Den Schmetterlingen eine Heimat
Heute hat der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) im Altmühltal bei Kipfenberg gezeigt, wie wunderbar, aber auch wie gefährdet die Welt der Schmetterlinge ist. Erst wenn wir die Schmetterlinge in ihrem Tanz um die Blüten bewusst wahrnehmen, wird uns deutlich, wie selten dieser Anblick anderswo inmitten von Hochleistungsgrün und monotonen Ackerlagen geworden ist. „Diese grazilen und faszinierenden Tiere brauchen mehr Aufmerksamkeit und Schutz.“ fordert Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. „Dazu gehört auch eine verlässliche finanzielle Unterstützung für den Erhalt und die schmetterlingsgerechte Nutzung ihrer Lebensräume.“
Gerade die Hänge des Altmühltales sind für ihren Schmetterlingsreichtum bekannt. Der BN trägt zum Erhalt dieser Vielfalt auch auf seinen eigenen Grundstücken bei. „In der Arnsberger Leite besitzt der BN 8 ha, um den Reichtum an Pflanzen, Schmetterlingen und anderen Insekten wie den Schmetterlingshaft zu erhalten.“, erläutert Johann Beck, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Eichstätt die Aktivitäten des BN vor Ort.
Trockenhänge und Feuchtwiesen – BN aktiv im Altmühltal
Das Altmühltal ist ein Tal der Kontraste: bunte Feuchtwiesen im Talgrund und trockene Magerrasen an den Hängen – entsprechend ausgeprägt ist die Schmetterlingsvielfalt im Altmühltal. Der BN besitzt im Schambachtal, einem Seitental des Altmühltals, eine blütenreiche Feuchtwiese, auf der sich nicht nur Schmetterlinge tummeln, sondern auch der Biber wohl fühlt. Eine Biberplattform lädt zum Beobachten ein.
Im Altmühltal besitzt der BN seit 1963 auf Anregung von Prof. Franz Xaver Mayr ca. 8 ha in der Arnsberger Leite. Sie waren der Grundstock des 1986 ausgewiesenen Naturschutzgebietes. Die Arnsberger Leite ist ein Eldorado für Schmetterlinge, auch wenn die Leitart – der Apollofalter – mittlerweile dort nicht mehr vorkommt. Auch wegen des guten Vorkommens der „Steppenheide“ ist sie überregional bekannt (siehe Anlage 1). Nur durch Fortführung der historischen Nutzung mit Schafbeweidung können die Heiden erhalten werden. Davon profitieren Pflanzen und Tiere, der Schäfer und letztlich auch der Besucher beim Genuss des „Altmühltaler Lammes“.
104 von 172 Tagfalterarten sind gefährdet
Die umfangreiche Fortschreibung der „Roten Listen“ in Bayern aus dem Jahr 2003 spricht eine deutliche Sprache: Von 172 Tagfalterarten in Bayern finden sich 104 auf dieser Negativliste der gefährdeten Arten wieder, berücksichtigt man dazu noch die Arten in der Kategorie „Vorwarnliste“ (Arten, bei denen zu befürchten ist, dass sie in den nächsten Jahren gefährdet sein werden), erhöht sich die Zahl auf 129 Arten. Drei Viertel aller vorkommenden Arten weisen damit eine prekäre oder besorgniserregende Bestandstendenz auf. Bei Nachtfaltern und Kleinschmetterlingen sieht es nicht viel besser aus. Die Fachleute des Landesamtes für Umweltschutz bilanzieren: „Tagfalter zählen zu den überdurchschnittlich gefährdeten Tiergruppen Bayerns. ... Ein ebenfalls negativer Bestandstrend ist auch bei ehemals weit verbreiteten und „häufigeren“ Arten mit geringerer Spezialisierung zu verzeichnen, die bislang als ungefährdet eingestuft waren.“
Während es bei einigen Arten anderer Artengruppen zu positiven Entwicklungen kam – wie Wanderfalke, Kolkrabe, Feuchtgebietsvogelarten oder Biber – bleibt die Rote-Liste-Bilanz der Schmetterlinge weiter negativ. Die Gründe sind ähnlich wie bei anderen Artengruppen. Die allgemeine Eutrophierung der Landschaft durch Stickstoffeintrag aus Kraftfahrzeugabgasen, die Massentierhaltung und das botanisch völlig verarmte Silage-Grünland tragen dazu bei. Wo früher eher magere und damit bunte, schmetterlingsreiche Bauernwiesen waren, dominieren heute Löwenzahn-Gras-Reinbestände, deren protziges Frühjahrsgelb Ausdruck von Gülleflut und Intensivnutzung ist. Aus den mit Agrarchemie behandelten intensiv bewirtschafteten Mais- und Rapsfeldern der bayerischen Agrarlandschaft flieht das Tagpfauenauge ebenso wie der Grasfrosch oder die Feldlerche.
