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Mehr Biolandwirtschaft in Bayern!
Bayern ist schon jetzt ein „Bio-Land“: Rund 13 Prozent der bayerischen Bauernfamilien produzieren heute ökologisch. Wir sagen, es geht noch besser! Ziel des BUND Naturschutz sind 100 Prozent Biolandwirtschaft in Bayern.
Die Biolandwirtschaft produziert gesunde Lebensmittel auf natur- und umweltverträgliche Weise. Sie hält ihre Tiere artgerecht, schützt Boden und Wasser, verzichtet auf chemische Unkraut- und Schädlingsvernichter und versucht, möglichst in geschlossenen Kreisläufen zu wirtschaften.
Die ökologisch bewirtschaftete Anbaufläche umfasst in Bayern rund 420.000 Hektar, das enspricht einem Anteil von etwa 13,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fäche in Bayern. Das ist gut, aber es muss noch besser werden! Weil eine natur- und umweltverträgliche Art der Landbewirtschaftung auf allen landwirtschaftlichen Flächen unerlässlich ist, wenn wir das Artensterben und den Klimawandel aufhalten und unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen.
Was ist Biolandwirtschaft genau?
Die Biolandwirtschaft (auch ökologischer oder Ökolandbau) ist ein gesetzlich genau definiertes Produktionssystem. Seit 1991 regelt die Europäische Union in der EU-Öko-Verordnung, wie ökologische Produkte erzeugt, verarbeitet und gekennzeichnet werden. Unabhängige Öko-Kontrollstellen überwachen, dass die Vorgaben eingehalten werden. So dürfen Biobauern beispielsweise auf ihren Feldern keine chemischen Gifte wie Glyphosat einsetzen. Um ihr Land möglichst fruchtbar und frei von „Unkräutern“, Schädlingen und Krankheiten zu halten, setzen Biolandwirte auf:
- vorbeugende und ganzheitliche Maßnahmen wie Fruchtfolgen (wechselnder Anbau von verschiedenen Nahrungspflanzen),
- eine besondere Pflege des Bodens (Humuswirtschaft),
- biologischen Pflanzenschutz (Stärkung der pflanzeneigenen Abwehrkräfte, Einsatz von Nützlingen) und
- ersetzen die Unkrautregulierung mittels Ackergiften durch mechanische Methoden (z. B. Mulchen oder Hacken).
Ökobauern nutzen keine chemisch-synthetischen Dünger, die mit hohem Energieaufwand hergestellt werden, sondern natürliche Dünger wie Mist oder Kompost. Außerdem setzen Biolandwirte kein gentechnisch verändertes Futter ein. Gentechnisch verändertes Saatgut ist – auch wegen des Widerstands von BUND Naturschutz und vielen im Agrarbündnis Bayern mitarbeitenden Verbänden und der Bauernschaft – nicht nur im Ökolandbau sondern in der gesamten deutschen Landwirtschaft verboten.
Die Biolandwirtschaft schont Umwelt und Ressourcen nachgewiesenermaßen mehr als die konventionelle Landwirtschaft. Sie ist besser …
… für das Grund- und Oberflächenwasser, weil sie diese weniger mit Nährstoffen (z. B. Nitrat) belastet als der konventionelle Landbau. Wie viele Tiere ein Landwirt halten darf, richtet sich im Biolandbau nach der hofeigenen Fläche. Deshalb fallen meist nicht mehr Nährstoffe durch Mist und Gülle an, als die Pflanzen auf den eigenen Äckern wieder aufnehmen können. Außerdem belasten Biobauern das Wasser nicht mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Ackergiften wie Glyphosat.
… für den Artenschutz. Auf Bioflächen finden sich häufig mehr Tier- und Pflanzenarten als auf konventionell bewirtschafteten Flächen. Das liegt daran, dass Ökobauern keine Agrargifte wie Glyphosat und keine chemisch-synthetischen Dünger verwenden, den Boden pfleglicher behandeln und tierfreundliche Strukturen wie Hecken, Bäume und Feldraine fördern.
