Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Gipfelsturm auf den Kronberg bei Bodenmais

Bund Naturschutz (BN) fordert ein Ende der Übererschließung mit Freizeitprojekten in der Arberregion im Landkreis Regen. Die für ein neues „Drachenflieger- und Paraglider-Eldorado“ am Kronberg beantragten Eingriffe in den Bergmischwald werden vom BN entschieden abgelehnt. „Die Bayerischen Staatsforsten müssen ihrer Verantwortung für den Bürgerwald gerecht werden und dürfen dieses Projekt auf keinen Fall zulassen“, erklärte Kurt Schmid, Regionalreferent für Niederbayern, anlässlich der aktuellen Bestrebungen nun auch noch den letzen ruhigen Gipfelbereich in diesem Raum zu vermarkten

10.02.2009

München/Regen: Laut Aussagen des Langdorfer Bürgermeisters Otto Probst, soll noch heuer ein neuer Drachenflieger- und Paraglider-Startplatz auf dem Kronberg südlich von Bodenmais gebaut werden. Der Antrag des „Drachenfliegerclubs Bayerwald“ für dieses Vorhaben umfasst u.a. den Ausbau eines vorhandenen, 800 Meter langen Forstrückewegs zum Gipfel als Autostraße, was verharmlosend als Beseitigung von Engstellen und Schlaglöchern bezeichnet wird. Unvermeidbar wäre weiterhin die Freigabe von rund drei Kilometern Forststraße ab der Staatsstraße Regen – Bodenmais für den öffentlichen Verkehr. Außerdem sollen für zwei Flugschneisen insgesamt 1,5 Hektar Bergmischwald gerodet und die Hänge, nach dem Herausreißen der Baumstümpfe, planiert und mit Gras eingesät werden. Von den erforderlichen Parkplätzen und Wendemöglichkeiten sind im Antrag keinerlei Angaben enthalten.

Die mit Sicherheit sehr hohen Kosten des Projekts brauchen Herrn Probst allerdings nicht zu schrecken, weil die Finanzierung angeblich die Dr. Max Gallinger Stiftung übernimmt, deren Vorsitzender, Armin Kiendl, zu den Drachenfliegerfreunden gehört. Dabei trifft es sich vermutlich auch recht günstig, dass Herr Kiendl zugleich Leitender Angestellter der Deggendorfer Straßenbaufirma Streicher ist.

„Wie unsere Recherchen weiterhin ergaben, hat Bürgermeister Probst von seinen Amtskollegen in Bodenmais und Böbrach, auf deren Gemeindegebieten das Eldorado entstehen soll, auch nur deshalb das Einverständnis erhalten, weil er lediglich den Bau von zwei Startrampen erwähnte“, betonte Peter Englmeier, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Regen. „Die im Antrag beim Landratsamt und beim Staatsforstbetrieb Bodenmais enthaltenen Rodungen und sonstigen Maßnahmen wurden dagegen offensichtlich verschwiegen“, so Englmeier weiter. Die Kreisgruppe befürchtet außerdem, dass die Genehmigung der geplanten Eingriffe im Bergwald leichter über die Bühne gehen könnte, als in vergleichbaren Fällen. Laut Presseberichten haben nämlich sowohl Landwirtschaftsminister Helmut Brunner als auch der Regener Landrat Heinz Wölfl ihrem langjährigen Parteifreund Probst die besondere Unterstützung bei der Erschließung des Kronbergs zugesagt.

Nach Ansicht des BN würde die Realisierung des Projekts jedoch eindeutig dem Beschluss des Bayerischen Landtags zum Bergwaldschutz widersprechen und auch die hohe naturschutzfachliche Bedeutung des Gebiets würde erheblich beeinträchtigt. So ist der Kronberg beispielsweise als Jagd- und Ruhehabitat des Luchses bestätigt. Durch die Verlärmung des Gebiets mit Autoverkehr und Sportevents würde dieser Lebensraum der scheuen Großkatze mit Sicherheit entwertet. Durch die geplanten Rodungen im geschlossenen Bergmischwald entstehen außerdem neue Angriffsflächen für Stürme und Orkane, so dass die Gefahr von Windwurfschäden deutlich erhöht würde. Auch der Naturschutzbeirat des Landkreises hat das Thema auf Antrag der BN Kreisgruppe bereits bei seiner Sitzung am 28. Januar behandelt und das Vorhaben einstimmig abgelehnt.

Der Bund Naturschutz (BN) appelliert daher an das Landratsamt sowie den Staatsforstbetrieb Bodenmais und das zuständige Amt für Landwirtschaft und Forsten, dem beantragten Projekt die Zustimmung zu versagen. Der Kronberg, als einer der letzten Berge im „Arberland“ der noch nicht mit Ski-, Sommerrodel- und Aussichtsturmanlagen verbaut ist, darf nicht den Interessen eines Drachenfliegerclubs geopfert werden. Durch die Freigabe der Forststraße für den öffentlichen Verkehr ginge für die Tourismusgemeinde Bodenmais auch eines der wenigen, noch wirklich ruhigen Wandergebiete verloren.


Für Rückfragen:

Kurt Schmid
Regionalreferent für Niederbayern
Tel.:089/548298-88 e-mail: kurt.schmid@bund-naturschutz.de

Peter Englmeier
2. Vorsitzender BN-Kreisgruppe Regen
Tel.: 09923/1571 e-mail: peterenglmeier@freenet.de