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Ausstieg Bayerns aus der staatlichen Ernährungsberatung Fehlentscheidung

Bund Naturschutz (BN) warnt vor ernährungsbedingten
Folgekosten im Gesundheitsbereich - schon jetzt 50 Mrd. € Zusatzkosten bundesweit - Ernährungsberatung nicht
"McDonald´s und Co" überlassen

16.12.2003

Als kurzsichtig und falsch bewertet der BN die geplante Auflösung der staatlichen Ernährungsberatungsstellen an den Landratsämtern in Bay-ern, in deren Neuorganisation in den zurückliegenden zwei Jahren viel Arbeit und Geld investiert wurde. Den neuen Service einfach abzubauen wäre ein Schaden für die Gesundheit der Bevölkerung. Neutrale Ernäh-rungsberatung muss auch weiterhin zu den staatlichen Aufgaben in Bayern zählen. Dazu war die bisherige Ausrichtung auf Multiplikatoren-schulungen bei Hebammen, Erzieherinnen, Lehrern und Lehrerinnen sowie Kursen für Eltern und Aufklärung im Rahmen der Gemeinschafts-verpflegung ein sinnvoller erster Anfang. Der BN fordert die Staatsre-gierung deshalb auf, von ihren Abbauplänen Abstand zu nehmen. Der geplante Abbau von über 100 Beamtinnen des höheren Dienstes stellt darüber hinaus einen gravierenden Einschnitt bei hoch qualifizierten Frauenarbeitsplätzen in der bayerischen Staatsverwaltung dar.
Die Investitionen in den Neuaufbau eines eigenen Verbraucherschutz-ministeriums in Bayern (600 Mio. €), verbunden mit dem Abzug der Er-nährungsberatung aus dem Landwirtschaftsministerium in das neue Verbraucherschutzministerium vor zwei Jahren darf jetzt nicht dazu führen, dass elementare Kernbereiche im Verbraucherschutz einfach abgebaut werden. "Die Ernährungsberatung darf in Zukunft nicht Mc-Donald´s und Co überlassen werden", so Hubert Weiger, Landesvorsit-zender des Bundes Naturschutz in Bayern.


Ernährungsabhängige Krankheiten

Von Ernährungsexperten wird immer wieder darauf hingewiesen, dass die Ernährungssituation in Deutschland zu wünschen übrig lässt. Die Deutschen essen zu energiereich (zu viel und zu viel Süßes), zu fett und zu salzig. Dar-aus entstehen Erkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoff-wechselstörungen. Daneben können auch Mangelernährung durch den Ver-zehr zu vieler stark verarbeiteter Lebensmittel wie Fast Food, Auszugsmehle, Süßigkeiten, Konserven und Fertigprodukte entstehen. Diese Erkrankungen zeigen steigende Tendenz, insbesondere auch bei Kindern und Jugendli-chen. Angesichts laufend steigender Kosten im Gesundheitswesen, davon 50 Mrd. € alleine für ernährungsbedingte Folgekosten bundesweit, muss dem Vorsorgeprinzip ein großer Stellenwert eingeräumt werden. Mit der staatlichen Ernährungsberatung wurde in der Vergangenheit der sinnvolle Ansatz verwirklicht, die durch Fehlernährung bedingten Krankheiten durch Multiplikatorenschulung auch bereits im Kinder- und Jugendalter anzugehen. Diese Aufgaben müssen fortgeführt werden. Auch Aufklärung in der Außer-Haus-Verpflegung darf keinesfalls vernachlässigt werden. In den vergange-nen Jahrzehnten hat dieser Bereich erheblich an Bedeutung gewonnen. Etwa 30 Prozent der Lebensmittel nehmen die Deutschen mittlerweile außer Haus, d.h. am Arbeitsplatz, im Restaurant, in Kliniken oder Heimen zu sich.


Ernährungsberatung - Chance für die Landwirtschaft durch den Absatz von Regionalprodukten

Das Wissen um die Zubereitung von frischen Lebensmitteln, ausgewählt nach saisonalen Kriterien, Aufklärung über den Verzehr von Frischkost und die Verwendung vollwertiger Zutaten aus regionaler Produktion oder Schul-milchinitiativen sollten in Bayern eine selbstverständliche staatliche Aufgabe bleiben, um den Absatz der heimischen Landwirtschaft zu unterstützen. Ein Schwerpunkt sollte bei dieser Aufklärungsarbeit in Zukunft auf Premium Pro-dukte gelegt werden, zu denen auch die Biolebensmittel zählen.

Um das Grundwissen in der Bevölkerung für gesunde Ernährung nachhaltig zu verbessern und damit auch ernährungsbedingte Krankheiten zu minimie-ren und deren Folgekosten einzusparen, fordert der BN:

 Ausbau der staatlichen Ernährungsberatung statt deren Abbau
 Ernährung als Unterrichtsfach an allen Schulen
 Ernährungsfortbildung für Erzieherinnen und Eltern
 Mehr Aufklärungsarbeit über gesunde Ernährung in der Gemein-schaftsverpflegung
 Mehr Forschungsgelder für Untersuchungen zum gesundheitlichen Nutzen von Bioprodukten