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Bund Naturschutz zieht „Grüne Bilanz 2006“ : "Breite Aktionsbündnisse geben uns Rückenwind"

Schwerpunkte 2007 für Oberbayern

01.02.2007

Bayerns größter Umweltverband sieht sich im Aufwind: Wie in ganz Bayern steigen auch in Oberbayern die Mitgliederzahlen und bei den Aktionen findet der BN breite Unterstützung in der gesamten Bevölkerung. „Wir können eine insgesamt positive Bilanz unserer Aktivitäten ziehen“, so Hubert Weiger, der Vorsitzende des BN.

Als größte oberbayerische Erfolge bewertet der BN, dass in breiten Aktionsbündnissen viele Landschaften entgegen offizieller Planungen noch nicht zerstört wurden, der Einzug der Gentechnik in Oberbayern stark aufgehalten werden konnte und dass oberbayerische Landkreise Vorreiter bei der Energieautarkie sind.

10.000 Menschen demonstrierten mit dem BN im Oktober 2006 in Freising gegen die geplante Erweiterung des Flughafens München mit einer 3. Start- und Landebahn. Etwa 41.000 Menschen aus der Region haben sich schriftlich gegen die Planung einer 3. Start- und Landbahn ausgesprochen ! Auch gegen die unsinnige Planung eines Transrapid zwischen München Hauptbahnhof und München Flughafen haben sich 22.000 Menschen aus der Region ausgesprochen und Einwendungen erhoben.
Der Kampf gegen diese beiden Großprojekte wird auch 2007 ein Schwerpunkt des BN sein, um „Bayerns Schönheit zu bewahren“. Auch die hoffentlich letzte Runde im Gerichtsverfahren um den Bau der A94 wird 2007 ein Schwerpunkt des BN. Der BN setzt sich seit Jahrzehnten zusammen mit Gemeinden und BürgerInnen für den Erhalt des Isentals und stattdessen für Bau der A94 auf der Trasse der bestehenden B12 ein.



Oberbayern leidet als Boomregion besonders unter dem immensen Flächenfraß. Er war daher 2006 (wieder) das zentrale Thema: die zahlreichen überdimensionierten (Möbel-)Großmarkt-Projekte in Großstädten wie München (8 neue Großmärkte mit einer Gesamtfläche von ca. 250.000 m² in Planung) oder Ingolstadt (Möbelmärkte mit ca. 70.000 m² in Panung), und insbesondere die gnadenlose mittlerweile grenzüberschreitende Konkurrenz der Kommunen um Gewerbegebiete im Alpenvorland wie in Rosenheim oder Freilassing. Dabei sind auch Landschaftsschutzgebiete kein Tabu mehr, wie zahlreiche Ausnahmeanträge im Jahr 2006 zeigen, z.B. in Ingolstadt, im Lkr. Miesbach oder im Inntal südlich Rosenheim.
Besonders die Stadt München frisst sich immer weiter ins Umland. 554.000 m² Freifläche sollen am westlichen Stadtrand für Straßen und Siedlungen überbaut werden, obwohl in der Stadt noch zahlreiche Konversionsflächen für eine Neunutzung zur Verfügung stehen. 2006 wurde auf 110.000 m² Fläche mit dem Bau von Großmärkten und Gewerbe begonnen.
Durch neue Ausstellungen hat der BN die Sensibilität für das Thema Flächenverbrauch erhöhen können. Großen Anklang fand die Ausstellung "Wie wohnen - wo leben? Flächen sparen - Qualität gewinnen" oder auch eine Zusammenstellung des Flächenverbrauchs der Kreisgruppe Rosenheim.

Ein großer Erfolg des BN war gegen Ende 2006 die große Resonanz auf die seit Jahren vom BN vorgetragene Kritik gegen die Aufrüstung der bayerischen Alpen mit neuen Schneekanonen und immer größeren Liften. Durch den extrem warmen Herbst und den Schneemangel bis Mitte Januar wurde deutlich, dass die Klimaerwärmung in den bayerischen Skigebieten nicht mit Schneekanonen aufgehalten werden kann. Besonders kritisiert hat der BN 2006 im Landkreis Miesbach die Ausbaumaßnahmen am Stümpfling und im Landkreis Garmisch-Partenkirchen die Ausbaumaßnahmen für die Ski-WM 2011 an der Kandaharabfahrt und am Horn (mit Bergwaldrodung).

