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Tiere und Pflanzen

Bioanbau durch Gentechnik bedroht

BN fordert dauerhaften Gentechnikanbaustopp als wirksame Kostenbremse –

Protestaktion bei FDP –Aschermittwochskundgebung geplant

 

12.02.2010

„Biolebensmittel zu kaufen ist eine Investition in eine zukunftsfähige Lebensmittelerzeugung, die die Artenvielfalt stärkt und unnötige Risiken für die Umwelt vermeiden hilft, so Hubert Weiger, BN Landesvorsitzender, anlässlich der bevorstehenden Weltleitmesse für Biolebensmittel, der Biofach, in Nürnberg. Die Ökounternehmen und Biolandwirte, die mit geringem Energieeinsatz hochwertige Nahrung erzeugen, verdienten besonderen Schutz und Förderung durch die Politik.

 

Als Sofortmaßnahmen forderte Weiger von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, der Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen zum kommerziellen Anbau in Deutschland eine klare Absage zu erteilen. Dies betreffe vor allem den von Monsanto bei der EU zur Wiederzulassung für den kommerziellen Anbau beantragten gentechnisch veränderten insektengiftigen Mais Mon 810 und die gentechnisch veränderte Kartoffel Amflora.

„Es sei unverantwortlich, so Weiger, dass Schwarz-Gelb den Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffel Amflora unterstütze. Mit der Nennung dieses Namens habe es erstmals ein konkretes Unternehmensprodukt - in diesem Falle vom Chemieunternehmen BASF - in den Koalitionsvertrag einer Bundesregierung geschafft. Dies zeige, wohin die Reise gehe: die Absatzinteressen der Industrie, in diesem Falle der Gentechnik- und Agroindustrie, bekämen Vorrang, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz blieben auf der Strecke.

 

Außerdem müsse Aigner die Weichen bei der anstehenden EU Agrarreform endlich zu Gunsten nachhaltiger Landwirtschaftssysteme stellen. „Wer in Zukunft Biolandbau betreibt, die Artenvielfalt und Lebensräume sichern hilft, ohne Gentechnik und Nitratüberschüsse wirtschaftet und sauberes Trinkwasser sichert, soll für diese Leistungen auch weiterhin honoriert werden, so Weiger, und weiter: „Industrielle Landwirtschaftsformen, durch die zu Lasten der Allgemeinheit Biodiversität vernichtet oder Massentierhaltung betrieben werde, dürften keinesfalls mehr gefördert werden. Deswegen müsse das bisherige EU-Subventionssystem ab 2014 zugunsten einer Förderung nach sozialen und ökologischen Kriterien umgebaut werden.“

Bündnisse in der Metropolregion für gentechnikfreie Landwirtschaft

 

Nein zum MON 810 Mais und zur gentechnisch veränderten Kartoffel sagen auch die Bündnisse gegen Agrogentechnik, die es in Mittelfranken und angrenzenden Landkreisen schon flächendeckend gibt. „Wir werden uns in den nächsten Monaten wieder mit öffentlichen Aktionen zu Wort melden“, so Andrea Dornisch vom Bündnis in Roth und Schwabach, die ankündigte „gegen den Filz zwischen Konzernen und Zulassungsbehörden in Deutschland und der EU zu mobilisieren. Dazu werde u.a. der Gentechnikkritiker Jörg Bergstedt zu Vorträgen eingeladen.“

In vielen Bündnissen in der Metropolregion ging es in den vergangenen Wochen um die Planung von Aktionen für 2010. Verschiedenste Vorhaben sind geplant: von Vorträgen und Informationsveranstaltungen, über Filmvorführungen bis zu Demonstrationen und Infoständen. Percy Schmeiser, kanadischer Landwirt, der von seinem Rechtsstreit mit Monsanto berichtet, wird im Frühsommer in Fürth und Ingolstadt referieren, die Berliner Tierärztin Dr. Anita Idel, die am Weltagrarbericht mitgearbeitet hat, kommt nach Neumarkt und Neustadt/Aisch.

 

Starken Widerstand gibt es im Landkreis Kitzingen gegen die geplanten Freisetzungen mit gentechnisch verändertem Mais der Firma Pioneer. Derzeit werden vom dortigen Aktionsbündnis Einwendungen gesammelt.

