Netzbetreiber TenneT fährt die Energiewende an die Wand!
Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat die Planung einer Vorzugstrasse für den Bau der Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) SuedLink von der Elbe bis nach Schweinfurt und Heilbronn vorgelegt, die Bayern in Unterfranken in den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Schweinfurt und Würzburg tangiert und dann nach Baden-Württemberg weiterführt. Der Bau der über 600 km langen HGÜ-Leitung wird mit 40 m Breite eine große Schneise in die Landschaft, Wälder und Felder schlagen.
"Energiewende geht anders und besser als mit der Stromleitung SuedLink - die Stromnetzplanung muss völlig neu aufgesetzt werden. Wir setzen auf eine dezentrale Energiewende, auf Bürgerenergie und Kommunen und technische Alternativen in einem neuen Strommarkt, mit deutlich geringeren Naturschäden!" so Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V.
"Der Bund Umwelt und Naturschutz in Deutschland e.V. (BUND e.V.) beteiligt sich seit vielen Jahren an Diskussionen über den Stromnetzausbau, mit Stellungnahmen und bei Antragskonferenzen in 2017 und 2018. Nun stellen wir fest, dass TenneT die vom BUND e.V., sowie von bayerischen und bundesweiten Bürgerinitiativen, vielen Kommunen sowie der Landesregierung von Thüringen vorgetragenen Einwände und Vorschläge weitgehend ignoriert. Das schafft kein Vertrauen und bestärkt uns in unserer Ablehnung", so Dr. Werner Neumann, energiepolitischer Sprecher des Bund Umwelt und Naturschutz in Deutschland e.V. (BUND e.V.).
Der BUND e.V. fordere seit Jahren einen dezentralen Ausgleich fluktuierenden Wind- und Sonnenstroms durch örtliche Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung in regionalen Strommärkten. Windstrom aus dem Norden könne einfacher mittels der "Power-to-Gas" Technik in bestehenden Gasleitungen in den Süden transportiert werden, um Strom und Wärme in Heizkraftwerken zu erzeugen und dies mit höherer Versorgungssicherheit als mit empfindlichen Riesenstromkabeln. Fachkreise der Elektrotechnik wie die Universität Erlangen, Prognos AG und der VDE mit dem "zellularen Ansatz" sowie Forschungen des Öko-Instituts hätten aufgezeigt, dass auf diese Leitungen verzichtet werden kann. Gemeinsam mit der N-ERGIE Aktiengesellschaft in Nürnberg und weiteren Kommunalen Energieversorgern aus Bayern hatte sich daher der BUND e.V. im Oktober 2019 in Berlin gegenüber Bundestagsabgeordneten für eine dezentral basierte Energiewende ausgesprochen.
"Längst hat sich die Planung der HGÜ Leitungen verselbstständigt. Was die Netzbetreiber wie TenneT vorlegen, wird von der Bundesnetzagentur abgenickt. Der Bau dieser Leitung wurde auf europäischer Ebene vorgegeben, ohne jegliche Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Bürgerbeteiligung hat daher kaum Einflüsse", so Neumann weiter.
SuedLink, aber auch SuedOstLink im Osten Bayerns, dienten den Betreibern von Offshore-Windkraftanlagen dazu, ihren Strom billig im Süden verkaufen zu können. Die Transport- und Schadenskosten würden verallgemeinert und müssten von allen bezahlt werden, die von dieser Leitung gar nichts haben. Die ökonomischen Vorteile blieben hingegen bei TenneT, die für die Investition eine gesetzlich gesicherte Eigenkapitalrendite von ca. 9 Prozent erhalten. Die Bundesregierung unterstütze einen immensen Ausbau der Offshore-Windkrafterzeugung in der Nordsee mit erheblichen Auswirkungen auf dortige Fauna und Flora und einen Transport des Windstroms über viele HGÜ-Leitungen mit erheblichen Eingriffen in Natur, Wald, Landschaft, Boden. "So fahren Altmaier und TenneT die Energiewende an die Wand", konstatiert Neumann.
Pressekontakt für Rückfragen:
Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz,
BUND Naturschutz in Bayern e.V.,
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