Grünes Band - "längste" Bestandsaufnahme des deutschen Naturschutzes erfolgreich abgeschlossen
Zur Ermittlung des aktuellen Zustandes der Biotope im ehemaligen Grenzstreifen, dem Grünen Band, und zur Erarbeitung von Schutzkonzepten, hat der bayerische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bund Naturschutz (BN), seit April 2001 die "längste" Bestandsaufnahme in der Geschichte des deutsches Naturschutzes durchgeführt. Das Erprobungs- und Entwicklungs-Vorhaben (E+E) "Bestandsaufnahme Grünes Band" wurde vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Auftrag von Bundesumweltminister Jürgen Trittin gefördert. Die Ergebnisse untermauern die hohe Schutzwürdigkeit des 194 km² großen und 1393 km langen Grünen Bandes, das vor allem durch Privatisierung der Flächen, landwirtschaftliche Eingriffe und Straßenbauprojekte bedroht wird.
Während einer zweitägigen Abschlusstagung in der Ökologischen Bildungsstätte Oberfranken im Naturschutzzentrum in Mitwitz an der bayerisch-thüringischen Grenze, wurden den bundesweit angereisten Vertreterinnen und Vertretern von Naturschutzbehörden, -verwaltungen, und -verbänden, Landschaftspflegeverbänden sowie wissenschaftlichen Einrichtungen, die Ergebnisse des umfangeichen Projektes detailliert vorgestellt.
Im Rahmen der Bestandsaufnahme wurden über 80 verschiedene Biotoptypen erfasst. Knapp die Hälfte der Fläche (48%) des Grünen Bandes besteht aus Biotoptypen, die von der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft werden, wie zum Beispiel Halbtrockenrasen, orchideenreiche Buchenwälder, Zwergstrauchheiden, Feuchtwiesen. In einigen ausgewählten Gebieten wurden zudem die Tier- und Pflanzenarten aufgenommen. Dabei wurden bereits 1044 Arten mit den unterschiedlichsten ökologischen Ansprüchen nachgewiesen, die in Deutschland gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind. Durch die Vielfalt seiner Biotoptypen bietet das Grüne Band Rückzugsräume für seltene Tiere, vom Laubfrosch und dem Braunkehlchen über den Raubwürger und den Wachtelkönig bis hin zum Schwarzstorch und dem Fischotter.
Zuversichtlich stimmt, dass 90 Prozent Fläche des Grünen Bandes noch nicht zu Acker, Intensivgrünland oder Intensivweideflächen degradiert wurden. Allerdings treten punktuell zahlreiche kleinere negative Eingriffe auf. Die Funktion des ersten gesamtdeutschen Naturschutzprojekts als modellhaftes, europaweit bedeutsames Biotopverbundsystem ist zur Zeit aber noch weitgehend intakt.
Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz: "Die Bestandsaufnahme liefert eine gute Grundlage, um die Naturschätze auf dem Gelände des ehemaligen Grenzstreifens gezielt zu schützen. So konnten 32 besonders schützenswerte Schwerpunkträume ermittelt werden. Allein 20 davon mit bundesweiter Bedeutung, die zusammen fast die Hälfte (659 Kilometer) des Grünen Bandes abdecken. Hier sind der Bund und die Länder gefragt, ihre Schutzbemühungen weiter voran zu treiben."
Entlang des Grünen Bandes sind bislang 150 Naturschutzgebiete ausgewiesen worden. Darin sind 28 % der Flächen (5347 ha) geschützt und sogar 42 % (8151 ha) als FFH-Gebiete gemeldet. Der Schutz solcher Biotopverbundstrukturen stellt ein zentrales Ziel des Naturschutzes dar, was auch durch eine neue Regelung im § 3 des Bundesnaturschutzgesetzes deutlich hervorgehoben wird.
Sechs speziell geschulte Kartiererteams mit Geländewagen und modernster technischer Ausrüstung, wie Geographic Positioning Systems- (GPS) Geräten und Laserentfernungsmessern, waren von Juni bis September 2001 auf dem Kolonnenweg entlang des Grünen Bandes von der Ostsee über Elbe, Harz und Rhön bis zum Dreiländereck bei Hof unterwegs.
Zur Ergänzung der Bestandsaufnahme ermittelte das Projektbüro Grünes Band die Knoten und Quervernetzungen des Biotopverbunds, indem es gezielt die Unterlagen und Planungen der Naturschutzfachbehörden und Verbände der 38 angrenzenden Landkreise auswertete. Ende August wird der BUND konkrete Vorschläge für den Schutz und die Entwicklung des einmaligen Ökosystems vorlegen.
Das Projektbüro Grünes Band beim Bund Naturschutz in Bayern hat innerhalb des BUND die Projektleitung für das Vorhaben übernommen.
Bei Rückfragen:
Projektbüro Grünes Band, Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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Dr. Liana Geidezis, Dr. Kai Frobel
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