… für das Klima. Die Produktion von chemisch-synthetischen Düngern ist energieintensiv und es werden große Mengen des Treibhausgases CO2 dabei freigesetzt. Weil Biobauern auf sie verzichten, arbeiten sie klimafreundlicher. Überdies binden ökologisch bewirtschaftete Böden mehr CO2 und auch der kleinere Viehbestand auf gleicher Fläche wirkt sich positiv aus. Außerdem arbeiten ökologische Betriebe energieeffizienter, das heißt, sie nutzen die eingesetzte Energie besser.
… für den Boden. Ökologische Landbaumethoden fördern die Humusbildung und das Bodenleben. Die Böden versauern weniger, was sich positiv auf Bodenlebewesen, die Fruchtbarkeit und auch das Grundwasser auswirkt. Bioböden können mehr Wasser aufnehmen (Hochwasserschutz) und werden nicht so leicht abgetragen (Bodenerosion).
Wer in der EU produziert und sein Erzeugnis „bio“ nennen will, muss sich bei der Herstellung an die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau halten und sein Unternehmen biozertifizieren lassen. Dann darf er seine Erzeugnisse mit dem EU-Bio-Logo (sieh unten, 1. v. li.) kennzeichnen. Wer in Deutschland produziert, kann zusätzlich das deutsche Biosiegel (2. v. li.) verwenden. Biolebensmittel aus Bayern können außerdem mit dem bayerischen Biosiegel gekennzeichnet werden (3. v. li).
Landwirte, die in ihrem Engagement noch einen Schritt weiter gehen wollen, schließen sich einem der in Bayern aktiven ökologischen Anbauverbände (z. B. Bioland, Demeter, Biokreis, Naturland) an. Diese Verbände verlangen teilweise deutlich mehr von ihren Mitgliedern als die EU-Bioverordnung vorschreibt.
Vergleichsuntersuchungen zeigen immer wieder, dass Biolebensmittel weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und geringere Nitratgehalte aufweisen und tendenziell mehr Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten als konventionelle Lebensmittel bei gleichem Frischegrad.
Wenn Tiere auf der Weide gehalten werden oder viel Heu und frisches Grünfutter erhalten, haben Fleisch und Milchprodukte einen höheren Gehalt der gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren.
Bei den Zusatzstoffen ist weniger mehr: Im Vergleich zu konventionellen Lebensmitteln mit über 300 erlaubten Zusatzstoffen dürfen für Biolebensmittel nach EG-Öko-Verordnung nur knapp 50 Zusatzstoffe verwendet werden.
Warum lieber Biolandwirtschaft für Bayern?
Der Ökolandbau ist eine Landwirtschaftsform, die ohne synthetische Pflanzenschutz- und -vernichtungsmittel wie etwa Glyphosat und leichtlösliche Mineraldünger arbeitet, das Trinkwasser sauber hält und Naturschutz auf der ganzen Fläche umsetzt. Biolandwirtschaft …
…schont die Umwelt
Gedüngt wird in der Biolandwirtschaft nicht mit chemisch-synthetischen Düngern, sondern in erster Linie über stickstoffbindende Pflanzen wie Kleearten und über organische Dünger aus der betriebseigenen Tierhaltung. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im Ökolandbau nicht erlaubt. Dies sorgt dafür, dass die Ökolandwirtschaft das Grundwasser nicht mit Nitrat oder Pestizidrückständen belastet. Auch die Böden bleiben durch diese Wirtschaftsform gesünder. Sie haben einen deutlich höheren Humusgehalt und speichern daher auch mehr Kohlenstoff, was wichtig für den Klimaschutz ist.
… ist besser für die Tiere
In den gesetzlichen Vorgaben für die Biolandwirtschaft sind für Tiere besonders artgerechte Haltungssysteme, so zum Beispiel mehr Platz im Stall und Auslauf im Freien, vorgeschrieben. Um die Tiere gesund zu erhalten, werden vorzugsweise alternative Heilverfahren wie Phytotherapie oder Homöopathie angewandt. Müssen „schulmedizinische“ Tierarzneien eingesetzt werden, ist die Wartezeit, bis die Produkte dieses Tieres (z.B. Fleisch oder Milch) wieder vermarktet werden dürfen, in ökologischen Betrieben doppelt so lange wie in konventionellen.