Das richtige Maß Nutzung für schmetterlingsreiche Magerrasen
Was auf der einen Seite ein Viel zu viel an Nutzung ist, fehlt anderswo: aus hängigen Lagen in den Mittelgebirgen zieht sich die Landwirtschaft zurück. Trockene Hänge z.B. auf Muschelkalk, über Jahrtausende mit Schafen, Ziegen oder Rindern beweidet und als Kulturlandschaftsbiotop ein Schmetterlings-Eldorado ohnegleichen, können vielfach nur noch über Landschaftspflegemaßnahmen gestützt werden, falls sie nicht schon mit Fichten aufgeforstet sind. Gerade diese Trocken- und Magerrasen zusammen mit benachbarten wärmebegünstigten Saumstrukturen beherbergen in Bayern weit über die Hälfte des gesamten Inventars an schutzwürdigen Kleinschmetterlingen.
Schmetterlingsschutz ist vielfältig...
In Wäldern lebende Schmetterlinge können von den Fortschritten beim naturnahen Waldbau und von aufgeschlossenen staatlichen Förstern profitieren. Ob dies allerdings nach der „Forstreform“ der Staatsregierung mit ihrem Primat, der Gewinnorientierung fortgeführt werden kann, ist fraglich. Hier drohen neue Gefahren für alle anspruchsvollen Tier- und Pflanzenarten dieses grünen Drittels Bayerns. Leicht könnte man Schmetterlingen im Siedlungsbereich helfen. Im privaten Garten gibt es viele leicht zu realisierende Möglichkeiten, ebenso in öffentlichen Grünanlagen, auf innerstädtischen Brachen oder an Wegrändern. Mehr Mut zur Wildnis und zum Nichtstun, mehr Platz für spontane, natürliche Vegetation statt aufwändigem Gärtnergrün würde auch Schmetterlingen helfen, allerdings nur den weit verbreiteten Arten.
... und anspruchsvoll
Die größten Sorgenkinder sind aber die Spezialisten unter den Schmetterlingen. Viele Arten haben ausgesprochen komplizierte und fein differenzierte Ansprüche an ihre Umwelt. Während z.B. eine Reihe von Amphibien oder viele Vogelarten klar lokalisierte, oft relativ leicht zu erkennende Laichgebiete oder Niststätten haben, nutzen Schmetterlinge in ihrem Entwicklungszyklus noch stärker viele unterschiedliche Biotopelemente: Baumwipfel oder exponierte Felsen zur Balz, oft unscheinbare Pflanzenarten mit einem ganz speziellen Mikroklima zur Ablage von kaum sichtbaren Eigelegen z.B. an den Blattunterseiten, die schlüpfenden Raupen benötigen mitunter andere Pflanzen, die erwachsenen Falter nutzen wieder andere Lebensräume zur Nahrungssuche. Schmetterlinge sind damit hervorragende Zeigerarten für intakte Komplexlebensräume. Diese bieten ein Nebeneinander verschiedener Biotope mit unterschiedlichen Struktur-, Feuchte- oder Nährstoffverhältnissen, wie vielfältig strukturierte natürliche Auen, beweidete und felsdurchsetzte Magerrasen oder Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland. Die Artbeispiele auf den folgenden Seiten zeigen Details dieser komplexen Abhängigkeiten, die durch starke Abhängigkeiten von dem jeweiligen Witterungsverlauf im Jahr noch verstärkt werden.
Das macht den Schmetterlingsschutz auch allgemein schwierig. Bei anderen Artengruppen sind die Hilfsmaßnahmen einfacher: ein Nistkasten ist schnell angebracht, ein neuer Amphibientümpel wird rasch angenommen, eine Feuchtwiesenorchidee braucht einen klaren Mahdrhythmus. Einer spezialisierten Schmetterlingsart mit diversen, in der Landschaft mosaikartig verstreuten Fraß-, Eiablage- und Paarungsorten ist mit klassischen Einzelmaßnahmen des Artenschutzes nur schwer zu helfen. Sorgfältige ökologische Grundlagen- und entomologische Begleituntersuchungen sind daher bei Schmetterlingsprojekten noch wichtiger als bei anderen populären Arten. In Bayern laufen daher auch gemessen an der Zahl der vorkommenden Arten nur wenige spezielle Artenhilfsprogramme bei Schmetterlingen, z.B. für den Apollofalter und den Hochmoorgelbling. Daran wirkt der Bund Naturschutz engagiert mit.
