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- Fichtenwurzeln
Von Fichten und Dominosteinen - ein Blick über den Wurzeltellerrand
Wer den Seeweg an unserem Grundstück entlanggeht, dem fallen vielleicht zwei umgefallene Fichten auf. Groß und schwer liegen sie am Boden und geben den Blick frei auf den riesigen Wurzelteller. Ringsum stehen andere Bäume, ihnen hat der Sturm nichts ausgemacht, nur die Fichten sind umgefallen wie Dominosteine. Wieso? Wie kann es sein, dass so viele Wurzeln nicht imstande sind, den Baum aufrecht zu erhalten?
Fichten gehören zu den Flachwurzlern. Die Wurzeln sind zwar weit ausgebreitet, aber dicht unter der Oberfläche – das macht die Fichten recht anfällig für Wind. Gerade bei schweren und nassen Böden wie hier am Ammersee: Anders als bei durchlässigen Böden entwickeln sie hier keine Senkwurzeln, die immerhin bis zu zwei Meter tief reichen und somit für Stabilität sorgen – nein, der Boden ist so schlecht durchlüftet, dass die Wurzeln nicht weiter als 20-30 cm tief in die Erde ragen. Fichten fallen also leicht um, weil sie so flach wurzeln – aber warum tun sie das? Ja wohl kaum, um möglichst schnell zu fallen?
Nein, Fichten sind natürlich nicht einfach lebensmüde. Flache Wurzeln haben auch Vorteile. So kann der Baum Regenwasser und in den Boden geschwemmte Nährstoffe großflächig aufnehmen, ohne, dass ihm jemand anders zuvorkommt. Ätsch! Ein Problem bekommen Flachwurzler jedoch, wenn es einmal längere Zeit nicht regnet. Anders als ihre Kollegen mit den Pfahlwurzeln kommen sie nämlich nicht ans Grundwasser und haben so das Nachsehen. Ohne Regen kommen sie in Trockenstress, sie wachsen weniger, sind anfälliger für Schadstoffe – und alles nur, weil sie das Wasser nicht brüderlich mit den anderen teilen wollen! Hochmut kommt nun mal vor dem Fall und so wird aus einem Geizhals leicht ein Dominostein.
Text: Nora Stoll