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BUND NATURSCHUTZ ZIEHT „GRÜNE BILANZ 2017“ - UNTERFRANKENS SCHÖNHEIT BEWAHREN

AUSBLICK AUF SCHWERPUNKTE IM JAHR 2018

22.02.2018

Der BUND Naturschutz zieht trotz mancher Rückschläge insgesamt eine positive "Grüne Bilanz" für das Jahr 2017. Immer mehr Menschen setzen sich aktiv für die Bewahrung von Bayerns Lebensgrundlagen Boden, Luft und Wasser sowie für die Rettung bedrohter Tiere und Pflanzen in ihrer Heimat ein. Bayerns größter Natur- und Umweltschutzverband freut sich v.a. über Erfolge beim Schutz von einzigartigen Naturlandschaften ( z.B. am "Grünen Band Deutschland"), über positive Entwicklungen bei der Wiederkehr von Biber und Wildkatze, aber auch über einen großen Mitgliedergewinn im Jahr 2017. Mit rund 228.000 Mitgliedern und Förderern hat Bayerns größter Umweltverband zum Jahresende 2017 den höchsten Mitgliederstand in seiner 105-jährigen Geschichte (+ 1,8 % gegenüber 2016) erreicht.

In den rund 600 Orts- und Kreisgruppen wurden von den ehrenamtlich Aktiven in ihrer Freizeit über eine Million kostenlose Arbeitsstunden für den Schutz unserer Heimatnatur geleistet.
Als Rückschlag für Bayerns Natur stuft der BN die Entscheidungen zur weiteren Zulassung von Glyphosat, zur Änderung des Alpenplans am Riedberger Horn und den drohenden Missbrauch des Landesentwicklungsprogramms als "Freibrief für noch mehr Flächenverbrauch" ein.
Im Jahr der Landtagswahl 2018 wird der BUND Naturschutz seinen Einsatz für den Klimaschutz, für einen dritten Nationalpark und mehr Naturwälder in Bayern, für Bauernhöfe statt Agrarfabriken und für den Schutz von Boden und Landschaft vor Flächenfraß weiter verstärken.

Auch für den Regierungsbezirk Unterfranken mit seinen neun Kreisgruppen stellt sich die Bilanz 2017 trotz einiger Verluste an Natur und Landschaft durchaus positiv dar: "Wir erleben zunehmende Unterstützung bei unserem Einsatz für die Natur und einen nachhaltigen Lebensstil", freut sich der stellvertretende BN-Landesvorsitzende Sebastian Schönauer.

Gleich in mehreren Fällen konnte der BN landschaftszerstörerische Projekte und den damit verbundenen Flächenverbrauch stoppen bzw. eine verstärkte Berücksichtigung der Belange des Natur- und Ressourcenschutzes erreichen.
Prominentestes Beispiel dafür ist die 2016 von der Stadt Aschaffenburg im Obernauer Mainbogen geplante Ausweisung eines 40 ha großen Gewerbegebietes. Diesem hätte eine kleinstrukturierte Bilderbuchlandschaft geopfert werden sollen - Lebensraum seltener Arten und zugleich unersetzliches Naherholungsgebiet für viele Stadtbewohner. Nachdem sich die Kreisgruppe Aschaffenburg u.a. mit einer Unterschriftensammlung, Briefen an OB Herzog, einem eindrucksvollen Protestplakat gegen die drohende Zerstörung dieses einzigartigen Gebietes ausgesprochen und auf der Bürgerversammlung von zahlreichen BesucherInnen Unterstützung erhalten hatte, wurde von Aschaffenburgs Stadtrat im Januar 2017 endlich ein Flächennutzungsplan verabschiedet, in dem dieses fragwürdige Gewerbegebiet nicht mehr enthalten war.

Mit regionalen Veranstaltungen vor der Landtagswahl sollen zudem Forderungen für ein Verbot von Glyphosat und für bessere Schutzvorschriften gegen neue Straßen, Stromautobahnen und Gewerbegebiete auf der "grünen Wiese" verstärkt in die öffentliche Diskussion eingebracht werden und bei der Wahlentscheidung der WählerInnen einen deutlich höheren Stellenwert erhalten.

"2018 werden wir uns auch In Unterfranken für die dezentrale Energiewende und gegen die HGÜ-Trasse einsetzen", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BUND Naturschutz.

