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Internationales Jahr der Biodiversität: Hutangererlebnisgebiet Wengleinpark

Landesvorstand des Bundes Naturschutz zu Besuch in Mittelfranken - Ortstermin Hersbruck

29.03.2010

Schnaufend und schwitzend erklommen die Mitglieder des BN-Landesvorstandes, begleitet von Landrat Armin Kroder und dem Bürgermeister von Pommelsbrunn, Jörg Fritsch den Schlossanger im Nürnberger Land. Sie wurden belohnt durch einzigartige Blicke, Vogel-gezwitscher und herrliche Natur.

 

Heide Frobel, 2. Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger Land und Karl Heinlein, 1. Vorsitzender des Naturschutzzentrums Wengleinpark, führten die aus ganz Bayern angereisten obersten NaturschützerInnen des BN, die sich sichtlich beeindruckt zeigten von der schönen Alblandschaft und dem BN-Juwel Wengleinpark.

 

Der Verein Naturschutzzentrum Wengleinpark e.V., ein Kind des Bundes Naturschutz, hat erst vor wenigen Jahren den in die Jahre gekommenen Wengleinpark wieder kräftig aufpoliert. Wege wurden wieder angelegt, Infotafeln aufgestellt und der ehemalige Hutanger entbuscht, damit wurde die Basis für das Hutangererlebnisgebiet geschaffen.

 

"Wir haben es hier mit einem Schmuckstück der Hersbrucker Alb und mit einem Schatzkästlein des gesamten BN zu tun und ich bin glücklich, den KollegInnen des BN-Landesvorstandes endlich mal präsentieren zu können, was unsere Ökostation Wengleinpark und unsere Ortsgruppe Hersbrucker Land hier betreuen", so Hubert Weiger.

 

"Die Verbindung von Geschichte und Kultur, Naturschutz und traditioneller Weide-Landwirtschaft mit Umweltbildungsangeboten und der Möglichkeit, die Schönheit des Albtraufs in allen Jahreszeiten zu erleben ist in Mittelfranken sicher einzigartig. Wir laden alle ein, sich im

internationalen Jahr der Biodiversität hier in Eschenbach einen schönen Tag zu machen, so tolle Frühjahrsblüher wie die Küchenschelle zu entdecken oder im Sommer dem Gesang einer vielfältigen Heuschreckenfauna zu lauschen", so Weiger.

 

Der Bund Naturschutz pflegt nicht nur hier, sondern in ganz Bayern die schönsten Kleinode der Landschaft, um Arten zu erhalten und Naturerlebnis zu ermöglichen. In Mittelfranken betreut der BN derzeit 195 Hektar eigene Flächen und 178 Hektar gepachtete Biotope. Bayernweit werden 2.650 Hektar schutzwürdiger Lebensräume betreut.

 

Geschichte des Wengleinparks in Eschenbach

Ab 1922 erwarb der Schwabacher Nadelfabrikant und Naturliebhaber Carl Wenglein Flächen am Steilhang nordwestlich von Eschenbach und schuf daraus ein idyllisch gestaltetes Vogelschutzareal. Im Lauf der 1930er Jahre wurde daraus eines der ersten Naturschutzgelände Deutschlands mit Erholungs- und Bildungsfunktion für Besucher aus dem weiten Umkreis. Lange nach Wengleins Tod erkannte der Bund Naturschutz den ökologischen und historischen Wert und kaufte das rund fünf Hektar große Gelände im Jahr 1966. 1987 wurde es nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen von der BN-Ortsgruppe Hersbrucker Land als Infomationszentrum neu eröffnet.

 

Vor Kurzem wurden weitere sieben Hektar Flächen um den Wengleinpark angekauft bzw. zugepachtet, darunter der ehemalige Eschenbacher Kühanger. Seit 2008 erfolgt hier wieder eine natürliche Landschaftspflege durch Beweidung. Ein in ständiger Erweiterung befindliches Wegenetz, neue Schautafeln und Einrichtungen vor Ort sowie umfangreiche Begleitmaterialien ermöglichen BesucherInnen die selbständige Erkundung.

 

Naturschutzzentrum Wengleinpark - Ökostation des BN

Das gleichnamige Naturschutzzentrum Wengleinpark in Henfenfeld (Landkreis Nürnberger Land) wurde 1987 von der BN-Ortsgruppe Hersbrucker Land mit Unterstützung der Kreisgruppe gegründet. Seit 1994 ist es Ökostation des Bundes Naturschutz in Bayern e.V., seit 2003 ein eigenständiger Verein.

 

Auf der Agenda dieser Initiative stehen Arten- und Biotopschutz, praktische Landschaftspflege, Naturschutzforschung, umweltgerechte Regionalentwicklung sowie Umweltbildung. Mit einer Vielzahl von Projekten, die durchgeführt, koordiniert und initiiert wurden, hat das Naturschutzzentrum zur Förderung der Region beigetragen. Dazu gehören beispielsweise die „Bauerngemeinschaft landwirtschaftlicher Direktvermarkter“, die „Streuobstinitiative Hersbrucker Alb“, der „Initiativkreis Holz aus der Frankenalb“, die Gastronomieaktion „Heimat auf’m Teller“ und der seit 13 Jahren durchgeführte Tag der Regionen mit mittlerweile jährlich über 10.000 BesucherInnen.

