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Bürgerentscheid zur B308 Umgehungsstraße Immenstadt: Bayerisches Urlaubsidyll in Gefahr

BN fordert Allgäu-Bahn statt Straßenbau

30.06.2010

Der Bund Naturschutz fordert die Bürger Immenstadts auf, die ca. 80 Mio. Euro teure Umgehungsstraße B308 Immenstadt beim Bürgerentscheid am 4. Juli 2010 abzulehnen. „Der zu erwartende Nutzen des Projekts rechtfertigt nicht die hohen finanziellen Kosten für die Steuerzahler sowie die je nach Trassenvariante zum Teil massiven Eingriffen in die Urlaubslandschaft Immenstadt-Kleiner Alpsee-Großer Alpsee“, so Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben.

Die am stärksten belastete Durchgangsstraße Immenstadts, die Sonthofener Straße, wird durch alle vorgestellten Trassenvarianten für die Anwohner nicht spürbar entlastet. „Stattdessen fordern wir den Landkreis Oberallgäu, die Stadt Kempten und die Immenstädter Lokalpolitik auf, sich für eine Regionalbahn-Allgäu einzusetzen, die in einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2000 positiv beurteilt wurde“, erklärt der stv. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu Ralf Wiedemann.

Bereits seit 1965 wird um eine Umfahrung von Immenstadt gerungen. Auf Grund des massiven Landschaftseingriffes in eine der attraktivsten Ferienregionen Bayerns konnte das Straßenbauprojekt durch den jahrelangen Einsatz von Bund Naturschutz und Schutzgemeinschaft Ferienregion Großer und Kleiner Alpsee bisher verhindert werden. Bei dem Bürgerentscheid am 4. Juli 2010 sollen die Einwohner Immenstadts nun darüber abstimmen, ob sich die Stadt weiterhin für eine Umfahrung von Immenstadt einsetzen soll.

Stimmen die Bürger mit Nein, werden dem Projekt keine Chancen auf Realisierung mehr eingeräumt. Stimmen die Bürger mit Ja, stehen 3 Trassenvarianten zur Auswahl. „ Aus Sicht des Naturschutzes sind die Nord- und Südtrasse nicht akzeptabel, die stadtnahe Trasse wäre der geringste Eingriff“, so Rolf Grebenstein, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Immenstadt. Die Entscheidung welche Trasse verwirklicht wird, liegt voraussichtlich aber nicht in Bürgerhand.

Um eine für die Anwohner spürbare Straßenlärmentlastung zu bewirken, muss eine Lärmreduktion um mindestens drei Dezibel erreicht werden. Dies ist normalerweise bei einer Halbierung des Verkehrs der Fall. Auf der am meisten belasteten Hauptdurchgangsstraße (Sonthofener Straße) wird ein solcher Wert massiv verfehlt. Prognosen gehen von einer Verkehrsreduktion um nur ca. 13% aus. Eine etwas bessere Entlastung ist auf zwei anderen Ausfallstraßen (Kemptener- und Julius-Kunert-Straße) zu erwarten. Je nach Trassenvariante liegen diese aber auch noch im kaum wahrnehmbaren Bereich.

Durch den Straßenbau wird die Verkehrsleistung, also die insgesamt im Stadtgebiet gefahrenen Kilometer deutlich zunehmen. Damit erhöht sich die Gesamtschadstoffbilanz. Auch die Unfallzahlen steigen insgesamt meist an. Neben der hohen Anfangsinvestition wird v.a. der Unterhalt des geplanten Tunnels dauerhaft hohe Wartungskosten pro Jahr verschlingen. Vor dem Hintergrund der Energie- und Staatsschuldenkrise ist die Planung keine zukunftsfähige Investition.

Durch Verkehrsberuhigungs- und Lärmschutzmaßnahmen kann den Anwohnern der Hauptverkehrsstraßen viel schneller, effektiver und günstiger geholfen werden, als durch die Umgehungsstraße. In der gesamten Stadt liegt der Durchgangsverkehr nämlich nur bei unter 20%. Eine Straßenbauplanung, von der unklar ist, ob und wann Sie überhaupt realisiert wird, blockiert sofort umsetzbare Schutzmaßnahmen.

Alternative Allgäu-Bahn

Als umweltfreundliche Alternative setzt sich der Bund Naturschutz für die Realisierung der  Regionalbahn-Allgäu ein. Die Umsetzung dieses Konzeptes kam nach Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2000 in den vergangenen Jahren mangels politischen Willens leider nicht voran. Für die Kosten der Umgehungsstraße wäre ein attraktives Regionalbahnnetz für die ganze Region zu haben.
Mit neuen Bahnhöfen, einem 20 - 30 Min. Takt und modernen Fahrzeugen könnten allein auf der Strecke Kempten-Oberstdorf täglich mindestens zwischen 14.000 und 28.000 Autokilometer eingespart werden. Gerade Immenstadt würde massiv von den eingesparten Autofahrten profitieren. Eine Machbarkeitsstudie für die Strecke im Jahr 2000 kam zu einem positiven Kosten-Nutzen-Verhältnis. Damit wäre das Projekt förderfähig.
Am attraktivsten und verkehrswirksamsten wäre eine Realisierung auf allen Regionalbahnstrecken im ganzen Allgäu. Die Allgäuer Landkreise und Städte sind aufgefordert die Umsetzung dieses Konzeptes anzugehen anstatt auf überteuerte Straßenbauprojekte mit wenig Entlastungsfunktionen zu setzen.

Allgäu-Bahn bedeutet:

  • Taktverkehr: Das mühselige Studieren komplizierter Fahrpläne gehört der  Vergangenheit an.
    • Zusätzliche Haltepunkte: Viele neue Haltepunkte bedeuten wohnort- und arbeitsplatznahen Einstieg. Damit wird die Allgäu-Bahn für viele Fahrgäste interessant, die bisher von einem attraktiven Nahverkehr abgeschnitten sind.

    • Kein Umsteigen: Der Clou an diesem Konzept: In Kempten soll die Regionalbahn nicht am Hauptbahnhof aufhören, sondern bis zum Stadtzentrum ähnlich einer Straßenbahn weitergeführt werden.

    • Kein Aufenthalt in Immenstadt: Durch schnelle Koppel- und Wendemöglichkeiten moderner Triebwagen entfällt der lange Aufenthalt in Immenstadt.

    • Schnelle Verbindungen: Die modernen Züge ermöglichen auch mit vielen Haltepunkten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h. Zum Vergleich: ein Bus erreicht im Nahverkehr nur 20 km/h.

Der Bund Naturschutz sieht in dem Volksentscheid die Chance, nach jahrzehntelanger Diskussion endlich ein ökologisch und verkehrlich absurdes Projekt zu Grabe zu tragen.

Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten der Bund Naturschutz Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu unter http://www.kempten.bund-naturschutz.de/index.php?id=ogim oder auf den Internetseiten der Schutzgemeinschaft Ferienregion Großer und Kleiner Alpsee unter www.b308.de.

Für Rückfragen:
Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben, Tel: 089-548298-64, Mobil: 0160-95501313 oder  thomas.frey@bund-naturschutz.de