Bund Naturschutz aktiv im Schmetterlingsschutz
Am meisten profitieren Schmetterlinge von der breit angelegten Biotopschutzarbeit der Kreis- und Ortsgruppen des BN: Hunderttausende jährlich investierte Arbeitsstunden bei der Mahd von Streuwiesen, der Pflege von Halbtrockenrasen, der Renaturierung von Moorgebieten helfen eben bewusst oder unbewusst auch den Schmetterlingen. Jährlich ca. 3 Mio. € Investitionen des BN in den Ankauf von Biotopen und in Naturschutz- und Modellprojekte sind ein unverzichtbarer Baustein im bayerischen Schmetterlingsschutz. Über das Engagement des Verbandes zu mehr ökologischer Landwirtschaft und für die Erhaltung traditioneller Bewirtschaftungsformen in den Beweidungs-Modellprojekten des Verbandes mit Rhönschaf, Ziegen oder Rindern auf Magerrasen und Hutangern freuen sich Schmetterlinge ebenso wie der landschaftsgenießende Mensch! Spenden für den Bund Naturschutz kommen über Ankäufe und aktiven Biotopschutz direkt dem Schmetterlingsschutz zu Gute.
Der Erhalt der Schmetterlingsvielfalt braucht gesellschaftliche Unterstützung – Machen Sie mit beim „Abenteuer Faltertage“ und zählen Sie Schmetterlinge!
In Deutschland stehen 80 Prozent der einheimischen Tagfalterarten auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Ursachen sind der Verlust ihrer Lebensräume, Umweltgifte, der Klimawandel, Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft. Um Schmetterlinge besser schützen zu können, müssen wir mehr über sie erfahren. Der Bundesverband BUND will mit dem „Abenteuer Faltertage“ auf die Bedrohung der schönen Tiere aufmerksam machen und UnterstützerInnen für ihren Schutz finden. Er möchte möglichst viele Informationen über die Verbreitung der schönen Tiere sammeln. Sie müssen kein Fachmann sein, um mitmachen zu können. Gezählt werden sollen zehn leicht erkennbare Schmetterlingsarten. Abbildungen auf dem Zählbogen helfen beim Erkennen der Falter. Am Wochenende 15./ 16. August findest das zweite Schmetterlingsaktionswochenende in diesem Jahr statt. Gezählt werden kann aber auch während der gesamten Schmetterlingssaison – bei gutem Wetter bis in den Oktober hinein. Gehen Sie auf die Suche nach Schmetterlingen in Ihrem Garten, im Park um die Ecke oder in der freien Natur. Und lassen Sie uns wissen, wann und wo Sie welche Falter gesehen haben. Die Ergebnisse werden am Jahresende auf www.bund.net veröffentlicht. (nähere Informationen und den Zählbogen unter www.bund.net/faltertage).
Für Rückfragen:
Johann Beck, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Eichstätt (lokaler Bezug)
Tel: 08421-3161,
E-Mail: bn@bundnaturschutz-eichstaett.de, www.bundnaturschutz-eichstaett.de
Christiane Bohn (BUND-Naturschutzexpertin)
Tel: 030 – 27 58 64 96
E-Mail: christiane.bohn@bund.net
Anlage 1: Die Arnsberger Leite
Die Arnsberger Leite – gestern und heute
Vor ca. 160 Millionen Jahren: Im Jurameer wachsen zwischen Gungolding und Kipfenberg Riffe aus Algen und Schwämmen langsam vom Meeresboden in die Höhe.
Vor ca. 1,8 Millionen Jahren: In der Eiszeit schneiden Flüsse die heutigen Täler in die Ablagerungen des Jurameers. Die Urdonau bildet das heutige Altmühltal und formt aus dem Riffdolomit die imposanten Felsen.
Vor ca. 150 000 Jahren: Die Urdonau verlässt ihr Tal. Seitdem fließt nur mehr ein kleiner Fluss an der Arnsberger Leite vorbei: die Altmühl. Eiszeitliche Winde blasen feines Material aus den Schotterfeldern und lagern dieses als Sand am Fuß der Arnsberger Leite ab.
