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- Wildfleisch – nachhaltig und gesund?
Wenn schon Fleisch, dann am besten Wildfleisch
Wer bei seiner Ernährung nicht gänzlich auf Fleisch verzichten möchte, sollte bei Nutztieren zumindest auf eine ökologische Haltung achten. Doch auch hier bleiben für viele Fragen zur artgerechten Haltung und dem Aufwand für Futtermittel offen. Eine gute Alternative zum Bio-Fleisch ist daher Wild aus heimischen Wäldern: Der Bestand an Schwarz-, Rot- und Rehwild ist vielerorts zu hoch für ein ökologisches Gleichgewicht.
Freilebende Wildschweine, Rehe und Hirsche wachsen artgerecht auf und auch der Transport zum Schlachthof bleibt ihnen erspart. Die Tiere ernähren sich natürlich und ihr Fleisch enthält garantiert keine Reste von Antibiotika. Angesichts der Klimakrise braucht unser Wald einen Wandel, weg von Monokulturen, die von Nadelhölzern – insbesondere der Fichte – dominiert werden, hin zu artenreichen Mischbeständen mit gesundem Wild. Dabei spielt die Jagd derzeit eine wichtige Rolle.
Worauf Sie bei Wildfleisch in Bayern achten sollten:
- Ob Reh, Hirsch oder Wildschwein: Kaufen Sie Wildfleisch (Wildbret) aus der Heimat, am besten von einem bekannten Jäger oder Metzger in Ihrer Nähe.
- Lassen Sie sich versichern, dass das Wild mit bleifreier Munition erlegt wurde – am besten nach den Prinzipien des Ökologischen Jagdverbands.
- Erkundigen Sie sich, ob die radioaktive Belastung überprüft wurde: Besonders in den Regionen Bayerischer Wald, südliches Oberbayern und Schwaben sind gerade Wildschweine teilweise nicht zum Verzehr geeignet.
Vorsicht bei Wildfleisch mit Rückständen bleihaltiger Munition
Wildfleisch gilt als unbelastet und gesund. Doch auch beim Kauf von Wildfleisch sollte man genau hinschauen bzw. nachfragen: Wurde das Tier mit bleihaltiger Munition erlegt? Dann nämlich stecken manchmal kleine Bleisplitter im Fleisch. Besonders Schwangere und Familien mit Kindern sollten darauf achten, nur garantiert bleifreies Wildfleisch zu essen (vgl. Bundesamt für Risikobewertung). Kinder reagieren schon auf kleinste Bleibelastungen sehr empfindlich, zudem kann sich das Schwermetall in den Knochen ablagern. Erkundigen Sie sich also auf jeden Fall bei Ihrem Händler, ob das Wildbret "bleifrei" geschossen wurde. Damit helfen Sie auch anderen Arten.
Was ist das Problem von Bleimunition?
Projektile, die als Büchsen- und Schrotmunition von Jägern und Sportschützen eingesetzt werden, enthalten vielfach Blei, um bessere ballistische Eigenschaften zu erreichen. Die Europäische Chemikalienagentur schätzt, dass bis 2022 europaweit knapp 20.000 Tonnen Blei durch Jagd und Fischerei in die Umwelt gelangten – pro Jahr!
Blei ist ein giftiges Schwermetall, das unter anderem Nerven und Nieren schädigt. Beim Verzehr von Wildfleisch werden Aasfresser ebenso wie Menschen durch Bleirückstände belastet. Schwangere und Kinder sollten dieses Risiko komplett meiden. In feucht-nassem Untergrund löst sich Blei besonders leicht und gelangt in die Gewässer.
In Jagdrevieren der bayerischen Staatsforsten und in Feuchtgebieten ist bleifreie Munition mittlerweile EU-weit vorgeschrieben. Umweltverbände wie der BN oder der Ökologische Jagdverband fordern seit langem ein komplettes Verbot bleihaltiger Projektile, doch viele Jäger hegen weiterhin Vorurteile gegen die Alternative.
Mit dem Einsatz bleifreier Munition unterstützen Sie auch den Artenschutz: Die häufigste Todesursache deutscher Greifvögel wie den Seeadlern ist laut Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung die Bleivergiftung durch Reste von Jagdmunition. Die Adler nehmen das Blei auf, indem sie belastetes Aas oder Wildreste fressen, die Jäger zurückließen. Außerdem löst sich das Schwermetall in Uferzonen oder auf Feuchtwiesen besonders stark aus der Munition und gelangt in Oberflächen- sowie schließlich ins Grundwasser – ein vermeidbares Problem, denn es gibt bereits eine große Auswahl bleifreier Patronen. In Feuchtgebieten gilt seit Anfang 2023 ein EU-weites Verbot von bleihaltiger Schrotmunition. Der BN setzt sich darüber hinaus dafür ein, jegliche Bleimunition zu verbieten und die Jagd stärker ökologisch auszurichten.
Radioaktiv belastet: "Strahlende" Wildschweine?
In Wildpilzen, Waldbeeren und Wildfleisch werden in manchen Regionen zum Teil weiterhin sehr hohe Strahlenwerte gemessen, aufgrund ihrer Ernährung sind Wildschweine davon besonders betroffen. Ist die radioaktive Belastung zu hoch, ist ihr Fleisch nicht zum Verzehr freigegeben. In Bayern wurde für Jäger ein Netz von Kontrollstellen eingerichtet, bei denen sie Wildfleisch auf Radioaktivität testen lassen müssen, bevor sie es verkaufen. Damit sollte der Verzehr eigentlich sicher sein. Denn die Bodenbelastung nach dem radioaktiven Fallout der Tschernobyl-Katastrophe sorgt nicht automatisch für belastete Wildschweine. Umgekehrt gibt es auch Wildschweine, deren Strahlenwerte stark erhöht sind, die aber nicht aus stark belasteten Regionen stammen. Die Gründe sind nicht abschließend geklärt.
Lange ging man davon aus, dass Knollen und Wurzeln infolge des Reaktorunglücks von Tschernobyl 1986 strahlten, eine Studie aus dem Jahr 2023 (vgl. Zeit online: Das Geheimnis der radioaktiven Wildschweine) führt die Ursache jedoch auf die Atomtests von USA und Frankreich aus den 1950er- bis 1970er-Jahren zurück. Demnach lagert sich das strahlende Cäsium in Hirschtrüffeln an, die Wildschweine vorwiegend im Winter ausgraben.
Was wir zum Thema Jagd sagen: Infos auf www.bund.net