Neuer Anlauf für ein riesiges Einkaufszentrum von Möbel Höffner im Knoblauchsland
Die Aktionsgemeinschaft zum Schutz der Fürther Innenstadt und des Knoblauchslandes aus Bund Naturschutz, Bürgerverein Fürth-Nord, Bay. Möbelfachverband und vielen Bürgerinnen und Bürgern kämpft seit 1999 gegen die Ansiedlung eines riesigen Einkaufszentrums der Firma Höffner auf Äckern im Knoblauchsland, dem Garten der drei Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen. Soeben wurde ein neues Anhörungsverfahren für einen Bebauungsplan für das Fachmarktzentrum der Fa. Höffner eingeleitet. Damit unternimmt die Stadt Fürth den dritten Anlauf, einen großflächigen Einzelhandelskomplex bei Fürth-Steinach mit 52.000 m2 Verkaufsfläche zu genehmigen. Insgesamt sollen fast zwölf Hektar Fläche (118.000 m2, das entspricht 17 Fußballfeldern) überbaut werden.
Mit einer Bilderrahmenaktion verdeutlichten Vertreter des Bündnisses, dass es hier auch um die Bewahrung von Bayerns Schönheit geht. Eine weitere Zersiedelung des tausend Jahre alten Kulturlandes zwischen den Städten ist nicht akzeptabel.
Die Aktionsgemeinschaft lehnt die Ansiedlung des geplanten Fachmarktzentrums aus Gründen fehlenden Bedarfes, der Schädigung des innerstädtischen Handels und damit der "Stadt der kurzen Wege", der mit dem zusätzlichen KFZ-Verkehr und der Zerstörung humoser Böden verbundenen Klimaschädlichkeit und der weiteren Zerstörung des Knoblauchslandes weiterhin entschieden ab.
"Der vor zwei Jahrzehnten geprägte Slogan "Global denken – lokal handeln" war noch nie so wichtig wie heute", so Reinhard Scheuerlein, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Fürth-Stadt.
Nachdem es Möbel-Höffner 2005 gelungen war, sich durch die Übernahme des Möbelhauses Franken-Wohnland an der Autobahn A 73 bei Fürth-Ronhof niederzulassen, war es um die geplante Ansiedlung des Fachmarktzentrums im Knoblauchsland bei Fürth-Steinach ruhig geworden. Weil auch das eigens für die Ansiedlung von Höffner durchgeführte Planfeststellungsverfahren der Regierung von Mittelfranken für einen Autobahnanschluss am Frankenschnellweg offenbar hängt und das neben Höffner geplante Teppichhaus Kibek nicht weiterverfolgt wird, keimte bei den Initiativen bereits die Hoffnung, das in der Vergangenheit oft genug geschundene Knoblauchsland sei hier gerettet.
Für eine Neuansiedelung fehlt der Bedarfsnachweis
Die Fa. Höffner verfügt wenige Kilometer südlich über ein großes Möbelhaus mit einer Verkaufsfläche von 35.000 m² an einem vergleichbaren Standort, so dass die gesamte Planung schlichtweg überflüssig ist. Die neuplanung sieht den bau eines Möbelhauses mit 39.000 m2, d.h. nur wenig größer vor. Auch nennenswerte Arbeitsplatzeffekte sind nicht zu erwarten, da die Belegschaft am bestehenden Standort bereits vorhanden ist. Auch für den geplanten Baumarkt mit 13.000 m2 gibt es in Fürth keinen echten Bedarf mehr.
Die Innenstadt Fürths und weitere Innenstädte der Region würden beeinträchtigt
Die geplanten Festsetzungen des Bebauungsplans sollen im Möbelhaus und im Bau- und Gartenmarkt insgesamt eine Verkaufsfläche von 13.400 m² alleine für innenstadtschädliche Randsortimente ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass der geplante Umsatz v.a. bei den Randsortimenten weitestgehend von in den Innenstädten der Region ansässigen Unternehmen und vor allem in der Fürther Innenstadt abgezogen wird. Der Neubau des geplanten großflächigen Einkaufszentrums „auf der grünen Wiese“, wie es im vorliegenden Bebauungsplan vorgesehen ist, würde für die Fürther Innenstadt und für zahlreiche ihrer Einzelhandelsbetriebe zu einer erheblichen Schwächung führen.
Fürth im "Bündnis zum Flächensparen" plant Flächenfraß
Aufgrund des fehlenden Bedarfs und der Innenstadt-Schädlichkeit ist auch der enorme zusätzliche Flächenverbrauch durch die Überbauung von insgesamt 118.000 m² für dieses geplante Einkaufszentrum „auf der grünen Wiese“ nicht zu rechtfertigen. Dies widerspricht in eklatanter Weise auch dem bayernweiten „Bündnis zum Flächensparen“, dem die Stadt Fürth über den Bayer. Städtetag angehört.