Seit mehr als 100 000 Jahren: Menschen bewohnen das mittlere Altmühltal.
Vor 10 000 Jahren: Die Eiszeit geht zu Ende. Jetzt beginnt eine spannende Entwicklung der Vegetation im Altmühltal. Als die Bäume allmählich zu einem Wald zusammen wachsen konnten, gibt es manche Pflanzen nur noch auf und an den Felsen. Die Arnsberger Felsen sind so groß, dass sie nie völlig vom Wald bedeckt wurden.
Vor 1000 Jahren (?): Die Bewohner von Arnsberg treiben ihre Haustiere (Ziegen, Schafe, wahrscheinlich auch Kühe) zum Weiden auf die Hänge um das Dorf. Durch den Verbiss kommen keine jungen Laubbäume mehr hoch und es entsteht allmählich die Arnsberger Wacholderheide.
1935: Wegen des Auftretens von Stipa pennata und vieler anderer typischer Pflanzen der Steppenheide wurde 1935 der ganze obere Felshang, der nach Dr. Gauckler „das interessanteste Vorkommen von Steppenheide darstellt“, in einer Größe von etwa 2 ha von der Naturschutzstelle beim Landratsamt Eichstätt als Naturschutzgebiet erklärt und als solches der Eintrag in das Naturdenkmalbuch des deutschen Reiches beantragt.
1963: Prof. Franz Xaver Mayr erreicht, dass der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) ein Grundstück mit 8,25 ha an der „Sommerleite“ kauft. Dieser Teil der „Arnsberger Leite“ soll Naturschutzgebiet werden.
1972: Durch die Bemühungen von Prof. Franz Xaver Mayr wird erneut ein Antrag auf eine Erklärung zum Naturschutzgebiet gestellt, der beim inzwischen eingerichteten Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen im Sande verläuft.
1986: Die Regierung von Oberbayern erlässt eine Verordnung über das „Naturschutzgebiet Arnsberger Leite“ mit einer Größe von 20,3 ha. Der Brutplatz des Uhus (seit 1940 nachweislich brütend), das Treiben der Insekten sowie die Blütenvielfalt sind gesichert.
2000 – 2009: Die Biotopansprüche der für Magerrasen typischen Schmetterlinge bleiben nur dauerhaft erhalten, wenn die Beweidung den Hang offen hält. Da zur Zeit nur einmal im Jahr eine Schafherde durchzieht, müssen die ehrenamtlichen Helfer des Bund Naturschutz jedes Jahr im Herbst zur Pflege anrücken und aufkommende Gehölze abschneiden. Davon profitieren viele andere Insekten und nicht zuletzt der Uhu, der im offenen Gelände auf die Nahrungssuche gehen kann. Seit ca. 1930 ist dokumentiert, dass der Uhu in der Arnsberger Leite brütet.
Wissenschaftliche Bedeutung der Arnsberger Leite:
1935 hat Prof. Dr. Franz Xaver Mayraus Eichstätt als erster eine Liste von Pflanzen, die in der Arnsberger Leite wachsen, veröffentlicht.
Für seine groß angelegte Arbeit „Steppenheide und Steppenheidewald der Fränkischen Alb in pflanzensoziologischer, ökologischer und geographischer Betrachtung“, die im Jahr 1938 veröffentlicht wurde, untersuchteDr. Konrad Gauckler aus Erlangen u.a. die Pflanzenwelt der Arnsberger Leite:
„Physiognomisch besteht die Steppenheide aus einem Gemisch von der Trockenheit angepassten (xerophytischen), lichtliebenden Gräsern, Kräutern, Halbsträuchern, mit denen auch einige niedrige Sträucher und seltener vereinzelte, kümmernde Baumgestalten auftreten können. …
… An anderer Stelle scharen sich die ab und zu bereits in der Steppenheide vereinzelt auftretenden Sträucher und Bäume zusammen zu einem lichten Bestand mit charakteristischer, gras- und krautreicher Feldschicht. Dies ist der Steppenheidewald, ein eigenartiger Waldtyp von ebenfalls oft noch recht urwüchsigem Gepräge. Gewöhnlich vermittelt Steppenheidewald den Übergang von der Steppenheide zum geschlossenen schattigen Buchen- und Nadelwald.“
1954 bezieht sich Konrad Gauckler in seiner Arbeit „ Die Schmetterlingshafte im östlichen Süddeutschland“ auch auf das Vorkommen in der Arnsberger Leite. 1960 schreibt er „ Die Schmuckwanze Eurydema f. fieberi Fischer in der Felsheide der Frankenalb“, die er für die Arnsberger Leite nachweisen konnte und die im Februar 2003 durch Helmut Presser bestätigt werden konnte.
