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Tiere und Pflanzen

Artenschutz und Hochwasserschutz Hand in Hand

Bund Naturschutz stellt neu erworbenen Biotoptrittstein im Tal der Weißen Laaber vor

19.10.2005

Rote Liste: Dramatischer Artenschwund in Bayern!

Die im April 2004 von Umweltminister Schnappauf vorgestellte neue "Rote Liste" der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten zeigte einen erschreckenden Rückgang der Artenvielfalt in Bayern.
Das Ergebnis war wesentlich schlimmer als es selbst die Fachleute des BN befürchtet hatten. Selbst noch vor Jahren häufige "Allerweltsarten" wie Kuckuck, Rauchschwalbe, Kiebitz oder Zauneidechse stehen nun auf der Roten Liste!

Im Unterschied zu den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts nehmen heute nicht nur spezialisierte Arten z.B. der Moore oder Magerrasen ab, sondern auch die ehemals verbreiteten, häufigeren Arten in der normalen Landschaft. Insbesondere in den offenen Agrarlandschaften findet ein breiter Rückzug von Arten statt. Die Feldlerche als früherer "Allerweltsvogel" der Äcker steht ebenso auf der Roten Liste wie der vormals an jedem Graben vorkommende Grasfrosch. Ursache sind die anhaltende Intensivierung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und der galoppierende Flächenverbrauch für Straßen, Siedlung und Gewerbe, dem jährlich in Bayern freie Landschaft in der Größe des Chiemsees zum Opfer fällt.

Im krassen Gegensatz zu offiziellen Aufrufen und Appellen - z.B. zu "mehr Verantwortung für die Vielfalt des Lebens" oder zur Behauptung "Artenschutz ist Daueraufgabe" steht jedoch die Naturschutzpolitik der Staatsregierung. Alle umweltpolitischen Entscheidungen der Staatsregierung waren seit der Landtagswahl Entscheidungen gegen die Natur: das für den Artenschutz zentrale Förderprogramm (Landschaftspflegeprogramm) wurde 2004 um exorbitante 50% gekürzt, Artenhilfsprogramme zum Weißstorch oder Fischotter sind ebenso dramatisch gekürzt wie Zuschüsse für Biotopverbundprojekte. Die "Forstreform" mit Auflösung der Forstämter entzieht dem naturnahen Waldbau und damit der Artenvielfalt im Wald den Boden.
Eine solche Politik führt unweigerlich zu noch mehr Artenschwund und Verlust an Lebensqualität!

Die Auswertung der Artenveränderung durch das LfU hat aber auch sehr klar ergeben, dass lokal gezielte Schutzmaßnahmen wie Objektschutz, Ankauf, Pflege und Neuschaffung von Biotopen eindeutig zu positiven Bestandsentwicklungen führen.
Für den BN ist dies ein wesentlicher Grund, den gezielten Ankauf wertvoller Biotoptrittsteine weiter zu forcieren.


Ankauf sichert Perlen unserer Heimat und
das "Grüne Netz" Bayerns

Über 2000 Hektar wertvollster Biotopflächen in Bayern befinden sich in Eigentum oder Pacht des Bund Naturschutz (BN) - wahre Kleinode bayerischer Natur- und Kulturlandschaft als Arche Noah für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Die BN-Grundstücke werden seit 2003 - dem 90 jährigen Bestehen des BN - landesweit markiert und wichtige Gebiete mit Informationstafeln versehen.
Der Ankauf wertvoller bzw. bedrohter Biotopflächen ist für den BN auch weiterhin die effektivste Methode, Lebensräume für seltene Arten auf Dauer in ihrem Bestand zu sichern und ermöglicht ebenso die Durchführung umfassender Pflege - und Optimierungsmaßnahmen.
So leistet der BN mit seinen Kreis- und Ortsgruppen einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung unverzichtbarer Trittsteine für den landesweiten Biotopverbund und wichtiger Verknüpfungspunkte im "Grünen Netz" unserer bayerischen Heimat.

Am 9. Juni 1933 erwarb der BN aus Spendenmitteln sein erstes Grundstück in Bayern, das heutige Naturschutzgebiet "Gfällach im Erdinger Moos". 1368 Hektar Biotopflächen befinden sich derzeit im Eigentum des BN, zudem sind ca. 750 Hektar angepachtet. Der jährliche ehrenamtliche Arbeitsaufwand von BN-Mitgliedern für Pflege, Erhalt und Überwachung der Grundstücke liegt bei ca. 30.000 Arbeitsstunden.

Dieser hohe Einsatz hat aber gute Gründe:
Verbandseigene Grundstücke bieten den maximal möglichen juristischen Schutz vor Landschaftseingriffen, da neben oft bestehendem staatlichen Schutz als "Naturdenkmal" oder "Naturschutzgebiet" der BN hier zudem gegen Eingriffe als Verband klagen kann.

