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Straßenbau soll 70 ha Gewerbegebiet erschließen

Erörterungstermin Ortsumfahrung Holzgünz/Unterallgäu:

BN und BI bringen Einwendungen gegen Flächenverbrauchswahnsinn an der A96 vor

25.09.2012

Der Bund Naturschutz und die Bürgerinitiative Krebsbachtal lehnen die geplante Trasse für eine Umgehungsstraße Holzgünz im Unterallgäu durch das Krebsbachtal strickt ab. „Ein so starker Eingriff in das bisher weitgehend unberührte Krebsbachtal ist bei einer verhältnismäßig geringen Entlastungsfunktion der Straßen nicht gerechtfertigt“, so Joachim Stiba, stellv. Vorsitzender der BN Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu und Vorsitzender der BN Ortsgruppe Erkheim-Günztal.
Zusätzlich würde die Straße ein geplantes knapp 70 ha großes interkommunales Gewerbegebiet der Gemeinden Holzgünz, Westerheim und Sontheim an der Autobahnausfahrt Holzgünz erschließen. Der Bund Naturschutz kritisiert die Entwicklung von Gewerbegebieten an Autobahnabfahrten massiv: „Arbeitsplätze gehören an die Orte, wo die Menschen auch wohnen. Gewerbegebiete, die praktisch nur mit dem Auto erreichbar sind, sind in Zeiten immer stärker ansteigender Benzinpreise eine klare Fehlinvestition“, so Thomas Frey, BN Regionalreferent für Schwaben.
„Der Anschluss der erst vor 5 Jahren an dieser Stelle neu erstellten Autobahnabfahrt Holzgünz nach Norden, könnte verhältnismäßig günstig und naturverträglich über eine Variante entlang der Autobahn zum Hauptort Holzgünz hergestellt werden“, appelliert Regina Böckler, Vorsitzende der Bürgerinitiative Krebsbachtal an die Planungsträger.
In einer Protestaktion demonstrierten Vertreter des BN und Bürger aus Günz, Rummeltshausen und Holzgünz Montag Abend, den 24. Sept. gegen die vom Straßenbauamt bevorzugte Trasse. Mit einer 450m² großen Folie symbolisierten sie den Straßenverlauf durch das Krebsbachtal. BN und BI tragen ihre qualifizierten Einwendungen beim Erörterungstermin der Regierung von Schwaben am Dienstag, den 25. September in Westerheim vor.


Nach Ansicht von BI und BN wurde der Bedarf der Straße durch nicht sachgerechte Bevölkerungsprognosen und daraus abgeleiteten Verkehrsprognosen künstlich erzeugt.

Der Planung entgegen stehen massive Eingriffe in des Krebsbachtal und die Feldflur. Das Landschaftsbild würde durch die Talbrücke stark gestört. Die an den Hangleiten des Tals befindlichen Feuchtbiotope u.a. für Amphibien würden stark beeinträchtigt. Es ist von einem hohen Kollisionsrisiko von Fledermäusen mit Fahrzeugen auf einer künftigen Umgehungsstraße auszugehen. Im Bereich der Feldflur gehen durch die Zerschneidungswirkung der Straße wichtige Lebensräume für Feldvögel, wie der inzwischen auf der roten Liste stehenden Feldlerche verloren. Nicht nur das Erholungsgebiet Krebsbachtal würde verlärmt, auch für die Bewohner von Günz und Rummeltshausen würde eine neue  Lärmbelastung entstehen, die der Lärmreduktion im Ortskern von Holzgünz gegenübergestellt werden muss. Da dies bisher noch nicht geschehen ist, fordert der BN die Planungsträger auf, ein Schallgutachten in Auftrag zu geben, um die Planung objektiv beurteilen zu können.

Der BN und die BI sorgt sich zudem um die innerörtliche Einzelhandelsinfrastruktur in Holzgünz. Das Beispiel des nahen Sontheim zeigt, wie ein neues Gewerbegebiet auf der Grünen Wiese die verkehrssparsame innerörtliche Einzelhandelsinfrastruktur zerstören kann. Dort siedelt sich an der Autobahnabfahrt ein neuer EDEKA-Supermarkt an, was dazu führt, dass der innerörtliche EDEKA am Bahnhof von Sontheim schließen muss. Ein Paradebeispiel für völlig verfehlte Siedlungspolitik. Supermärkte auf der Grünen Wiese sind sowohl aus sozialpolitischen Grünen als auch aus ökologischen Gründen nicht hinnehmbar. Für Kinder und Ältere sind die Einrichtungen auf der Grünen Wiese kaum erreichbar. Sie verursachen zusätzlichen Verkehr, da Sie meist nur mit dem Auto erreichbar sind. BN und BI befürchten auch in Holzgünz um den Fortbestand der örtlichen Einzelhandelsinfrastruktur, wenn ein Teil der Frequenz auf der Durchgangsstraße wegfällt.

Mit großer Sorge sieht der BN die praktisch an jeder Autobahnausfahrt sprießenden Gewerbegebiete entlang der A96. Das bayerische Landesentwicklungsprogramm enthält bewusst das sog. Anbindegebot, das Kommunen dazu zwingt, neue Siedlungen an bestehende Siedlungseinheiten anzubinden. Ausnahmen sind laut LEP nur in ganz begrenztem Umfang, z.B. für große lärmintensive Industriebebetriebe oder Logistikbetriebe möglich.
An der A96 ist zwischen Buchloe und Memmingen inzwischen an praktisch jeder Autobahnabfahrt ein Gewerbegebiet angesiedelt oder geplant. Neben Holzgünz auch in Erkheim/Sontheim, Kammlach/Stetten und Türkheim. Gewerbegebiete auf der Grünen Wiese führen nicht nur zu starken Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes, sondern auch zu mehr Verkehr und einer nicht zukunftsfähigen Fixierung auf das Auto.
Der Bund Naturschutz fordert die Regierung von Schwaben deshalb auf, dieser Entwicklung endlich Einhalt zu gebieten.

Wenn überhaupt eine direkte Verbindung der Abfahrt Holzgünz in Richtung Norden verwirklicht werden soll, so kommt für den BN nur die Variante 5 in Frage, die den Ort Holzgünz durch eine neue Straße entlang der Autobahn anschließt. Diese Variante ist nicht nur am günstigsten, sondern hat auch die geringsten Umweltauswirkungen und schützt den Einzelhandel in Holzgünz.

Der Bund Naturschutz setzt sich beim Straßennetz für eine deutliche Priorisierung „Erhalt vor Neubau“ ein. Der bayerische Innenminister Herrmann stellte 2010 allein beim Staatsstraßennetz einen Instandhaltungsrückstand von 720 Mio. € in Bayern fest. Der BN sieht im Straßenneubau eine massive Bürde für die Zukunft, da schon das bestehende Straßennetz mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht mehr im erforderlichen Maß erhalten werden kann.


Für Rückfragen:
Joachim Stiba
Stellv. Vorsitzender BN Kreisgruppe Unterallgäu und Vorsitzender BN-Ortsgruppe Erkheim-Günztal
Tel: 08336- 9207; jstiba@gmx.de

Thomas Frey
Bund Naturschutz Regionalreferat Schwaben
089-548298-64 oder 0160-95501313
Thomas.frey@bund-naturschutz.de


Anlage: Stellungnahme des BN vom 30.05.2012