Wilhelm Killermann untersuchte neben anderen Stellen auch die Arnsberger Leite für seine Dissertation „Landschaftsökologische Analyse des Altmühltales zwischen Dollnstein und Kipfenberg und ihre Anwendung auf die Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung“ aus dem Jahr 1962.
Um 1985 fand Johann Bauch eine „neue“ Pflanze in einer Rinne zwischen den Felsen: die grüne Nießwurz (Helleborus viridis).
1993 legten Matthias Dolek und Carmen Liegl auf der Arnsberger Leite Probeflächen fest, mit deren Hilfe sie den Einfluss der Nutzung und Pflege von Kalkmagerrasen auf die Heuschreckenfauna untersuchten.
Herbert Schuwerk bestimmte im Jahr 2000 die Rosen im Naturschutzgebiet der Arnsberger Leite und fand 7 Arten von Wildrosen. Im gleichen Jahr untersuchte er die Mehlbeeren, die als Sträucher oder kleine Bäume in der Leite wachsen. Er stellte die Donau-Mehlbeere und die Pannonische Mehlbeere fest. Weitere botanische Aufnahmen stammen von Dr. Ernst Krach, Franz Schöberl, Helmut Presser und anderen.
Seit ca. 1995 suchen Manfred Klieber, Dr. Andreas Haller, Franz Flock, Kurt Ebner, Helmut Presser u.a. danach, welche Tag- und Nachtfalter in der Arnsberger Leite vorkommen.
Nachdem jahrelang der Apollofalter nicht mehr beobachtet werden konnte, gibt eine Einzelbeobachtung Hoffnung, dass sich dieser Schmetterling wieder in der Arnsberger Leite etablieren kann.
Literaturverzeichnis und Artenliste zur Arnsberger Leite kann angefordert werden bei: bn@bundnaturschutz-eichstaett.de
Anlage 2: Orchideenwiese im Schambachtal
Im Arnsberger Schambachtal besitzt der Bund Naturschutz eine Feuchtwiese. Durch die alljährliche Mahd zu einem relativ frühen Termin und den Abtransport des Mähguts verbesserten sich die Standortbedingungen für die Orchideen, so dass der Bestand des Breitblättrigen Knabenkrauts auf über 1000 Pflanzen und der des Fleischfarbenen Knabenkrauts auf über 100 Pflanzen angewachsen ist.
Nach der Blütezeit der beiden Knabenkräuter sorgt der Sumpfstorchschnabel für Farbtupfer auf der Wiese. Beim Ausbleiben der Mahd würde diese Pflanze wie die Orchideen allmählich verdrängt werden.
Auf diese Blume angewiesen ist ein Schmetterling, der „Sumpfstorchschnabelbläuling“. Er legt seine Eier in die Blüte des Storchschnabels. Die schlüpfende Raupe frisst in und an dem Storchschnabel, bevor sie sich zum Überwintern in den Boden zurückzieht.
Durch die Mahd werden zwar blühende Pflanzen, die für die Schmetterlinge Nektar bieten, abgeschnitten. Aber ohne Mahd würde es nur für einige Jahre einen Blütenreichtum geben, weil sich das Schilf bzw. Weidengebüsch ausbreiten würde.
Anlage 3: Das Katzental bei Böhmfeld
Beweidungskonzept für Magerrasen im Katzental bei Böhmfeld
Mitglieder der Ortsgruppe Böhmfeld des Bundes Naturschutz begannen vor Jahren, sich für die kleinen, reliktartigen Magerrasenstandorte im Bereich des Katzentals zu interessieren. Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Motivation spielte die Entdeckung, dass auf diesen kleinen Flächen vereinzelt Enziane blühen: Frühlingsenzian, Deutscher Enzian, Kreuzenzian, Gefranster Enzian
Außerdem fiel der Reichtum an Schmetterlingen auf diesen Magerrasen auf. Aus Überlegungen, wie man das Verschwinden dieser attraktiven Arten verhindern kann, entstanden Pflegemaßnahmen, mit denen man das weitere Verbuschen und Zuwachsen der nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Flächen verhindern kann. Da solche Arbeiten einen großen Aufwand erfordern, wurde eine Beweidung mit Schafen und Ziegen für günstiger und effektiver gehalten, wofür aber kein Schäfer mit einer Herde zur Verfügung stand.