Freuen konnte sich der BN in Unterfranken über weiter gestiegene Mitgliederzahlen. Der BN ist 2017 in Unterfranken auf 23.624 Mitglieder und Förderer angewachsen - somit um über 3,6%.
Feiern konnte der BN in Unterfranken zudem die Ehrung verdienter Aktiver für ihr Engagement im Naturschutz. Mit der Verleihung des Deutschen Umweltpreises an den BN-Artenschutzreferenten Kai Frobel und an Hubert Weiger durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wurde das vom BUND Naturschutz initiierte Naturschutzprojekt "Grünes Band" ausgezeichnet.

Franz Zang (1. Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Kissingen) erhielt im vergangenen Jahr das Bundesverdienstkreuz aus der Hand von Landrat Thomas Bold. Umweltministerin Ulrike Scharf verlieh den "Grünen Engel" an Alfred Dill aus Karlstadt. Stefan Mohr aus Kreuzwertheim (silber) und Erich Perchermeier (ehem. Kreisgruppenvorsitzender) aus Martktheidenfeld (gold) wurden mit der Verdienstnadel des Landkreises Main-Spessart geehrt.

Flächenschutz & Mobilität

Der Landschaftsverbrauch durch neue Siedlungs- und Gewerbegebiete ebenso wie durch Straßenbauprojekte zählt in Unterfranken, wie auch in den anderen Regierungsbezirken, nach wie vor zu den gravierendsten Umweltbelastungen überhaupt.
Umso wichtiger ist es für den BN, dass die unterfränkischen Kreisgruppen auch 2017 bei verschiedenen Straßenplanungen deren verkehrliche Fragwürdigkeit aufzeigen oder die Berücksichtigung natur- und klimaverträglicherer Lösungsansätze in der Abwägung erreicht haben:
So konnte für die Ortsumfahrung Pflaumheim (Lkr. Aschaffenburg) das Planfeststellungsverfahren noch immer nicht abgeschlossen werden, da offensichtlich auch aufgrund naturschutzfachlicher Einwendungen des BN noch ergänzende Untersuchungen bzw. planerisch Nachbesserungen vorgenommen werden müssen.
Ebenso wurden vom BN zusammen mit Vertretern einer örtlichen BI für die geplante Ortsumfahrung Sulzbach (Lkr. Miltenberg) im Rahmen der "runden Tische" zahlreiche planerische Unstimmigkeiten aufgezeigt. Wir hoffen deshalb jetzt auf eine grundsätzliche Überprüfung dieser Planung.
Auch öffentlich ist der scheinbar ungebremste Flächenverbrauch von unterfränkischen Kreisgruppen angeprangert worden - u.a. auf einer Demonstration gegen ein neues Baugebiet in Mainstockheim und auf einem Pressetermin gegen das in der Mainschleife bei Volkach geplante "Beton-Stelzenhotel".
Zu den Schwerpunktaktivitäten des BN in Unterfranken wird auch 2018 die Sicherung von Frei- und Grünflächen in Verbindung mit einer Verringerung des Flächenverbrauches gehören.

Natur- und Artenschutz

Im Mittelpunkt der Naturschutzarbeit stand 2017 gerade auch in Unterfranken der Einsatz für einen 3. Nationalpark in Bayern. Aufgrund der naturnahen Staatswälder ist gerade Unterfranken prädestiniert für einen Buchen-Nationalpark. Alleine von der Kreisgruppe Aschaffenburg sind dafür 6 Großveranstaltungen vor Ort organisiert worden, weitere von den Kreisgruppen Miltenberg und Main-Spessart sowie von der Bürgerbewegung "Freunde des Spessarts".
Nach dem Ausschluss des Spessarts aus dem Nationalpark-Suchprozess gelang es nach dem entsprechenden Beschluss der bayerischen Staatsregierung sehr kurzfristig für den Spessart ein landkreisübergreifendes Naturwald-Verbundkonzept zu erstellen und dafür noch weitere Partner zu gewinnen. Umso schmerzlicher war es für den BN, dass vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die Klage gegen die Aufhebung des Geschützten Landschaftsbestandteils "Hoher Buchener Wald", einer Kernzone für eine künftige Weltnaturerbe-Bewerbung des Steigerwalds, verworfen wurde.
Alle BN - Kreisgruppen in Unterfranken aber auch viele Ortsgruppen haben mit großem Einsatz zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft und für die Sicherung der Lebensraumqualität in Städten und Dörfern beigetragen. In vielen tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden Halbtrockenrasen und Schilfbestände gemäht, Hecken und (Obst-) Bäume gepflanzt, Streuobstwiesen und Gewässer gepflegt. Alleine in der Kreisgruppe Bad Kissingen waren während der alljährlichen Amphibienwanderung 50 Personen ehrenamtlich im Einsatz!