 

Seit mehr als 20 Jahren ist das Naturschutzzentrum Wengleinpark Träger des Hutangerprojektes. Es ist eines der landesweit wichtigsten Modellprojekte des Bundes Naturschutz. Das bayerische Landschaftspflegekonzept bezeichnet die Allmende-Hutanger als „kulturlandschaftliche Höhepunkte Bayerns“. Restvorkommen sind zwar noch in ganz Bayern verteilt, allerdings mit Konzentration auf die Schwerpunktgebiete Hersbrucker Alb und südlicher Steigerwald. In der Hersbrucker Alb sind die Hutanger das wichtigste Natur- und Kulturerbe der Region.

 

Wichtige Ziele des Hutangerprojektes sind es, praxisnah darzustellen, dass Naturschutz, wirtschaftliche Nutzung und Gemeinwohl nebeneinander und miteinander möglich sind und durch gemeinsame Nutzung und Verantwortung ein Stück Heimat erhalten werden kann. Im Zuge des Projektes wurden traditionelle Rinderbeweidungen bereits auf verschiedenen Hutangern zusammen mit engagierten Landwirten organisiert. Diese Arbeit wird kontinuierlich fortgesetzt.

 

Ein Hutanger, der „Schlossanger“, liegt auf dem Gelände des Wengleinparks bei Eschenbach. Dieser sowie der benachbarte „Kühanger“ wurden in Verbindung mit der Neugestaltung und Erweiterung des Wengleinparks wieder einer Nutzung zugeführt.

 

Carl Wenglein

Der in Nürnberg geborene, später in Schwabach tätige Nadelfabrikant Carl Wenglein war Begründer des Weltbundes der Natur- und Vogelfreunde und hat mit seiner Sammlung den Grundstein für eine in Europa einzigartige Vogeleiersammlung gelegt, die im Schwabacher Stadtmuseum zu besichtigen ist.

 

Mit dem von ihm geschaffenen „Wengleinpark“ in Eschenbach besteht noch heute eine Einrichtung, die über Jahrzehnte Ausflugs- und Wanderziel v.a. der Nürnberger Bevölkerung war und noch heute für umweltpädagogische Zwecke genutzt wird.

 

Der Schwabacher Industrielle Carl Wenglein (1882 - 1935) setzte in den Zwanziger und Dreißiger Jahren einen Großteil seines durch die Nadelproduktion erworbenen Vermögens erfolgreich für bahnbrechende Naturschutzprojekte ein, die bis zum heutigen Tag nachwirken.

 

Neben der Einrichtung von Naturschutzanlagen, von denen der Wenglein-park in Eschenbach bei Hersbruck sowie die Vogelschutzanlage in Schwa-bach noch erhalten sind und weiter vom Bund Naturschutz gepflegt werden, legte er ein erstes naturkundliches Museum in Schwabach an, dessen Bestand zur Keimzelle des heutigen Stadtmuseums Schwabach wurde.

 

Wegweisend waren die Aktionen des von Wenglein gegründeten Weltbunds der Natur- und Vogelfreunde, besonders in dem aus heutiger Sicht modernen Bestreben, eine einheitliche Naturschutzgesetzgebung für alle Länder Europas, ja der ganzen Welt zu schaffen. In diesem Sinne verhandelte der Weltbund sogar auf politisch brisanter Ebene, z.B. mit Mussolini in Italien.

 

Auf dem Gebiet des praktischen Naturschutzes leistete Wenglein bedeutende Beiträge besonders zum Vogelschutz. Mit der Errichtung von Naturschutzparks und dem geplanten Netz flächendeckender geschützter Rückzugsräume nach dem heutigen Trittstein-Konzept setzte Wenglein bereits bahnbrechende Ideen für den Naturschutz um, die heute unter dem Titel Natura 2000 im Rahmen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU wiederbelebt und umgesetzt werden.

 

Im Stadtmusuem Schwabach kann die umfassende Vogeleiersammlung Wengleins noch heute besichtigt werden. Die wichtigsten Ergebnisse einer Forschungsarbeit der Kreisgruppe Schwabach zur Naturschutzgeschichte in Deutschland und Carl Wenglein, erschienen unter „Carl Wenglein, der Weltbund und Schwabach als Zentrum des Naturschutzes - Ein Beitrag zur Geschichte des Naturschutzes 1920-1935“).

 

Weitere Informationen

zum Naturschutzzentrum Wengleinpark, zum Wengleinpark und zum

Hutangerprojekt unter

www.naturschutzzentrum-wengleinpark.de/wengleinpark.htm

www.wengleinpark.de

www.hutanger.de

 

zur Vogeleiersammlung unter

www.schwabach.de/stadtmuseum/00285.html

 

gez.

Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken