Einschätzung der Altlastensituation im Muna-Wald
Nach mehrmonatigen Schriftwechseln mit der BIMA hatte der BN vor wenigen Tagen einen Teil der dort vorliegenden Erkundungen und Bewertungen aus den Jahren 1990 bis heute erhalten. Die Übermittlung erfolgte unter Verweis auf das Umweltinformationsgesetz. Einige Stellen waren geschwärzt. Zusätzlich lag dem BN und der BI die Untersuchung im Auftrag von CenterParcs vor, die kürzlich vorgestellt worden war.
Leider ist das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen als zuständige Behörde nicht auf die Anregung der Bürgerinitiative eingegangen, die Gutachten und Erkenntnisse auf seiner Homepage zu veröffentlichen, und damit proaktiv zu mehr Transparenz beizutragen. So mussten die Informationen mit Einzelanfragen unter Berufung auf das Umweltinformationsgesetz beschafft werden.
Die Fachleute sind der Frage nachgegangen, ob die Belastungen so groß sind wie gelegentlich behauptet.
Dr. Otto Heimbucher ist Geowissenschaftler und Inhaber der Geoconsult Nordbayern in Nürnberg, die schon zahlreiche Altlastenfälle untersucht und Sanierungen begleitet hat. Die Bürgerinitiative Seenland in Bürgerhand hat sich an ihn gewandt und um Expertise zu den Themen Boden, Bodenluft und Grundwasser gebeten, damit nicht nur die Gutachter der Fa. CenterParcs die Beurteilung dominieren.
„Wir können auf jeden Fall sagen, dass die Belastungen relativ gering sind, die Bodenwasserbelastung ist relativ harmlos und nur an wenigen Stellen kritisch. Hier muss natürlich etwas gemacht werden, das ist aber eher überschaubar. Die Sprengtrichter müssen saniert werden“, so Dr. Heimbucher.
Nachuntersuchungen und Detailuntersuchungen sind noch erforderlich, ein Sanierungsaufwand kann erst danach abgeschätzt werden. „Ich gehe aber davon aus, dass ein Sicherungs- und Sanierungsaufwand für die Boden- und Grundwasserbelastungen maximal im höheren sechsstelligen Bereich liegen wird“, so Dr. Heimbucher.
Zur Frage, ob der Muna-Wald nur zu sanieren ist, indem man ihn weitgehend rodet, wie es CenterParcs vorschwebt, kommen die Fachleute zu dem Ergebnis:
„Die weitgehende Rodung des Munawaldes, die für den Bau der Ferienanlage erforderlich wäre, ist in keiner Weise mit der Sanierung der Bodenbelastungen zu rechtfertigen. Wie uns nun bestätigt wurde sind die Verdachtsbereiche sehr gut eingrenzbar. In manchen Bereichen besteht keine Gefahr, solange der Boden ungestört dort bleiben darf wo er ist.“ erklärt Mathias Herrmann, 2. Vorstand der Bürgerinitiative.
„Vielmehr haben wir den Eindruck, dass die Vorbereitung einer bebaubaren Fläche hier als notwendige Altlastensanierung deklariert werden soll. Aber wir sagen: Jede unnötige Zerstörung von Boden und Ökologie eines derart wertvollen und zusammenhängenden Waldgebietes verbietet sich in Zeiten von Artenschwund und Klimakrise von selbst.“
Er fordert deshalb: „Unzweifelhaft notwendige Boden- und Grundwassersanierungen müssen mit Rücksicht auf die wertvolle Ökologie durchgeführt werden. Keinesfalls darf eine Baufeldfreimachung mit der Altlastensanierung entschuldigt werden.“
Eine weitere Frage hat die Fachleute beschäftigt: Kann der Wald erhalten werden, wenn vollständige Kampfmittelberäumungen auf dem Gelände durchgeführt werden sollen?
