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Reichswald retten

Kein Gewerbegebiet "Moser Brücke"

Keine Südanbindung zum Gewerbe-gebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein

 

20.01.2010

Aktuell wird ein Gewerbegebiet "Moser Brücke" bei Feucht mitten im Lorenzer Reichswald und die sog. Südspange zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein durch den Wald geplant. Eine Abordnung des Bannwaldbündnisses Feucht-Wendelstein übergab Listen mit 938 Unterschriften gegen die beiden Projekte an Landrat Armin Kroder, der die Flächennutzungsplanänderungen letztlich genehmigen müsste.

 

"Damit hat das Bündnis nun alle relevanten Stellen, den Bürgermeister von Feucht, Konrad Rupprecht, den Bürgermeister von Wendelstein Werner Langhans, den Regierungspräsidenten Dr. Thomas Bauer in Ansbach und den Landrat des Landkreises Nürnberger Land, Armin Kroder, mit dem erklärten Willen der WaldschützerInnen konfrontiert. Wir appellieren an sie als Verantwortliche, die Planungen zu stoppen und die grüne Lunge der Region zu retten", so Tom Konopka, Regionalreferent des BN. "Im Verfahren zum Gewerbegebiet Moser Brücke haben wir vor Weihnachten fundierte und umfangreiche Stellungnahmen abgegeben, die nachweisen, dass es für das Gewerbegebiet in Feucht und im Großraum keinen Bedarf gibt."

 

"Der Markt Wendelstein lehnt mittlerweile das Gewerbegebiet ab. Dass die Stadt Nürnberg ebenfalls eine kritische Stellungnahme abgegeben hat, ist ein gutes Zeichen für uns", so Eckhard Schulz, Sprecher des Bannwaldbündnisses aus Feucht. "Der Regionale Planungsausschuss der Industrieregion Mittelfranken hat am letzten Montag zum zweiten Mal eine Beschlussfassung vertragt, weil die Ausschussmitglieder die Einwendungen stärker beachtet haben wollen. Ein erfreulicher Zeitgewinn."

 

"Nicht nur Umweltminister Dr. Markus Söder und die Regierung von Mittelfranken sehen die weitere Zerschneidung des Reichswaldes durch die Südspange sehr kritisch. Eine aktuelle Studie der GFK Nürnberg im Planungsverfahren zum Gewerbegebiet Moser Brücke zeigt, dass die Straße überhaupt nicht nötig ist", so Stefan Pieger, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Wendelstein. "Unsere Recherchen haben darüber hinaus ergeben, dass die Fa. Dachser an ihren über 60 Standorten bis auf wenige Ausnahmen keine zwei Auffahrten hat. Zum Teil liegen die nicht mal an Autobahnen. In einem Gespräch mit dem Wendelsteiner Bürgermeister Werner Langhans wurde bekannt, dass Dachser nie eine vertragliche Zusage für die Südspange bekam. Damit entfällt auch das Argument des Schadensersatzes", freut sich Stefan Pieger.

 

"Die aktuelle Entwicklung um die geplante Nordspange in Nürnberg, wo die SPD von der Planung zunehmend abrückt, macht uns Mut, die Projekte noch verhindern zu können. Dazu brauchen wir weiterhin die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger", so Christiane Matern, 1. Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Kreisgruppe Nürnberger Land.

 

Bernd Michel von Regionalgruppe des Landesbundes für Vogelschutz Nürnberg/Fürth/Erlangen: Der Nürnberger Reichswald ist als europäisches Vogelschutzgebiet z.B. wegen seiner Spechtvorkommen geschützt. Eingriffe wie die geplanten müssen gut begründet und alternativlos sein, sonst sind sie nicht genehmigungsfähig. Sie sind weder gut begründet noch alternativlos."

 

Mitten im Lorenzer Reichswald südlich von Nürnberg-Moorenbrunn will der Markt Feucht ein über 15 Hektar großes Gewerbegebiet am Leimbühl ("Moser Brücke") ausweisen. Dazu läuft soeben das Bauleitplanverfahren.

