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Die Moorzerstörung jetzt stoppen!
Massiver Torfabbau, stetige Entwässerung, die land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie Bebauung zerstören unsere Moore. Aber auch Klimaveränderungen und Nährstoffeinträge machen ihnen zu schaffen.
Die Moorzerstörung in Deutschland reicht schon weit in der Geschichte zurück: Zuerst im Kleinen, doch ab dem 18. Jahrhundert im großen Stil, kultivierten die Menschen systematisch ihre Moore. „Moorkultur“ heißt zuallererst und überall: Entwässerung, egal ob für die Landwirtschaft oder die Gewinnung von Torf (Abbau). Gräben und Drainagen werden gelegt, die den Mooren ihre Grundlage – das Wasser – entziehen. Für das Wesen des Moores bedeutet das ein Todesurteil. Schon wenn der Wasserspiegel nur leicht abgesenkt wird, kann ein Moor für immer geschädigt sein.
So entzog der Mensch rund 99 Prozent der einst so weiten Moorlandschaften Deutschlands planvoll das Wasser. Über 60 Prozent unserer Moore gelten heute als stark, 35 Prozent als mäßig und weniger als drei Prozent als schwach entwässert.
Moorentwässerung: Wenn der Moorboden verdurstet
Die Folgen der Moorentwässerung sind gravierend:
- Das Porenvolumen des Torfs verringert sich, da die Poren nicht mehr wassergefüllt sind und somit zusammensinken. Dies führt dazu, dass der Moorboden sackt und die Torfmächtigkeit abnimmt.
- Weil der Torfköper schwindet, kann ein entwässertes Moor kein Wasser mehr speichern und zurückhalten.
- Durch die Sauerstoffzufuhr in den entwässerten Torfköper kommt es zur sogenannten Mineralisierung: Die im Torf gespeicherten organischen Substanzen werden abgebaut und freigesetzt. Nitrat und Phosphat können so ins Grundwasser gelangen und die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen. Außerdem entstehen bei der Mineralisierung klimaschädliche Treibhausgase wie Kohlendioxid und Lachgas, die in die Atmosphäre entweichen und den Klimawandel weiter anheizen. Werden die entwässerten Moorflächen dann noch intensiv landwirtschaftlich genutzt, beschleunigt sich dieser Prozess, was verheerende Auswirkungen auf unser Klima hat.
- Darüber hinaus verändert sich durch die Moorentwässerung die Artenzusammensetzung. Die typischen Tiere und Pflanzen im Moor nehmen ab, weil die an hohe Grundwasserstände angepassten Spezialisten von konkurrenzkräftigeren Allerweltsarten verdrängt werden.
Was veranlasste den Menschen, die einst so unwirtlichen Moore zu entwässern? Gründe hierfür waren:
- Land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen zu gewinnen und
- Torf als Brennstoff, Vieheinstreu und auch heute noch als Pflanzsubstrat (Blumenerde) abzubauen.
Neue Äcker und Viehweiden waren für die zunehmende Bevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert wichtig. Oftmals brannten die Bauern das Moor oberflächlich ab und lebten mehr schlecht als recht von dem, was die Torfasche hergab, zum Beispiel Buchweizen oder anspruchslose Feldfrüchte. Erst mithilfe von Kalk und Mineraldünger lieferte die Bewirtschaftung der Hochmoore ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehr Ertrag. Große Landmaschinen beschleunigten die Zerstörung der Moore im 20. Jahrhundert rapide. Die Not des Zweiten Weltkrieges führte dann dazu, dass auch den letzten intakten Mooren das Wasser abgegraben wurde.
Torfabbau – Moorzerstörung für den Gartenbau
Während die Nutzung von Torf als Brennstoff oder Einstreu für Viehställe heute kein Thema mehr ist, wird in deutschen und sogar in einigen bayerischen Mooren bis heute Torf gewonnen, vor allem als Pflanzensubstrat (Pflanzerde) für den industriellen und hobbymäßigen Gemüse- und Blumenanbau. Und das, obwohl es bereits umweltfreundliche Alternativen für das torffreie Gärtnern gibt.
Der größte Teil der rund zehn Millionen Kubikmeter Torf, die jährlich in Deutschland verbraucht werden, geht in den professionellen Gartenbau. Aber immerhin rund 2,5 Millionen Kubikmeter werden im Hobbybereich verwendet.
Die deutsche Torfindustrie wurde mittlerweile auch im Baltikum und in Russland fündig: Zwei Drittel aller Importe kommen heute aus Estland, Lettland und Litauen. Niedrige Arbeitslöhne und vielfach wirkungslose oder nicht vorhandene Naturschutzvorschriften machen den Torfabbau im Osten zu einem lukrativen Geschäft. Der BUND Naturschutz fordert daher ein sofortiges Verbot des Torfeinsatzes im privaten Bereich. Für den gewerblichen Bereich müssen zügig Alternativen erarbeitet werden.
Spezialisierte Tiere und Pflanzen sind bedroht
Zu den aktiv vom Menschen verursachten Gefährdungen von Mooren kommen noch zwei weitere, indirekt anthropogen (vom Menschen) verursachte Gefahren hinzu:
- Nährstoffeinträge und
- der Klimawandel.
Nicht nur die Kultivierung – eben auch Nährstoffeinträge und der Klimawandel treffen die Moorspezialisten hart: Viele Arten, die an das kühle und nasse Klima sowie die Nährstoffarmut von Hochmooren angepasst sind, droht es zu warm, zu trocken und zu nährstoffreich zu werden. Der Konkurrenzdruck steigt und oft werden die Moorspezialisten durch mineralsalzbedürftigere und nährstoffliebende Arten verdrängt. Die Vegetation ändert sich und am Ende bilden sich Wälder, die nichts mehr mit der ursprünglich anmutenden Landschaft zu tun haben.
Laut Bayerischer Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) führen sinkende Moorwasserspiegel in den bayerischen Hochmooren schon zu deutlich negativen Veränderungen. So dringen Fichten und andere Baumarten mittlerweile immer weiter in Hochmoore vor, während die moortypische und gefährdete Spirke und der Anteil potenziell torfbildender Kraut- und Moosvegetation stetig abnehmen. Die Klimaszenarien für die kommenden 80 oder 90 Jahre lassen weitere negative Veränderungen befürchten. Schon heute stehen mehr als drei Viertel der Pflanzenarten, die in Hochmooren wachsen, auf der Roten Liste.
Mit den Pflanzen ändert sich auch die Tierwelt. Seltene Schmetterlingsarten, Libellen und Käfer könnten für immer verschwinden, wenn die letzten Moore nicht zügig und konsequent geschützt und renaturiert werden.