Rettet den Reichswald! Kein Gewerbegebiet am Leimbühl!
Geht es nach Planungen der Marktgemeinde Feucht, werden mitten im Reichswald südlich von Nürnberg-Moorenbrunn und nordwestlich von Feucht 20 Hektar Bannwald für ein weiteres Gewerbegebiet gerodet und eine Südspange durch den Wald von Wendelstein zum Gewerbegebiet gebaut.
Um die zusätzliche Waldzerschneidung und die geplanten großflächigen Rodungen zu verhindern hat sich am 23. April 2009 das Bannwaldbündnis Feucht gegründet. Ihm gehören der Landesbund für Vogelschutz, der Verein Zeidel-Museum Feucht, die Freie Kindergruppe, der Bund Naturschutz und eine Reihe von Privatpersonen an.
Bei einem Ortstermin mit interessierten BürgerInnen zeigte das Bannwaldbündnis die Dimension des aktuell größten geplanten Eingriffes in den Nürnberger Reichswald auf.
„20 Hektar Rodung für das Gewerbegebiet und weitere ca. 8 Hektar für die sog. Südspange, das sind 280.000 Quadratmeter Wald, die hier geopfert werden sollen. Wir stellen uns vor den Reichswald, wir wollen keine weitere Zerstückelung der Grünen Lunge des Großraums“, so Dr.Gotthard Matern vom Bannwaldbündnis.
„Wir berufen uns hier auf die Verfassung des Freistaates Bayern, Artikel 141. Dort steht an erster Stelle ‚Mit Naturgütern ist schonend und sparsam umzugehen.’ Der damalige Innenminister und spätere Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein hat 2003 alle Bürgermeister aufgefordert, den Flächenverbrauch zu reduzieren. Auch Umweltminister Dr. Markus Söder hält daran fest. Das unterstützen wir mit unserem Widerstand gegen die geplante Reichswaldrodung“, so Eckhard Schulz, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht. „Bei aktuell 13.000 Hektar leer stehenden Gewerbeflächen in Bayern besteht für das geplante Gewerbegebiet bei Feucht kein Bedarf.“
Die drei im Reichswald westlich Feucht liegenden Rodungsinseln aus Zeiten der ehemaligen MUNA und als ‚Tauschgebiete’ angedacht, sind für Gewerbenutzung völlig ungeeignet. Die eine ist nur eine Ringstraße zu abgeräumten Bunkern, die andere eine Deponie und die dritte ein ehemaliges Tanklager ohne vernünftige Anbindung an die Bahn oder größere Straßen.
„Wir lassen uns nicht austricksen! Der Feuchter Bürgermeister Konrad Rupprecht hat nicht nur GemeinderätInnen und Umweltbehörden an der Nase herumgeführt, sondern sogar die Regierung von Mittelfranken, als er einen Tausch der angeblichen Gewerbeflächeninseln für das neue Gewerbegebiet vorschlug. Dabei gehören die drei Flächen nicht mal dem Markt Feucht, sondern dem Bund. Und es ist vorgesehen, Teile davon als Ausgleich für Autobahnbauten im Wald aufzuforsten. Das macht Sinn“, so Christiane Matern, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land.
„Das Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein ist bereits unmittelbar an die Autobahn A 6 angebunden. Es dürfte in ganz Deutschland kaum ein Gewerbegebiet geben, das zwei Autobahnanschlussstellen hat. Wer hier wie die Fa. Dachser mit möglichen Unfällen und Staus an der bestehenden Anschlussstelle argumentiert und den damit einhergehenden Nachteilen und so der Waldrodung das Wort redet, hat offenbar keine Hemmungen mehr, alles dem privaten Unternehmensgewinn unterzuordnen. Dem wollen wir nicht tatenlos zusehen“, so Eckhard Schulz.
Das Bannwaldbündnis Feucht appelliert deshalb an die MarktgemeinderätInnen in Feucht und Wendelstein, den Beschluss für die geplante Südspange zurückzunehmen und an die MarktgemeinderätInnen in Feucht, den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet am Leimbühl nicht weiterzuverfolgen.
Die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Mittelfranken wird aufgefordert, den „Deal“ zur Doppelbelegung der drei waldfreien Inseln mit Ausgleichsmaßnahmen der Autobahn und für das Gewerbegebiet und der Anrechnung nicht gewerblich nutzbarer Flächen nicht mitzumachen. Es würde das Rechtsverständnis über den korrekten Umgang einer Naturschutzbehörde mit dem Bürgerwald und europäischem Vogelschutzgebiet untergraben .
Das Ministerium für Landwirtschaft und Forsten wird gebeten, deutlich darauf hinzuweisen, dass ein Verkauf und auch ein Tausch der Staatswaldfläche am Leimbühl nicht zur Debatte steht.
