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Landschaft erhalten? Ja bitte – Flächenfraß? Nein danke!

Bund Naturschutz protestiert gegen die geplante Nordumfahrung in Langenzenn

04.10.2011

Bei einer Aktion gegen den geplanten Neubau einer Ortsumfahrung von Langenzenn machten Aktive des Bundes Naturschutz (BN) am 4. Oktober 2011 mit einer spektakulären Aktion auf den anhaltenden Flächenverbrauch und die Landschaftsverschandelung in Bayern aufmerksam. Die Akteure bedeckten eine Wiese im Zenngrund in drei Minuten mit 300 m2 schwarzer Folie.

"Wir wollen zeigen, wie viel Fläche in Bayern Tag und Nacht unwiederbringlich verloren geht; derzeit sind es 106 m² Quadratmeter pro Minute", so Regina Heeren, 1. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Langenzenn. "Wir wollen verhindern, dass die letzten Naturräume noch weiter geschmälert werden, immerhin handelt es sich ja um ein europäisches Schutzgebiet im Zenngrund. Wir stehen aber auch hier, um Bayerns Schönheit, unsere fränkische Kulturlandschaft und unsere Naherholungsgebiete zu bewahren. Die Trasse alleine würde weit mehr als ein Hektar wertvolle landwirtschaftliche Fläche verbrauchen.

„Das ist ja nicht das einzige flächenfressende Projekt im Landkreis Fürth, es ist aber ein besonders unnötiges. Bei Ammerndorf soll zum Beispiel die Staatsstraße nach Cadolzburg riesig ausgebaut werden, überall gibt es Planungen für neue Wohngebiete. Der Boden ist auch im Landkreis Fürth nicht vermehrbar“, so Sylvia Grille, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe Fürth-Land.

"Wir appellieren an die gewählten StadträtInnen und -räte in Langenzenn, der Verschandelung unserer Heimat nicht durch solche Planungen Vorschub zu leisten", so Tom Konopka, mittelfränkischer BN-Regionalreferent. "Wir bestreiten nicht, dass die Ortsdurchfahrt von Langenzenn belastet ist, die Belastung lässt sich aber klüger reduzieren. Bei sinkender Bevölkerungszahl und zukünftig steigenden Spritpreisen muss der Bedarf solcher Straßenneubauten überprüft werden. Dies ist auch schon angesichts der Klimakatastrophe nötig."

Der BN fordert die Einstellung der Planungen für den 2. Abschnitt der sog. „Nordumgehung“ – denn bereits diese verschlingen Tausende von Euro, die an anderer Stelle im Haushalt der Stadt sinnvoller angelegt wären!

Langenzenn plant derzeit zwei größere Straßenbaumaßnahmen im Stadtgebiet:

1.  Von der Würzburger Strasse über die „obere“ Bleiche und die Schlehenstrasse bis zur Ziegelei Koramic nördlich der Bahnlinie mit Schließung der hier befindlichen Bahnübergänge als Kreisstrasse FÜ11. Kostenträger wären der Landkreis Fürth, die Deutsche Bahn und der Staat zu je einem Drittel, sowie die Stadt Langenzenn nur für den Gehwegebau. In der Stadtratssitzung vom 11.2.11 wurde diese Verlegung der Kreisstraße FÜ 11 beschlossen. Dieses Vorhaben wurde vom Landkreis Fürth und der Bahn AG angeregt, um die Kreisstrasse FÜ11 zu erneuern und v.a. die Bahnübergänge in diesem Bereich aufzuheben – was der BN ausdrücklich befürwortet .

2.  Von der Ziegelei Koramic mittels eines Brückenbauwerks abzweigend von der FÜ11 und einer Flutbrücke parallel nördlich zur Bahnlinie bis zum Bahnübergang Raindorfer Weg. Die Planung zu dieser Nordumfahrung durch den Zenngrund wurde in der Stadtratssitzung vom 11.2.11 als Fortführung beschlossen.

Für die Planungen der Nordumfahrung durch den Zenngrund wird als Argument die Entlastung der Innenstadt angeführt. Als Basis dient ein Verkehrsgutachten von 2007, das aufgrund einiger inzwischen erfolgter Änderungen in der Stadtstruktur Langenzenns (Neuansiedlung der Realschule, Umzug des Rathauses zentral in das ehem. Spital) so nicht mehr realistisch sein dürfte.

