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Autobahn frisst Heimatlandschaft

Bund Naturschutz fordert die Einstellung der Planungen zum Weiterbau der autobahnähnlichen Fernstraße B 15 neu und eine endgültige Streichung aus dem Bundesverkehrswegeplan

03.05.2012

Die geplante neue Autobahn „B 15 neu“ zwischen der A 93 bei Saalhaupt und der A 8 westlich von Rosenheim ist nach Ansicht des BN ein drastisches Beispiel für die nicht mehr zeitgemäße Verkehrspolitik des Bundes und des Freistaats Bayern. In Zeiten der Energiewende und der notwendigen Energieeinsparung muss auch im Verkehrssektor die Vermeidung und die Verlagerung auf die Schiene konsequent vorangebracht werden. „Mit der B 15 neu würde jedoch genau das Gegenteil erreicht und eine weitere Nord-Süd-Trasse geschaffen, die durch die Kapazitätserweiterung auch eine drastische Zunahme des LKW-Verkehrs von den Nordseehäfen nach Italien zur Folge hätte. Die ohnehin schon bestehenden enormen Probleme durch den Alpentransitverkehr würden dadurch noch zusätzlich angeheizt“, betonte Hubert Weiger, der Vorsitzende des BN. „Wir kritisieren deshalb das sture Festhalten der verantwortlichen Politiker an den Planungen zum Weiterbau dieser neuen Fernstraße aufs Schärfste und fordern Bundesverkehrsminister Ramsauer auf, dafür zu sorgen, dass das Projekt spätestens an der A 92 bei Essenbach endlich und definitiv beendet wird“, sagte Weiger.

Der BN ist zudem der Auffassung, dass Bayern bereits heute ausreichend mit Bundesfernstraßen erschlossen ist und für die B 15 neu kein Bedarf besteht. Das derzeitige Verkehrsaufkommen auf der B 15 (alt) Regensburg – Landshut – Rosenheim mit durchschnittlich ca. 10.000 Fahrzeugen pro Tag rechtfertigt nicht den Bau einer Autobahn. Zudem ist der Verkehr auf der B 15 alt überwiegend Ziel- und Quellverkehr der sich nicht in nennenswertem Umfang auf die B 15 neu verlagern wird. Insbesondere besteht kein Bedarf für diese Autobahn im südlichen Landkreis Landshut. „Angesichts des maroden Zustands des Bundesfernstraßennetzes und einem gewaltigen Erhaltungsrückstand muss endlich Schluss sein mit unfinanzierbaren Wunschzettelplanungen wie dem Weiterbau der B 15 neu ab Essenbach“, erklärte Richard Mergner, der Landesbeauftragte des BN. „Wir werden uns daher mit allen zur Verfügung stehenden demokratischen und rechtlichen Mitteln dafür einsetzen, dass die B 15 neu gestoppt wir und in der bis 2015 anstehenden Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans nicht mehr vorkommt“, kündigte Mergner an. Die knappen Gelder müssen stattdessen für den Straßenerhalt, den Lärmschutz, sowie für sinnvolle Maßnahmen zum Ausbau und zur Modernisierung von Bahnstrecken eingesetzt werden.

Die Gesamtkosten für das Straßenbauprojekt „B 15 neu“ schätzte die Bundesregierung 2010 (Drucksache 17/2033) auf mehr als 1,2 Milliarden Euro. Durch die geplante Fernstraßentrasse werden auf einer Länge von insgesamt über 130 Kilometern quer durch Südbayern wertvollste  Kulturlandschaften und Lebensräume massiv beeinträchtigt und vernichtet. Die negativen Auswirkungen des Vorhabens sind auf Grund der Dimension als vierspurige Autobahn mit Standstreifen gewaltig. Hochwertige Schutzgebiete, wie die Isarhangleiten bei Landshut oder das Isental bei Schwindegg wären betroffen und zahlreiche Talräume, wie die der Kleinen und Großen Vils, würden durchschnitten. Zudem gingen in großem Ausmaß unverzichtbare landwirtschaftliche Flächen durch Überbauung verloren und eine typische bayerische Kultur- und Heimatlandschaft würde durch die Autobahn dauerhaft verschandelt und zerstört.

Bund Naturschutz kämpft seit 40 Jahren gegen die B 15 neu

Der BN Landesverband und vor allem die BN Kreisgruppe Landshut haben sich mit den Planungen und dem Bau der B 15 neu seit den Anfängen in den 1970er und 1980er Jahren befasst und gegen diese Autobahn gekämpft. Zusammen mit der „Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der B 15 neu“ wurden auch mehrere Klagen geführt. Das Projekt konnte dadurch zwar lange verzögert werden, letztendlich aber den Beginn der Baumaßnahmen nicht verhindern.

Im nördlichen Teil der Trasse (Saalhaupt – Neufahrn) sind 22 km der B 15 neu bereits unter Verkehr und der angrenzende Abschnitt bis Ergoldsbach ist im Bau, er soll bis Ende 2013 fertig werden. Auch für den Abschnitt Ergoldsbach – Essenbach (A 92) liegt der Planfeststellungsbeschluss vor. Die Gemeinde Essenbach hat dagegen jedoch Klage eingereicht und will u. a. erreichen, dass der geplante Kleeblatt-Anschluss an die A 92 nicht verwirklicht wird, weil damit eine Weiterführung der Straße nach Süden vorprogrammiert würde. Wie der BN fordert die Gemeinde für den Anschluss eine „Trompetenlösung“ (Autobahndreieck) und die Ableitung des aus Norden kommenden Verkehrs über die A 92 und weiter über die Flughafentangente Ost zur A 94.

Bereits 1991 wurden südlich von Landshut für den Abschnitt Geisenhausen – Haarbach und die damit verbundene so genannte Vilstalspange die Planfeststellungsbeschlüsse erlassen. Die Klage dagegen führte zwar zur Aussetzung des Verfahrens aber erst im Januar 2012 erfolgte die Aufhebung der Beschlüsse durch die Regierung von Niederbayern, nachdem der BN dies beim Verwaltungsgerichtshof erneut beantragt hatte. Mit dieser längst überfälligen Entscheidung konnte die vor 20 Jahren versuchte Salamitaktik zur Durchsetzung der B 15 neu erfolgreich verhindert werden. Da die Stadt Vilsbiburg längst durch eine ortsnahe Umgehung, die auch der BN befürwortete, vom Durchgangsverkehr entlastet ist, besteht südlich von Landshut auch keine Planrechtfertigung mehr für eine B 15 neu.

Die BN Kreisgruppe appelliert daher erneut an die Adresse der Stadt Landshut, nicht nochmals 20 Jahre lang dem Phantom B 15 neu nach zu jagen, sondern sich für eine in absehbarer Zeit machbare Lösung der innerstädtischen Verkehrsprobleme stark zu machen. „Der bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Osttangente von der B 11/B 15 zur B 299 werden wir keine Steine in den Weg legen“, betonte Paul Riederer, der stellvertretende Kreisvorsitzende. „Das nunmehr geplante Raumordnungsverfahren für die B 15 neu von der A 92 bis zur A 94 bei Schwindegg könne man sich aber sparen“, sagte Riederer. Denn auch ein Raumordnungsverfahren ändert nichts daran, dass dieses Projekt in absehbarer Zeit weder machbar noch finanzierbar wäre. Allein für den 16 Kilometer langen Abschnitt von der A 92 bis Geisenhausen, mit Isarbrücke und 2,1 Kilometer langem Tunnel durch die Isarhänge, sind im Vorentwurf Gesamtkosten von 313 Millionen Euro veranschlagt.

Widerstand auf breiter Front

In den vergangenen Jahren führte die Kreisgruppe Landshut zahlreiche  Veranstaltungen durch und informierte die Bürgerinnen und Bürger im südlichen Landkreis über den Sachstand, die Hintergründe und die Auswirkungen des geplanten Straßenbauprojekts B 15 neu. Inzwischen bestehen in allen betroffenen Kommunen entsprechende Bürgerinitiativen mit dem Titel „Stopp B 15 neu“, in denen Tausende Menschen das Ende der Projekts an der A 92 fordern und überall fanden öffentlichkeitswirksame Aktionen gegen das Vorhaben statt. Es sind dies die Gemeinde Essenbach, die Gemeinde Adlkofen, die Marktgemeinde Geisenhausen, die Stadt Vilsbiburg, die Marktgemeinde Velden und die Gemeinde Wurmsham, sowie in Oberbayern (Landkreis Mühldorf) die Gemeinden Buchbach und Schwindegg.

Darüber hinaus gibt es in Essenbach, Adlkofen, Geisenhausen, Vilsbiburg und Wurmsham mit deutlicher Mehrheit verabschiedete Gemeinde- bzw. Stadtratsbeschlüsse, in denen ebenfalls die Beendigung der B 15 neu an der A 92 bei Essenbach gefordert wird. In Velden endete die entsprechende Abstimmung in einem Patt, die Hälfte der Marktgemeinderäte stimmte also auch hier gegen die B 15 neu.

Das zeigt, dass im südlichen Landkreis Landshut und weit nach Oberbayern hinein ein breites Bündnis beim Widerstand gegen diese Natur und Landschaft zerstörende Autobahn besteht.

Für Rückfragen:

Richard Mergner
BN Landesbeauftragter
Tel.: 0911-81878-25

Kurt Schmid
BN Regionalreferent
Tel.: 089-548298-88

Paul Riederer
2. Vorsitzender
BN Kreisgruppe Landshut
Tel.: 0871/22390