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Appell an den Planungsausschuss

Kein Gewerbegebiet "Moser Brücke" im Reichswald bei Feucht

27.11.2009

Mitten im Lorenzer Reichswald südlich von Nürnberg-Moorenbrunn will der Markt Feucht ein über 15 Hektar großes Gewerbegebiet am Leimbühl ("Moser Brücke") ausweisen. Dazu läuft soeben das Bauleitplanverfahren.

 

Das geplante Gewerbegebiet läge mitten im Bannwald, im landschaftlichen Vorbehaltsgebiet und im europäischen Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald. Es wäre abgesehen vom Bau der ICE-Trasse durch den Bannwald der erste große Eingriff in den Lorenzer Reichswald seit vielen Jahren und würde eine Lawine ähnlicher Eingriffe lostreten. Die Firma Diehl hat bereits angekündigt, im Sebalder Reichswald bei Röthenbach an der Pegnitz ein großes Industriegebiet vorantreiben zu wollen.

 

Der Bund Naturschutz appelliert deshalb eindringlich an die Mitglieder des Planungsausschusses der Industrieregion, die als Bannwald vom Planungsverband vor Jahren geschützte Grüne Lunge der Region nicht dem Egoismus einer reichen Kommune wie Feucht zu opfern und das Vorhaben bei der Sitzung des Ausschusses am Montag, 30.11.09 abzulehnen.

 

"Wir haben uns die Unterlagen im Detail angesehen und sind entsetzt. Der Markt Feucht hat sich ein Gutachten von der GFK erstellen lassen, in dem völlig ungeschminkt trotz riesigen Leerstandes in der Marktgemeinde die Ausweisung eines weiteren Gewerbegebietes an der Autobahn vorgeschlagen wird. Andere Gemeinden täten das ja das auch", so der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. "Und der Markt Feucht will es genau so machen."

 

"Allein im Raum Nürnberg und Umgebung stehen laut Industrie- und Handelskammertag 510 Hektar erschlossene Gewerbegebiete leer. Die müssen doch zuerst mal genutzt werden, bevor unser Reichswald weiter zerstückelt wird. Selbst der Feuchter Bürgermeister Konrad Rupprecht hat öffentlichen betont, dass derzeit kein Bedarf bestünde. Trotzdem will man die Ausweisung durchziehen", so Mergner.

 

Die Folge weiterer Ausweisungen wären noch mehr Leerstände in der Region und steigende Kosten bei den Kommunen, die ihre erschlossenen gebiete nicht vermarkten können.

 

"Der Markt Feucht kriegt offenbar den Hals nicht voll. Wir fordern die Gemeinde auf, auf das neue Gewerbegebiet zu verzichten. Wiedergutmachung am geschundenen Wald bei Feucht ist das Gebot der Stunde, nicht die Gier nach immer mehr Gewerbesteuer. Noch dazu von einer Kommune, die zu den reichsten der Metropolregion zählt", meint dazu Eckhard Schulz, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht und Mitglied des Feuchter Umweltbeirates.

 

 

Kein Bedarf

Weder ist ein Bedarf für die geplante Maßnahme in Feucht nachgewiesen noch der Eingriff in den als Bannwald und nach der europäischen Vogelschutz-Richtlinie geschützten Reichswald am Leimbühl gerechtfertigt. Stattdessen stehen in Gewerbegebieten des Marktes Feucht noch laut GFK-Studie 18,5 - 21 Hektar Gewerbeflächen leer.

 

Weil aber von der Marktgemeinde derzeit beabsichtigt wird, Gewerbeflächen in Wohnbauland umzuwandeln (Teile des 12,5 ha großen Gewerbegebietes der Fella-Werke), sieht die GFK-Studie nur noch "reduzierte Expansionsmöglichkeiten" für Feucht. In dem neuen Wohngebiet sollen etwa 350 Häuser entstehen. Diese Planung wird vorangetrieben, obwohl die Bevölkerung in Feucht weit überdurchschnittlich mit -2,6% in den Jahren 2003 - 2008 im Vergleich zum Landkreis (- 0,8%) sank. Lt. aktueller Prognose des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung (2009) wird die Bevölkerung im Landkreis Nürnberger Land bis 2028 um 2,2 - 5,0 % weiter sinken.

 

Gäbe es den in der Begründung des Marktes angegebenen "mittel- und längerfristigen Bedarf" für Gewerbeflächen nicht nur als Begründungsbehauptung, müsste der Markt alles daran setzen, vorhandene freie Gewerbeflächen zu nutzen oder vorzuhalten und nicht der Wohngebietsnutzung zuzuführen.

 

Im Raum Nürnberg stehen mindestens 510 ha freie Gewerbeflächen zur Verfügung (Lkr. Roth 132,4 ha, Lkr. Nürnberger Land 116,7 ha, Stadt Schwabach 1,3 ha, Stadt Nürnberg 133,2 ha, Lkr. Fürth 20,8 ha, Stadt Fürth 28,2 ha, Stadt Erlangen 8,4 ha, Lkr. Erlangen-Höchstadt 115,1 ha lt. Datenbank des IHKT www.sisby.de am 26.11.09).

 

 

Trick des Marktes Feucht

Parallel zur Ausweisung des Gewerbegebietes "Moser Brücke" am Leimbühl sollen drei im Wald liegende Flächen der ehemaligen Muna Feucht, die derzeit als Gewerbegebiet im Flächennutzungsplan des Marktes festgelegt sind, zu Waldflächen umgewidmet werden. Hintergrund ist die geplante Nutzung von Teilen dieser Flächen als Ausgleichsmaßnahme im Zuge des Autobahnausbaues (A6). Der Markt argumentiert nun, weil diese Flächen wiederbewaldet würden, hätte er einen Anspruch auf ein Gewerbegebiet im Bannwald.

 

"Tatsächlich sind die ehemaligen Muna-Flächen unbebaubar, weil entweder Giftdeponie, zu klein oder nicht erschließbar. 20 Jahre hatte Feucht diese Gewerbeflächen nicht genutzt, weil sie eben nicht dafür geeignet sind. Hätte jede Kommune Anspruch auf Ersatz, weil ihre angedachten neuen Siedlungsflächen z.B. im Hochwassergebiet nicht bebaubar sind, wäre das gesamte Planungs- und Umweltrecht ausgehebelt", so Konopka.

 

Es wäre eine richtige Entwicklung, die drei waldfreien Gebiete inmitten des Reichswaldes wieder in Wald zu verwandeln und damit die Lücken im Lorenzer Reichswald zu schließen.

 

 

BN seit Jahrzehnten im Lorenzer Reichswald aktiv

Der Bund Naturschutz hat sich zusammen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern bereits vor ca. 30 Jahren für den Erhalt dieses Waldgebietes eingesetzt. Damals sollte die Muna Feucht zu einem riesigen Panzerübungsplatz ausgebaut werden. Dies konnte - auch zum Vorteil der Marktgemeinde Feucht und seiner BürgerInnen - erfolgreich verhindert werden.

 

für Rückfragen:

Tom Konopka

Regionalreferent für Mittelfranken

 

Tel. 0911/81 87 8-14

Fax 0911/86 95 68

Mail tom.konopka(at)bund-naturschutz.de