Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Naturschutzverbände kritisieren überzogene Vorgaben für den Ausbau der Wasserstraße Donau

Die Vorgaben für den Ausbau der internationalen Wasserstraße Donau von Deutschland bis zum Schwarzen Meer müssen so bemessen werden, dass die überragende Arten- und Biotopvielfalt der Donau und die Qualität der natürlichen Ressourcen erhalten bleibt. Dies fordern die Naturschutzverbände der Donau-Anrainerländer anlässlich eines Fachsymposiums des österreichischen Verkehrsministeriums in Ybbs an der Donau.

11.09.2007

Die Verbände kritisieren, dass die bisher geplanten, durch die EU geförderten Ausbauvorhaben die Grenze der ökologischen Verträglichkeit deutlich überschreiten.

„Die Donau ist die wichtigste ökologische Lebensader Europas. Die von der EU geförderten und von den Mitgliedsländern voran getriebenen Pläne zum Ausbau der Wasserstraße gefährden jedoch die letzten naturnahen Flusslandschaften an der Donau“, kritisiert Dr. Christine Bratrich für den WWF in Wien anlässlich eines Fachsymposiums, das am 13. und 14. September vom österreichischen Verkehrsministerium in Ybbs an der Donau veranstaltet wird. „Es kann nicht sein, dass die Verkehrspolitik einseitig maximale Ausbaustandards formuliert und Bauvorhaben vorantreibt, ohne dass zuvor die Effekte auf das Ökosystem des gesamten Flusslaufes untersucht und bewertet wurden.“

Der WWF und die größten bayerischen Naturschutzverbände, Bund Naturschutz (BN) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) nennen in einer gemeinsamen Erklärung als Beispiele für einseitige und überzogene Vorhaben unter anderem den geplanten Bystroye-Kanal im Welt-Naturerbe Donaudelta, Planungen zur Abtrennung von Altarmen und Inseln in der unteren Donau in Rumänien und Bulgarien sowie die Forderungen nach einer Verbauung der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen mit einer Staustufe. „Von einer „umweltfreundlichen Binnenschifffahrt“ kann nur gesprochen werden, wenn die Qualitäten von Natur und Umwelt beim Ausbau der Wasserstraße vollständig erhalten bleiben. Vor der Umsetzung von Einzelprojekten muss daher für die Donau insgesamt untersucht und festgestellt werden, wo die Grenzen der ökologischen Verträglichkeit liegen.

Erst hieraus kann ein für die gesamte Strecke gültiger Ausbaustandard abgeleitet werden“, so die Naturschützer. Das Ziel, ganzjährig die Fahrt von 3000-to-Frachtern zu ermöglichen, sei dagegen völlig überzogen und verkehrspolitisch unsinnig.

Die Naturschutzverbände sehen durch die Ausbaupläne vielfältige natürliche Ressourcen bedroht. „Das betrifft die weltweit bedeutsame biologische Vielfalt in und an der Donau, Trinkwasserressourcen für 20 Millionen Anwohner, die Belange der Fischerei, der Land- und Forstwirtschaft, Erholung und Tourismus und nicht zuletzt den Hochwasserschutz“, betonen Hubert Weiger und Ludwig Sothmann, die Vorsitzende von Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz in Bayern in der gemeinsamen Erklärung. Die Verbände haben außerdem massive Zweifel am verkehrspolitischen Sinn eines maximalen Wasserstraßenausbaus: „Die Wasserstraße wird nicht dazu beitragen, die Straße zu entlasten, da das klassische Binnenschiff bestenfalls Massengüter von der umweltfreundlicheren Bahn übernimmt. Für die Containerschifffahrt, die als einzige in bestimmten Strecken Güter vom LKW übernehmen könnte, liegen die Engpässe jedoch nicht in den geringen Wassertiefen, sondern in den niedrigen Brückenhöhen z.B. im Rhein-Main-Donau-Kanal, und in der fehlenden Verknüpfung vieler Häfen“, so die Verbandsvertreter.

Die bayerischen Naturschützer, die in einer kleinen Abordnung an dem Symposium in Ybbs teilnehmen werden, stellen klar, dass für die deutsche Donau ein ökologisch optimierter, flussregulierender Ausbau ohne Staustufen den gerade noch vertretbaren Kompromiss zwischen Ökonomie und Ökologie bilden würde. „Es besteht dann aber keine Notwendigkeit, in anderen Ländern über den bayerischen Tiefenstandard hinauszugehen. Schließlich wird abgesehen von den letzten Kilometern der internationalen Wasserstraße heute auf der bayerischen Donau die größte Gütermenge transportiert, obwohl dieser Abschnitt von den Ausbaubefürwortern ständig als der angeblich letzte und größte Engpass bezeichnet wird“, so die Vertreter der Verbände unter Berufung auf Zahlen der Internationalen Donaukommission.

Die Naturschützer sehen sich in ihrer Kritik durch eine zunehmende Zahl von Menschen in den Donauanrainerländern unterstützt. Eine im Frühjahr gestartete internationale Unterschriftensammlung unter dem Motto „Stoppt den Kanal – Rettet die Donau“ erfreut sich überaus positiver Resonanz. In Bayern gingen bereits über 10.000 Unterschriften ein, bei anhaltendem Rücklauf auch aus dem gesamten Bundesgebiet.

Informationen zur Donau und zur internationalen Unterschriftensammlung im Internet unter

www.danubecampaign.org,

www.bund-naturschutz.de und www.lbv.de

Dr. Christine Bratrich,
WWF, Bereichsleiterin Wasser beim WWF Donau-Karpathen Program

Prof. Hubert Weiger,
Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e.V.

Ulrike Lorenz
Vorstandsbeauftragte des Landesbunds für Vogelschutz