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Spatenstich zum Neubau der Nordspange in Kempten

Kein Grund zum Jubeln - Bund Naturschutz trauert um ein Stück unberührte Natur

14.05.2012

Ein letztes Mal wollen Mitglieder der Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu im Bund Naturschutz ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Straßenbauprojekt Nordspange Kempten deutlich machen: Wenn Innenminister Dr. Joachim Herrmann am Montag um 18 Uhr zusammen mit Politikern aus dem Landkreis Oberallgäu und der Stadt Kempten feierlich einen Spaten in die Erde treibt, werden die Gegner der Nordspange mit einem großen Banner "Heimat ade" friedlich gegen diesen massiven Einschnitt in den Grünzug Illertal protestieren.

"Kempten und das Oberallgäu wollen Vorbild in Sachen Klimaschutz sein - gleichzeitig werden Verkehrsaspekte aus den Maßnahmen zum Klimaschutz ausgeklammert - dabei rangieren Stadt und Landkreis an der Spitzenposition beim Flächenverbrauch - und oben drauf setzt die Stadt Kempten jetzt noch die Nordspange. „Wir haben es hier mit einem klassischen Zielkonflikt zu tun" so Michael Schropp, Beauftragter der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu für die Stadt Kempten: "Straßenbau und Klimaschutz passen einfach nicht zusammen - das, was hier an Beton verbaut wird, kann die Stadt mit ihren strategischen Zielen in Sachen Klimaschutz nie mehr auffangen.“

Die Kritikpunkte des Bund Naturschutzes an der Nordspange sind heute so aktuelle wie zu Beginn der Planungen:

- die Bevölkerungsentwicklung in Kempten wird von Seiten der Stadtplaner massiv überschätzt

- das Verkehrsgutachten ist höchst fragwürdig und wird inzwischen von der Gemeinde Lauben mittels einem Normenkontrollantrag überprüft

- der Regionalplan Allgäu fordert den Erhalt der Grünzüge im Illertal nördlich von Kempten, die Nordspange steht hierzu im Widerspruch

- mit der Realisierung des Bauprojektes ist der unwiederbringliche Verlust eines Stückes unberührter Flusslandschaft verbunden

- Lärm-, Abgas- und Feinstaubbelastung wird in ein bisher unberührtes Gebiet eingebracht

- die Kostenentwicklung folgt einem unerfreulichem Wachstumspfad:
  Januar 2011: 12 Millionen Euro
  Januar 2012: 13,1 Millionen Euro
  Januar 2013:       ?

Ein neuer Aspekt hat sich jedoch mit den Plänen zur Bundeswehr-reform aufgetan: Der Beschluss, den Bundeswehrstandort an der Kaufbeurer Straße aufzulösen bedeutet, dass am Berliner Platz Raum für eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung stehen wird. So könnte das Verkehrsproblem Berliner Platz vor Ort am Berliner Platz gelöst werden - und nicht in den Illerauen.

Die Vertreter des Bund Naturschutzes fordern stattdessen eine zügige Umsetzung des Nahverkehrsplanes für den Raum Oberallgäu/Kempten und Investitionen in ein attraktives Nahverkehrsnetz aus Bus und Bahn.

"Dass die Verkehrsbetriebe Kempten den Busfahrplan am Samstag ab 14 Uhr auf Sonntagsfahrplan umstellen, ist ein deutliches Zeichen, dass der Busfahrplan auch im Jahr 2012 noch nicht an die verlängerten Öffnungszeiten am Samstag angepasst wurde", so Michael Hofer, ÖDP-Stadtrat und Bund Naturschutz Mitglied.

Thomas Frey, Regionalreferent für Schwaben appelliert an die politisch verantwortlichen in Stadt und Land: "Energiewende bedeutet auch Verkehrswende. Jetzt muss endlich Schluss sein mit Straßenbau und der Öffentliche Personennahverkehr muss wieder in den Fokus rücken. Es ist höchste Zeit das in den Schubladen schlummernde Konzept der Regionalbahn-Allgäu zu reaktivieren!"

Klimaschutz konkret: Die Allgäu-Bahn

Als umweltfreundliche Alternative setzt sich der Bund Naturschutz für die Realisierung der Regionalbahn-Allgäu ein. Die Umsetzung dieses Konzeptes kam nach Ausarbeitung einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2000 in den vergangenen Jahren mangels politischen Willens leider nicht voran. Für die Kosten der Umgehungsstraße wäre ein attraktives Regionalbahnnetz für die ganze Region zu haben.
Mit neuen Bahnhöfen, einem 20 - 30 Min. Takt und modernen Fahrzeugen könnten allein auf der Strecke Kempten-Oberstdorf täglich mindestens zwischen 14.000 und 28.000 Autokilometer eingespart werden. Eine Machbarkeitsstudie für die Strecke im Jahr 2000 kam zu einem positiven Kosten-Nutzen-Verhältnis. Damit wäre das Projekt förderfähig.
Am attraktivsten und verkehrswirksamsten wäre eine Realisierung auf allen Regionalbahnstrecken im ganzen Allgäu. Die Allgäuer Landkreise und Städte sind aufgefordert die Umsetzung dieses Konzeptes anzugehen anstatt auf überteuerte Straßenbauprojekte mit wenig Entlastungsfunktionen zu setzen.

Allgäu-Bahn bedeutet:

==>Taktverkehr: Das mühselige Studieren komplizierter Fahrpläne gehört der Vergangenheit an.
==>Zusätzliche Haltepunkte: Viele neue Haltepunkte bedeuten wohnort- und arbeitsplatznahen Einstieg. Damit wird die Allgäu-Bahn für viele Fahrgäste interessant, die bisher von einem attraktiven Nahverkehr abgeschnitten sind.?
==> Kein Umsteigen: Der Clou an diesem Konzept: In Kempten soll die Regionalbahn nicht am Hauptbahnhof aufhören, sondern bis zum Stadtzentrum ähnlich einer Straßenbahn weitergeführt werden.
==> Schnelle Verbindungen: Die modernen Züge ermöglichen auch mit vielen Haltepunkten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h. Zum Vergleich: ein Bus erreicht im Nahverkehr nur 20 km/h.

Für Rückfragen:

Michael Schropp
BN-Kreisgruppenbeauftragter für Kempten
Michael-schropp@web.de
Tel: 0831-5705134
Mobil: 0172-8366676

Thomas Frey
BN-Regionalreferent für Schwaben
thomas.frey@bund-naturschutz.de
Mobil: 0160-95501313