BUND Naturschutz zieht positive „Grüne Bilanz 2016“
Der BUND Naturschutz zieht eine positive "Grüne Bilanz" für das Jahr 2016 und startet mit Rückenwind in das neue Jahr: Bayerns größter Natur- und Umweltschutzverband freut sich über Erfolge beim Schutz bedrohter Heimatlandschaften und einem großen Mitgliedergewinn im Jahr 2016. Mit 16.000 neu gewonnenen "Freunden der Erde" im vergangenen Jahr wächst Bayerns größter Um-weltverband auf rund 225. 000 Mitglieder und Förderer und setzt noch stärker auf die Kraft der ehrenamtlichen Aktiven in allen Regionen Bayerns. Über eine Million Stunden Gemeinwohl-arbeit wurden in den rund 750 Orts- und Kreisgruppen für den Schutz von Mensch und Natur geleistet.
Als größte Erfolge seiner Arbeit im Jahr 2016 sieht der BUND Naturschutz die Ankündigung der bayerische Staatsregierung für einen dritten Nationalpark in Bayern, den fulminanten Start für das Volksbegehren gegen das Handelsabkommen CETA, gewonnene Bürgerentscheide gegen industrielle Tierfabriken, Gewerbegebiete und Straßenbauvorhaben sowie die zunehmende Akzeptanz für Bayerns Ureinwohner wie Luchs, Wildkatze und Biber. Ganz besonders stark gemacht haben sich die Naturschützer für mehr ökologische Landwirtschaft und Lebensmittel ohne Gentechnik und Pestizidrückstände, für eine Bürgerenergiewende mit ökologischen Leitplanken und die Bekämpfung von Fluchtursachen durch mehr Fairness im Welthandel.
"Friedenssicherung, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, engagierter Klimaschutz und Bekämpfung der Fluchtursachen gehören untrennbar zusammen", so der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Er fordert: "Bayern braucht mehr ökologisch wirtschaftende Unternehmen, ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz und neue Wege aus der umweltzerstörenden Wachstumswirtschaft. Das Festhalten der Staatsregierung an unfairen Handelsabkommen wie TTIP und CETA, ihr Einsatz für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen und für ein Flächen fressendes Straßenneubauprogramm bedroht dagegen die Umwelt- und Lebensqualität in Bayern."
Lichtblicke seien dagegen der Beschluss für einen neuen, dritten Nationalpark in Bayern und die Förderung der ökologischen Landwirtschaft, so Weiger. Als motivierende Beispiele für gelebte Bürgerdemokratie bewertete der Naturschutzverband die von seinen Basisgruppen unterstützten, erfolgreichen Bürgerentscheide beispielsweise für ein Bürgerwindrad im Landkreis Pfaffenhofen, die Stadt-Umland Bahn in Erlangen, gegen unnötigen Straßenbau im Landkreis Fürth und gegen eine industrielle Hühnermastfabrik im Landkreis Schwandorf.
"Die geplanten Erleichterungen der Staatsregierung für Bau- und Gewerbegebiete auf der grünen Wiese, die Planung der Stromautobahnen Südlink und Südostlink durch Bayern und die Aufrüstung der Alpen mit Schischaukeln und Schneekanonen sind ein teurer Irrweg, den wir stoppen wollen", bilanziert der BN- Landesbeauftragte Richard Mergner.
Weitere Ziele des Verbandes im Jahr 2017 seien ein erfolgreicher Volksentscheid gegen das europäisch-kanadische Handelsabkommen CETA, die Rettung der Bürgerenergiewende vor Ort, die sofortige Abschaltung und der sichere Rückbau der bayerischen Atomkraftwerke, der Einsatz für die Erhaltung einer bäuerlichen Landwirtschaft sowie der vorbeugende Hochwasserschutz durch die Revitalisierung von Flüssen und Auen. In die Bundestagswahl wird sich der BUND Naturschutz mit Aktionen für den Abbau umweltschädlicher Subventionen und die Rettung der dezentralen Energiewende einsetzen.