Auf verbandseigenen Grundstücken haben spezielle Biotoppflege- und Gestaltungsmaßnahmen bezogen auf die schutzwürdigen Zielarten (z.B. Feuchtwiesenorchideen sehr gute Erfolge. BN-Grundstücke unterscheiden sich im Artenbestand eindeutig und positiv von Biotopflächen in anderer Besitzstruktur (Ergebnisse geobotanischer Dauerbeobachtungsflächen in Mittelfranken, IVL 2000).

Diese Grundstücke dienen auch als naturschutzfachliche Vorzeigeobjekte für Exkursionen, Umweltbildung und für die Jugendarbeit.
Generationen von Naturschützern haben bei Biotoppflegeeinsätzen auf BN-Flächen ihre ersten und prägenden Praxiserfahrungen gemacht.

Flächenankäufe des BN haben oft Initialfunktion ("Keimzelle") für die folgende Ausweisung von staatlichen Schutzgebieten.
Dies gilt für eine Vielzahl von Naturschutzgebieten (Bsp. Mohrhof-Gebiet im Aischgrund - Kernbereich des heutigen Naturschutzgebietes, Gipshügel Siebenbuckel, viele Wacholderheiden im Altmühltal, international bedeutende Gebiete wie Ammersee-Südufer, Murnauer Moos) ebenso wie für europarechtlich zu schützende FFH-Gebiete.
In vielen Fällen ist der Ankauf der einzige Weg, eine akute, drohende Beeinträchtigung abzuwenden und die Biotopfläche rasch zu retten.
Hier hat der Ankauf durch Naturschutzverbände im Sinne einer "Feuerwehr-Aktion" eine unersetzbare Funktion, insbesondere bei nicht ausreichenden hoheitsrechtlichen Möglichkeiten der Naturschutzbehörden gegenüber privaten Besitzern. Oft erfolgen derartige Ankäufe auch auf ausdrücklichen Wunsch von Naturschutzbehörden.
Der BN spricht sich daher deutlich für eine Fortführung und gegen eine Reduzierung des Ankaufes von Grundstücken für Zwecke des Natur- und Artenschutzes aus.
Der Ankauf ist die nachhaltigste Methode, Grundstücke für die Natur und den Schutz einzelner Arten bzw. ganzer Lebensgemeinschaften zu sichern.

Der Flächenankauf des BN hat in den letzten Jahren daher auch zugenommen: während vor 10 Jahren jährlich ca. 30 ha im Wert von rund 0,3 Mio. € erworben wurden, wuchs der Flächenerwerb auf durchschnittlich 70 ha und 0,8 Mio. € an.

Besonderes Schwergewicht legt der BN bei seiner naturschutzfachlichen Ankaufskonzeption auf Lebensräume, die wegen ihres gefährdeten Arteninventars, ihrer Lebensgemeinschaften, ihrer Größe, Raumstruktur oder Ungestörtheit eine überregionale Bedeutung aufweisen, Flächen, in denen natürliche Dynamik oder Sukzessionsprozesse wieder ermöglicht werden können (z.B. in Flußauen), Flächen, die wertvolle Relikte historischer Kulturlandschaften bzw. Nutzungsformen sind oder Biotopflächen in vom BN vorgeschlagenen FFH-Gebieten.
Besonderer Dank gilt der Stiftung "Bayerischer Naturschutzfonds", die Ankäufe ökologisch wertvoller Grundstücke mit bis zu 85% fördert!
Grundstücke, mit deren Hilfe der BN als Eigentümer gegen landschaftszerstörende Projekte klagt ("Sperrgrundstücke") werden jedoch zu 100% aus Eigenmitteln des BN finanziert!

Seit 2000 führt der BN neben der Gebietsüberwachung vor Ort eine regelmäßige und landesweit standardisierte Erfolgskontrolle seiner Ankaufsflächen durch. Dies erfolgt auf zusammen mit dem Landesamt für Umweltschutz erstellten Erhebungsformularen und einer speziellen Datenbank.

Mit den angekauften Flächen sichert der BN Perlen unserer Heimat für die bayerische Bevölkerung.
Dieser kosten- und zeitintensive Einsatz des Verbandes soll behutsam in der Landschaft verdeutlicht werden. Informationstafeln an besonders wichtigen Flächen sollen die Bedeutung der Flächen für den Naturschutz verdeutlichen und Hinweise zum Schutz geben. Handtellergroße Emailleschilder werden sukzessive alle Gebiete und die Grundstücksgrenze markieren. Ausgenommen sind davon jedoch oft versteckt liegende Flächen mit Vorkommen ganz besonders störungs- oder trittempfindlicher Tier- und Pflanzenarten - diese müssen (leider) vor der Allgemeinheit weiter verborgen bleiben.