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Ausverkauf der bayerischen Heimat

Bund Naturschutz fordert den bayerischen Umweltminister und Innenminister auf, Planung der „orientalischen Wellness-Anlage der Superlative“ in Geretsried zu stoppen

02.07.2008

In Geretsried wird nach wie vor die Planung des „SPA-Aladin“ vorangetrieben. Diese Wellness- und Badanlage mit Hotel und Ferienwohnungen soll nach eigener Werbung eine „orientalische Wellness-Anlage der Superlative“ sein. Der BN hat im Anhörungsverfahren zum Bebauungsplan eine umfassende Stellungnahme abgegeben und sich mit Briefen auch an den bayerischen Umweltminister Dr. Otmar Bernhard und den bayerischen Innenminister Joachim Hermann gewandt:
„Wir bitten Sie ausdrücklich, sehr geehrter Herr Staatsminister, das geplante Vorhaben wegen seiner Unvereinbarkeit mit den Zielen und Vorgaben der bayerischen Staatsregierung abzulehnen und damit dem Ausverkauf der bayerischen Landschaft eine klare Absage zu erteilen.“ so Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) an die beiden Minister.

Insbesondere hat der BN zwei Punkte herausgestellt:

1. Ressourcenverschwendung: dieses Vorhaben bedeutet neben seinen Problemen mit einem hohen Energie- und Wasserverbrauch bzw. der Abwasserentsorgung einen immensen Flächenverbrauch. Es ist damit unseres Erachtens unvereinbar mit den zentralen politischen Zielsetzungen auch Ihres Hauses zur Reduzierung des Flächenverbrauches:
“Am 29.07.2003 haben Umweltminister Dr. Schnappauf und Innenminister Dr. Beckstein gemeinsam mit den Präsidenten der Kommunalen Spitzenverbände Deimer, Dr. Brandl und Zellner sowie weiteren Bündnispartnern das Bündnis zum Flächensparen ins Leben gerufen. In einer Gemeinsamen Erklärung haben sich die Partner verpflichtet, zu einer deutlichen Reduzierung des Flächenverbrauchs beizutragen.“ so auf der Startseite zum Bündnis zum Flächensparen nachzulesen.

“Wenn das „Bündnis zum Flächensparen in Bayern“ und die dort erarbeiteten Ziele und Maßnahmen in der Realität greifen sollen, müsste Planungen wie dem SPA-Aladin unter Verweis auf diese Ziele eine klare Absage erteilt werden.“ fordert Hubert Weiger.

2. Unvereinbarkeit mit Vorgaben der Landesentwicklung und Regionalplanung insbesondere hinsichtlich des Landschaftsbildes: Das unverwechselbare, einzigartige und traditionelle Landschaftsbild einer Region, eines Ortes, bedeutet auch Vertrautheit und Heimat. Die Vielfalt, Eigenart und Schönheit des Landschaftsbildes, die historisch gewachsene Kulturlandschaft sowie die Identität einer Region auch im Siedlungswesen zu bewahren, sind Ziele der Bayerischen Verfassung (BayVerf), des Landesentwicklungsprogramms Bayern (LEP), des Regionalplans Oberland (RP) und der Alpenkonvention. Gerade in der Tourismusregion Oberland ist ein authentisches Landschaftsbild von besonderer Bedeutung. „Das orientalische SPA-Aladin ist mit all diesen Zielen in keinster Weise vereinbar und würde das Landschaftsbild einer willkürlichen vom Geld dominierten Beliebigkeit aussetzen.“ kritisiert Carola Belloni, 1. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen.

Der BN hält auch die landesplanerische Beurteilung der Regierung von Oberbayern vom 13.05.2008 für abwägungsfehlerhaft. Die Regierung von Oberbayern listet zwar etliche negative Auswirkungen auf und auch die Aufstellung der Ergebnisse des Anhörungsverfahrens macht die gravierenden Bedenken zahlreicher Stellen sehr deutlich. In der Gesamtbetrachtung überwiegen aber nach Ansicht der Regierung von Oberbayern zwei Gründe, nämlich Arbeitsplätze und Tourismus, alle negativen Auswirkungen. Tatsächlich sind die positiven Auswirkungen auf Arbeitsplätze und Tourismus jedoch keineswegs begründet. Ihnen ist zudem ein geringeres Gewicht beizumessen als den zahlreichen Gründen, die gegen das Vorhaben sprechen. Die angeblich positiv berührten Belange Arbeitsplätze und Tourismus sind keineswegs angewiesen auf das geplante Vorhaben und können auch wesentlich qualifizierter und nachhaltiger mit anderen Maßnahmen positiv gestaltet werden. Die zahlreichen negativen Belange betreffen jedoch grundlegende Ressourcen, deren Schutz – gerade in Zeiten des Klimawandel - höchste Priorität haben muss und deren hemmungsloser Verbrauch für Luxusgüter keinesfalls einer vagen Hoffnung auf angebliche Arbeitsplätze und touristische Wirkungen untergeordnet werden darf.

Für Rückfragen:
Carola Belloni, 1. Vorsitzende BN-Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen, Gebhardstraße 2, 82515 Wolfratshausen, Tel.: 08171/26571, privat: 08179/997444, handy: 0163/2874569,  Bund-Naturschutz-Buero-Wor@web.de
 
Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern, Fachabteilung München, Pettenkoferstraße 10a/I, 80336 München, 089/548298-89, christine.margraf@bund-naturschutz.de

Anlage: Stellungnahme des BN zum Bebauungsplan