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Tiere und Pflanzen

1500 Münchnerinnen und Münchner bei der Aktion „Teller statt Tonne“ gegen Lebensmittelverschwendung

Auftaktveranstaltung zum Good Food March nach Brüssel für eine bessere Landwirtschaftspolitik

25.08.2012


1500 Verbraucherinnen und Verbraucher haben heute auf dem Münchner Odeonsplatz am Aktionstag „Teller statt Tonne“ gegen Lebensmittelverschwendung teilgenommen und ein aus nicht vermarktbaren Gemüse zubereitetes Essen verzehrt. Die Veranstaltung war der erfolgreiche Auftakt zum Good Food March, einer dreiwöchigen Rad- und Treckertour nach Brüssel für eine zukunftsfähige Lebensmittelwirtschaft und eine bäuerliche, sozial- und umweltgerechte Landwirtschaftspolitik. Slow Food Deutschland hatte gemeinsam mit dem Bund Naturschutz in Bayern, dem Evangelischen Entwicklungsdienst, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Mission EineWelt und der Kampagne Meine Landwirtschaft zu dieser Aktion aufgerufen.

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern und des BUND: „Wir brauchen eine neue Agrarpolitik, die weg von Überschüssen und Entwertung unserer Lebensmittel führt und den Tieren, die als Nahrung dienen, ein würdiges Leben ermöglicht. Deswegen setzen sich Umwelt- und Verbraucherverbände gemeinsam mit Bauern und entwicklungspolitischen Organisationen zum Beispiel dafür ein, dass industrielle Massentierhaltung gestoppt und  bäuerliche Betriebe wettbewerbsfähig bleiben. Die Agrarpolitik muss grüner und gerechter werden,“ so Weiger, „wie es Agrarkommissar Dacian Ciolos auch vorgeschlagen hat.“ Die EU-Parlamentarier können erstmalig über die zukünftige Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik mitentscheiden. Diese Chance der gesellschaftlichen Mitbestimmung will sich das breite gesellschaftliche Bündnis nicht entgehen lassen. „Die Abgeordneten müssen jetzt endlich Farbe bekennen, auf welcher Seite sie stehen: Auf Seiten einer bäuerlichen Landwirtschaft und intakter Umwelt oder auf Seiten der Agrarindustrie und Gentechnikkonzerne, so Weiger.

400 Kilogramm nicht-marktkonformes Gemüse von kleinbäuerlichen Öko-Betrieben aus dem Münchner Umland wurden von Helfern und Food-Aktivisten öffentlich geschnippelt und an einer langen Tafel verspeist –
als Akt kulinarischen Ungehorsams. In die Protest-Suppe kamen zum Beispiel biologisch erzeugte Kartoffeln vom Hatzlhof in Olching, die alleine aufgrund optischer Mängel wie kleinen Beschädigungen bei der Ernte oder Herzchen-Wuchsformen nicht mehr als Handelsware, sondern nur noch Stärkegewinnung und als Tierfutter verkauft werden können - mit bis zu 90 Prozent Preisabschlag. Während des Essens erörterten die einladenden Organisationen mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie mit Erzeugern und Köchen in verschiedenen Podiumsgesprächen die Problematik der Lebensmittelverschwendung als Symptom einer verfehlten Verbraucher- und Landwirtschaftspolitik.

Für den Schutz regional wertvoller Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen

„Die Monokultur im Supermarkt-Regal bedient optimal die Bedürfnisse einer Lebensmittelindustrie nach normierten Waren und schnellem Umsatz, spielt dabei nachhaltig wirtschaftende bäuerliche Erzeuger ins Abseits, missachtet das Recht auf Ernährungssouveränität des Verbrauchers und beraubt die Gesellschaft ihres vorhandenen Reichtums an Arten- und Geschmacksvielfalt“, erläutert Dr. Rupert Ebner, Mitglied im Vorstand von Slow Food Deutschland, den Hintergrund der Aktion. Slow Food engagiere sich deshalb mit Projekten wie der Arche des Geschmacks, zum Schutz regional wertvoller Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen sowie Geschmacksbildungsprojekten für Kinder und Erwachsene und fordere eine neue, zukunftsfähige Lebensmittelwirtschaft mit regionalen Wirtschaftskreisläufen und bäuerlichen Strukturen. „Die Weichen für diese neue zukunftsfähige Esskultur müssen von der Politik gestellt werden, die dieses Jahr in Brüssel die EU Agrarpolitik neu verhandelt. Deshalb schließt sich Slow food dem breiten gesellschaftlichen Bündnis aus Verbrauchern, Umweltschützern und Erzeugern an“, erklärt Ebner.

Gegen die Zerstörung bäuerlicher Strukturen in der Landwirtschaft

Jochen Fritz von der Kampagne Meine Landwirtschaft wies auf die aktuelle Brisanz des Themas hin: "Die Ernteausfälle in den USA sollten ein Warnsignal sein, die Förderung der industriellen Landwirtschaft zu beenden. Tierfabriken, Sojaimporte und Mais-Monokulturen müssen wieder von Bauernhöfen, die vielfältiges und gesundes Essen produzieren, abgelöst werden. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die Reform der EU-Agrarpolitkik diese Kehrtwende einleitet. Deswegen setzen wir mit dem Good Food March nach Brüssel der Politik ein Zeichen.“

Auf die Auswirkungen unserer Verschwendungsmentalität in den Entwicklungsländern machte Francisco J. Marí vom EED kritisch aufmerksam: „Wenn fast die Hälfte der Bananen zum Beispiel aus Kamerun oder ein Drittel der Schokolade aus der Elfenbeinküste in Afrika wieder weggeworfen wird, dann haben wir in diesen Ländern für den Anbau Land verbraucht und Wasser verschwendet. Die Menschen haben umsonst Pestizide eingeatmet und sind krank geworden für Lebensmittel, die wieder weggeworfen werden.“

Meine Landwirtschaft und Good food march

Hauptforderung des Bündnisses aus über 40 Organisationen, die die Kampagne Meine Landwirtschaft unterstützen, sind: Die EU darf nicht weiter eine Politik betreiben, die bäuerliche Strukturen zerstört und der Agrarindustrie Tür und Tor öffnet, die  Umwelt massiv belastet, Tierleid vergrößert und die Pflanzenvielfalt vernichtet.

Die Aktion „Teller statt Tonne“ bildet den Auftakt zum Good Food March, einem Protestmarsch nach Brüssel für eine bessere EU-Agrarpoltik. Um 15.00 Uhr startete heute der dreiwöchige Demonstrationszug von München über Süddeutschland und Frankreich nach Brüssel. Er endet am 19. September mit einer Konferenz im europäischen Parlament, an der auch der EU-Kommissar für Landwirtschaft Dacian Ciolos, der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz und der Präsident von Slow Food Carlo Petrini teilnehmen. Nach der Konferenz, organisiert von Slow Food und ARC2020 sollen die Forderungen der Zivilgesellschaft den Entscheidungsträgern in Brüssel vorgelegt werden.

Infos zur Good Food Tour: www.meine-landwirtschaft.de

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, Agrarreferentin Bund Naturschutz in Bayern, 0911 8187820
Am Aktionstag: 0173 44 66 55 3

Slow Food Deutschland / Pressebüro München
c/o Katharina Heuberger, Telefon: 089 / 540 450 10, Mobil: 0151 / 42 53 79 11