Bayern braucht Biber !
Die vom Vorsitzenden des Agrarausschusses im Landtag, MdL Helmut Brunner (CSU) geforderte pauschale Bibertötung und die Abschwächung des Schutzstatus lehnt der Bund Naturschutz (BN) entschieden ab. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN: „Der Biber braucht den Schutz und er verdient ihn, denn es gibt in Bayern keine zweite Tierart, die so viel Artenvielfalt und Hochwasserschutz schafft wie der Biber.“ Statt verbaler Biberhetze braucht es jetzt ein landesweites Förderprogramm, das die Hochwasserrückhaltefunktion dieser Tierart geschickt nutzt.
Positiv wertet der BN, dass MdL Helmut Brunner endlich die langjährige Forderung des BN nach einer überfälligen staatlichen Entschädigung für betroffene Landwirte aufgreift, die vom Umweltministerium bislang blockiert wurde.
Nach einer völlig unnötigen Verwaltungsänderung, die seit Herbst letzten Jahres die Zuständigkeit für Wegfang und Tötung von Bibern von den bewährten Höheren Naturschutzbehörden auf die oft überforderten Landratsämter delegierte, fordern nun enttäuschte Abgeordnete der CSU aus Westmittelfranken und Niederbayern eine Abschwächung des Schutzstatus. Damit drohen pauschale Bibertötungen, ohne wie bisher im Einzelfall vor Ort erst die Problemlage zu prüfen. Die Abgeordneten verschweigen, dass 70% der bayerischen Biberreviere völlig konfliktfrei sind und dass es im Freistaat Bayern seit über 10 Jahren ein landesweites Bibermanagement gibt. Zwei landesweite hauptamtliche Biberberater zusammen mit ca. 220 ausgebildeten ehrenamtlichen Biberberatern, überwiegend örtliche Landwirte, Naturschützer und Jäger, führen konkrete Konfliktlösungen vor Ort durch. Wenn es keine anderen Möglichkeiten in besonderen Konfliktsituationen gibt z.B. bei Kläranlagen oder an Fischteichen, erfolgt als ultima ratio wenn nötig innerhalb von Stunden der Abfang mit Lebendfallen und auch die Tötung. Seit 2001 sind bei einem Gesamtbestand von aktuell ca. 9.500 Exemplaren aus Rücksicht auf Landnutzer über 2.000 Biber in Bayern an Konfliktpunkten gefangen und davon über 1.000 getötet worden. Warum MdL Brunner vor diesem Hintergrund noch „eine Lockerung des strengen Tötungsverbotes“ fordert, bleibt sein Geheimnis.
Da wo die CSU-Abgeordneten auf bayerischer Ebene sinnvoll handeln könnten, nämlich beim Einsatz für verstärkte Mittelbereitstellung staatlicher Naturschutzförderprogramme z.B. für Pufferzonen zwischen Fließgewässer und landwirtschaftlicher Nutzung und der Schaffung eines staatlich gespeisten Entschädigungsfonds bei Biberschäden – einer langjährigen gemeinsamen Forderung von Bayerischem Bauernverband und BN – blieben sie bislang untätig.
Der Biber schafft mit seiner Bautätigkeit wertvollste neue Feuchtgebiete. Der fleißige Handwerker zimmert mit seiner Bautätigkeit Lebensraum für Hunderte bedrohte Arten, vom Stichling über die Ringelnatter bis zum Weißstorch. Und der Biber schafft Hochwasserschutz: als einziger Wasserbauer im Tierreich hält er Wasser in der Landschaft und verzögert den Abfluss bis um das Hundertsechzigfache. Sebastian Schönauer, stv. BN-Landesvorsitzender und Wasserexperte: „In Zeiten des Klimawandels mit immer stärkeren, plötzlichen Niederschlägen und sommerlichen Dürreperioden brauchen wir alles, was den Wasserabfluss verzögert oder dämpft!“.
An Gewässern dritter Ordnung im Bereich der Mittelgebirge und des Hügellandes können vom Biber mit Dämmen angestaute Bereiche gezielt als Hochwasserbremsen und Wasserrückhalt genutzt werden. Da die Staue sich oft in landwirtschaftlich genutzten Lagen befinden, sollten im Rahmen kommunaler Möglichkeiten oder mit der Flurneuordnung Flächentausche erfolgen. Der BN fordert daher statt verbaler Biberhetze ein vom Freistaat gefördertes Programm zur dezentralen Wasserrückhaltung im kommunalen Bereich unter gezieltem Einbezug der positiven Hochwasserwirkung des Bibers!