislaufwirtschaft und unsinnige Transporte
- Der BN sieht in den geltenden Förderrichtlinien und hohen Förderquoten des Freistaats Bayern Anreize in die falsche Richtung: Städte und Gemeinden werden dadurch angehalten, Straßen aus- und neuzubauen, statt kontinuierlich in den nachhaltigen Bestand zu investieren. Das alternative Konzept des BN weist in die andere Richtung (PDF)
- Noch immer werden umweltschädigende Verkehrsmittel – offen oder verdeckt – subventioniert. Von ihnen verursachte Schäden werden auf Kosten der Allgemeinheit repariert, große Finanzhilfen etwa für den Ausbau oder Betrieb von Flughäfen gewährt. Gesundheitsschäden oder den Wertverlust von Immobilien durch Verkehrslärm bezahlen nicht die Autofahrer oder Transportunternehmen.
- In den Ergebnissen der Kommission „Zukunft der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung“ (auch „Daehre-Kommission“) wurden 2012 die Kosten für Erhalt und Instandsetzung der bestehenden Infrastruktur in ganz Deutschland auf 25 Mrd. Euro pro Jahr beziffert. Statt den Nachholbedarf zu decken, werden zusätzlich neue Straßen gebaut, was die Belastungen für die nächsten Generationen zusätzlich erhöht.
Die Verkehrswende erfordert ein Umdenken
Der Vorrang des Autoverkehrs bzw. motorisierten Straßenverkehrs allgemein muss zugunsten der anderen, umweltfreundlichen Verkehrsmittel beendet werden. Oft sind wir so an den aktuellen Zustand gewöhnt, dass wir die Schieflage gar nicht wahrnehmen: Zahlreiche Fußgänger brauchen viele Minuten und sind zu mehreren Stopps gezwungen, wenn sie eine Kreuzung mit Mittelinseln überqueren wollen, damit wenige Autofahrer grüne Welle haben – nicht die Zahl der Fahrzeuge sondern die querende Personenzahl gehört optimiert. Radfahrer, deren Radweg beim Einfädeln mitten auf der Fahrbahn endet und die Autofahrern Vorfahrt gewähren müssen – diese Verhältnisse gehören umgekehrt, für mehr Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer, für bessere Luft, weniger Energie- und Flächenverbrauch und geringere Kosten für alle.
Welches Potenzial hat der Elektroantrieb?
› BN Position: Umweltfreundliche Elektromobilität in BayernVerkehrsprojekte
Die Karte zeigt sowohl laufende als auch bereits abgeschlossene Verkehrsprojekte des BUND Naturschutz, Erfolge ebenso wie Niederlagen. Zu jedem Projekt gibt es weiterführende Infos.
Weitere Informationen und Downloads
Im wissenschaftlichen Ländervergleich von umweltfreundlicher Mobilität 2020/2021 schneidet Baden-Württemberg am besten ab, Bayern belegt den unrühmlichen letzten Platz. Der Freistaat bleibt damit Schlusslicht wie schon beim letzten Index 2018/19. Der Index wurde vom Qualitätsforschungsinstitut Quotas im Auftrag von Allianz pro Schiene, BUND und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) erstellt. In das verkehrspolitische Ranking sind die mobilitätsrelevanten Statistiken und die verkehrspolitischen Weichenstellungen aller 16 Länder anteilig eingeflossen.
Pressemitteilung BUND Naturschutz e.V. Bayern trauriges Schlusslicht bei umweltfreundlicher Mobilität
Weitere Informationen finden Sie beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat.
