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Landschaft erhalten? Ja bitte - Flächenfraß? Nein danke!

Bund Naturschutz protestiert gegen die geplante Ortsumfahrung Fattigau-Oberkotzau, Lkr. Hof

04.02.2009

Bei einer Aktion gegen den geplanten Neubau der Staatsstraße 2177 als Ortsumfahrung von Oberkotzau machten VertreterInnen des Bundes Naturschutz (BN) und von "ProOberkotzau - die Bürgerinitiative" am 4. Februar 2009 mit einer spektakulären Aktion auf den anhaltenden Flächenverbrauch und die Landschaftsverschandelung in Bayern aufmerksam. Sie bedeckten eine Wiese in drei Minuten mit 300 m2 schwarzer Folie. Das entspricht dem ruinösen Flächenverbrauch in Bayern für Siedlungs- und Verkehrszwecke - Minute für Minute über 100 m2, Tag und Nacht.

 

"Wir wollen zeigen, wie viel Fläche in Bayern Tag und Nacht unwiederbringlich verloren geht; derzeit sind es 112 Quadratmeter pro Minute", so Lars Kummetz (2. Vorsitzender der Kreisgruppe Hof). "Wir stehen hier, um Bayerns Schönheit und unsere fränkische Kulturlandschaft zu bewahren."

 

Prof. Dr. Ulrich Entrup, Sprecher der Bürgerinitiative ProOberkotzau: "Hier handelt es sich um einen geplanten Maximalausbau. Die Trasse würde zu einer unglaublichen Landschaftszerschneidung und -zerstückelung führen. Große Erdbewegungen mit Einschnitten und Aufschüttungen bis 15 m sollen hier vorgenommen werden. "

 

"Wir appellieren an die Regierung von Oberfranken, der Verschandelung dieser Gegend nicht durch solche Maximalplanungen Vorschub zu leisten", so Tom Konopka, oberfränkischer BN-Regionalreferent. "Wir bestreiten nicht, dass die Ortsdurchfahrt von Oberkotzau belastet ist. Bei sinkender Bevölkerungszahl und zukünftig steigenden Spritpreisen muss der Bedarf solcher Straßenneubauten aber geprüft werden, bevor neue Landschaft verbraucht wird. Dies ist auch schon angesichts der Klimakatastrophe nötig. Kurzfristig sollte die Ortsdurchfahrt mit Hilfe von Verkehrsinseln und Pförtnerampeln am Ortseingang entschleunigt und das Bus- und Bahnsystem verbessert werden, um den Lärm in der Schwarzenbacher und der Hofer Straße zu verringern und v.a. den PendlerInnen Richtung Hof den Umstieg vom PKW in den ÖPNV zu ermöglichen. Dazu gehört auch ein Verkehrsmanagement mit Angeboten wie einer Mitfahrbörse. Mittelfristig braucht die gesamte Region Hof eine nachhaltige Verbesserung des ÖPNV. Wir schlagen vor, dass die Stadt und der Landkreis eine Machbarkeitsstudie für eine Stadt-Umlandbahn für alle Richtungen in Auftrag gibt. Sie könnte auch die bestehenden Bahnlinien nutzen und einen Großteil des Ziel- und Quellverkehrs von Oberkotzau und Schwarzenbach/Saale aufnehmen."

 

Die geplante Ortsumfahrung von Oberkotzau würde nach den derzeitigen Plänen westlich von Oberkotzau über das Porschnitztal führen. Sie soll nach Angaben des Staatlichen Bauamtes 5,61 km lang sein und zehn Brückenbauwerke aufweisen. Dabei soll u.a. ein bis zu 15 m hoher Damm geschüttet werden. Durch die hohe Lage der geplanten Straße wäre zukünftig mit erheblichen Lärmbelastungen der Oberkotzauer Siedlungen zu rechnen.

 

Die Trasse würde - ohne Lärmschutzkosten - mindestens 16 Mio. € verschlingen.

 

Die Verkehrsbelastung von Oberkotzau liegt derzeit je nach Zählung bei ca. 11.450 KFZ in 24 Stunden Oberkotzau-Mitte. Ein großer Teil dieses Verkehrs dürfte aber Ziel- und Quellverkehr sein, der durch Umsteigen auf andere Verkehrsmittel stark reduziert werden kann.

 

700 BürgerInnen aus Oberkotzau haben bereits bei einer Unterschriftenaktion gegen die geplante Westumfahrung mitgemacht. In der gerade neugegründeten Bürgerinitiative sind inzwischen mehr als 80 Mitglieder aktiv. Bei einer nicht-repräsentativen Umfrage hatten sich 356 BürgerInnen für und 194 gegen die Umfahrung ausgesprochen.

 

Ein Bürgerbegehren gegen die Westumfahrung wird bislang aus formalen Gründen von der Marktgemeinde abgelehnt.

 

Ebenso wurde die Forderung nach einem Raumordnungsverfahren von der Regierung von Oberfranken abgelehnt. Laut Staatlichem Bauamt soll ein Planfeststellungsverfahren Anfang 2009 eingeleitet werden.

 

Flächenverbrauch in Bayern Spitze

Trotz gegenteiliger Zielaussagen auf höchster politischer Ebene ist Bayern mit einem täglichen Verlust von über 22 Fußballfeldern (16,1 Hektar = 161.000 Quadratmeter; aktuellster Stand 2007) nach wie vor trauriger Spitzenreiter unter den Bundesländern beim Flächenverbrauch. Dabei wird meist landwirtschaftlich genutzter Boden in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. In 21 Monaten summiert sich der bayerische Landschaftsverbrauch auf die Fläche der Stadt Nürnberg, allerdings so hässlich wie das Gewerbegebiet an der A9 bei Himmelkron. Vor allem durch Straßentrassen und die Ausweisung neuer Gewerbegebiete im Außenbereich und verliert Bayern Stück um Stück sein Gesicht.

 

2003 haben das Bayerische Umwelt- und Innenministerium gemeinsam mit über 40 Bündnispartnern, darunter auch der BN, ein Bündnis zum Flächensparen in Bayern ins Leben gerufen. In einer gemeinsamen Erklärung verpflichteten sich die Partner, zu einer deutlichen Reduzierung des Flächenverbrauchs beizutragen.

 

Wir fordern die Bayerische Staatsregierung auf, entsprechend dieser Erklärung auch zu handeln und die Planungen in Oberkotzau und Fattigau zu stoppen.

 

Für Rückfragen: Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Oberfranken