In der Schweinemast liegen die Tiere auf Stroh und haben Auslauf ins Freie im Gegensatz zur Vollspaltenhaltung im klimatisierten Stall. Rinder dürfen vorzugsweise draußen weiden oder bekommen Auslauf unter freiem Himmel.
Die Fütterung von Biotieren ist so ausgelegt, dass die Tiere bei der Mast angemessen zunehmen, das heißt ihrem natürlichen Wachstumspotenzial entsprechend. Zum Beispiel werden bei der Biohähnchenmast langsam wachsende Herkünfte eingesetzt, die Mastdauer ist im Vergleich zur konventionellen „Turbomast“ etwa doppelt so lang.
Bio kaufen!
… ist auch in der Landschaft sichtbar
Ökolandbau bringt mehr Vielfalt in die Landschaft. Biolandwirte bauen Kulturpflanzen an, die sonst selten geworden sind – da blühen Ackerbohnen weiß und Erbsen rosa. Inkarnatklee lässt ein Feld rot leuchten. Im Getreide sieht man vereinzelt das Blau der Kornblumen und auch Mohn hat hier noch einen Platz auf dem Acker. Und diese Vielfalt bietet wiederum Lebensraum und Nahrung für Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und die Vögel der Agrarlandschaft.
Die Zahl der Tiere auf einem Biobetrieb steht in Relation zur landwirtschaftlichen Nutzfläche des Hofes, sodass Mist und Gülle dort sinnvoll als Dünger wieder in den Betriebskreislauf zurückgeführt werden können. Die Bioanbauverbände schreiben außerdem teilweise höhere Tierwohlstandards und stärkere Kontrollen vor als die EU-Biorichtlinien.
Für Biolebensmittel müssen Verbraucher meist tiefer in die Tasche greifen als für konventionell erzeugte. Das kommt unter anderem daher, dass:
• Öko-Anbau- und Produktionsverfahren meist arbeitsaufwändiger sind als konventionelle,
• die Erträge beziehungsweise Produktionsmengen pro Hektar oder Nutztier geringer sind als im konventionellen Landbau,
• die Ökoverarbeitung anspruchsvoller ist (z.B. weniger erlaubte Zusatzstoffe),
• der Markt für Biolebensmittel insgesamt noch kleiner ist, was höhere Logistik- und Absatzkosten bedingt,
• die Kosten für die Biokontrolle zu Buche schlagen.
Tatsache ist aber auch, dass die Preise für ökologische Lebensmittel eher „die Wahrheit sprechen“. So zahlen konventionelle Erzeuger und Verarbeiter nicht für die Umweltfolgen ihrer Produkte, wie Verschmutzung von Wasser oder Pestizidbelastung im Boden. Die Kosten dafür trägt die Allgemeinheit. Würden sie für diese Umweltkosten zur Kasse gebeten, wären konventionelle Waren ebenfalls deutlich teurer.
Die Begriffe „bio(logisch)“ und „öko(logisch)“ sind für Lebensmittel durch die EG-Öko-Verordnung geschützt. Sie dürfen ausschließlich für Produkte verwendet werden, die von zugelassenen Kontrollstellen für die Vermarktung als Biolebensmittel freigegeben wurden.
Die Einhaltung der ökologischen Standards garantiert die Codenummer der zuständigen Öko-Kontrollstelle. Jedes vorverpackte Bioprodukt muss mit dem Kontrollstellencode gekennzeichnet sein.
Auch das europäische Biologo mit der dazugehörigen Herkunftsangabe, aus dem die landwirtschaftlichen Rohstoffe des Bioproduktes stammen, ist für verpackte Biolebensmittel verbindlich vorgeschrieben.
