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Tiere und Pflanzen

Weihnachten genießen – ohne Gentechnik

Bayerns Tierhaltung muss gentechnikfrei werden - gentechnikfreies Futter steht zur Verfügung - BN empfiehlt für das Weihnachtsmenü Biolebensmittel und Lebensmittel mit dem grünen „ohne Gentechnik“ Logo

19.12.2011

Während es in Bayern in 2011 keinen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gab, auch nicht zu Versuchszwecken, liegt in der Nutztierfütterung und damit bei der Milch-, Eier und Fleischprodukten noch einiges im Argen. Verstärkte Schäden für die Gesundheit von Mensch und Umwelt im Zusammenhang mit dem Import gentechnisch veränderten Futters werden diskutiert. Insbesondere dreht es sich dabei um die Anwendung von Unkrautvernichtungsmitteln und ihren schädlichen Inhaltsstoffen in den Anbauländern. In Südamerika wird auch weiterhin der Regenwald für den Futtermittelmittelbedarf Europas abgeholzt.

„Die bayerische Staatsregierung muss umgehend eine Bundesratsinitiative zum Verbot des weltweit wie auch in Europa und Deutschland angewendeten Unkrautvernichtungsmittels Roundup auf den Weg bringen“, so Prof. Dr. Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender.

Doch es geht auch anders: bislang werden nach Schätzungen des Verbands Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) in Deutschland etwa 10 % der Milch und 35 % der Eier ohne gentechnisch veränderte Futtermittel erzeugt. Im Bereich Fleisch und Wurstwaren geht die Entwicklung aber nach Meinung des Bundes Naturschutz viel zu langsam voran. „Es fehlt in Bayern noch massiv an der Vorbildfunktion und Informations- und Aufklärungsarbeit in allen staatlichen Einrichtungen“, so Weiger und weiter: „Außerdem müssten in staatlichen Kindergärten, Schulen, Altersheimen und Krankenhäusern sowie in allen öffentlichen Betriebskantinen innerhalb der nächsten drei bis spätestens fünf Jahre neben den pflanzlichen alle Lebensmittel tierischen Ursprungs aus gentechnikfreier Fütterung stammen.

Der BN bedauert, dass Bayern auch 2011 noch immer nicht den Schritt zum  Beitritt in das „Europäische Netzwerk gentechnikfreier Regionen“ vollzogen hat. „Dies ist überfällig, und es ist höchst bedauerlich, dass Ministerpräsident Horst Seehofer seinen Worten vom gentechnikfreien Bayern nicht einmal diese kleine Tat folgen lässt“, so Weiger, „denn alle Landwirte und Imker in Bayern brauchen dauerhafte Sicherheit vor dem Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen.“ 

Auch das vom BN als positiv anerkannte Urteil des Europäischen Gerichtshof (EuGH) vom September diesen Jahres, dass Honig nicht mehr verkehrsfähig ist, wenn nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pollen darin enthalten sind, zeige, dass bäuerliche Landwirtschaft, Umwelt und Imkerei dringend einen noch besseren Schutz vor gentechnisch veränderten Pflanzen benötigen. „Die Selbstverpflichtung Bayerns zum dauerhaften gentechnikfreien Anbau und die Umorientierung der staatlichen landwirtschaftlichen Fachberatung auf den Einsatz gentechnikfreier Futtermittel muss im Jahr 2012 endlich Realität werden“, fordert BN-Landesbeauftragter Richard Mergner.

 

Umstellung im Metzgerbereich aufwändig

Metzgerinitiativen für gentechnikfreie Fütterung wachsen in Bayern nur langsam. Neben Fürther Metzgern haben Metzger aus Oberbayern und Unterfranken vertragliche Bindungen mit ihren Zulieferern abgeschlossen. Allerdings ist es für kleine Metzgerbetriebe noch schwierig, für alle Zutaten, wie z.B. Gewürzmischungen für die Wurst, die aus anderen Klimaregionen dieser Erde importiert werden, die Zusicherung der absoluten Gentechnikfreiheit zu erhalten. Ohne diese Zusicherungen der Gewürzhändler kann das Logo „Ohne Gentechnik“ für die Wurstwaren nicht verwendet werden, auch wenn das Fleisch und die übrigen Zutaten aus Fütterung ohne Gentechnik stammt.

Gentechnikfreie Fütterung wäre mit einer Übergangszeit von einigen Jahren für ganz Bayern machbar und muss keine riesigen Mehrkosten verursachen. Die Mehrkosten gentechnikfreier Fütterung werden von den aufwändigen Rückstandskontrollen und den getrennten Erfassungskosten verursacht. Nach Angaben des Futtermittelspezialisten Josef Feilmeier belaufen sich die Mehrkosten für die Fütterung ohne Gentechnik bei der Legehennenhaltung auf 50 Cent pro Huhn und Jahr oder 0,17 Cent pro Ei, bei Milch auf 5,20 € pro Kuh und Jahr, oder 1 Cent pro 17 L Milch (0,075 Cent/L) und bei Schweinefleisch auf 2-4 €/ Schwein oder 2-4 Cent/ kg Schweinefleisch. „Es ist höchste Zeit geworden, dass ab nächstem Jahr auch an den landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf ohne Gentechnik gefüttert wird und damit die gewünschte Entwicklungsrichtung für Bayerns Landwirte aufgezeigt wird“, so Mergner.

