Großsägewerke zu Lasten von Mensch und Natur
Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) befürchtet, dass durch den riesigen Holzbedarf neuer Großsägewerke die naturnahe Waldbewirtschaftung gefährdet wird. In Bayern und im angrenzenden Baden-Württemberg wurden einige neue Großsägewerke mit einem jährlichen Holzbedarf von mehreren Millionen Festmetern errichtet bzw. sind in Planung oder im Bau. Der BN kritisiert, dass Großsägewerke wie Klausner etwa 900.000 Festmeter Holz pro Jahr zu Spottpreisen von Staatsforst beziehen sollen, während die klein- und mittelständischen Sägewerke drohen leer auszugehen. „Hier wurden langfristige Verträge mit Sonderkonditionen für Klausner abgeschlossen, durch die der Freistaat Bayern bei den jetzigen Holzpreisen ca. 27 Millionen € pro Jahr verliert, und das bei einer Laufzeit von 10 Jahren,“ so Hubert Weiger, Vorsitzender des BN. Das ist mehr als das Doppelte, was durch die Forstreform eingespart werden sollte.
Naturnahe Waldwirtschaft gefährdet
Der Bund Naturschutz sieht die nachhaltige und naturnahe Waldwirtschaft durch den derzeitigen Konzentrationsprozess in der Sägeindustrie massiv gefährdet. Da Großsägewerke überwiegend schwaches und mittelstarkes Fichtenstammholz verarbeiten werden, wird dies dazu führen, dass künftig starkes Holz kaum noch oder zu deutlich schlechteren Preisen zu verkaufen sein wird. „Damit wird das Leitbild eines naturnahen Waldes mit einem Wechsel von alten, dicken und jungen Bäumen obsolet“, betonte Hubert Weiger. Der BN befürchtet, dass die marktbeherrschenden Großsägewerke künftig die Waldbewirtschaftung bestimmen werden, weil die Großsäger schwaches und mittelstarkes Holz für das lukrative Exportgeschäft benötigen. In der Folge würden auch die Waldbesitzer die Bäume aus ökonomischen Gründen nicht mehr alt und dick werden lassen, sondern bereits in jungen Jahren ernten.
Rohstoff Holz wird bereits knapp
Ursache für die Euphorie in Süddeutschland Großsägewerke zu bauen ist die Bundeswaldinventur. Deren Ergebnisse wurden oft nur verkürzt wiedergegeben und lauten: in deutschen Wäldern stehen Millionen von Festmetern Holz ungenutzt in der Wäldern. Doch diese Übermengen befinden sich ausschließlich im Privatwald, und hier vor allem im Kleinprivatwald. Das Holz aus dem Kleinprivatwald landet jedoch nur in geringem Umfang auf dem Holzmarkt, weil es entweder kaum genutzt wird oder für den Eigenverbrauch benötigt wird. Der Staatsforst und der Großprivatwald schlagen bereits schon jetzt Holz an der Nachhaltigkeitsgrenze und teilweise darüber. Der Verband der Säge- und Holzindustrie Baden-Württemberg hat auf der Basis der zur Verfügung stehenden Daten der Bundeswaldinventur und der Investitionsvorhaben der Sägewerke errechnet, dass künftig ein massives Defizit beim Rohstoff Holz in Süddeutschland in der Größenordnung von 5,6 Mio fm pro Jahr auftreten wird.
Großsägewerke vernichten Arbeitsplätze im ländlichen Raum
Die Ansiedlung von derartigen Großsägewerken wird angesichts des schon jetzt knappen Angebots zu einem gnadenlosen Wettkampf um den Rohstoff Holz führen. Verlierer einer solchen Entwicklung werden auch die mitteständischen Sägewerksbetriebe und deren Arbeitnehmer sein. Dies belegt eine Studie der finnische Forst-Conultant Indufor, die im Auftrag der Europäischen und der Finnischen Sägewerksorganisation über die Schädlichkeit der EU-Beihilfen auf die Sägeindustrie durchgeführt wurde. Danach sollen die neuen subventionierten Werke zwar 3.000 Stellen geschaffen haben, zugleich aber 11.000 bis 18.000 Arbeitsplätze in kleineren Sägewerken vernichtet haben. Dies belegt, dass pro neu geschaffenen Arbeitsplatz in einem Großsägewerk etwa 3 bis 6 bestehende Arbeitsplätze abgebaut werden. Dieser bevorstehende Exitus schädigt nicht nur die klein- und mittelständischen Sägewerke, sondern auch die Baubranche, denn die Zimmerleute brauchen Sondereinschnitte, zum Beispiel für den Bau von Dachstühlen, die vom Großsägewerk in der Form nicht zur Verfügung gestellt werden.
Politik lässt klein- und mittelständische Sägewerke im Stich
Während noch 2002 der damalige bayerische Staatskanzleichef Erwin Huber die Ansiedlung von Großsägewerken in den Neuen Bundesländern als verfehlte Strukturpolitik kritisierte, fördert heute die Bayerische Staatsregierung selbst Großsägewerke in Bayern. „Wir kritisieren eine Politik, die Großkonzerne mit einseitigen Zusagen und Sonderkonditionen subventioniert und damit regional ansässige Betriebe und Holzhandel kaputt macht“, so Hubert Weiger. Der BN protestiert deshalb gemeinsam mit dem Sägewerksverbänden gegen diese einseitige Klientelpolitik zu Gunsten der Großsägewerke.
Dr. Ralf Straußberger
Bund Naturschutz Waldreferent
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