Das steht z.B. auf einem Bioprodukt: DE-ÖKO-123
DE: Code des Landes, in dem die Kontrolle stattfindet (hier: Deutschland)
ÖKO: Ländertypisches Kürzel als Hinweis auf die ökologische Produktionsweise („ÖKO“ in Deutschland)
123: Die von der zuständigen Behörde vergebene Referenznummer der Kontrollstelle
„Regional“ ist kein geschützter Qualitätsbegriff und die Größe einer Region ist nicht gesetzlich festgelegt. So kann beispielsweise ein ganzes Bundesland gemeint sein, wie zum Beispiel beim bayerischen Regionalsiegel. Regionalität bedeutet, dass bestenfalls viel Wertschöpfung in der Region bleibt. Wie viel Pestizide bei der Produktion eingesetzt wurden und wie die Tierhaltung oder die Fütterung erfolgt, darüber sagt die Kennzeichnung „regional“ nichts aus.
Zu einem regionalen Produkt zu greifen, kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn es um seltene, heimische Streuobstsorten geht, oder Fleisch aus Naturschutzbeweidung angeboten wird.
Fair gehandelt (Fair Trade): Fairer Handel trägt dazu bei, dass Produzenten in Entwicklungsländern von ihrer Arbeit angemessen leben können, zum Beispiel beim Kaffee- oder Teeanbau. Hier gibt es verschiedene Kennzeichnungen, hinter denen unterschiedlich anspruchsvolle Standards stecken. Es lohnt also, sich vorab über die verschiedenen Label zu informieren.
Bayerische Biolandwirte verdreißigfacht
Gerade einmal 300 Ökobauern gab es in Bayern, als der BUND Naturschutz 1984 mit seiner Aufklärungs- und Lobbyarbeit für dieses nachhaltige Landwirtschaftssystem begann. Fast schon legendär wurden die BN-Wintervortragsreihen, die in ganz Bayern stattfanden. Während draußen die Feldarbeit ruhte, überzeugten BN-Experten bayerische Landwirte in gut geheizten Seminarräumen vom Biolandbau.
"Wichtiger Impuls"
Johannes Ehrnsperger, Neumarkter Lammsbräu
So manchem Bauern wurde erst während der Vorträge klar, wie radikal die Industrialisierung der Landwirtschaft das jahrtausendealte Wissen der Landwirte über Bodenleben, Fruchtfolgen oder Tierhaltung bereits verdrängt hatte.
Auch heute noch trägt der BN durch seine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Ökomärkte, Aufklärungs- und Lobbyarbeit zum Wachstum der Biolandwirtschaft in Bayern bei. Mit Erfolg: Die Zahl der bayerischen Biobauern hat sich seit 1984 mehr als verdreißigfacht.
Was tut die Politik für mehr Bio in Bayern?
Mit dem Programm BioRegio 2030 hat die bayerische Politik ein starkes Signal für mehr biologische Landwirtschaft in Bayern gesendet. Bis 2030 sollen 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Freistaat ökologisch bewirtschaftet werden. Der BUND Naturschutz begrüßt dies ausdrücklich und fordert, den Worten nun auch Taten folgen zu lassen. Wichtige Maßnahmen sind beispielsweise:
- Mehr Einsatz von Biolebensmitteln aus Bayern in staatlichen Kantinen, kommunal geführten Krankenhäusern, Schulen und Kindertagesstätten. Nach BN-Schätzungen bewegt sich der Bioanteil bisher bei weit unter fünf Prozent.
- Staatliche Landwirtschaftsgüter auf ökologische Bewirtschaftung umstellen.
- Mehr Personal für die Beratung umstellungswilliger Bauern in den landwirtschaftlichen Ämtern.
- Mehr Geld für die Forschung zum Ökolandbau.
- Mehr Ökolandbau in der landwirtschaftlichen Ausbildung – von Berufsschulen bis hin zu Universitäten.
Wir informieren! Biolebensmittel in Großküchen
Immer mehr Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung (z.B. Mensen oder Kitas) und der Gastronomie setzen auf die Qualität von Biolebensmitteln. Know-how und hochwertige Produkte sind wichtige Voraussetzungen für die Integration von ökologischen Lebensmitteln. Nutzen Sie die Erfahrungen des BUND Naturschutz und informieren Sie sich über die Einsatzmöglichkeiten von Biolebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung!