Naturnahe Waldwirtschaft am Scheideweg
Im Rahmen eines Waldseminars ehrten der Bund Naturschutz in Bayern (BN) und die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Bayern (ANW) Fritz Wimmer, den langjährigen Leiter des Stadtwaldes München mit der Karl Gayer-Medaille. Die Auszeichnung erhält Fritz Wimmer für die vorbildliche Umsetzung eines naturgemäßen Waldbaus im Münchner Stadtwald. Wald- und Naturschutzfachleute forderten im Rahmen dieses Seminars, die naturgemäße Waldwirtschaft weiterzuentwickeln. Es wurde die einseitige gewinnorientierte Ausrichtung des Staatsforstes kritisiert, die im Widerspruch zu einer umfassend nachhaltigen und naturgemäßen Waldbewirtschaftung steht.
In seiner Laudatio hob Hans Kornprobst, ehemaliger Leiter des Forstamtes Schliersee, die langjährigen Verdienste Fritz Wimmers um die naturgemäße Waldbewirtschaftung des Münchner Stadtwaldes hervor. Durch seine fast 3 Jahrzehnte lange Tätigkeit ist der Münchner Stadtwald in Fachkreisen Deutschlandweit bekannt geworden. Die erreichte hohe Waldqualität des Münchner Stadtwaldes hat aber auch unmittelbar positive Auswirkungen für die Bürger Münchens, die große Teile ihres sehr guten Trinkwassers aus dem Stadtwald beziehen. Fritz Wimmer setzte Maßstäbe, ob bei der Jagd, dem Waldumbau oder bei der umweltschonenden Holzernte. So war es auch konsequent, dass unter Fritz Wimmer der Münchner Stadtwald nach den strengen Vorgaben des FSC- und Naturland-Siegels zertifiziert wurde. Wimmer genießt auch bei den Wald- und Naturschützern in der Region München einen sehr guten Ruf, weil er zahlreiche Artenschutzprojekte gefördert und ökologisch wertvolle Flächen aufgekauft hat.
Mit der Karl Gayer-Medaille ehrt der Bund Naturschutz in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft seit 1977 Personen, die sich in außergewöhnlicher Weise um die naturgemäße Waldwirtschaft verdient gemacht haben. Die Karl Gayer-Medaille geht auf den Münchner Waldbauprofessor Karl Gayer zurück, der als Vordenker für den naturnahen Wald gilt. Bereits im letzten Jahrhundert hat er als Gegenbewegung zu Altersklassen- und Kahlschlagswald die Vorteile des gemischten, ungleichaltrigen Waldes und des Femelschlags als kleinflächige Nutzungsform herausgestellt.
Zu Ehren des vor 100 Jahren verstorbenen Karl Gayer veranstalteten der Bund Naturschutz und die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaftein Waldseminar unter dem Motto: „Naturnahe Waldwirtschaft am Scheideweg“. Dabei warfen Wald- und Naturschutzexperten einen kritischen Blick auf die Waldwirtschaft von gestern und heute. Karl Friedrich Sinner skizzierte die Entwicklung der naturgemäßen Waldwirtschaft seit Karl Gayer und ging dabei auf die Rolle der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft ein, deren bayerischen Landesgruppe er leitet. Georg Sperber, langjähriger Leiter des Forstbetriebes Ebrach und Waldnaturschutzexperte, kritisierte vor allem die aktuelle wirtschaftliche Ausrichtung der bayerischen Staatsforsten. Dies führte bereits in den ersten 2 Jahren der Bayerischen Staatsforsten zu zahlreichen Fehlentwicklungen, die er mit Bildern belegte. Da der eigentliche personelle Aderlass im Wald aber erst zum 01. Juli 2007 mit der Reduktion der Forstreviere von 558 auf 370 in Kraft trat, lässt dies Schlimmes für die Zukunft befürchten. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN, forderte dazu auf, Naturschutzziele stärker zu beachten, mehr Biotopbäume und Totholz im öffentlichen Wald zu belassen. Außerdem muss der Waldumbau sowohl im Staatswald wie auch im Privat- und Körperschaftswald durch entsprechende Programme bzw. staatliche Förderung deutlich forciert werden. Entscheidende Vorraussetzung für ein Gelingen des Waldumbaus, ist der Grundsatz Wald vor Wild, der flächendeckend und konsequent umgesetzt werden muss.
Dr. Ralf Straußberger
BN-Waldreferent
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