Keine Lebensgefahr für den Menschen, aber weiter Lebensgefahr für den Bären
Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) hat heute eindringlich an den bayerischen Umweltminister appelliert, bei der geplanten Suchaktion des Bären in den bayerischen Alpen sicherzustellen, dass dabei alles getan wird, den Bär lebend zu fangen. „Wir sehen in der geplanten Aktion mit den finnischen Bärenjagd-Hunden eine große Gefahr, dass der Bär in die Enge getrieben und vorschnell abgeschossen wird.“ so Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. Durch die Begleitung des Experten Dr. Walzer, der den Bären wohl auch aus größerer Entfernung (bis zu 80m) betäuben könnte, hofft der BN, dass es gelingt, den Bären tatsächlich zu betäuben. Dieser Einsatz darf daher nicht als Jagd auf den Bären ausarten bzw. der Bär mit den Hunden zu aggressiv gejagt und in die Enge getrieben werden. Dies würde für die begleitenden Personen schnell gefährlich werden können – was den sicheren Abschuss des Bären bedeuten würde, da ja Personen mit scharfer Waffe bei dem Einsatz dabei sind.
„Auch ist ja nach wie vor nicht die Gefahr ausgeräumt, dass der Bär von Jagdausübungsberechtigten geschossen wird“. so Weiger weiter. Immer noch gilt die Abschussgenehmigung für alle „geeigneten Jagdausübungsberechtigte“ (Zitat der Allgemeinverfügung) in Oberbayern und Schwaben. Der BN fordert daher nach wie vor eine Aufhebung der Tötungserlaubnis. Wenn nachweislich Menschen akut gefährdet sind – was bisher aber noch nie der Fall war – kann der Bär auch ohne diese Verfügung in Notwehr getötet werden.
Nachdem bekannt wurde, dass sich die italienischen Behörden mit einem Schreiben an das bayerische Umweltministerium gewandt haben, um den Bär offensichtlich wieder im Trentino aufzunehmen und ihn dort zu „erziehen“, scheint dem BN dies die beste Lösung. Denn auch andere Bären, die sich bisher „untypisch“ verhalten und die Scheu vor Siedlungen verloren hatten, wurden durch Vergrämungsmaßnahmen erzogen. Warum sollte man nicht auch dem „bayerischen“ Bären eine Chance auf Besserung geben - Diese Lösung setzt natürlich den Fang und die Besenderung des Bären voraus. Zur Verstärkung der Fangbemühungen hat der BN daher auch gefordert, weiteren Experten für Betäubungsmöglichkeiten wie Herrn Dr. Wiesner ihren Einsatz mit anderen Hundetruppen zu ermöglichen.
Grundsätzlich hat der BN begrüßt, dass in den letzten Tagen die Bemühungen, den Bären lebend zu fangen, stark intensiviert worden sind und auch erste Schritte für ein besseres Wildtiermanagement in Bayern eingeleitet worden sind. Der BN wird sich hier weiterhin aktiv einbringen.
Informationsveranstaltungen des BN zum Zusammenleben von Bär und Mensch in anderen europäischen Ländern
Da der BN davon ausgeht, dass in Zukunft verstärkt Bären nach Bayern einwandern werden, wird der BN ab kommender Woche eine Reihe von Informationsveranstaltungen im bayerischen Alpenraum mit europäischen Wildtierexperten beginnen, um über das Leben und den Umgang mit Bären und anderen Wildtiere aufzuklären. Die erste findet am 13.06. in Garmisch-Partenkirchen statt (20.00 Uhr, Gasthof Schatten). „Die Rückkehr dieser Arten auch nach Bayern ist ein Gewinn für Mensch und Natur.“ so Hubert Weiger. Der Bär ist wie Wolf oder Luchs ein Wildtier, das früher weit verbreitet und auch in Bayern heimisch war. In vielen europäischen Ländern gibt es noch oder wieder Bären. Durch aufwändige Artenschutzprojekte leben in Österreich wieder 20-30 Bären, in Slowenien oder der Slowakei sind es bis zu 500 Bären, im gesamten Karpatenbogen (v.a. Rumänien) sogar bis zu 8000 Bären. In vielen dieser Länder gibt es ein Bärenmanagement. Sogar die Schweiz, in der es abgesehen von einem kurzen Abstecher eines Bären (ein Bruder „unseres“ Bären) im Jahr 2005 im Nationalpark, gar keine Bären gibt, gibt es ein Bärenmanagement. In vielen Gebieten, z.B. auch in den Abruzzen mitten im Herzen Italiens wird sogar mit dem Vorkommen der drei großen Wildtiere – Bär, Wolf und Luchs – als Besonderheit für den Tourismus geworben.
Die Hauptnahrung des Bären ist v.a. pflanzlicher Natur. Um an Fleisch zu kommen, hat er früher den Wölfen ihre Beute streitig gemacht. Schäden an Nutztieren, an denen sich der Bär ab und zu vergreift, halten sich in Grenzen. In Österreich werden pro Jahr durchschnittlich ca. 2 Schafe / Bär gerissen, die jährliche Schadenssumme betrug zwischen 1990-2004 durchschnittlich 12.705 EUR/Jahr. In den Verbreitungsgebieten von Bären sind die Nutztierhalter vorsichtiger, sie sichern ihre Herden durch Herdenschutzhunde und Elekrozäune. Dies ist auch in Bayern künftig nötig.
Für Rückfragen: Dr. Christine Margraf, Fachabteilung München, Artenschutzreferat Südbayern, 089/548298-89,