Karola Weigel-Krengel, Aktive der Bürgerinitiative, die sich intensiv in die Thematik eingearbeitet hat, gibt hierzu Auskunft: „Die Menge explosionsfähiger Sprengmittel auf dem Gelände ist nach unserer Einschätzung geringer als vielfach behauptet wird. Die Hochrechnung von einer kleinen Fläche auf das gesamte Gelände ist hier nicht sachgerecht. Nach dem Krieg haben mehrere Kampfmittelräumungen auf dem Gelände stattgefunden, die gut dokumentiert sind. Das westliche Gebiet sowie das gesamte Wegenetz gelten laut zuständiger Oberfinanzdirektion Niedersachsen als kampfmittelfrei, das sind schon mal etwa 40 ha.“
Weiter erläutert sie: „1954 haben etwa 100 Personen auf dem Munagelände in Baracken und Bunkern gewohnt. Das Gelände war nicht abgesperrt. Die forstliche Nutzung des Munawaldes gelang bis heute - ohne Unfälle mit Kampfmitteln.“
Abschließend stellt Mathias Herrmann fest: „Bei allen unumgänglichen Bodeneingriffen muss der verbliebene Kampfmittelverdacht selbstverständlich berücksichtigt werden. Dafür haben wir in Bayern den Kampfmittelbeseitigungsdienst. Wir müssen aber immer im Auge behalten, dass wir es bei der Muna Langlau mit einer ökologisch höchst wertvollen Fläche zu tun haben, das kann niemand mehr leugnen. Diese beiden Dinge müssen und können auch in Einklang gebracht werden. Es hat keinen Sinn, hier das Kind mit dem Bade auszuschütten.“
Karola Weigel-Krengel ergänzt: „Wie das gehen kann sollten wir uns beispielsweise in Erlangen-Tennenlohe oder in der MunA Feucht anschauen. Hier sind weite Bereiche nicht vollständig kampfmittelfrei gemacht worden. Trotzdem gelingt die Verkehrssicherung mit Beschilderungen und Wegezwang.
„Center Parcs tut immer so, als wäre die Muna eine einzige Giftmüllhalde und an jeder Stelle lauerten Blindgänger, eine Sanierung wäre nur mit Waldrodung möglich. Das ist nicht der Fall, wie wir jetzt erfahren“, so Karl-Heinz Schork, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen.
„Das Landratsamt muss endlich proaktiv seiner neutralen Informationspflicht über den Sachstand der Altlasten und Kampfmittel auf dem Gelände gegenüber den Bürger*innen gerecht werden. Dazu gehört, die zugrundeliegenden Gutachten vollständig zu veröffentlichen, beispielsweise auf der Homepage des Landratsamtes. Es kann nicht angehen, dass die Deutungen und Schlussfolgerungen eines Investors die einzige Informationsquelle für die Bürger*innen sind. Ein „Masterplan“ ist kein Gutachten“, so Karola Weigel-Krengel.
Dr. Heimbucher kommt zu dem Ergebnis, dass die Untersuchungen flächendeckend erhöhte Konzentrationen mit organischen und anorganischen Schadstoffen im Boden belegen, aber in relativ geringem Umfang. Dabei treten selbstverständlich auch erhöhte Konzentrationen in einzelnen Bereichen und Proben auf, dort ist dann auch Handlungsbedarf gegeben, es handelt sich dabei aber um räumlich eng begrenzte Stellen.
Im Grundwasser sind immer noch Belastungen mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffe (LHKW) vorhanden, aber auch hier sind die Konzentrationen relativ gering, wenngleich auch hier Schwellenwerte überschritten werden und noch Sanierungsbedarf erkannt wird.
Sprengstofftypische Verbindungen wurden im Umfeld der ehemaligen Sprengtrichter nachgewiesen, die Gesamtbelastung ist aber auch hier eher gering zu werten.
In Detailbereichen ist Sanierung erforderlich, dies kann jedoch auch durch Umlagerung und Sicherung vor Ort geschehen und muss nicht dazu führen, dass ganze Areale abgetragen werden.
Die Belastung ist für einen ehemaligen Militärstandort als nicht besonders auffällig einzustufen.