Ein Erfolg des BN in Berchtesgaden war, dass beim Bau eines Almweges im Nationalpark Berchtesgaden die Auflage einer genehmigten Maximalbreite trotz begonnenen breiteren Ausbaus eingehalten wurde. Der BN musste diesen Erfolg jedoch vor Gericht erkämpfen. Einvernehmlicher ging es dagegen 2006 bei der von BN, DAV und anderen Partnern gemeinsam durchgeführten Sanierung des Almwegs am Geigelstein zu, für die der BN Traunstein und Rosenheim jahrelang gekämpft hatten. Für 2007 hofft der BN, dass auch der geplante Almweg zur Rappinalm endgültig verhindert werden kann. 2006 hat die Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen durch pfiffige Aktionen auf die mit dem Weg verbundene Zerstörung des Gebietes aufmerksam gemacht.

Die oberbayerischen Kreisgruppen beteiligten sich im „Bündnis für gen-technikfreie Natur und Landwirtschaft“ an der Großdemo für ein gentech-nikfreies Bayern in Nürnberg mit 3.000 TeilnehmerInnen und organisierten Demos und Veranstaltungen in Ingolstadt (mit 80 Traktoren, ca. 1000 Teilnehmer), München (Ökoerlebnistage im Rahmen des Streetlife-Festivals), oder Wolfratshausen. Die Kreisgruppen Ingolstadt, Pfaffenhofen und Ebersberg veranstalteten Aktionen an geplanten Anbaustandorten von Gentech-Pflanzen. Podiumsdiskussionen führten beispielsweise der BN Altötting und der BN Bad Tölz-Wolfratshausen durch. Durch den öffentlichen Druck konnte bereits Anfang 2006 ein privater Freisetzungsversuch mit genmanipulierten Kartoffeln im Landkreis Pfaffenhofen vereitelt werden. Von den Anbauplänen für Gentech-Mais blieben aufgrund der Proteste nur 5 ha auf staatlichen Versuchsgütern übrig.
Oberbayern hat derzeit 11 gentechnikfreie Regionen mit 8.064 beteiligten Landwirten, das ist fast die Hälfte der in ganz Bayern beteiligten Landwirte (Beispiel: Ingolstadt/ Eichstätt, Bad Tölz-Wolfratshausen/ Miesbach, Chiemgau-Inn-Salzach, Mühldorf, München, Freisinger Moos).

Die Vermarktung von Lebensmitteln aus ökologischem Anbau in der Gastronomie konnte durch die BN-Projektstelle Ökolandbau in München im Jahr 2006 wieder deutlich ausgebaut werden. Die Anzahl der Gaststätten mit Bioessen ist stark angewachsen. Eine Kooperation mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband unterstützte diese Entwicklung. U.a. werden jetzt auch im Ratskeller in München Bio-Gerichte angeboten. Außerdem konnten zwei Catering-Betriebe, welche Schulen und Kindergärten in der Region München mit Bioessen versorgen, angestoßen werden.

Der BN hat damit auch erfolgreiche Initiativen für Regionale Wirtschaftskreisläufe, insbesondere die Regionalvermarktung angestoßen. So schützt beispielsweise das „Freisinger Moos-Weiderind“ nicht nur Natur, sondern auch das Einkommen regional und ökologisch wirtschaftender Landwirte. Ein weiteres Beispiel für erfolgreiche Initiativen sind Aktivitäten für eine umweltverträgliche Mobilität, wie des BN Dachau, der seit 2006 eine Mitfahrzentrale anbietet.

