Was interessiert Sie besonders?

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Mertinger Höll – größtes Naturschutzprojekt des Bund Naturschutz in Schwaben

Insgesamt wurden bereits 130 Hektar Flächen durch Ankauf dauerhaft für den Naturschutz gesichert. Damit ist dieses Projekt das schwabenweit größte Flächenankaufsprojekt in der Geschichte des Bund Naturschutz.

29.05.2013

Das Mertinger Ried, ein ausgedehntes Niedermoorgebiet südlich von Donauwörth, ist ein Eldorado für seltene Tier- und Pflanzenarten. Seit 1964 engagiert sich dort der Bund Naturschutz mit Biotoppflege, Flächenankauf und Fachgutachten. Die Maßnahmen zeigen Erfolg: Seltene Arten wie Moorveilchen oder der Brachvogel konnten im Bestand erst in den letzten Jahren stabilisiert werden oder nehmen wieder leicht zu. Der Rückgang von Wiesenbrütern, wie Braunkehlchen und Kiebitz, konnte gestoppt werden. Das typische Landschaftsbild des Donaurieds mit seinen extensiven und ehemals kleinteiligen Wiesenflächen wird zumindest in diesem Bereich langfristig erhalten.
Insgesamt wurden bereits 130 Hektar Flächen durch Ankauf dauerhaft für den Naturschutz gesichert. Damit ist dieses Projekt das schwabenweit größte Flächenankaufsprojekt in der Geschichte des Bund Naturschutz. Prof. Dr. Hubert Weiger dankte der BN-Kreisgruppe Donau-Ries bei seinem Besuch am 29. Mai 2013 in der Mertinger Höll für ihren ehrenamtlichen Einsatz.
Gleichzeitig kündigte er an, dass für das Projekt in den nächsten Jahren weitere Fördermittel durch den Bayerischen Naturschutzfonds genehmigt wurden, um das Teilprojekt Moorrenaturierung in den Lauterbacher Ruten überhaupt erst verwirklichen zu können. „Seit 2010 unterstützt maßgeblich auch die Heinz Sielmann Stiftung das Projekt“, so Ulrich Simmat, Projektkoordinator der Stiftung. Diese wurde von dem bekannten Natur- und Tierfilmer Prof. Heinz Sielmann 1994 gegründet.

Das Projekt Mertinger Höll ist ein Beispiel für erfolgreichen Naturschutz. Allerdings machen auch hier Grünlandumbruch, Nutzungsintensivierung und Straßenbaumaßnahmen im Donauried nicht Halt.

Von seinen Gründerjahren bis heute kauft der Bund Naturschutz wertvolle Naturflächen, um sie dauerhaft zu schützen. So wichtig diese Ankäufe sind, sie entlassen den Staat nicht aus seiner Verantwortung, die Natur auf ganzer Fläche zu bewahren.

Derzeit legt der BN einen Schwerpunkt seiner Ankaufsbemühungen in die »Mertinger Höll« im Landkreis Donau-Ries und teils Dillingen, wo er bereits circa 130 Hektar besitzt. In den nächsten Jahren sollen 20-30 Hektar dazukommen, wieder mit Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds und des Partners Heinz Sielmann Stiftung. Der BN will so eines der letzten ursprünglichen Wiesengebiete Bayerns durch Ankauf von Schlüsselflächen erhalten – ein FFH-Gebiet mit so seltenen Arten wie der Bekassine (= Vogel des Jahres 2013), dem vom Aussterben bedrohten Moorveilchen oder dem Großen Brachvogel. Insgesamt kommen in dem Gebiet 25 Vogelarten der Roten Liste als Brutvögel vor, dazu eine große Zahl an Durchzüglern und Wintergästen.

Projektziele

Wesentliche Ziele sind bisher der Erhalt und die Optimierung der Lebensräume der charakteristischen Tier- und Pflanzenarten sowie der offenen Riedlandschaft mit ihren charakteristischen Wiesenbrütern. Hier werden größere zusammenhängende Feuchtwiesenkomplexe benötigt.

Die Pflegemahd von Streu- und Extensivwiesen erhält den Lebensraum z.B. für Knabenkräuter, Große Goldschrecke oder Wachtelkönig. Mit Hilfe eines Trittsteinverbundsystems soll ein Austausch unter den Tier- und Pflanzenarten des Rieds gewährleistet werden.  

Nieder- und Anmoorkomplexe sollen auch in den Wiesenbrüterbereichen erhalten werden. Aber auch im Bereich der Lauterbacher Ruten, wo von Seiten der Flurneuordnung eine Moorwiederherstellung geplant ist, möchte sich der BN noch einbringen. Ziel ist es hier hauptsächlich, den niedermoortypischen Wasserhaushaltes wiederherzustellen. Als Teilziele gelten, die natürliche Entwicklung des Niedermoors zu ermöglichen, den Austritt klimaschädlicher Gase zu verhindern, extensive Nieder- und Anmoorstandorte zu erhalten und zu entwickeln. Außerdem soll ein Nebeneinander von natürlicher Entwicklung und extensiver Nutzung ermöglicht werden.  Streuwiesenreste werden optimiert und die Ruhe im Gebiet bleibt gewährleistet.