Besonders erfreulich: 

  • Der Ankauf eins 3,5 ha großen Tagfalter-, Fledermaus - und Orchideenlebensraumes bei Schönarts durch die Kreisgruppe Main-Spessart;
  • Die Unterstützung des Projektes "Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft" durch die Kreisgruppe Bad Kissingen (Einsaat & Betreuung am Sinnberggarten)
  • Die Initiative der Kreisgruppe Schweinfurt für eine Veranstaltungsreihe zur Intensivierung des Fledermausschutzes und ihr Einsatz für einen wirksamen Schutz des städtischen Baumbestandes
  • Das kontinuierliche Engagement der Kreisgruppe Kitzingen für den Schutz der Gelbbauchunken im Steinbruch Dettelbach und zum Schutz der "Nordheimer Au" vor der geplanten Sand - & Kiesgewinnung

Als besonderen Erfolg wertet der BN auch die Wildkatzennachweise über speziell präparierte Lockstöcke in den Landkreisen Miltenberg (Erstnachweis für den Odenwald!) und Schweinfurt (Nachweise für den Brönnhof und den Gramschatzer Wald).
Damit sind auch dort zentrale Grundlagen für die Planung und praktische Umsetzung eines Trittstein- und Korridorkonzeptes geschaffen worden, mit dem die weitere Ausbreitung dieser sympathischen Räuberin gefördert werden kann/soll.
Viele BN-Gruppen beteiligten sich aktiv an Initiativen zur Erhöhung des Blütenreichtums (z.B. die Kreisgruppe Rhön-Grabfeld durch Mitarbeit am Pilotprojekt "Blühende Energiepflanzen" und die Kreisgruppe Schweinfurt mit ihrer Initiative "Pflanzen Sie eine Bienenoase") oder zur Schaffung von "Wildbienen - bzw. Insektenhotels" (u.a. in den Kreisgruppen Aschaffenburg und Schweinfurt).
Ganz besonders freut sich der BN darüber, dass es die Kreisgruppe Würzburg nach 2 jährigem Einsatz zusammen mit 13 örtlichen Gruppierungen erreicht hat, dass der bislang als Parkplatz genutzte Kardinal- Faulhaber - Platz in einen kleinen Stadtpark umgewandelt wird. Gewonnen wurde nicht nur der dafür angesetzte Bürgerentscheid - fast 60% plädierten zudem für das Gestaltungskonzept des Aktionsbündnisses "Grüner Platz am Theater" und gegen halbherzige Scheinlösungen.
Dieser einmalige Erfolg hat positive Signalwirkung weit über Unterfranken hinaus!
Die Fortführung laufender und die Initiierung neuer Aktionen zur Verbesserung der Lebensgrundlage für Insekten werden auch 2018 bei vielen BN-Gruppen Schwerpunkt sein.

Nachhaltiges Wirtschaften

Viele unterfränkische BN-Gruppen haben sich im vergangenen Jahr sehr erfolgreich auch für die Förderung nachhaltiger Formen des Wirtschaftens engagiert und für einen nachhaltigeren Lebensstil ("Gut leben statt viel haben") geworben.
Im Mittelpunkt standen dabei v.a. Aktivitäten für das leider nicht zugelassene Volksbegehren gegen das Freihandelsabkommen CETA, die Teilnahme an der eindrucksvollen Demonstration "Wir haben es satt" am 21.1.17 in Berlin und die Unterstützung der europäischen Bürgerinitiative "Stopp Glyphosat", die wohl auch deshalb mit europaweit 1,3 Mio. Unterschriften zu den bisher erfolgreichsten Bürgerinitiativen in der EU zählt.

Als besondere Erfolge wertet der BN aber ebenso:

  • Das große Besucherinteresse am Infostand der Kreisgruppe Würzburg auf der Mainfrankenmesse
  • Die erstmals von der Kreisgruppe Miltenberg organisierte Aktion "Biobrotbox". Erstklässlern wurde dabei eine wiederverwendbare Frühstücksdose mit Produkten aus Ökolandbau spendiert.
  • Die anhaltend positive Resonanz auf den schon zum 14. mal mit 80 regionalen Ausstellern und Infoständen durchgeführten Ökomarkt der Kreisgruppe Aschaffenburg
  • Die von der Kreisgruppe Main -Spessart mittlerweile schon in 4 Städten an insgesamt 14 Terminen organisierten Repaircafes

Der Kampf gegen die als HGÜ - Leitung geplante Stromautobahn Süd-Link ist auch in Unterfranken ein Kampf für die Energiewende. Die von der ursprünglichen und derzeitigen Trasse betroffenen Kreisgruppen engagieren sich auch weiterhin zusammen mit örtlichen Bürgerinitiativen für eine Einstellung der Planungen.

