Grüne Bilanz 2004 und Schwerpunkte des Bundes Naturschutz 2005 in Unterfranken
Eine positive Bilanz 2004 seiner Aktivitäten zieht der Bund Naturschutz, Bayerns größter Umweltverband, für Bayern und Unterfranken.
Als größte unterfränkische Erfolge gelten die Einstellung der Planungen für das Großeinkaufszentrum "Würzburg Arcaden" im Bereich des Ringparks, die hervorragende Unterstützung beim Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald", der Tag der Artenvielfalt, die Initiativen und Aktionen der "SINNAllianz" sowie Intensivierung und Professionalisierung der regionalen Umweltbildungsarbeit.
Rückschläge waren und sind die beschlossene Auflösung von 128 Forstämtern in Bayern nach dem Scheitern des Volksbegehrens, der Bau weiterer Autobahnanschlüsse (Alzenau/Kleinostheim) im Großraum Aschaffenburg, der Weiterbau der A71, die Missachtung des europaweit bedeutsamen Feldhamstervorkommens bei Eingriffsplanungen und die Aufnahme der Westumfahrung Würzburg in den Bundesverkehrswegeplan
Erfreulich ist die nach wie vor tolle Unterstützung unserer Arbeit durch die Bevölkerung: Der BN hat Ende 2004 167.000 Mitglieder und Förderer, in Unterfranken sind es rund 16.000 in zehn Kreisgruppen und fast 100 Ortsgruppen.
Neue Schwerpunkte des BN in Unterfranken 2005
Der BN wird seine Wächterrolle zur Sicherung des Spessarts und anderer Staatswälder als Auftrag der 850.000 UnterstützerInnen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" ausfüllen. Den Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete angesichts prognostizierter Bevölkerungsabnahme unter dem Slogan "Bayerns Schönheit bewahren" wird überall thematisiert werden. Die niederbayerischen Kreisgruppen können im Kampf um die frei fließende Donau mit breiter unterfränkischer Unterstützung rechnen. Mit der Ausweitung der gentechnikfreien Regionen in Unterfranken will der BN den BürgerInnen mehr Sicherheit bei den Nahrungsmitteln verschaffen. Im Ballungsraum Aschaffenburg werden die Emissionen v. a. des Verkehrs die neuen EU-Grenzwerte für Nox und Feinstaub überschreiten. Hier gilt es, auf eine Nachbesserung der Luftreinhaltepläne zu drängen und die Verlagerung des Problems durch den Bau neuer Umfahrungen und überflüssiger Autobahnanschlüsse zu verhindern. Nicht zuletzt wird der BN die Mitgliederwerbung zur Sicherung seiner Funktion als unabhängiger "Anwalt der Natur" verstärken.
Die bewährte Umweltbildungsarbeit, die Biotoppflege und viele andere Themen bleiben selbstverständlich wichtige Aufgaben des BN. Sie werden durch lokale Projekte - vom Kampf gegen den Straßenbau bis zur Initiative für Bürgersolaranlagen - durch die Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Bayern und Unterfranken sind mit einem extrem hohen Energieverbrauch, der täglichen Zerstörung von landesweit 17 Hektar landwirtschaftlich nutzbarer Böden, dem jährlichen Verlust von fünftausend Bauernhöfen, einer unverantwortlichen Förderung des umweltschädlichen KFZ- und LKW-Verkehrs und länger werdender Roter Listen gefährdeter Tiere und Pflanzen noch weit von einer nachhaltig-umweltgerechten Entwicklung entfernt.
