B 26n in Unterfranken zählt zu den natur- und klimaschädlichsten Bundesstraßenprojekten
Trotz der zwingenden Notwendigkeit, die Treibhausgase des Verkehrs massiv zu reduzieren, die Biodiversität zu schützen und endlich die Mobilität der Zukunft zu gestalten, hält die aktuelle Bundesregierung an ihrem Straßenbau-Maximalprogramm fest. Mit dem „Desaster im Dutzend“ zeigt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an zwölf Autobahnen und autobahnähnlichen Bundesstraßen-projekten, wie Kosten deutlich zu niedrig angesetzt, europäisches Umweltrecht ausgehebelt sowie faire Öffentlichkeitsbeteiligung und Alternativenprüfung verweigert werden. In allen Fällen sind kostengünstige, umweltschonende und schnell umzusetzende Alternativen zum Bau dieser Straßenprojekte möglich. Zu diesen bundesweit besonders umweltschädlichen Ausbauprojekten zählt auch die B 26n - ein Dinosaurier unter den Straßenplanungen.Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern: „Wir müssen die Mobilitätswende sofort angehen. Diese und weitere überdimensionierte, überteuerte und umweltschädliche Projekte müssen sofort aus allen Plänen gestrichen werden.“
Über 1.000 Bundesfernstraßen, also Autobahnen und Bundesstraßen, mit allein 850 neuen Kilometern Autobahn, will die Bundesregierung bis zum Jahr 2030 bauen. Damit würden die CO2-Emissionen steigen, 170 Natura-2000-Gebiete – die höchste europäische Schutzkategorie – erheblich beeinträchtigt und die Mobilitätswende verhindert werden. Das Klimaschutzgesetz von 2019 verlangt, die Treibhausgasemissionen im Verkehr bis 2030 um 42 Prozent zu reduzieren. „Dafür braucht es einen sofortigen Neubaustopp und ein Moratorium für die Planung großer Straßenbauprojekte. Das eingesparte Geld muss in Erhalt und Ausbau der Schiene und den lokalen ÖPNV investiert werden, um Personen- und Güterverkehr klimafreundlich zu verlagern. Nur so ist die dringend nötige Mobilitätswende zu schaffen“, fordert Erwin Scheiner, stellvertretender Sprecher des BUND-Arbeitskreises Verkehr.
Teil dieser umweltschädlichen Verkehrspolitik ist die Neuplanung B 26n, quer durch landschaftlich und naturschutzfachlich wertvollste Gebiete in den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg und einem Flächenverbrauch von rund 216 Hektar. „Rund 50 Hektar Wald, der durch die Klimakrise ohnehin schon massiv beeinträchtigt ist, müssten gerodet werden. Zahlreiche Wasserschutzgebiete, wie das Schutzgebiet „Brunnen“ im Werntal bei Karlstadt-Stetten oder das „Zellinger Becken“, sind gefährdet“, beschreibt Steffen Jodl, Regionalreferent für Unterfranken die Auswirkung der rund 43 Kilometer langen Trasse der B 26n. Für den ersten Bauabschnitt um Arnstein wird wohl schon im Sommer das Planfeststellungsverfahren beginnen. Den Bewohnerinnen und Bewohnern im Werntal verspricht man eine Entlastung vom Durchgangsverkehr, verschweigt aber, dass mit dem Festhalten an dieser archaischen Planung kleinräumige Verkehrslösungen verhindert werden und neuer Verkehr induziert wird, der sich gerade in den Raum Lohr und die Fränkische Platte ergießen wird.
Diese Straßenplanung ist in Unterfranken aber nur die Spitze des Eisbergs: Für den Ausbau der B 469 bei Aschaffenburg müssten weitere 14 Hektar Wald gerodet, Grundwasser abgesenkt und ausgeleitet werden. Dies wiegt in der zunehmend trockenen Region besonders schwer. Für ganz Unterfranken hat sich die Grundwasserneubildung um über 26 Prozent (!) verringert, vergleicht man das langjährige Mittel der Jahre 1970 bis 2000 mit dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019.
Im Landkreis Würzburg würden mit der Umgehungsstraße Giebelstadt (B 19) rund 44 Hektar landwirtschaftlich wertvollste Böden verloren gehen, die auch Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Feldhamsters und zahlreicher weiterer Offenlandarten wie Feldlerche und Rebhuhn sind. Dabei gibt es auch hier Alternativen mit geringeren Auswirkungen auf Natur und Umwelt.
Für den BUND und dem BUND Naturschutz ist daher klar:
„Wer die verkehrspolitischen Probleme langfristig lösen will, wird das nur mit einer integrierten Verkehrs- und Mobilitätsplanung sowie einer verkehrssparenden Raum- und Stadtentwicklung schaffen. Mit anderen Worten: mit einer nachhaltigen Mobilitätspolitik.“
Mehr Informationen:
Die BUND-Broschüre „Desaster im Dutzend“ finden sie unter:
https://www.bund.net/themen/mobilitaet/infrastruktur/fernstrassen/desaster-im-dutzend/
An zwölf Bundesfernstraßenneubauprojekten zeigt der BUND auf, welche grundsätzlichen Mängel sich durch einen großen Teil der im Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgeführten 1.360 Fernstraßenprojekte ziehen.
Die Broschüre enthält Erläuterungen zu folgenden 12 Projekten:
- A20, Bad-Segeberg – Hamburg
- B96n, Neubrandenburg – Oranienburg
- A39, Lüneburg – Wolfsburg
- B190n, durch Niedersachsen und Sachsen-Anhalt
- A46, Hemer – Neheim
- A3, Ausbau am AK Hilden
- A553, neue Rheinspange südlich von Köln
- A100, Stadtautobahn Berlin
- B10, durch das Biosphärenreservat Pfälzerwald
- A98, Rheinfelden
- B26n, Main-Spessart-Würzburg
- B15n Landshut – Rosenheim
Für Rückfragen:
Steffen Jodl
BUND Naturschutz in Bayern e.V., Regionalreferent Unterfranken
E-Mail: steffen.jodl@bund-naturschutz.de, Mobil: 0160/5611341
Dr. Werner Reh
Sprecher BUND-AK VerkehrE-Mail:
w.reh@bund.net, Mobil: 0176-45719292