Durch entsprechende Anträge werden die Kreisgruppen des BN sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass in Unterfranken auf kommunalen Flächen der Glyphosat- bzw. Pestizideinsatz deutlich verringert bzw. ganz verboten wird.

Umweltbildung

Gerade in Unterfranken wurde im vergangenen Jahr das ebenso umfassende wie vielfältige Umweltbildungsangebot unserer Kreis - und Ortsgruppen sowie des Ökohauses in Würzburg von Kindern und Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen mit steigender Intensität genutzt.

Beispiele aus einer breiten Erfolgspalette:

  • die überaus positive Publikumsresonanz auf die neue Aussichtsplattform ("Biberkelle") für den Biberlehrpfad im Sinntal (Kreisgruppe Bad Kissingen)
  • das Umweltbildungsprojekt "Auf geht´ s - raus geht´s" der Kreisgruppe Main - Spessart mit insgesamt 60 Aktionen für rund 1200 Kinder an Schulen und Kindergärten
  • das große Besucherinteresse an der Ausstellung "Gestern-Heute" und den damit dokumentierten Landschaftsveränderungen der Kreisgruppe Kitzingen
  • die Umweltbildungsprojekte "Wildes Klassenzimmer" (an 10 Projekttagen) und "Wenn der Wind spinnt ..." (an 65 Projekttagen!) der Kreisgruppe Aschaffenburg.

Darüber hinaus konnte das Ökohaus Würzburg 180 ganz unterschiedliche Veranstaltungen durchführen und damit fast 3000 interessierte Naturfreunde erreichen.
Aber auch die Fledermausnacht der Kreisgruppe Hassberge und die 6 Basisseminare von BN und IfBI (Institut für Biodiversitätsinformation) zur Artenkenntnis in Ebern begeisterten auch 2017 wieder viele, gerade auch junge Menschen für den Erhalt von Natur und Landschaft.
Zudem boten fast alle Kreisgruppen der jungen Generation Möglichkeiten zur hautnahen Naturerfahrung in Kinder-, Müpfe - oder Jugendgruppen, aber auch auf Kinderzeltlagern oder Ferienfreizeiten.
2017 wurde in der Kreisgruppe Würzburg die Müpfe-Gruppe "Freche Frettchen" neu gegründet und die Kindergruppe der Kreisgruppe Aschaffenburg auf neue Füße gestellt , so dass sich der BN mittlerweile in Unterfranken über 19 Kindergruppen sowie über je 2 Müpfe- und Jugendgruppen freuen kann.

Ein besonderes Anliegen ist es dem BN zudem, junge Flüchtlinge bzw. Migranten für den praktischen Natur - und Artenschutz zu begeistern, sie aber auch zum praktischen Umweltschutz im Alltag zu motivieren.
So konnte 2017 in Ebern (Lkr. Haßberge) schon das dritte gemeinsame Apfelfest gefeiert werden - mit gemeinsamer Apfelernte, Saftpressen, syrischen Köstlichkeiten und beschwingten Tanzrunden. Auch die Kreisgruppen Main-Spessart und Würzburg hatten eigene Naturerlebnisangebote für geflüchtete Kinder organisiert. In Würzburg gab es zudem ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Friedrich-König-Gymnasium, bei dem deutsche Jugendliche SchülerInnen der Integrationsklassen für eine gezielte Ressourcenschonung durch Abfallvermeidung und Mülltrennung motivieren konnten.

Der BN wird in den Städten und Dörfern Unterfrankens auch 2018 wieder ein attraktives Programm anbieten, um für Artenvielfalt und Naturschönheit zu werben.

Mit einer neuen Hummelausstellung und einer weiteren Ausstellung mit dem Titel "Wilde Pflanzen vor der Tür" soll dabei der Focus verstärkt auf die Naturschönheiten und - kostbarkeiten vor der Haustüre gerichtet werden.

Für Rückfragen:

Richard Mergner, Landesbeauftragter
Tel: 0171 6394370
Helmut Schultheiß, Regionalreferent für Unterfranken
Tel: 09123/999 57-13