Gewinn für Natur und Landwirtschaft

Die BN-Flächen werden weiterhin bewirtschaftet, gepflegt oder zum Beispiel durch neue Flachmulden aufgewertet. Aktive des BN arbeiten daran genauso mit wie derzeit 37 Landwirte, die hier im Auftrag des BN tätig sind. Die Flächen würden sonst ihren ökologischen Wert verlieren. „Erste Erfolge zeigen sich bereits jetzt in der Zunahme seltener Arten wie dem Moorveilchen, der Stabilisierung des Braunkehlchen- und Brachvogelbestandes“, erklärt Alexander Helber, der ehrenamtlich arbeitende Projektleiter der Bund Naturschutz Kreisgruppe Donau-Ries.

Ankauf bringt dauerhafte Verpflichtung

Der BN übernimmt mit jedem Ankauf eine große Verantwortung und Verpflichtung, die Flächen auf Jahrzehnte für den Naturschutz zu sichern. Insbesondere bei hoch bedrohten Lebensräumen wie extensiven Wiesen oder Mooren ist Flächenankauf oft die einzige Möglichkeit, sie vor intensiver landwirtschaftlicher Nutzung zu sichern. Ziel des BN ist es, mit größeren zusammenhängende Flächen echte Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten. Gerade beim Brachvogel geht man von Reviergrößen von 40-70 Hektar pro Brutpaar aus.

Ein langer Weg zum Erfolg

Durch Donauregulierung, Drainage und Intensivierung der Landwirtschaft veränderte sich der Lebensraum Donauried so massiv, dass zahlreiche ehemals dort heimische Arten, wie Birkwild, Sumpfohreule oder Moorfrosch und andere Vogel-, Libellen, oder Heuschreckenarten dort im Laufe des 20. Jahrhunderts ausgestorben sind. Andere Arten, wie die Wiesenbrüter Kiebitz, Großer Brachvogel oder Bekassine haben überlebt, sind aber massiv vom Aussterben bedroht.
Der BN startete seinen Flächenankauf in den 60er und 70er Jahren. Die Flächen sollten damals primär als Sperrgrundstücke gegen das dort geplante Atomkraftwerk Pfaffenhofen und das Magnetschwebebahn-Forschungsgelände dienen. Diese Flächen wurden dann zum Grundstock für das Naturschutzprojekt Mertinger Höll. Nach jahrelangen Pflegemaßnahmen begann der BN seit 2001 mit der ökologischen Optimierung der bestehenden Flächen und einem Ankauf weiterer Flächen durch Förderung vom Bayerischen Naturschutzfonds. Grundstücke außerhalb des Projektgebietes werden im Rahmen der Flurneuordnung in das Zielgebiet hineingetauscht.

Anhaltende Gefährdungen

Naturschutz muss auch Staatsaufgabe bleiben, weil er nur so auf der ganzen Fläche gesichert werden kann. Schwerpunkt der BN-Arbeit ist eine Änderung der Rahmenbedingungen, um die Bedrohungen der Lebensräume und Arten zu reduzieren. So sind die Wiesenumbrüche und die schleichende Intensivierung der Wiesen immer noch die größte Bedrohung für die Artenvielfalt im Donauried. Wir brauchen dringend neue deutlich verbesserte Förderkriterien für Extensivwiesen und für den schonenden Umgang mit dem Boden. Wer Moorböden naturschonend  und klimafreundlich bewirtschaftet - das heißt extensive  Wiesenwirtschaft mit Rücksicht auf Tier- und Pflanzenarten- muss stärker belohnt werden als bisher.

Ebenso sollte man Abschied nehmen von immer neuen und nicht mehr finanzierbaren Landschaftseingriffen und einem ungebremsten Verbrauch an Freiflächen. Der Bau von sinnlosen Straßen durch das Donauried wie den Ausbau der Ortsverbindungstraße von Rettingen nach Pfaffenhofen sollte die Regierung ad acta legen. Die Zerschneidung der Landschaft, das bis heute geringe Verkehrsaufkommen von täglich 800 Fahrzeugen und die Engstellen in Donaumünster rechtfertigen solche Eingriffe überhaupt nicht. Vielmehr sollte man auf sanften Tourismus setzen, als Staatsmittel dafür zu verschwenden, um Gemeindestraßen auf Kreisstraßenniveau zu bringen. Dieses sei ohnehin nur mit größerem Landverbrauch und höheren Kosten verbunden.
 
Für Rückfragen:

Alexander Helber, Projektleiter „Niedermoorkomplex Mertinger Höll/ Ruten/ Donauried“
Tel.: 09070 670 , Email: alex.helber@gmx.de

Ulrich Simmat, Projektkoordinator der Heinz Sielmann Stiftung,
Tel. 05527-914 416, Email: u.simmat@sielmann-stiftung.de,
www.sielmann-stiftung.de