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20 Jahre Flughafen München

Grenzen des Wachstums – BN fordert Verzicht auf die 3. Bahn

16.05.2012

Am 17. Mai 1992 wurde der Flughafen München im Erdinger Moos eröffnet. Seitdem sind die Passagierzahlen fast immer gestiegen, was von der FMG in der Bilanz besonders hervorgehoben wird.
In der aktuellen Diskussion um die Notwendigkeit einer 3. Start- und Landebahn spielen jedoch nicht die Passagiere die entscheidende Rolle, sondern ausschließlich die Flugbewegungen. Und die befinden sich derzeit unter dem Niveau von 2006. „Zu einer ehrlichen Bilanz gehört die volle Wahrheit. Und dazu gehört nun einmal auch die Feststellung vom Ende des unendlichen Wachstums, wie es die FMG gerne glauben macht.“ kommentiert Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN und BUND das Jubiläum des Flughafens. „Das ist schon lange keine „Delle“ mehr und das ist auch alles andere als eine kurzfristige, wieder korrigierbare Abweichung vom selbstgesetzten Zielgrad der FMG. Das sind handfeste strukturelle Veränderungen und Krisen.“ Was mittlerweile auch von der Luftfahrtbranche selbst zugestanden wird. Sie klagen über die steuerlichen Belastungen und den hohen Ölpreis. „Die Luftfahrtbranche ignoriert nach wie vor die Endlichkeit der Ressource Öl und setzt auf unendliches Wachstum einer Mobilitätsform, die wie keine andere vom Erdöl abhängig ist und das Klima schädigt.“ kritisiert Dr. Christine Margraf, Leiterin der Fachabteilung des BN in München. „Anstatt über die Einbeziehung in den Emissionshandel und steigende Ölpreise und Kosten des Fliegens zu klagen und anstatt dies mit Entlassungen und Sparprogrammen auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen, muss die Luftfahrtbranche endlich die Grenzen des Wachstums und auch der Zumutbarkeit des Luftverkehrs anerkennen und auf weitere Ausbaumaßnahmen verzichten.“ Der BN fordert die FMG daher auf: „Angesichts 20 Jahren Belastung für die Menschen und der Zerstörung eines Teils des Erdinger Mooses beim Bau des Flughafens sollte sich der Flughafen zu seinem 20-jährigen Geburtstag bei der Bevölkerung und der Natur wenigstens mit einem Verzicht auf die 3. Bahn bedanken.“so Weiger. 20 Jahre MUC heißt nämlich auch, dass die Menschen der Region bereits seit 20 Jahren mit den Belastungen leben. Eine weitere Steigerung der Belastung durch eine 3. Bahn ist auch ganz unabhängig von den aktuellen Entwicklungen für Mensch, Natur und Klima einfach nicht zumutbar.

Prognosen der FMG für die 3. Bahn sind mehr denn je unwahrscheinlich und unglaubwürdig

Wenn die FMG nun gebetsmühlenartig wiederholt, dass der Flughafen München dicht sei und deswegen die Flugbewegungen stagnieren, ist das wenig glaubwürdig. Denn warum waren die Flugbewegungen 2007 und 2008 deutlich höher, obwohl der Flughafen auch in diesen beiden Jahren nur zwei Start- und Landebahnen hatte?
Die Erklärung für die Entwicklung der letzten Jahre liegt für den BN im wesentlichen in zwei Ursachen: Angesichts steigender Kosten (steigender Ölpreis) und schlechter Aussichten (Wirtschaftskrisen) müssen die Fluggesellschaften Kosten einsparen, weshalb sie größere Flugzeuge einsetzen und diese auch höher auslasten.
Kein Wunder also, dass die FMG mit ihren Prognosen für die 3. Bahn falsch liegt, denn Wirtschaftskrisen waren nicht eingeplant und der Ölpreis sowie die Anzahl der Passagiere pro Flugzeug sollten erst 2020 bzw. 2025 so hoch sein wie heute.

So haben auch im relativen guten Wirtschaftsjahr 2011 die Flugbewegungen wieder bei Weitem nicht das von der FMG prognostizierte Niveau erreicht, sie liegen sogar noch unter dem Niveau eines Szenarios für den Fall niedrigen Wirtschaftswachstums, das von der FMG und der Planfeststellungsbehörde als unwahrscheinlich zurückgewiesen wurde. Der BN hat die verschiedenen Prognose-Szenarien der FMG in einer Grafik zusammengefasst und ihnen die Realität der Flugbewegungen gegenübergestellt (siehe unten in der pdf-Datei zum download).  „Jeder sieht auf den ersten Blick, dass die Stagnation seit 2008, der anschließende Rückgang, die folgenden Schwankungen und aktuelle Realität sich immer weiter von den Prognosen entfernen. Ein Engpass und Bedarf für eine 3. Bahn ist noch weniger als zu Beginn der Planung erkennbar.“ so Margraf.

Auf welcher Basis der Regierung von Oberbayern im Planfeststellungsbeschluss (S. 674) zu der Feststellung gelangt: „Derzeit kann letztlich als unbestritten gelten, dass trotz der veränderten Rahmenbedingungen das Luftverkehrsaufkommen in den nächsten zehn bis 15 Jahren kontinuierlich steigen und es nicht zu einem Trendbruch im Bereich der Luftverkehrsnachfrage kommen wird.“, bleibt das Geheimnis der Regierung von Oberbayern. Als Begründung für eine 3. Bahn ist es jedenfalls nicht tauglich.

Beispiel Flugbewegungen 2011:

  • Prognose der FMG aus dem Jahr 2007: 481.000
  • Prognose der FMG aus dem Jahr 2010 für mittleres Wirtschaftswachstum: 420.153
  • Prognose der FMG aus dem Jahr 2010 für niedriges Wirtschaftswachstum: 412.026
  • Realität der Flugbewegungen im Jahr 2011: 409.956

Der aktuelle Sommerflugplan 2012 des Flughafens München liegt in der Anzahl der Flugbewegungen unter dem Niveau des Sommerflugplans 2004  
In den ersten vier Monaten 2012 sanken die Zahlen weiter: die Anzahl der Flugbewegungen blieb um 2,3 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres 2011.

Für Rückfragen:

Dr. Christine Margraf, Artenschutzreferentin Südbayern Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Tel.: +49 / 89 / 54 82 98 89, christine.margraf@bund-naturschutz.de

Manfred Drobny, Geschäftsführer Bund Naturschutz Freising, Tel.: +49/ 8161 / 66099, bn.freising@t-online.de

Dr. Christian Magerl, Kreisvorsitzender Bund Naturschutz Freising, Tel.: +49/ 8161 / 66631, christian.magerl@t-online.de,

Anlage:

Grafik in der pdf-Datei zum download:

Flugbewegungen am Flughafen München: Prognosen und Realität

 

Weitere Infos finden Sie unter:
www.dritte-startbahn-stoppen.de