In größerem Ausmaß sind es bisher die Biotierhalter, die richtliniengemäß ohne Gentechnik füttern und darüber hinaus hohe Tierhaltungsstandards einhalten. Der Anteil des Bioanbaus in Bayern liegt bei 6 % der landwirtschaftlichen Fläche und 6500 Betrieben.

 

Milchmarkt in Bayern bewegt sich in Richtung Gentechnikfreiheit

Als erfreuliches Ergebnis wertet es der BN, dass mehrere kleine und größere Molkereien in Bayern inzwischen Milch oder Käse mit dem das Logo „Ohne Gentechnik“ auf den Markt bringen. Neben „der fairen Milch“ des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) sind das die Bergbauernmilch der Molkerei Berchtesgadener Land, die Allgäuer Bergbauernmilch, die Molkerei Zott mit einem Mozzarella ohne Gentechnik und viele kleine Genossenschaftssennereien im Allgäu und in Oberbayern. Einen Marktüberblick der Lizenznehmer des Ohne Gentechnik Siegels finden Verbraucher unter www.ohnegentechnik.org.  Einen ausführlichen bayerischen Milch - Marktcheck ; Durchblick im Milchwirrwarr“ bietet die Verbraucherzentrale Bayern auf ihrer Website. www.verbraucherzentrale-bayern.de.  Denn Molkereien, wie Bauer und Bechtel arbeiten an der gentechnikfreien Fütterung ihrer Zulieferanten, doch ohne dass dies für die Verbraucher bisher nachvollziehbar kenntlich gemacht wird.

 

Tipps für das Weihnachtsmenü

„Lieber etwas mehr ausgeben und dafür beste Qualität einkaufen“, das

empfiehlt BN Landwirtschaftsreferentin Marion Ruppaner  für das Weihnachtsmenü: „Es muss nicht immer Weihnachtsgans sein, beim Fleischeinkauf ist auch Rindfleisch oder Schweinefleisch aus Bio- oder Neulandqualität eine gute Wahl: Denn da liegt der Mehrwert auch bei der besonders artgerechter Tierhaltung, die kaum Antibiotikaeinsatz benötigt und dem Futter ohne Gentechnik.“

„Auch ein vegetarisches Weihnachtsmenü kann höchste Qualitätsstandards erfüllen“ ergänzt Ruppaner. Dazu empfiehlt der BN die zahlreichen vegetarischen Kochbücher, z.B. die Buchreihe vegetarisch kochen aus dem Pala-Verlag (www.pala-verlag.de). 

 

Bioeinkaufsführer für die Metropolregion und „BN Einkaufsckeck“

Adressen von Bio-Einkaufsmöglichkeiten in der Metropolregion Nürnberg bietet der BN Einkaufsführer: „Bio- wo- her damit“, der im Internet eingesehen werden kann: www.bund-naturschutz.de.oder gegen Einsendung eines mit 1,45 € frankierten Rückumschlags bei der BN Landesfachgeschäftsstelle, Bauernfeindstr. 23, 90 471 Nürnberg angefordert werden kann.

Darüber hinaus bietet der BN für Verbraucher auch eine 6-seitige Broschüre, die neben dem Test für das persönliche Einkaufsverhalten auch Tipps für eine ökologisch sinnvolle Einkaufskultur bietet:

<link fakten landwirtschaft einkaufscheck.html>www.bund-naturschutz.de/fakten/landwirtschaft/einkaufscheck.html

„Direkt beim Erzeuger kaufen, auf die regionale Herkunft achten und die Anbaubedingungen unter die Lupe zu nehmen trägt dazu bei, nachhaltige Landwirtschaft und heimisches Handwerk zu unterstützen. Mit unserem Einkaufsverhalten und unserer Esskultur treffen wir täglich viele kleine Entscheidungen. Diese summieren sich und verändern Märkte!“, so Ruppaner.

Risiken des Gentechnikfutters

Neben der direkter Giftigkeit des beim Anbau von Gentechnik-Soja hauptsächlich eingesetzten Unkrautvernichtungsmittels Roundup hat der Anbau der Futtermittel außerhalb Europas drastische soziale und ökologische Folgen. Regenwälder und andere bedeutende Ökosysteme fallen den Monokulturen zum Opfer. Für ein Kilo konventionellen Schweinebraten wird unter anderem der Ertrag von ca. drei m² Sojaacker verfüttert, auf denen vorher einmal artenreicher und klimaschützender Regenwald stand. Der in Roundup (Wirkstoff Glyphosat) enthaltene Zusatzstoff POEA kann über Futtermittel auf tierische Produkte übergehen und zu einer Gesundheitsgefährdung von Menschen führt. Importiertes Gen-Soja aus den Hauptanbauländern Argentinien und Brasilien wird so gut wie nicht auf Rückstände kontrolliert.

Die aktuellsten Studien zum Thema Glyphosat und Agrogentechnik und den Risiken des Anbaus herbizidresistenter Pflanzen für Mensch und Umwelt finden sich bei http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/roundup.html.

 

Für Rückfragen:
Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin, marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

Tel. 0911 81878-20