Weltweit sind laut Bay. Landwirtschaftsministerium nur elf Prozent der Landoberfläche der Erde für eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung geeignet. Gerade in südlichen Ländern sind diese Gebiete durch Ausbreitung von Wüsten vielfach bedroht. So hat das letzte Jahr gezeigt, wie der vermehrte Anbau von Energiepflanzen, die erhöhte Nachfrage aus Schwellenländern und der weitere Anstieg der Weltbevölkerung bereits in anderen Ländern zu einer Hungerkrise und bei uns zu einem deutlichen Anstieg der Lebensmittelpreise geführt hat.
In Deutschland wurde laut aktueller Statistik des Bundesamtes für Naturschutz von 2003 bis 2006 täglich immer noch eine Fläche von durchschnittlich 113 Hektar für Siedlungs- und Verkehrszwecke neu in Anspruch genommen. Dies entspricht auf ein Jahr gerechnet fast 80% der Fläche des Bodensees.
Im Hinblick auf eine langfristig sichere Nahrungsmittelversorgung ist diese Entwicklung geradezu fahrlässig. Und das Projekt Möbel-Höffner ist ein Paradebeispiel für diese Fehlentwicklung.
Fruchtbarer Boden stellt auch bei uns eine absolut begrenzte, natürliche Ressource dar und ist nicht vermehrbar.
Verkehrsbelastung im Fürther Norden nähme zu
Die Ortsteile im Fürther Norden leiden seit geraumer Zeit an einer hohen Verkehrsbelastung. Dabei sind die Straßen in den Ortszentren von Stadeln (Stadelner Hauptstraße, Am Fischerberg), Vach/ Mannhof (Brückenstraße, Vacher Straße) und Bislohe/ Sack (Gründlacher Straße) am stärksten betroffen.
Bei der verkehrsplanerischen Beurteilung des geplanten Vorhabens spielen zwei Aspekte eine Rolle:
1. Es ist zu erwarten dass das geplante Vorhaben nicht nur über den Frankenschnellweg, sondern insbesondere aus Richtung Westen (zumindest aus Teilgebieten der Landkreise Fürth, Ansbach, Neustadt/ Aisch) auch auf dem untergeordneten Straßennetz angefahren wird und dort zusätzliche Belastungen verursacht.
2. Das geplante Vorhaben benötigt zu seiner Realisierung einen zusätzlichen Autobahnanschluss bei Steinach. Dieser könnte von allen Autofahrern (z.B. auch Pendlern) benutzt werden und würde ein weiteres Einfallstor in diesen sensiblen Bereich hinein darstellen. Als Folge davon wären die Ortszentren im Fürther Norden von beträchtlichen Mengen weiteren Durchgangsverkehrs belastet.
Somit erweist sich auch nach den vorgelegten Berechnungen die Behauptung, dass die Ortsteile im Fürther Norden durch einen zusätzlichen Autobahnanschluss entlastet würden, als falsch. Es ist vielmehr mit zunehmenden Belastungen zu rechnen, die jedoch nicht mehr tragbar sind.
Fürth darf nicht nur auf andere zeigen
Die Stadt Fürth hat sich erst vor wenigen Wochen zu Recht gegen die Pläne der Fa. Adidas-Salomon und der Stadt Herzogenaurach gewandt, dort ein Factory-Outlet-Center unter dem Namen 360° zu errichten. Auch wenn Fürth, anders als Herzogenaurach ein Oberzentrum in der Region darstellt, sollte der Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung hier nicht Wasser predigen und Wein trinken.
Die Aktionsgemeinschaft fordert den Fürther Stadtrat zur Einstellung des Bebauungsplanverfahrens auf und beruft sich dabei auf einen einstimmigen Beschluss des Stadtrates vom 04.04.2001: Damals hatte der Stadtrat beschlossen, der Ansiedlung von Möbel-Höffner nicht zuzustimmen, weil „eine objektive Würdigung aller Entscheidungsfaktoren diese weder für die Gesamtentwicklung der Stadt noch in besonderem Maße für die Entwicklung des innerstädtischen Einzelhandels und die angestrebte Attraktivitätssteigerung der Innenstadt als sinnvoll erscheinen lassen.“ Dies gilt nach wie vor.
Mit der Übernahme von Franken-Wohnland durch Möbel Höffner ist die Planung obsolet geworden.
Aktuelle Daten
Gesamtverkaufsfläche Möbelhaus 39.000 m²
davon innenstadtrelevante Sortimente 7.500 m²
Gesamtverkaufsfläche Bau- und Gartenmarkt 13.000 m²
davon innenstadtrelevante Sortimente Baumarkt 2.900 m²
davon innenstadtrelevante Sortimente Gartenmarkt 2.500 m²
Für Rückfragen: Tom Konopka
BN-Regionalreferent
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Fax 0911/86 95 68,
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