Das Jahr 2004 und vor allem die letzten Wochen und Monate standen ganz im Zeichen des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald", das der Bund Naturschutz maßgeblich angestoßen hat, um die Vielfalt und Schönheit unserer Wälder zu erhalten und zu fördern. Als klaren Auftrag, auch überregional beliebte Wälder wie den Spessart oder den Guttenberger Forst als echte "Bürgerwälder" zu schützen, sieht der Bund Naturschutz die Unterstützung von bayernweit 854.000 Bürgerinnen und Bürgern für das Volksbegehren "Aus Liebe zum Wald". Die Unterfranken haben sich hervorragend vor ihre Wälder gestellt und mit einer Eintragungsquote von 10,9% ein hervorragendes Ergebnis erzielt und in einigen Spessartgemeinden sogar die bayernweit höchste Eintragungsquoten (über 50%) erreicht. Das knappe Scheitern des Volksbegehrens ist für das Anliegen zwar schmerzlich, aber kein Grund zur Resignation. Die Wald Bündnisse werden auf Landesebene und auch in Unterfranken als Wächter und Anwälte des öffentlichen Waldes weiter bestehen und sich dafür einsetzen, dass die politischen Zusagen zu Nachbesserungen beim Forstgesetz-Entwurf führen.
Wegen des Festhaltens der bayerischen Staatregierung an umweltzerstörenden Prestigeprojekten wie dem Transrapid, der geplanten Kanalisierung der Donau mit neuen Staustufen oder einer Fichtelgebirgsautobahn haben sich 2004 tausende Mitglieder auch aus Unterfranken für Natur und Umwelt eingesetzt. Bei bayernweiten Aktionen und Demos übten sie konkrete Solidarität mit den direkt Betroffenen. Aufgrund der Entscheidung der bayerischen Staatsregierung für die Prüfung einer Staustufenvariante im Raumordnungsverfahren zeichnet sich schon jetzt der Kampf um den letzten frei fließenden Abschnitt der bayerischen Donau zwischen Straubing und Vilshofen als ein weiterer zentraler Schwerpunkt des Bund Naturschutz im Jahr 2005 ab.
Ein guter "Exportartikel" aus Bayern war auch die große Demonstration für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft am Jahresanfang in München. Auch hier beteiligten sich viele unterfränkische NaturschützerInnen. Aufgrund der Arbeit des Bundes Naturschutz haben sich bundesweit die meisten gentechnikfreien Zonen in Bayern etabliert. Auch in Unterfranken unterschrieben nicht nur zahlreiche Bürgerinnen und Bürger für gentechnikfreie Zonen, auch Landwirte verpflichteten sich mittlerweile zum Verzicht auf den Einsatz der Gentechnologie. Die Ausweitung dieser gentechnikfreien Regionen wird ein zentrales Ziel für das Jahr 2005 sein.
Unsere Aktion "Bayerns Schönheit bewahren" hat als Motto viele Aktivitäten geprägt, vom Einsatz für die Alternativen zum Flächenverbrauch und zur Landschaftsverschandelung ebenso wie zur Rettung von Kostbarkeiten unserer Heimatnatur. Das bundesweit einmalige "Schwarzbuch Gewerbegebiete" wurde dank einer Förderung durch das Bundesamt für Naturschutz inzwischen auch mit Beispielen aus Baden-Württemberg und Thüringen als Modellprojekt fortgeschrieben. Ebenso hat der BN ein Aktionsprogramm für den Schutz des bayerischen Alpenraumes vorgelegt.
Mit einer Wanderausstellung und spektakulären Aktionen ist es der Kreisgruppe Haßberge vorbildlich gelungen, viele Bürgerinnen und Bürger anhand konkreter Beispiele und eindrucksvoller Bilder aus ihrem eigenen Landkreis die erschreckenden Dimensionen und katastrophalen Auswirkungen des galoppierende Flächenverbrauchs deutlich vor Augen zu führen.
Durch ihr Engagement für einen Bürgerentscheid konnte die KR Würzburg wesentlich dazu beitragen, dass der Investor mfi das im Bereich des Ringparks und der unersetzlichen Bahnhofsquellen auf 20.000 m2 geplante Großeinkaufszentrum mit Veranstaltungshalle "Würzburg Arcaden" aufgegeben hat.