Der Arten- und Naturschutz wird in Oberbayern vom BN durch mannigfaltige Aktivitäten gefördert: von den Amphibienaktionen (z.B. BN Bad Tölz-Wolfratshausen: 2006 130 freiwillige Helfer in 700 Stunden 27.000 Amphibien), der Beteiligung an der bundesweiten Schmetterlings-Aktion über ein Artenschutzprojekt für den Waldrapp (BN Burghausen), die Rettung eines Seeadlers (BN Berchtesgaden), Moor-Renaturierung (Schwerpunkt z.B. beim BN Weilheim-Schongau), Flächenankäufe bis hin zu spektakulären Baumschutzaktionen (BN Bad Tölz-Wolfratshausen: „die alten erhalten“) oder den erfolgreichen Widerspruch gegen die Abschaffung der Schonzeit von Ringel- und Türkentauben (BN Altötting).
Der Besuch des Bären „JJ1“ im oberbayerischen Alpenraum im Sommer 2006 war für den BN Anlass für eine Reihe von Informationsveranstaltungen mit Wildtierexperten und die politische Forderung nach einem Wildtiermanagement. In Oberbayern haben sich 2006 auch andere Wildtiere ausgebreitet. So konnte der Biber vom BN im Landkreis Bad-Tölz-Wolfratshausen und vom BN im Landkreis Miesbach neu begrüßt werden. Leider wurde die Freude durch die Verlagerung der Zuständigkeit für die Genehmigung von Fang und Abschuss des Bibers von den Bezirksregierungen auf die Landkreise getrübt. Eine Fehlentscheidung, die gerade in Oberbayern – der Wiege des erfolgreichen Bibermanagements – besonders unverständlich ist.

Ein Erfolg, für den sich der BN seit Jahrzehnten eingesetzt hat, war der Beginn der ersten Arbeiten an der Sanierung der Salzach im Jahr 2006. Dass nun die Staustufen und ein technischer Verbau endgültig vom Tisch sind, ist mit ein Erfolg der jahrzehntelangen Arbeit des BN Berchtesgaden und der Aktionsgemeinschaft Salzach. Die Renaturierung der Salzach ist für den Naturschutz und den ökologischen Hochwasserschutz in Bayern beispielhaft.

Nur Teilerfolge und einige Rückschläge sind dagegen die Bilanz der Arbeit des BN in seinen Bemühungen zum ökologischen Hochwasserschutz. Die Polderplanungen in Riedensheim und Neustadt wurden 2006 positiv raumgeordnet, jedoch wurden einige Auflagen hinsichtlich einer naturnäheren Bewirtschaftung (Durchströmung) mit aufgenommen – ein Teilerfolg der jahrelangen Aufklärungsarbeit des BN Neuburg und Pfaffenhofen über die negative Wirkung eines Staupolders. Bei zahlreichen Hochwasserschutzplanungen an den Flüssen wie Donau, Paar, oder Loisach fehlen nach wie vor Gesamtkonzepte.

Zur Vermittlung der Ziele des Arten- und Biotopschutzes haben viele oberbayerische BN-Gruppen 2006 Ausstellungen oder Naturführer erstellt: Die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck hat sich im Mai 2006 zusammen mit dem Landesverband an den Internationalen Naturfototagen beteiligt und dort bei 9.500 Besuchern insbesondere für „Wildnis“, „Nationalparke“ und den Biber geworben. Der BN Karlsfeld (KG Dachau) hat eine Wanderausstellung zur Lebensader Würm erstellt. Mit einem neuen Naturführer wirbt seit 2006 der BN Mühldorf in Waldkraiburg und Umgebung für eine natürliche Form des Naturerlebens.  

2006 wurden von vielen BN-Gruppen erfolgreiche umweltpädagische Programme umgesetzt. So feierte beispielsweise das „Grüne Klassenzimmer“ der Kreisgruppe Pfaffenhofen 2006 sein 10-jähriges Jubiläum; es hat seit seiner Gründung 16.000 Kinder und Erwachsene betreut. Die Kreisgruppe Weilheim-Schongau hat 2006 im Rahmen der „Weilheim-Schongauer Natur-Erlebnistouren“ über 100 umweltpädagogische Angebote für Kinder angeboten und bekam Ende 2006 die Auszeichnung der „Dachmarke Umweltbildung“. Die Kreis- und Ortsgruppen wurden dem Ruf des BN als größte ökologische Volkshochschule wieder gerecht. Die vom Bund Naturschutz getragene oberbayerische Ökostation Wartaweil am Ammersee hat 2006 mit einer Vielzahl von Veranstaltungen Impulse für Umwelt- und Naturschutz und die Stärkung der Region gesetzt.