 

Auch gegen die verbraucherfeindliche Politik der FDP, die den Gentechnikanbau forcieren möchte, gibt es Widerstand. „Wir werden bei der Aschermittwochskundgebung der FDP in Straubing am 17. Februar gemeinsam mit Bauern, Verbrauchern und dem dortigen Bündnis Zivilcourage demonstrieren, so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin.

Außerdem sind  kreative Aktionen geplant, um auf Lebensmittel „ohne Gentechnik“ aufmerksam zu machen, so Andrea Dornisch. „Nur wenn die Verbraucher den Unterschied kennen zwischen Milch von Kühen, die gentechnisch verändertes Futter, z. B. RR-Soja, bekommen haben und Milch von Kühen, die mit regionalem Wiesenfutter oder mit Biofutter ernährt wurden, sind sie auch bereit, den erforderlichen fairen Preis zu bezahlen. Dazu wollen wir mit einer Infokampagne beitragen.“

 

 

Biomarkt und konventionelle gentechnikfreie Märkte mit Zusatzkosten belastet

 

Nach wie vor liegen Biolebensmittel im Trend, der Umsatz liegt nach Angaben des BÖLW bei 5,85 Mrd. € in Deutschland, das entspricht ca. 3,5% des gesamten Lebensmittelumsatzes in Deutschland, wobei der Biofachhandel 2009 um ca. 4 % zulegen konnte. Die gesamte Branche ist jedoch durch Zusatzkosten für die Sicherstellung der gentechnikfreien Produktion belastet.

 

Die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen in einigen großen Agrarstaaten, wie USA und Kanada und die laxe Zulassungspolitik der EU, die den Import einer ganzen Reihe gentechnisch veränderter Pflanzen als Nahrungs- und Futtermittel ermöglicht, führt zu hohen Aufwendungen bei konventionell und ökologisch wirtschaftenden Landwirten und Unternehmen, die die Wahlfreiheit der Verbraucher für gentechnikfrei erzeugte Lebensmittel sicherstellen wollen.

 

Auf der Ebene der landwirtschaftlichen Produktion müssen gentechnikfreie Saatguterzeugung, Anbau und Warenstromsicherung sichergestellt werden, bei Herstellern und Händler fallen Kosten für Warentrennung, Zertifizierung, Lagerung, Verarbeitung und Transport an. Hinzu kommen die Kosten der staatlichen Lebensmittelüberwachung für Kontrollen von Saatgut, Lebens- und Futtermitteln und die entsprechenden Analysekosten.

Nach Schätzungen von Experten, die der Gentechnikindustrie nahe stehen, könnten sich die Kosten für Systeme zum Erhalt der gentechnikfreien Lebensmittelproduktion bei Mais und Soja in Europa und Japan auf einen Betrag von über 100 Millionen US Dollar /Jahr belaufen. Eine exemplarische Befragung von Unternehmen in Deutschland (Schadensbericht Gentechnik, BÖLW, 2009) ergab als Kosten für die technische Qualitätssicherung zwischen 2.500 und 50.000 € an, hinzu kommen noch die Mehrkosten bei den Zulieferern.

 

„Das Verursacherprinzip ist bei der Agrogentechnik auf den Kopf gestellt worden“, so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin, „denn die Gentechnikkonzerne müssen nach derzeitiger Rechtslage für die Vermeidungskosten derjenigen, die gentechnikfrei produzieren wollen, nicht aufkommen. Lediglich Rückrufkosten bei Kontaminationsfällen gehen zu Lasten der Gentechnikhersteller. Wir fordern deshalb einen dauerhaften Anbaustopp in Europa für gentechnisch veränderte Pflanzen, da die Risiken der Agrogentechnik für Mensch, Tier und Natur nicht sicher ausgeschlossen werden können. Forschung kann in der Pflanzenzüchtung mit modernen Gendiagnoseverfahren (smart breeding) und sicheren konventionellen Züchtungsverfahren fortgeführt werden. Eine auf konventionellem Weg gezüchtete stärkeveränderte Kartoffel und eine maiswurzelbohrerresistente Maislinie zeigen, dass sich Deutschland und Europa in der konventionellen, effizienten und sicheren Züchtung profilieren können und sich das von den Gentechnikkonzernen und manchen Politikern genutzte Wort des „Abkoppelns vom Fortschritt“, wenn nicht weiter im Bereich der Agrogentechnik geforscht werde, als plumpe Interessenspolitik entlarvt.“

 

 

Für Rückfragen:

 

Marion Ruppaner, BN Landwirtschaftsreferentin

Tel. 0911-81878-20