Der Markt Feucht (13.282 EinwohnerInnen) hat nach Abzug der US-Armee in den neunziger Jahren die Gunst der Stunde genutzt und zusammen mit der Stadt Nürnberg und dem Markt Wendelstein das interkommunale Gewerbegebiet "Gewerbepark Nürnberg-Feucht-Wendelstein" (ca. 70 ha) auf dem ehemaligen US-Hubschrauberflugplatz Ende der 90er Jahre ausgewiesen obwohl auf Grund der Erhebungen in einem Gutachten der “Landesanstalt für Umweltschutz“ die gesamte Fläche als Naturschutzgebiet hätte ausgewiesen werden sollen. Es ist mittlerweile zu ca. 4/5 mit Gewerbebetrieben belegt.
Östlich an das Gewerbegebiet angrenzend sollen nun weitere 20 Hektar Gewerbegebiet im Wald ausgewiesen werden. Im Januar 2009 beschloss der Marktgemeinderat dazu die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Das Verfahren dürfte sich wegen der Bedeutung des betroffenen Waldstückes Leimbühl (Bannwald, Staatsforst, europäisches Vogelschutzgebiet) noch hinziehen.
Zusätzlich planen der Markt Feucht, der Markt Wendelstein und der Zweckverband „Gewerbepark“ den Bau einer Verbindungsstraße zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein auf ca. zwei Kilometer Länge mitten durch den Wald. Dies soll zu einer Entlastung des Autobahnanschlusses zur A 6 ermöglichen. Nach aktuellen Erfahrungen mit der Umsetzung der Verkehrssicherungspflicht im Raum Nürnberg dürfte die Schneise durch den Wald ca. 50 – 70 m breit und aus Gründen der Sicherheit (militärische Altlasten) beidseitig eingezäunt werden. Sowohl der Markt Feucht als auch der Markt Wendelstein haben den Bau bereits beschlossen.
Südlich des Gewerbegebietes Nürnberg-Feucht-Wendelstein liegen als Folge der nationalsozialistischen Militarisierung und der folgenden Nutzung durch die US-Armee drei waldfreie Gebiete der ehemaligen Heeres-Munitionsanstalt (MUNA) Feucht. Gleichzeitig mit der Ausweisung des interkommunalen Gewerbegebietes hat Feucht diese drei waldfreien Gebiete als Gewerbeflächen ausgewiesen, obwohl deren gewerbliche Nutzung bereits damals eher unwahrscheinlich war.
Nach Protesten konnte 2002 der weitere Durchbruch eines Siedlungsbandes von Nürnberg nach Feucht gestoppt werden: Der Markt Feucht wollte das ehemalige Tanklager als Gewerbegebiet „Lehmgruben“ ausweisen, dies wurde aber vom Regionalen Planungsverband nicht genehmigt.
Die Autobahndirektion Nordbayern will für die geplanten Rodungen im Reichswald für den Ausbau der Autobahn A6 Bereiche dieser drei Inseln aufforsten, andere werden bereits im Rahmen von Altlastensanierungen aufgeforstet.
Weil die waldfreien Inseln aufgeforstet werden sollen, beansprucht die Marktgemeinde Feucht als scheinbares Recht „Ersatz", indem 20 Hektar Reichswald für Gewerbeansiedlungen östlich des Gewerbegebietes Nürnberg-Feucht-Wendelstein ausgewiesen und gerodet werden sollen. Damit würden aber für mehrere Eingriffe Ersatzaufforstungen auf derselben Fläche vorgenommen. Nur mit diesem Taschenspielertrick lässt sich überhaupt eine so große Rodung im Bannwald vorschlagen, ohne gleich eine behördliche Ablehnung zu kassieren.
Die größte Rodung im Reichswald in den letzten zwanzig Jahren war die Abholzung der ICE-Trasse zwischen Nürnberg und Ingolstadt mit 37 Hektar Waldverlust im Reichswald. Ähnlich große Waldflächenverluste (z.B. die geplante Siedlung südlich Langwasser mit 100 ha) konnten endgültig verhindert werden. Andere Vorhaben sind seit Jahren höchst umstritten und haben zu enormem Bürgerwiderstand geführt, z.B. die geplante Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher (ca. 15 Hektar; 8.000 Einwendungen im Planfeststellunbsverfahren), die Nordspange zum Flughafen Nürnberg (über 10 Hektar, 9.500 Einwendungen im Planfeststellungsverfahren, Erörterungstermin im Juli 2008 abgebrochen), großflächige Sandabbauvorhaben oder das geplante Gewerbegebiet südlich der Wiener Straße in Nürnberg (ca. 40 Hektar).
für Rückfragen:
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittelfranken
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