 

Das geplante Gewerbegebiet läge mitten im Bannwald, im landschaftlichen Vorbehaltsgebiet und im europäischen Vogelschutzgebiet Nürnberger Reichswald. Es wäre abgesehen vom Bau der ICE-Trasse durch den Bannwald der erste große Eingriff in den Lorenzer Reichswald seit vielen Jahren und würde eine Lawine ähnlicher Eingriffe lostreten. Die Firma Diehl hat bereits angekündigt, im Sebalder Reichswald bei Röthenbach an der Pegnitz ein großes Industriegebiet vorantreiben zu wollen.

 

Die Bedrohung des Reichswaldes war seit den 70er Jahren nicht mehr so groß wie heute. Alle Projekte sind hoch umstritten und überall haben Umweltverbände und Bürgerinitiativen Alternativen vorgeschlagen. Dies betrifft die Planungen für die Nordspange zum Flughafen Nürnberg (Alternative: bei Bedarf Ertüchtigung Marienbergstraße westl. Bereich/Flughafenstraße), den Ausbau der Staatsstraße Feucht-Penzenhofen (Alternative: geringere Ausbaustandards), die Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher (Alternative Stadt-Umland-Bahn), den sechsspurigen Ausbau der A6 (Alternative: Ausbau der Bahn), das Gewerbegebiet südlich der Wiener Straße (Alternative Nutzung leerstehender Gewerbegebiete), eine Sportplatzerweiterung bei Tennenlohe (Alternative: anderer Standort) und Sandabbau auf diversen Flächen nach der derzeit laufenden Fortschreibung des Regionalplans Industrieregion Mittelfranken (Alternative: Baustoffrecycling). Proteste laufen aktuell gegen die bereits ohne Anhörung der Verbände erfolgten Rodungen des Flughafens in Nürnberg. Weitere Rodungen sind dort geplant (Alternative: weiterhin Entnahme einzelner hoher Bäume in der Sicherheitsschneise).

 

Das Bannwaldbündnis Feucht-Wendelstein appelliert deshalb eindringlich an den Landrat Armin Kroder, den Bannwald als Grüne Lunge der Region nicht dem Egoismus reicher Speckgürtelkommunen wie Feucht und Wendelstein zu opfern.

 

Allein im Raum Nürnberg und Umgebung stehen laut Industrie- und Handelskammertag 510 Hektar erschlossene Gewerbegebiete leer. Die müssen zuerst genutzt werden, bevor der Reichswald weiter zerstückelt wird. Selbst der Feuchter Bürgermeister Konrad Rupprecht hat öffentlich betont, dass derzeit kein Bedarf an Gewerbegebieten bestünde. In Feucht stehen laut GFK-Studie noch 18,5 - 21 Hektar Gewerbeflächen leer.

 

Die Folge weiterer Ausweisungen wären noch mehr Leerstände in der Region und steigende Kosten bei den Kommunen, die ihre erschlossenen Gebiete nicht vermarkten können.

 

Mit der geplanten Südspange soll das bestehende interkommunale Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein eine zweite Autobahnanbindung zur A73 bekommen. Sie würde mitten durch den Sebalder Reichswald führen und ihn ein weiteres Mal zerschneiden. Hintergrund ist der Wunsch der Spedition Dachser nach günstigeren Bedingungen für ihre Logistik und der Wunsch des Marktes Wendelstein nach einer direkt von Wendelstein zum Gewerbegebiet führenden Straße. Ein Gutachten der GFK hat soeben nachgewiesen, dass der Bedarf für solch eine Straße nicht existiert, weil v.a. die bestehende Autobahnauffahrt zur A6 nicht ausgelastet sei.

 

Da die Trasse durch das Gebiet der ehemaligen Muna Feucht führen würde, müsste die Straße auf gesamter Länge links und rechts eingezäunt werden. Etwa acht Hektar müssten dafür gerodet werden.

 

für Rückfragen:

Tom Konopka, Regionalreferent für Mittelfranken, Tel. 0911/81 87 8-14

Fax 0911/86 95 68, Mail tom.konopka(at)bund-naturschutz.de