Bereits 2007 war 80% des Verkehrsaufkommens der sog. „Bleiche“ und der Innenstadt laut Gutachten Quellverkehr mit innerstädtischen Zielen. Eine großräumige Umgehung der Innenstadt dürfte insofern lediglich den Durchgangsverkehr zusätzlich anziehen.

Mit der geplanten Trasse würden wieder mehr als ein Hektar (10.000 m2) teils landwirtschaftlich genutztes Land verlorengehen. Auch der Bayerische Bauernverband wendet sich aktuell gegen den zunehmenden Landfraß.

Zudem wird durch die geplante Nordumfahrung der Zenngrund als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet)  mit seinem Ökosystem und Naherholungswert deutlich beeinträchtigt. Hier steht möglicherweise das Verschlechterungsverbot der EU entgegen.

Die Wiese im Zenntal wird regelmäßig bei starkem Regen überflutet und dient als  wichtige Retentionsfläche um Überschwemmungsschäden zu vermeiden – nicht nur im Einzugsbereich der Zenn selbst sondern auch in den von der Zenn abhängigen weiterführenden Flussläufen von Regnitz und Rednitz. Der Bau dieser Straße würde eine Bebauung des Talraumes von über einem Hektar, bedeuten. Hier steht die Wasser-Rahmenrichtlinie der EU entgegen.

Mit dem Neubau einer verkehrsreichen Straße im Naherholungsraum Zenntal würde die Lärmbelastung für viele Langenzenner Bürgerinnen und Bürger steigen, die gerade in Fußnähe zur Innenstadt ein Stück Natur suchen .

Das inzwischen stattliche Wildhecken- und Baumbiotop zwischen Bahnlinie und Zenngrund, welches sich im Bereich des Bahnhofs über mehrere hundert Meter bis zum Übergang Raindorfer Weg erstreckt, würde komplett für die Strasse geopfert.

Der Zennverlauf im Bereich der Ziegelei Koramic würde durch ein Betonbauwerk verändert (im Gespräch ist sogar eine Verlegung der Zenn)  und die hier stehenden hohen Erlen ebenfalls abgeholzt. 

Das mit der Straßenplanung beauftragte Ingenieurbüro schätzt die Kosten derzeit mit 3,5 Millionen Euro. Als Steuerzahler wehren uns vehement gegen ein Straßenbauprojekt im Stadtgebiet, das unserer Meinung nach überflüssig ist. Andere Projekte – wie ein sanierungsbedürftiges Hallenbad – stehen ebenfalls auf der Liste notwendiger Ausgaben der Stadt. Hier wäre unserer Meinung nach das Geld sinnvoller angelegt und im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung.

Durch Umzug des Pflegeheimes in das neue Areal an der Nürnberger Straße ist damit zu rechnen dass ruhebedürftigen Senioren in gröbster Weise mit der Lärmbelästigung gestört würden. Die momentan zu beobachtenden hohe Frequenz an Spaziergängern, Rollstuhlfahrern und begleitenden Senioren würden in ihrer Lebensqualität massiv beeinträchtigt.

 

Bündnis zum Flächensparern

2003 haben das Bayerische Umwelt- und Innenministerium gemeinsam mit über 40 Bündnispartnern, darunter auch der BN, ein Bündnis zum Flächensparen in Bayern ins Leben gerufen. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichteten sich die Partner, zu einer deutlichen Reduzierung des Flächenverbrauchs beizutragen. Trotz gegenteiliger Zielaussagen auf höchster politischer Ebene ist Bayern jedoch mit einem täglichen Verlust von über 22 Fußballfeldern (16,4 Hektar = 164.000 Quadratmeter; aktuellster Stand 2008) nach wie vor trauriger Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch. Dabei wird meist landwirtschaftlich genutzter Boden in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. In 21 Monaten summiert sich der bayerische Landschaftsverbrauch auf die Fläche der Stadt Nürnberg!

 

Für Rückfragen:

Tom Konopka

BN-Regionalreferent für Oberfranken und Mittelfranken

 

Fon 0911/818 78 24, Fax 0911/86 95 68, Mail tom.konopka(at)bund-naturschutz.de