Der sogenannte Deutschlandtakt ist ein Begriff, dessen Ziele sehr unterschiedlich ausgelegt werden. Der BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN) hat in einer Studie die bayerischen Schienenprojekte im Bundesverkehrswegeplan und in der Deutschlandtakt-Infrastrukturliste überprüfen lassen (Studie "Analyse des Bundesverkehrswegeplans und der 181 Zusatzprojekte für den Deutschland-Takt 3", Vieregg & Rössler im Auftrag des BN). Dabei wurde eine Prioritätenliste der vordringlichsten Projekte entwickelt – die zeigt, dass Großprojekte keinen nennenswerten Beitrag liefern. Am wichtigsten sind vielmehr Maßnahmen zur Engpassbeseitigung:
- Verbesserungen der Signaltechnik
- Brücken, Abbiege-, Überhol- und Wendegleise
- Anpassungen von Bahnhöfen und Ausbaustrecken
- Elektrifizierungen
Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner dazu: „Insgesamt zeigt sich, dass es nicht die großen, teuren und klimaschädlichen Bauprojekte sind, die schnelle und wirkungsvolle Verbesserungen für den Freistaat bringen, sondern die kleinen, leicht umzusetzen Projekte. Anders gesagt: Priorität müssen diejenigen Schieneninfrastrukturprojekte haben, bei denen man pro eingesetztem Euro den höchsten Nutzen für den Klimaschutz und die Mobilitätswende erzielt! Anders wird man die Probleme bei der Bahn nicht in den Griff bekommen, der Frust bei den Bahnkundinnen und -kunden wird sich ansonsten mittelfristig noch erhöhen.“
Studie „Analyse des Bundesverkehrswegeplans und der 181 Zusatzprojekte für den Deutschland-Takt 3“ (PDF)
Zusammenfassung (PDF)
Der BUND Naturschutz fordert ein Moratorium zu Straßenbauprojekten aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030. Der Bundestag hat den aktuellen Plan im Dezember 2016 beschlossen. In Bayern stehen darin 278 Straßenbauprojekten nur 28 Schienenprojekte gegenüber. Ein Beispiel für diese verfehlte Politik ist der Auerbergtunnel im Loisachtal. Nach dem Bundesverkehrswegeplan 2030 ist Bayern das Bundesland mit den meisten Straßenbauprojekten. Das Finanzvolumen der bayerischen Projekte wird in etwa im Verhältnis 60 zu 40 Prozent zugunsten des Straßenneu- und -ausbaus angesetzt. Das entspricht für die Straße einem Volumen von ca. 18 Milliarden Euro. Der BN fordert das Verhältnis auf 75 Prozent für die Schiene und 25 Prozent vor allem für den Straßenerhalt und Lärmschutz umzudrehen.
Insgesamt sind in Bayern Neu- und Ausbauten bei den Straßen in einer Länge von über 1800 Kilometer geplant. Das entspricht in etwa einem Flächenverbrauch von 6000 Hektar oder 8500 Fußballfeldern. Damit verstößt der Entwurf massiv gegen das Ziel von Bundes- und Staatsregierung, den Flächenverbrauch in Bayern deutlich zu verringern.
Bei vielen Projekten wird die Maximalausbauvariante in das Straßenausbaugesetz aufgenommen, obwohl umweltschonendere und kostensparende Alternativen vorgelegen haben. Eine seriöse Alternativenprüfung wurde nicht vorgenommen. So zum Beispiel beim Ausbau der A8 zwischen Rosenheim und Salzburg, wo von BN und Bürgern aus der Region eine flächensparende 4+2 Variante vorgelegt wurde. Das gilt auch für viele Ortsumfahrungen, bei denen vom BUND Naturschutz und Bürgerinitiativen innerörtliche Trassenalternativen vorgeschlagen wurden, welche eine Zerschneidung der Landschaft vermeiden, wie beispielsweise an der B25 Dinkelsbühl oder der B16 in Höchstädt und Tapfheim.
Auch wurden zahlreiche Projekte in das Ausbaugesetz aufgenommen, obwohl sich die Lokalpolitik oder die Bevölkerung gegen diese Projekte ausgesprochen hat. Beispiele dafür sind die geplante Nordtangente bei Passau, die vierspurige geplante „Lechautobahn“ als Osttangente von Augsburg oder die geplante „Main-Spessart-Autobahn“ mit Umfahrung von Karlstadt.
Bei umstrittenen Projekten wurde oft der Einstieg für den weiteren Bau im Sinne einer Salamitaktik in den vordringlichen Bedarf aufgenommen. So beispielsweise bei der B15 neu zwischen Landshut und Rosenheim, wo die geplante vierspurige Ostumfahrung von Landshut durch die Isarauen den Druck auf den Weiterbau in Richtung Rosenheim massiv erhöhen würde.
„Mit 278 Straßenbauprojekten in Bayern zementiert der Bundesverkehrswegeplan eine klimaschädliche und landschaftszerstörerische Verkehrsentwicklung in Bayern“, kritisierte der damalige BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger den Beschluss zum Straßenausbaugesetz. „Das Gesetz steht damit in krassem Widerspruch zu Klima- und Flächenschutzzielen der Bundesregierung.“ „Die bayerischen Abgeordneten von CSU und SPD haben damit für mehr Lärm, Luftschadstoffe und Bodenversiegelung gestimmt. Viele bayerische Bürger werden unter den Beschlüssen leiden“, so Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter. „Wir werden als BUND Naturschutz zusammen mit vielen Bürgerinitiativen massiv dafür kämpfen, dass viele unsinnige und naturzerstörerische Projekte nicht realisiert werden.“
Die Stellungnahme des BUND Naturschutz zum Bundesverkehrswegeplan, Bewertungen und Alternativvorschläge zu ausgewählten Projekten finden Sie unter:
Projektbeschreibungen
Stellungnahme des BN zum Referentenentwurf (PDF)
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