Fünf aktive Landschaftspfleger aus der Ortsgruppe Böhmfeld des Bundes Naturschutz bauten deshalb in eigener Regie eine Herde auf, die heute Gerhard Halsner als Schäfer im Nebenberuf weiterführt. In der Herde stehen zur Zeit stehen ca. 40 Tiere der alten Schafrasse „Coburger Füchse“ und ca. 10 Burenziegen.
Eine kleine Herde kann aus ökonomischen Gründen nicht in der Form einer Hüteschäferei betreut werden. Die Alternative „Koppelschafhaltung“ bringt Probleme aus der Sicht des Naturschutzes, weil die Tiere zu viel wegfressen und die Fläche gedüngt wird. Deshalb hat Gerhard Halsner mit seinen Kollegen aus dem Naturschutz eine modifizierte Koppelhaltung entwickelt:
- Die Tiere verbringen die Nacht und einen Teil des Vormittags in einem abgegrenzten Bereich am Rand des Magerrasens.
- Der größte Anteil des Kots wird nicht auf der Magerrasenfläche abgesetzt, sondern am Rand.
- Die Koppel wandert nach wenigen Tagen weiter auf eine neue Fläche, was durch einen mobilen Weidezaun möglich wird. Allerdings erfordern das Umsetzen des Zaunes und das Weitertreiben der Herde einen regelmäßig wiederkehrenden Arbeitsaufwand.
Nach einigen Jahren kann festgestellt werden, dass diese Art der Beweidung erfolgreich ist: Die Magerrasenflächen bleiben offen, die Selbstaussaat der Blumen klappt, die krautige Vegetation ist lockerer und nicht durch die abgestorbenen Pflanzenteile verfilzt.
Der Kreuzenzian und sein Bläuling
Der auf den Weideflächen des Katzentals vorkommende Kreuzenzian wird seit einigen Jahren von Gerhard Dörfler (Böhmfeld) genau beobachtet. Ihn interessiert, wie sich der Bestand entwickelt und welche Faktoren das Vorkommen bedingen. Zum Kreuzenzian gibt es eine hoch spezialisierte Schmetterlingsart, den Kreuzenzianbläuling, der seine kleinen, weißen Eier im Bereich des Blütenstandes ablegt. Die schlüpfende Larve (= Raupe) verbringt eine gewisse Zeit in der Pflanze, bevor sie sich auf den Boden begibt. Dort wartet sie auf bestimmte Knotenameisen, die sie in den Ameisenbau eintragen. Durch ihre Verhaltensweisen gelingt es der Raupe mitten im Ameisenvolk zu leben und versorgt zu werden. Nach der erfolgreichen Entwicklung schlüpft im nächsten Frühsommer der Schmetterling und mit der Eiablage beginnt der nächste Lebenszyklus.
Der Bund Naturschutz hat in diesem Jahr alle zugänglichen Dateien auf Standorte des Kreuzenzians im Landkreis Eichstätt ausgewertet. Momentan sind Mitglieder in ihrer Freizeit unterwegs, um Punkt für Punkt der bisher gespeicherten Kreuzenzianstandorte aufzusuchen, die Zahl der Pflanzen und Sprosse und die Belegung mit Schmetterlingseiern festzustellen und mit Hilfe von GPS den genauen Standort zu bestimmen.
Als Zwischenergebnis lässt sich feststellen, dass eine Reihe von Standorten nicht mehr existieren und somit die Verbreitung geschrumpft ist. Einige Standorte sind durch Überwachsen bedroht und bestehen nur aus weniger als fünf Pflanzen. Es konnten aber auch Standorte mit 50 und mehr vitalen Pflanzen gefunden werden. Besonders gefreut hat die Naturschützer, dass an ca. 10 Plätzen die Eier des Kreuzenzianbläulings gefunden wurden. Auf diesen Magerrasen sind die Verhältnisse noch so „mager“, dass der Kreuzenzian, die Knotenameisen und der Schmetterling gleichzeitig die geeigneten Bedingungen vorfinden und die komplexe Lebensgemeinschaft funktioniert.
Mit den gesammelten Daten ermöglichen es, die begrenzten Kapazitäten der Landschaftspflege gezielter einzusetzen. Allerdings bleibt die Sorge, dass nicht genügend Schafe und Ziegen unterwegs sind, um die Naturschützer auf den manchmal kleinen und entlegenen Flächen zu unterstützen.