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Tiere und Pflanzen

Skandal um Bayern-Ei zeigt: Industrielle Tierhaltung ist nicht zukunftsfähig

Der Vorgang um das Unternehmen „Bayern Ei“ zeigt, dass industrielle Tierhaltung nicht kontrollierbar ist und dass die geltenden Umwelt- und Tierschutzstandards in den Ställen dringend nachgebessert werden müssen.

09.07.2015

Aus Sicht des BUND NATURSCHUTZ und des DEUTSCHEN TIERSCHUTZBUNDES unternimmt die bayerische Staatsregierung zu wenig, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Beide Verbände haben deshalb die so genannte "Gemeinsame Erklärung des Runden Tisches für eine artgerechte Nutztierhaltung in Bayern" nicht unterzeichnet, weil die darin beschriebenen Maßnahmen nicht konsequent genug sind und nicht die Erwartungen der Gesellschaft für mehr Umwelt- und Tierschutz erfüllen.

"Vorbild muss der Tierschutzplan Niedersachsen sein", so Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender, "denn dort werden sehr konkret und mit Zeitplan die Probleme der landwirtschaftlichen Tierhaltung angegangen". Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes fügt an: "Es wäre für Bayern klug gewesen, sich nicht an einem Minimalkonsens zur Zufriedenheit aller am Tisch zu orientieren, sondern an den Notwendigkeiten des Tierschutzes."

Beim runden Tisch Tierhaltung in Bayern hat man sich lediglich darauf geeinigt, bereits bestehende Standards endlich auch in der Praxis umzusetzen, denn bislang mangelt es am entsprechenden Vollzug. Weiterreichende Vereinbarungen bleiben dagegen sehr vage, viele tierschutzrelevante Themen fehlen ganz, wie etwa die Problematik der Vollspaltenböden in der Schweine- und Rindermast oder die betäubungslose Ferkelkastration.

Dass die Landwirte bereit sind, mehr für den Tierschutz zu tun, zeigt auch die große Nachfrage der Landwirte zur Teilnahme an der von Discountern und Lebensmittelbranche vorgeschlagenen Initiative Tierwohl für Schweinefleisch und Masthühner, die im April startete. Mehr als doppelt so viele Landwirte wie möglich wollten sich beteiligen. Das Geld, das die Branche bereit ist zu zahlen, reicht bei weitem nicht aus.

Tierschutzbund und BN kritisieren, dass die Branchenlösung eine Mogelpackung ist, weil die Verbraucher auf der Packung nicht erkennen können, welchen Standard sie kaufen bzw. ob das gekaufte Tierteilstück überhaupt von einem Tier stammt, dem es etwas besser ging als den Tieren in der herkömmlichen Haltung nach gesetzlichen Mindestanforderungen. "Neben der fehlenden Transparenz halten wir die Methodik, insbesondere bei den Schweinen, für nicht zielführend", sagt Thomas Schröder. "Die Landwirte können aus einer Liste von Kriterien einzelne auswählen und frei kombinieren. Eine Verbesserung des Tierschutzes ist aber nur möglich, wenn den Schweinen zumindest mehr Platz und Raufutter verpflichtend zugestanden wird und Wahlkriterien sinnvoll miteinander kombiniert werden." Prof. Hubert Weiger fügt an: "Die Billigpreisbewerbungen des Handels haben negative Tierschutzfolgen, umso dringlicher ist die Branche gefordert, nun nachhaltig und zielführend die Richtung zu ändern."

Das Gutachten des wissenschaftlichen Beirats im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft belegt den gesellschaftlichen Wertewandel in Bezug auf die Tierhaltung in der Landwirtschaft. Die gesetzgebenden Instanzen, Bund und Länder, müssen diesen Wertewandel jetzt durch Verbesserungen im Tierschutzgesetz und der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung endlich nachvollziehen.

Vordringliche Forderungen sind:

· Schweine: Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration, Ende des Schwanzkupierens, Schluss mit Vollspaltenböden, mehr Platz und Einstreu.

· Masthühner: Abkehr von extrem schnell wachsenden Zuchtlinien hin zu langsam wachsenden Rassen oder Zweinutzungstieren, mehr Platz und Beschäftigung.

· Legehennen: endgültiges Verbot der Käfighaltung, Abkehr von Hochleistungstieren hin zu Zweinutzungsrassen, mehr Platz und Beschäftigung.

Für Rückfragen: Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin, 0911/81878-20, marion.ruppaner@bund-natursachutz.de
Lea Schmitz, Pressereferentin, Deutscher Tierschutzbund e.V., 0228-60496-24, presse@tierschutzbund.de