Erfolge und Hoffnungssignale für Bayerns Natur und Umwelt
Das 1971 vom BUND Naturschutz gestartete Wiederansiedlungsprojekt für den Luchs hat den "kleinen bayerischen Löwen" wieder in seine ursprüngliche Heimat zurückgebracht. Doch der Luchsbestand von nur 29 Tieren in Bayern, vor allem im Bayerischen Wald, ist durch illegale Verfolgung erneut vom Aussterben bedroht. Die BN-Aktion "Stoppt die Wilderer, rettet den Luchs!" hat zu ersten erfolgreichen Ermittlungen beigetragen. Um den Luchs in Bayerns Wäldern wieder eine Heimat zu geben, hat der BUND Naturschutz 2016 ein bahnbrechendes Konzept für eine aktive Bestandsstützung mit gezieltem Freisetzen von Luchsen in geeigneten bayerischen Mittelgebirgen und im bayerischen Alpenraum vorgelegt.
Die in Bayern um 1920 durch jagdliche Verfolgung ausgerottete Wildkatze ist auch Dank der im Jahr 1984 im Spessart gestarteten Wiedereinbürgerungs-Aktion des BUND Naturschutz wieder heimisch geworden. Von den laubholzreichen Wäldern des Spessarts, der Rhön und den Haßbergen breitet sich die Art seit etwa zehn Jahren über den Jurabogen in Richtung Südbayern aus. In den beiden letzten Jahren konnte durch eine weltweit einmalige Untersuchung der Wildkatzenbestände mit hunderten ehrenamtlich Aktiven in einem "Citizen Science"-Projekt die genaue Verbreitung der Wildkatze nachgewiesen werden.
Die politisch erzwungene Aufhebung des Schutzgebietes "Hoher Buchener Wald" bei Ebrach ist inzwischen vor dem Bundesverwaltungsgericht. Die vom BN angeführte, langjährige Diskussion um einen ersten fränkischen Nationalpark im Steigerwald hat zu einer massiven Kursänderung der Staatsregierung geführt. Ihre frühere "Argumentation", die Staatswälder seien so gut bewirtschaftet, dass es keinen Nationalpark bräuchte, ist mit dem Bekenntnis für einen dritten Nationalpark in Bayern hinfällig. Als neuen Nationalpark hält der BN jedoch die aus rein politischen Gründen davon ausgeschlossenen staatlichen Buchenwälder im Nordsteigerwald für das fachlich beste Gebiet und fordert einen fairen Suchprozess. Bayern hat darüber hinaus das landschaftliche Potential für mindestens fünf weitere Nationalparke bzw. großflächige Schutzgebiete.
Die Rettung des Atomausstiegs und der Energiewende sowie die Ablehnung neuer Stromautobahnen war auch im Jahr 2016 ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt. Gemeinsam mit Bürgerinitiativen und Bayerns zweitgrößten kommunalen Stadtwerk N-ERGIE will der BUND Naturschutz teure Fehlinvestitionen und eine Subvention von Kohle- und Atomkraftwerken im europäischen Stromverbund verhindern, damit dezentrale, erneuerbare Energien und energieeffiziente Kraft-Wärme-Kopplung weiter eine Chance haben.
Die Ausweitung industrieller Massentierhaltung gefährdet auch in Bayern Landwirte, die tierschutzgerechter arbeiten wollen. Ohne Bindung der Tierhaltung an die Fläche sind durch Überdüngung an vielen Brennpunkten Bäche und Trinkwasserqualität bedroht. Deshalb mobilisiert der BUND Naturschutz in einem breiten Bündnis von Imkern, Bauern, Umwelt- und Entwicklungsverbänden am 21. Januar 2016 zur Kundgebung in Berlin unter dem Motto: "Wir haben Agrarindustrie satt". Unter www.wir-haben-es-satt.de ist die Anmeldung zu Busfahrten aus mehreren Städten Bayerns möglich.
Bei der Biolandwirtschaft ist dank des Engagements des BUND Naturschutz und der Förderung im Ökopakt Bayern eine äußerst positive Entwicklung festzustellen. Etwa 1000 Betriebe haben im Jahr 2016 neu auf "Bio" umgestellt, so dass inzwischen rund acht Prozent der Betriebe besonders umweltverträglich wirtschaften.
Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der BN inzwischen über 3000 Hektar schutzwürdiger Lebensräume, verteilt über ganz Bayern. Damit knüpfen Tausende im Artenschutz Aktive an einer "Grünen Infrastruktur". Für diese steht Modell das vom BN initiierte "Grüne Band", Deutschlands größtes Naturschutzprojekt als 1393 Kilometer langes und heute mehr denn je aktuelles Denkmal für ein Europa ohne Grenzen.
Für Rückfragen:
BN-Landesbeauftragter Richard Mergner, Tel.: 0171- 6394370