Ebenso erfolgreich war der Einsatz der Kreisgruppe Aschaffenburg gegen das großflächige Bebauungsprojekt "Bahnhof-Nord" in Aschaffenburg.
2005 wird der Bund Naturschutz das Thema Flächenverbrauch , insbesondere im Bereich der teilweise weit überdimensionierten Ausweisung neuer Wohngebiete thematisieren - v. a. auch angesichts des prognostizierten Bevölkerungsrückgangs.
Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Klimaschutz führte der Bund Naturschutz auch intensive Gespräche mit der bayerischen Staatsregierung. In der Erklärung zum Klimabündnis verpflichten sich die bayerische Staatsregierung und der Bund Naturschutz, sich dafür einzusetzen, dass die vorhandenen Energieeinsparpotentiale vor allem durch Altbausanierung, Wärmedämmung und Ausbau von Kraft-Wärme-Kopplung schneller genutzt und erneuerbare Energien wirksamer gefördert werden sollen, um so die Kohlendioxidemissionen spürbar zu verringern.
Mit großem Engagement wurde in zahlreichen Kreisgruppen die Umweltbildungsarbeit ausgebaut und professionalisiert. Mittlerweile tragen nahezu alle unterfränkischen Kreisgruppen zu einem breit gefächerten Angebot für Kindergärten ebenso wie für Schulklassen unterschiedlichster Altersstufen bei. Die Angebotspalette reicht von Natur- und Walderlebnistagen, über Ferienfreizeiten und Naturerlebnisführungen bis zu eigenen Waldtheaterprojekten.
Besonders erfolgreich entwickelte sich das 2003 gestartete Umweltbildungsprojektes der KR Main-Spessart. Der zum Umweltmobil umgerüstete Bauwagen "ERNA" und das dort von einer Erzieherin und Werklehrerin angebotene Aktionsprogramm fanden in kürzester Zeit einen großen Zuspruch bei Schulklassen und Kindergärten, dass 2004 bereits ein weiterer Bauwagen "ARNE" als mobile Basisstation eingerichtet werden konnte, gleich im ersten Jahr voll ausgebucht war und sogar bei einem schulübergreifenden Projekt zum Einsatz kam.
Auch 2005 wird der BN in Unterfranken seiner Rolle als Schützer und Pfleger der Landschaft gerecht werden. Die unterfränkischen Kreis- und Ortsgruppen betreuen dabei mehrere 100 Hektar wertvolle Biotopflächen und sichern so unersetzliche Refugien für seltene Arten aber auch für die Erhaltung besonders attraktiver Teile unserer Kulturlandschaft.
Der von der Zeitschrift GEO initiierte und von den Kreisgruppen Haßberge, Kitzingen und Aschaffenburg im Maintal organisierte "Tag der Artenvielfalt" übertraf erneut alle Erwartungen. In vier Schwerpunktgebieten wurden dabei von zahlreichen Expertinnen und Experten weit über 2.200 Tier- und Pflanzenarten kartiert " darunter sogar der Fischotter und eine bislang ausgestorbene Wildbienenart. Auch der erstmals durchgeführte Nachtigallenerfassung überraschte mit einem unerwartet positiven Ergebnis (1.700 Nachtigallen-Männchen).
Ein wichtiger Schwerpunkt im SINNAllianz-Projekt war die Öffentlichkeits- und Umweltbildungsarbeit im Sinntal. Neu gestartet wurde mit Unterstützung des Allgemeinen Umweltfonds des Freistaats Bayern das Umweltbildungsprojekt "RHÖNer WASsEr-LEBEN". Fast 300 Kinder, Jugendliche und Erwachsene nahmen von den verschiedenen "Wassererlebnis"-Aktionen nachhaltige Eindrücke mit nach Hause: "In der Rhön kann man was erleben!" Mit dem neuen Thema "Wasser-Kunst" wird es 2005 zu Beginn der "UN-Weltkampagnen für Wasser und für Nachhaltige Bildung" eine interessante Fortsetzung geben.