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Im Jahr 2005 wurde in München das "Bayerische Bündnis für Toleranz − Demokratie und Menschenwürde schützen" gegründet. Es ist eine Initiative der evangelischen und der katholischen Kirche und umfasst mittlerweile 70 Organisationen aus der Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften sowie Kommunen und staatlichen Einrichtungen. Auch der BUND Naturschutz ist Mitglied im „Bayerischen Bündnis für Toleranz“. Warum ist das für unseren Verband essenziell?

Von Richard Mergner, BN-Landesvorsitzender

Das Bündnis tritt für Toleranz sowie den Schutz von Demokratie und Menschenwürde ein und fördert diese Werte. Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus, die den Einzelnen, die Gesellschaft und den Staat bedrohen, setzt das Bayerische Bündnis für Toleranz durch diese Werte etwas Positives entgegen. Sprecher des Bündnisses ist Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. 

Der BUND Naturschutz hat sich 2018 diesem starken Bündnis angeschlossen, weil wir ein wichtiger zivilgesellschaftlicher Akteur in Bayern sind. Damit stehen wir auch in der Verantwortung, die Demokratie zu schützen. Unsere Erfolge zum Schutz von Natur, Umwelt und Gesundheit sind nur möglich, weil wir Teil einer funktionierenden Demokratie sind. Was wäre unser Engagement ohne Versammlungsfreiheit, Demonstrationsrecht und Pressefreiheit? Was wären wir ohne die Elemente der direkten Demokratie wie Volks- und Bürgerbegehren? Wir wären ein zahnloser Luchs.

In vielen Ländern weltweit, leider auch in Europa, werden engagierte Umweltschützer*innen bedroht oder schikaniert. Auch politische Kräfte am rechten Rand versuchen immer wieder, die Handlungsfähigkeit von Umweltverbänden zu beschneiden und hetzen gegen freie Medien und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Auch deshalb müssen wir uns verstärkt für die Erhaltung der Demokratie einsetzen und uns gegen jede Form von Diskriminierung positionieren.

Dies ergibt sich auch aus der BN-Satzung: „Ein Mitglied, das sich vereinsschädigend verhält, kann vom Verein ausgeschlossen werden. Ebenso kann ein Mitglied ausgeschlossen werden, wenn es rassistische, fremdenfeindliche oder sonst menschenrechtswidrige Auffassungen innerhalb oder außerhalb des Vereins kundgibt oder Mitglied von Organisationen und Parteien ist oder diese unterstützt, die diese Auffassungen vertreten.“

Durch die Mitgliedschaft im Bayerischen Bündnis für Toleranz wie auch mit unserer Umweltbildungsarbeit zeigt der BN, dass Natur- und Umweltschutz untrennbar mit dem Einsatz für eine gerechtere und freie, demokratische und antirassistische Gesellschaft verbunden ist. 


„Starker Konsens für Toleranz“

Das „Bayerische Bündnis für Toleranz“ kam auf Initiative der evangelischen und katholischen Kirche zustande. Wir sprachen mit dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm über die Chancen des Bündnisses.

Natur+Umwelt: Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass ein Umweltschutzverband sich dem Bündnis für Toleranz anschließt?

Bischof Heinrich Bedford-Strohm: Wie andere Mitglieder des Bündnisses ist der BUND Naturschutz eine große Organisation der Bayerischen Zivilgesellschaft mit einem breiten Spektrum von Meinungen. Deswegen gilt für ihn wie für alle anderen Mitgliedsorganisationen: Nur wenn wir sehen, wo wir selbst Teil des Problems sind, können wir auch zur Lösung beitragen. Alle verpflichten wir uns im Bündnis, menschenfeindliche Einstellungen wie etwa Antisemitismus in den eigenen Reihen wahrzunehmen und dagegen die demokratischen Werte setzen, in deren Zentrum die Menschenwürde steht. Viele engagierte Menschen im BUND Naturschutz stehen für diese Werte ein. Sie als Bündnispartner*innen zu haben, ist ein großer Gewinn für das Bündnis.

Wie hat das Bündnis sich bisher entwickelt?

Das Bündnis ist eine absolute Erfolgsgeschichte. Es ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Inzwischen gehören ihm über 80 Organisationen aus der Mitte der bayerischen Zivilgesellschaft an.  Jedes Jahr haben wir ein Jahresthema. Zusammen mit dem Bayerischen Fußballverband haben wir bei vielen Bayernligaspielen auf den Fußballplätzen zusammen mit den Spielern Botschaften gegen Rassismus gesetzt. Mit der Landjugend haben wir die Aktion „Maibaum für Toleranz“ veranstaltet, bei der das Aufrichten des Maibaums mit Beteiligung von Menschen verschiedener Herkünfte mit einer Botschaft für die Menschenwürde verknüpft wurde. Nach antisemitischen Anschlägen haben wir Solidaritätsdemonstrationen veranstaltet. Es wirkt: Der Konsens in der bayerischen Zivilgesellschaft für Toleranz und Menschenwürde ist stark.

Was sind die größten Herausforderungen, denen ein Bündnis für Toleranz und ein friedliches Miteinander begegnet?

Die größte Herausforderung ist der versteckte Antisemitismus und Rassismus in der Mitte der Gesellschaft. Deswegen machen wir Mut, zu widersprechen, wenn das in entsprechenden Äußerungen Ausdruck findet. Solche Reden dürfen nicht salonfähig werden. Wir sind alle gefragt, dagegen Haltung zu zeigen. Die andere große Herausforderung sind die neuen Formen des Rechtsextremismus, die oft in freundlicher Verkleidung kommen. Es sind nicht mehr nur die Leute in schwarzer Kleidung und Springerstiefeln, die auf Nazi-Demos sichtbar mitmarschieren. Heute gibt sich der Rechtsextremismus oft bürgerlich und versucht – etwa anhand des Corona-Themas – anders motivierte Protestbewegungen für sich zu nutzen. Dagegen ist Wachsamkeit geboten. Wer mit Rechtsextremisten gemeinsame Sache macht, ist mitverantwortlich für ihre menschenfeindlichen Aktivitäten. Dagegen setzen wir ein friedliches und tolerantes Miteinander, das die beste Grundlage für ein erfülltes Leben ist.