Besonders erfreulich und sicher auch ein Ergebnis der jahrelangen Aufklärungs- und Lobbyarbeit des BN sind die Entwicklungen bei der alternativen Energieversorgung in Oberbayern: Die sechs oberbayerischen Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Miesbach, München-Land und Starnberg haben beschlossen, durch Energieeinsparung und Ausbau der regenerativen Energiequellen in 30 Jahren ihren dann noch verbleibenden Energiebedarf zu 100 Prozent durch erneuerbare Energieerzeugung zu produzieren. Das ist bayernweit einmalig. Der BN hat durch seine Arbeit vor Ort maßgeblich dazu beigetragen.
Auch im Jahr 2006 wurden wieder zahlreiche Bürgersolaranlagen initiiert. Der Solarboom führte dazu, dass Bayern erstmalig über 1% seines Strombedarfs solar erzeugte, was weltweit für ein Flächenland einmalig ist.

Rückschläge waren und sind die Folgen der Forstreform mit verstärkt vorgenommenen Kahlschlägen und die seitdem schwierigeren Bedingungen für den ökologischen Waldumbau, der gerade im Alpenraum nötiger ist denn je. Ein schwerer Rückschlag war die Rodung von knapp 40 ha Klimaschutzwald im Frauenwald für das Großsägewerk Klausner in Landsberg/ Lech trotz massiver Proteste des BN und der Bürger. Zu Dumpingpreisen kann es Holz aus dem Staatsforst beziehen. Als Folge sind klein- und mittelständische Betriebe von der Schließung bedroht. Weitere Waldrodungen im etwa selben Umfang sind noch geplant.


Erfreulich ist das Wachstum bei den bayerischen Mitgliedszahlen: Der BN hat Ende 2006 erstmals über 170.000 Mitglieder und Förderer. Davon sind es in Oberbayern 55.734 Mitglieder und Förderer (+ 5,5 %) in 20 Kreisgruppen. Allein im Landkreis Pfaffenhofen konnten 1.312 neue Mitglieder und Förderer gewonnen werden. Der BN sagt allen Neuen "Herzlich willkommen bei den Freunden der Erde".


Schwerpunkte des BN in Oberbayern 2007:

Bayerns Heimat bewahren (Flächenschutz), insbesondere Schutz vor den Großprojekten Transrapid (2007: Erörterungstermine), 3. Start- und Landebahn des Münchner Flughafens (2007: Planfeststellungsverfahren) und A94 im Isental (2007: Fortsetzung und Abschluss ? des Klageverfahrens), aber auch Schutz vor weiterer Zunahme des Verkehrs, von neuen Straßen und überdimensionierten Wohn- und Gewerbegebieten.
Schutz der Alpen vor weiterer Verbauung und Erschließung –angesichts der gerade in den Alpen besonders schweren Auswirkungen der Klimaveränderungen dringender denn je.
Sicherung des Staatswaldes, insbesondere in Oberbayern des Bergwaldes.

Bayernweite Schwerpunkte werden 2007 der Einsatz für eine ökologische Landwirtschaft und Gentechnikfreiheit sein: Mit Aktionen gegen Gentechnik im Essen und für die dauerhafte Sicherung der gentechnikfreien Produktion will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen und eine Aufweichung des Gentechnikgesetzes verhindern. Insbesondere die Veranstaltungen zu gentechnikfreien Futtermitteln sollen 2007 ausgeweitet werden.

Weitere bayernweite Schwerpunkte werden der Einsatz für alternative Energien und Initiativen zum Klimaschutz sein. Insbesondere die Werbung für Wärmedämmung von Gebäuden als beste Umweltinvestition, die Verkehrswende Richtung Verkehrsvermeidung und -verlagerung auf die Bahn sowie Initiativen für Energiealternativen werden weiter vorangetrieben.
Der Kampf um die frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen wird bayernweit und damit auch für Oberbayern ein Schwerpunkt sein.

Nicht zuletzt wird der Verband die Mitgliederwerbung zur Sicherung des unabhängigen BN verstärken. Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Die Schwerpunkte werden durch lokale Projekte durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Auch 2007 wird der Bund Naturschutz das grüne Gewissen Oberbayerns bleiben.

gez. Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesvorsitzender

gez. Richard Mergner
Landesbeauftragter

gez. Dr. Christine Margraf    
Regionalreferentin
089/548298-89

gez. Kurt Schmid
Regionalreferent